Praxistest

Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi 900

7.2.2011 von Christine Tantschinez

Die neue Komplett-Anlage Philips MCi900 (1000 Euro) mit den eigenwilligen SoundSphere-Boxen will komfortables Netzwerk mit echtem HiFi verbinden.

ca. 4:45 Min
Testbericht
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Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi 900
Netzwerk-Komplettanlage Philips MCI 900
© Herbert Härle

Wetten, Sie haben auch einen daheim? Einen Philips. Vielleicht die Glühbirne in der Nachtischlampe, die Batterien in der Fernbedienung, die elektrische Zahnbürste oder einen Küchenmixer? Kaum eine andere Marke ist weltweit so präsent im Haushalt. Selbst, wenn außen nicht der  bekannte Philips-Schriftzug prangt, in vielen CD- und DVD-Playern dieser Welt stecken Laufwerke, Halbleiter (von der Tochter NXP) oder andere Erfindungen aus dem umtriebigen Hause. Ganz zu schweigen von der Audio-CD selbst, der DVD oder der Blu-ray Disc.


Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi900
Sandwich: Schaltendstufen-Verstärker samt Display und Player sitzen aufeinander, verbunden durch ein Spezialkabel an der Rückseite. Das Farb-LCD kann viel, stellt aber keine Filme dar.
© Hersteller

Am Anfang war Streamium

Auch beim HiFi-Netzwerk war Philips schon sehr früh tonangebend. In einer Zeit, in der die meisten HiFi-Hersteller den Computer noch als den Erz-Feind guter Musik betrachteten und höchstens zur Datenverarbeitung nutzten, bastelten die Niederländer schon fleissig an der Verbindung der Unterhaltungs- mit der Informationstechnologie.

2002 brachte Philips das erste Micro-HiFi-System der Welt mit Ethernetzugang heraus, im Stile eines aufgedonnerten Ghettoblasters, das Musik aus verschiedenen Internetmusikdiensten und MP3-Dateien vom PC spielte. Der Beiname des MCi200 - Streamium - kennzeichnete fortan jedes netzwerkfähige Gerät, dass die Produktionshallen verließ.

Schade nur, dass die intelligenten Streamiums bei HiFi-Freunden keinen allzuguten Ruf genossen. Zu quietschbunt oft die Optik, zu allgemein der Klang. Vielleicht waren die Netzwerk-Produkte ihrer Zeit auch zu weit voraus. 2004 wandte sich Philips neuen Entwicklungsfeldern zu, und die bisherige Netzwerk-Abteilung spaltete sich als Dienstleister unter dem Namen "StreamUnlimited" ab. Dort werden seit dem verschiedenste  Plattformen für Audio- und Video-Streaming gefertigt - auch für Philips.

Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi900
Töner am Spieß: Das Prinzip der Punktschallquelle in einer Kompaktbox - das erfordert auch optisch ganz neue Wege.
© Hersteller

So bekam auch der neueste Streamium-Streich aus Eindhoven, die Komplett-Anlage MCi900, ihre Netzwerktalente dort  maßgeschneidert. Großartig beworben werden diese von Philips aber nicht mehr. Ja gut, es ist eine Anlage, die per Ethernet oder drahtlos mit jedem lokalen Netzwerk und dem Internet kommunizieren kann. Und zwar so unkompliziert, dass nach dem Einstecken des Netzwerkkabels der stolze Besitzer eigentlich nur die nacheinander abfolgenden Schritte mit einem Tastendruck auf der übersichtlichen Fernbedienung bestätigen muss, bis die Verbindung zum Router steht.

Präsentiert wird ihm diese Anleitung übrigens nicht etwa auf einem monochromomen Matrix-Display, sondern auf einem vollfarbigen Leuchtkristallschirm, mit ausreichend Schriftgröße, um auch von Bett oder Sofa den Initialisierungsvorgang auszuführen. Auch kann dieser Bildschirm Fotos von einem im Netzwerk vorhandenen Server in einer Dia-Show aneinanderreihen und auch die passenden Cover zur gespielten Musik zeigen. Voraussetzung dazu ist nur ein fähiger UPnP-Server und die korrekt mit allen Informationen ausgestattete (getaggte) Musikdatei. Sollte der Philips mal ein Cover verweigern, liegt es meist nicht am Streamium selbst, sondern an der Serversoftware, die bei einigen Formaten wie Flac mit Bildern nicht viel anzufangen weiß.

Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi900
Die goldenen Boxenklemmen sehen zwar schick aus, sind aber für Bananen-Stecker eher ungeeignet. Die USB-Platte mit 160 Gigabyte Fassungsvermögen ist im Lieferumfang enthalten.
© Archiv

Wer keinen Server hat oder seine digitale Musiksammlung bislang nur auf dem PC hortete, diesen aber ungern als stromfressenden Liederlieferanten nutzen will, schnappt sich einfach die im Lieferumfang beiliegende USB-Platte mit 160 Gigabyte Fassungsvermögen, kopiert darauf seine Mediathek und schließt diese an den USB-Port des Philips an. Anschließend legt sich die MCi900 eine Art Landkarte aller darauf befindlichen Daten an, weiß Musik von Bildern zu unterscheiden, und bietet fortan per Taste "HDD" schnellen Zugang zu den digitalen Schätzen. Dank dieser Lösung schlägt Philips gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens veraltet eine externe USB-Platte nicht, man kann sie schneller und komfortabler tauschen als eine interne Hard Disc. Und zweitens umgeht man so die unangenehmen Auflagen der Musikindustrie, die am liebsten jeden Zugang zu digitaler Musik auf fest verbauten Festplatten sperrt. Für den Inhalt der USB-Platte ist der Besiter ganz allein verantwortlich, die MCi900 spielt nur artig ab (solange nicht DRM-geschützt) und stellt keine Fragen.

Auffällig gut

Natürlich entfällt so ein Element des klassischen Musikservers: Selbständig Rippen vermag der Philips nicht. Wer sich für das Streamium-Modell entscheidet, muss schon mal eine CD am Computer in Musikdateien verwandelt haben. Nichtsdestotrotz  gibt es ein Laufwerk für Audio-CDs, und sogar DVDs werden wiedergeben. Und deren Inhalt sogar per HDMI auf die heute obligatorische HD-Auflösung von 1080 Pixeln im Vollbild aufgerechnet. Und doch, trotz dieser ganzen Fähigkeiten: Bei Philips preist man die Streamium MCi900 mit Betonung ganz anderer Talente an. Denn diesmal haben sich die Ingenieure in den Kopf gesetzt, auch klanglich wieder Maßstäbe zu setzen. Anstatt dem eigenwillig geformten Hauptgerät mit Laufwerk unten und Schaltendstufen oben die ewig gleichen Kompaktböxchen zur Seite zu stellen, tüftelte man die letzten sieben Jahren emsig an einem ausgefalleneren Konzept.

Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi900
Der Frequenzgang der SoundSphere verläuft überzeugend linear, mit leichtem Bassabfall.
© Archiv

Die Akustikabteilung in Belgien träumte von der perfekten Zweiwegebox mit Hochton-Punktschallquelle. Das Projekt "SoundSphere" nahm seinen Lauf - und findet nun seinen marktreifen Höhepunkt in den ungewöhnlichen Philips-Boxen, mit einem schräg nach oben strahlenden Mitteltiefton-Woofer und einem darüber schwebenden Seidenkalottenhochtöner. Der Woofer sitzt dazu nicht nur aus optischen Gründen in einem Gehäuse aus extrudierten Aluminium: Das gewählte Material soll eine optimale Wellenausbreitung im Gehäuseinneren ermöglichen - und so trotz kompakter Ausmaße noch viel Bassvolumen erzeugen.

Netzwerk-Komplettanlage Philips MCi900
Die Schaltendstufen bewegen nicht die Welt, sind aber für die hochohmigen Boxen absolut ausreichend. (AK 44)
© Archiv

Allein für das mutige Äußere gebührt Philips Respekt - und für die konsequente Umsetzung des schwierigen Konzepts erst recht. Wer es optisch nicht ganz so gewagt haben will, kann den Woofern mit der passenden Abdeckung die kuriose Form nehmen; die Hochtonkalotte allerdings hängt immer noch am Schwanenhals wie ein nostalgisches Mikrofon. Das muss man mögen, genauso wie den eher dezent gehaltenen Tiefton (trotz Aluminiumgehäuse) und die verhaltene Pegelfestigkeit.

Alles andere aber verblüfft mit seiner gelungenen Harmonie: das ansprechende Timing genauso wie das zwar kleine, aber ausgesprochen homogene Stereo-Abbild. Zwar kann eine Aktiv-Box wie die Epoz AktiMate Maxi (AUDIO 06/10) allein schon durch ihr Volumen viel mehr Grundton aufbauen und dringt tiefer und gerne auch lauter in den Raum vor. Dafür schafft es die SoundSphere, mit einer spielerischen Eleganz die Musik festzuhalten, sie eben nicht in tiefe und hohe Frequenzen zu unterteilen, sondern als eine selbstverständliche, in sich stimmige Einheit zu servieren. Vielleicht ist die Philips-Punktschalllösung nicht die perfekte Box, aber für ein Komplettsystem fast schon überdimensional gut. Und wer ihr einige Zeit lauscht, erliegt bald ihrem besonderen Charme. Zusammen mit dem gelungenen Player (der außer der nahtlosen Wiedergabe zusammenhängender Musikstücke und dem fehlenden schnellen Vorlauf fast alle Netzwerkfähigkeiten beherrscht), der durchdachten Bedienung und dem ausgefallenen Design ist die MCi900 zweifellos das bislang beste Streamium-Paket.

Fazit

Philips meldet sich zurück in der HiFi-Welt. Mit einer echten HiFi-Streamium-Anlage: ungewöhnliche Technik, gewagte Optik, neues Material. Und doch mit den bewährten Netzwerk-Tugenden, die den Kunden niemals ratlos oder irritiert zurücklassen, sondern ihm Einstieg und Orientierung in der Musiknetzwelt so einfach wie möglich machen. Das ist eindeutig der richtige Weg.

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