Stereo-Kombi 2.0

Naim Zwei im Test

25.7.2013 von Christine Tantschinez

Gestatten, die brandheiße Kombo aus England namens DAC-V1 und NAP100. Sie treten als topmodernes Wandler-Vor-Endstufen-Duo auf, beherrschen digitalen Spielarten und folgen doch einer alten Tradition.

ca. 4:40 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Naim Dac-V1 & Nap 100
Naim Dac-V1 & Nap 100
© Hersteller / Archiv

Pro

  • Kraftvoll, souverän, sehr musikalischrhytmisch.
  • bei dem Preis nichts zu meckern
  • Verbindet Musikalität mit hoher Auflösung

Contra

  • keine XLR-Ausgänge

Fazit

Naim legt den Klassiker der Vor-Endstufen-Kombi neu auf. Das Format orientiert sich an alter Tradition, aber auch modernen Ansprüchen. In der Wandler-Vorstufe DAC -V1 finden nun auch die Computer-Audiophilen einen passenden Naim-Partner. Die Endstufe spielt die berühmte Faust aufs Auge und verdient den Kauftipp!


Die meisten Betrachter werden die handliche Kartongröße der neuesten Naim-Protagonisten als praktisch bewerten - wenn die Dame des Hauses zugegen ist, könnte womöglich auch das verpönte Wort "süß" fallen. Und natürlich ist das schmale Format der Geräte wohltuend platzsparend, nehmen sie doch nebeneinander gestellt etwa genau so viel Platz ein wie ein herkömmlich breites HiFi-Gerät. Schon der Unitiqute, der kompakte All-in-One-Player von Naim, konnte mit seinen Mini-Maßen das Publikum überzeugen.

Einem USB-Wandler wie dem DAC-V1, der auch mal in erreichbarer Nähe zu einem PC Platz finden muss, steht das Schreibtisch-kompatible Design umso mehr. Allerdings ist das Format keine Erscheinung der Neuzeit bei Naim, im Gegenteil. Die Engländer schufen schon zu Beginn ihres mittlerweile 44jährigen Bestehens gerne Endstufen und passende Vorverstärker in genau diesen Maßen - man google nur einmal Produkte wie NAP 110 oder NAC 42, die in ihrer Blütezeit von Anfang bis Ende der Achtziger als schwarze HiFi-Brikketts im Gussgehäuse reihenweise Fans gewannen.

So betrachtet geht das Duo aus Wandler-Vorverstärker DAC-V1 und Endstufe NAP 100 lediglich zurück zu seinen Wurzeln und ist die moderne Interpretation eines Klassikers. Nur wo früher der Plattenspieler ganz selbstverständlich Anschluss fand, vielleicht noch neben einem Analogtuner, steht beim DAC-V1 die digitale Welt im Mittelpunkt - und zum ersten Mal bei Naim auch konsequent der Computer.

Freilich sind sie ein bisschen eleganter designt als die Ur-Kisten und das Naim-Logo wird schon lange nicht mehr aufgedruckt, sondern feierlich grün beleuchtet. Beim D/A-Wandler dient es sogar als raffiniert getarnte Mute-Taste. Auf ein externes Aufrüst-Netzteil im Stile des HiCap muss man verzichten, welches zwar optisch hervorragend passen würde, aber allein verbindungstechnisch gar nicht mehr vorgesehen ist. Das vierpolige DIN-Kabel als Nabelschnur zwischen Naim Vor- und Endverstärker liegt natürlich nach wie vor bei; als Aus- beziehungsweise Eingangs-Alternative für nicht-Naimler dienen Cinch-Buchsen.

USB-Wandler DAC-V1

Der Wandler bietet ein sehr kontraststarkes, grün-auf-sattschwarz projizierendes OLED-Display, das gewählten Digital-Eingang sowie eintreffende Samplefrequenz anzeigt. Diese könnte via S/PDIF bis zu 192kHz, über USB bis zu 384kHz hinaufreichen, sollte man DXDDateien in Master-Studio-Qualität sein Eigen nennen können. Überhaupt legt der Naim DAC-V1 viel Wert auf die richtige Behandlung der USB-Signale, setzt natürlich auf den asynchronen Übertragungsmodus (der die unzuverlässige Computertaktung links liegen lässt).

Den dafür nötigen USB-Controller ließ sich Naim sogar eigens konfektionieren, statt auf eine Lösung von der Stange zu setzen. Ebenso konsequent vermieden die Entwickler jegliche Berührungspunkte mit der normalerweise im USB-Kabel mitreisenden 5-Volt-Spannung, die von manchen Chips als Energiequelle genutzt wird, potentiell aber enorm stört.

Kaufberatung: Die besten Standboxen bis 1.500 Euro

Sorgfalt lässt Naim freilich auch allen anderen Digitalsignalen zukommen. Ein Sharc-DSP von Analog Devices wird eigens (ähnlich wie im großen, 3000 Euro teuren Naim DAC) für das Oversampling, die Digitalfilterung und Jitterbekämpfung eingesetzt. Dazu buffert er die eintreffenden S/PDIF-Signale und generiert mit Hilfe zweier spannungsregulierter Oszillatoren (eine Clock kümmert sich um die Frequenzen der 44,1kHz- Sippe, die andere um alle Mehrfache der 48kHz-Familie) einen passenden synchronen Wandlertakt für den PCM1791 von Burr Brown, anstatt sich von den Zeitschwankungen der S/PDIF-Übertragung verschaukeln zu lassen. Danach geht es weiter kanalgetrennt und analog (aber digital kontrolliert) lautstärkegeregelt zu den Analogausgängen, wahlweise über die Class-A-Verstärkerstufe zur Kopfhörerbuchse. Soll der DAC ungeregelt an einer Vorstufe spielen, sind die Ausgänge auf Fixpegel schaltbar.

Überhaupt kann man im Menü des kompakten Wandlers noch so einige hilfreiche Features finden, vom kompletten Abschalten des Displays bis zur Steuerung der PC-Lautstärke via USB. Bei der USB-Verbindung liegen klangliche Stolperfallen gerne auch im Betriebssystem des Rechners oder der Abspielsoftware selbst. Der ebenfalls im Menü wählbare "Bit Perfect" Test kann sicherstellen, dass der Rechner die Daten schon ordentlich an den Naim weiterreicht - mit downloadbaren Testdateien von der Webseite und der entsprechenden Funktionsprüfung auf dem DAC.

Liefert der Computer die Signale korrekt, zaubert der Naim DAC-V1 daraus körperhaft vollmundige, rhythmisch mitreissende und dennoch in der Auflösung schier unbegrenzte Musik. Sogar der sehr präzise und ungemein tief staffelnde M2Tech Young (AUDIO 4/11, 1100 Euro) musste sich angesichts ähnlicher Detailfülle, aber deutlich geschmeidigerem und lebhafteren Ausdrucks dem Naim geschlagen geben. Und dabei trat der DAC nur als Solo-Künstler, ohne seinen kongenialen Partner NAP 100 auf.

Endstufe NAP-100

Der kompakte Endverstärker hat es nämlich ebenso faustdick unter dem Gussgehäuse. Gespeist von einem stattlichen Ringkerntrafo, liefert er ermittelte 83 Watt an 4, 57 Watt an 8 Ohm Musikleistung - konstant selbst an zickigen, mit Phasendrehungen und Impedanzschwankungen drohenden Lautsprecherdiven. Furchtlos stellte sich der kleine Engländer im Hörraum also nicht nur der gewaltigen Arbeits- und Testbox KEF Reference 207/2, sondern auch seinen Gegnern.

Dem Musical Fidelity M1 PWR beispielsweise, optisch und preislich in einer ähnlichen Liga agierend. Der Londoner spielte erwartungsgemäß punchig und herzhaft, atmosphärisch dicht und spannend. Die Naim-Endstufe aus Salisbury hatte im englischen Duell aber mit viel Ausdruck, weitgefächerter Bühne und einer Portion mehr Eleganz und Schimmer die Nase vorn. Sogar so weit vorn, dass sie im nächsten Duell sogar ihre große Schwester NAP 155 XS in Verlegenheit brachte.

Besonders im Verbund mit der Wandler-Vorstufe spielte sich die NAP 100 in die Herzen der Tester - wenn Musik so dynamisch-kraftvoll, aber hörbar kontrolliert fließt, Füße im Takt mitwippen und man keine große Lust verspürt, diese fulminante Darbietung zu unterbrechen, dann stimmt die Mischung einfach. Eine lange Naim-Tradition, die auch die modernste Kombi pflichtbewusst fortführt.

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