Testbericht
NAD C 390DD im Test
Verstärker, die digitale Audiosignale verarbeiten, gibt's etliche - aber nur wenige werkeln vom Ein- bis zum Ausgang durchweg digital - wie der NAD C 390DD.
Mit ihrem stolzen Alter von rund 90 Jahren hat die analoge Verstärkertechnik mittlerweile einen Stand erreicht, bei dem man durchaus von "nahezu vollständig durchentwickelt" sprechen kann. Das bedeutet natürlich nicht, dass in diesem Bereich keine klanglichen Verbesserungen mehr möglich wären - so könnten bespielsweise Halbleiter mit linearerem Kennlinienverlauf einen einfacheren und damit klangneutraleren Schaltungsaufbau erlauben.
In diesem Metier kennt sich wohl kaum jemand besser aus als der multinationale HiFi-Hersteller NAD, der sich seit Beginn der 1980er Jahre besonders in den bezahlbaren Preisklassen immer wieder als Analogverstärker-Spezialist profiliert hat. Analog keinesfalls allein des Prinzips wegen - vielmehr, weil die meisten Programmquellen ihre Tonsignale ohnehin auf analogem Wege ausgeben - beziehungsweise bislang ausgaben. Und da war es so konsequent wie klanglich sinnvoll, bei der Leistungsverstärkung ebenfalls auf der analogen Ebene zu bleiben.
Das Bild hat sich aber gewandelt. Heutzutage überwiegen mehr und mehr die digitalen Tonquellen, die in der Regel auch über entsprechend binäre Signalausgänge verfügen. Daher ist es mittlerweile äußerst verlockend, den gesamten Verstärkungsvorgang auf der digitalen Ebene durchzuführen - sparen sich doch die Entwickler auf diese Weise elegant den klanglichen Flaschenhals der ansonsten notwendigen D/A-Wandlung.
NAD C 390DD: Aufbau
Insofern ist der 2500 Euro teure, optisch sehr aufgeräumte NAD C 390DD der Repräsentant einer völlig neuen Vollverstärkergeneration: Egal ob Eingangsstufen, Lautstärke-Einstellung oder Leistungsverstärker - sein Signalpfad zeigt sich vom Eingang bis zum Ausgang durch und durch digital.
Nun ist auch die digitale Verstärker-Domäne für die NAD-Entwickler keineswegs Neuland - besitzt man doch mit dem M 2 bereits seit zwei Jahren einen entsprechenden Amp im Programm. Von dem hat der C 390 denn auch viel geerbt - hervorzuheben wäre hierbei der eigentliche Verstärkerblock, der das Produkt intensiver Zusammenarbeit mit dem britischen Halbleiter-Spezialisten Zetex ist. Der zentrale Zetex-Chip im C 390 integriert D/A-Wandler, Vorverstärker und Treiberstufe, ein weiterer Chip beherbergt die Sensorelektronik nebst Auswertschaltung für die digitale Gegenkopplung.
NAD C 390DD: Funktionen
Da sein gesamter Signalfluss in der digitalen Ebene stattfindet und der Zetex-Chip zudem von Haus aus ordentlich DSP-Power mitbringt, hat der NAD einige für heutige HiFi-Verstärker eher ungewöhnliche Features vorzuweisen - Betrieb mit vertauschten Kanälen oder invertierter Phase ist ohne Klangeinbußen ebenso möglich wie Mono-Wiedergabe. Neben einem digitalen Bass/Höhen-Steller bringt er außerdem eine sechsbändige Filtersektion mit, die ein gezieltes Reduzieren von Raumresonanzen im Tieftonbereich von bis zu 12 Dezibel ermöglicht.
Eine weitere Besonderheit des NAD ist seine modulare, "Modular Design Construction" (MDC) genannte Bauweise, was eine flexible Konfiguration je nach den vorhandenen Tonquellen gestattet. In seiner Grundversion bietet der C 390 in der Tat nur Eingänge für digitale Quellen von AES/EBU bis hin zu USB - den aber gleich doppelt: einen zur Computer- Wiedergabe im asynchronen Übertragungsmodus, den anderen zum Abspielen von Inhalten auf Speichersticks oder Festplatten. Zwei weitere MDC-Steckplätze erlauben die Aufnahme zusätzlicher Eingangsmodule.
NAD C 390DD: Hörtest
Von dem viel geschmähten "Digitalklang" konnte mit dem volldigitalen NAD im Härtest überhaupt keine Rede sein. So spielte er, angesteuert über die Analogeingänge, eher rundblumig als knackig-knallig - man tut sich mit der Vorstellung schwer, jemals einen scharfen Ton über ihn zu hören. In rockigeren Tracks wie Lee Ritenours "68" konnte der C 390DD aber auch mächtig loslegen und ein Fass aufmachen.
Im Vergleich zum T+A Power Plant Balanced spielte der NAD weniger dynamisch, Snaredrums kamen über ihn etwas komprimierter. Die virtuelle Bühne staffelte er etwas breiter, dafür weniger tief. Insgesamt tönte der T+A etwas unmittelbarer, in den Mitten direkter.
Digital angesteuert via koaxialem S/P-DIF-Eingang, nahm die Basspräzision des NAD jedoch leicht zu. Auch atmete er im Grundtonbereich freier durch, was die Durchhörbarkeit in den oberen Oktaven ebenfalls steigerte. Einen Zuschlag gab's außerdem bei USB-Hi-Res-Wiedergabe vom Computer: In "Rich Woman" mit Robert Plant und Alison Krauss kam der Brite mächtig in Fahrt und erspielte sich hier einen zusätzlichen Klangpunkt.
NAD C 390DD: Zusätzliche Eingangsmodule
DD-AP1: Dieses MDC-Modul besitzt zwei Hochpegeleingänge (symmetrisch, asymmetrisch) sowie einen MM/MC-tauglichen Phonoeingang. Die A/D-Wandlung erfolgt mit maximal 192 kHz Abtastfrequenz.
DD-HDMI1: Dieses Extension-Board bietet drei HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang - der obligatorische PCM-Zweikanalton von Blu-ray oder DVD wird verarbeitet, das HD-Videosignal unbeeinflusst ausgegeben.
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