Testbericht

Mono-Endverstärker T+A M 10

8.2.2011 von Johannes Maier

Hybrid-Verstärker gibt es schon lange. Mit den Röhren-Transistor-Mischlings-Monoblöcken M 10 (20000 Euro), die ganz ohne Über-alles-Gegenkopplung auskommen, beschreitet die Firma T+A aber neue Wege.

ca. 3:55 Min
Testbericht
  1. Mono-Endverstärker T+A M 10
  2. Technik im Detail
  3. Aus dem Messlabor
  4. Datenblatt
Endstufen T+A M 10
Endstufen T+A M 10
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1) Betriebsartenschalter mit Dauer-Ein- und Automatik-Position; 2) Boxen-An/Aus-Schalter, darüber die Leistungsanzeige
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Über Geschmack lässt sich streiten. Die einen werden Monster in den pro Stück 52 Kilo schweren und 10000 Euro teuren T+A-Monos erkennen, andere verlieben sich gewiss in ihre Schönheit. Wie auch immer - de facto stellen sich die M 10 nicht als Designer-Modelle, sondern als ein Abbild größten highendigen Ehrgeizes und der daraus folgenden technischen Zwänge dar.

Im groben Prinzip teilt sich einer der germanischen Monoblöcke in drei Arbeitssektionen auf: in eine spannungsverstärkende, die von Röhren bewohnt wird, und zwei kapitale Transistor-Endstufen, die - im Normalfall parallel geschaltet - für maximale Ströme sorgen.

Möglichst weit weg von möglichen Streufeldquellen und gut belüftet: Die Herforder ordneten den sensiblen Eingangs-Amp mitsamt seinem Netzteil logischerweise auf der M-10-Oberseite an. Der Abschirmtopf über dem 150 Watt festen Trafo, die Schutzkappen über den Röhren und Elkos sowie der Acrylglas-Rahmen erklären sich selbst - schon bevor jemand stolpert und auf einen dieser Monoblöcke stürzt.

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3) Trafo und Elkos des Netzteils für die Röhrenelektronik.
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Dass T+A die Vergrößerung der Musikauslenkungen lieber den relativ stromkräftigen, aus Russland bezogenen Tungsol-Doppeltrioden des Typs 6SN7 anvertraut, wird viele HiFi-Fans nicht verwundern. Die guten alten Glaskolben bringen immer noch die schönsten, weit ausholenden Kennlinien mit.

Erst recht, wenn sie wie in den M 10 zunächst in einer Differenzanordnung im Gegentakt arbeiten. Über je ein Steuergitter nehmen sie symmetrische Ankömmlinge mit perfekter Balance in Empfang. Einpolige Cinch-Signale zwangssymmetrieren sie sofort nach Empfang.

Erleichtern Kaskode-Triodenkollegen den Eingangsröhren die Arbeit, sorgen zwei parallel geschaltete Triodensysteme dann auch schon für einen relativ kräftigen Ausgangshub, der bereits die Treiber-Feldeffekttransistoren der Stromstufen anfeuern kann.

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Oben auf der Rückwand gibt's einen Cinch-Eingang. Am liebsten nehmen die M 10 die Steuersignale symmetrisch über die 3- oder 4-Pol-XLR-Buchsen in Empfang. Über dem Netzanschluss unten befinden sich Fernsteuer-Schnittstellen und zwei kleine Schalter, mit denen ein Monoblock auf High-Current respektive Bi-Amping gestellt wird.
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Und zwar direkt und ohne Koppelkondensatoren, die bei diesem Energietransfer auf jeden Fall klangkritisch wären. Damit die Schwingungen nun exakt um eine Null-Lage herum zirkulieren können, müssen die Röhren also zwischen einem ganz bestimmten positiven und negativen Versorgungspoten-zial eingespannt werden, was wiederum Konsequenzen für das Netzteil hat. Nur mit aus schnellsten Einzeltransistoren komponierten Regelverstärkern bekam T+A das geforderte superstabile und absolut rauscharme Plus- und Minus-Versorgungspotenzial hin.

Die großen Ströme bringen zuletzt zweimal fünf im Gegentakt aufgestellte Endtransistoren ins Rollen. Dabei gelingt den M 10 eine ausgeglichene Abwärme-Abfuhr über die schweren Druckguss-Seitenprofile mit links. Und mit rechts ebenso, denn T+A hat an den Kühlkorpus via a vis noch einmal die gleiche, von den 6SN7 der Röhrenvorstufe parallel angesteuerte Endstufe angeschraubt.

Auch um die Ernährung brauchen sich die zwei Endstufen keine Sorgen zu machen. Denn sorgen schon zwei umfängliche 1000-Watt-Ringkerntrafos in einer Souterrain-Stahlkammer für einen erzkräftigen Schwerpunkt der M-10-Monoblöcke, so stehen zur Stromspeicherung 20 Elkos mit zusammen 164000 Mikrofarad bereit.

Die Elkos in zwei 10er-Gruppen lassen sich bei den M 10 parallel oder auch in Serie schalten. Im ersten Fall ergibt sich der High-Current-Mode, bei dem die zwei Endstufen Seite an Seite arbeiten oder - nach Relais-Umschaltung auf Bi-Amping - den Bass- und den Mittelhochtonbereich einer Box separat verwöhnen.

Bei Serienschaltung der Elkobatterien sind doppelte Versorgungsspannung und Highpower-Betriebsart die Folge. Weil die Endstufen nun ausschließlich im Tandem arbeiten - und zudem bei niedrigerem Ruhestrom und daher mit kleinerem Class-A-Bereich laufen -, wird sich der High Ender des 1,6-Kilowatt-Highpower-Modus eher selten bedienen - außer wenn eine wirkungsgradschwache Box unbedingt Feuer spucken muss.

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Die einzelnen Sektionen verteilte T+A auf den Wänden des Monoblocks. Oben sitzen die Röhrenelektronik mit dem Differenz-Eingangsverstärker und den Vortreiberstufen sowie die zugehörige Versorgungselektronik (1). In der untersten, Stahlblech-geschirmten Etage (2) hausen zwei Trafos mit hoher Leistung und ein Standby-Schaltnetzteil, darüber Scharen von Stromspeicherelkos.
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Für Extremfälle bieten die M 10 wahrlich Highpower

Damit es bei der Spannungsumschaltung nicht schon in den Monoblöcken kracht, mussten die Herforder erheblichen Aufwand treiben. Eigens um das Umladen der direkt bei den Endstufen postierten Elkos nicht kurzschlussartig, sondern sanft zu gestalten, brachten die Entwickler eine Stromsteuerung ein, die mit Drosselspulen und Riesen-Regeltransistoren arbeitet.

Bei den Hörtests waren die M 10 schon im Current-Mode selbst für die nicht gerade anspruchslosen Referenzlautsprecher Magico M 5 mehr als stark genug. Schließlich langte auch die Klangqualität locker, um direkt den Zweikampf mit den Ayre-Monoblöcken MX-R zu suchen, den besten Endverstärkern, die stereoplay seit der März-Ausgabe kennt.

Wo andere Amps eher partielle Eindrücke sammeln, rematerialisieren die beiden großen Gespanne förmlich die Instrumente: ein Schlagzeug nicht nur mit allem Volumen und feinst schimmerndem Messingglanz, sondern mit so trocken-echtem Pochen, dass der Hörer sich unweigerlich und immer wieder ducken muss.

Bei einem Konzertflügel nimmt man nicht nur Tasten, die Läufe und Akkorde, sondern das ganze Gewicht und damit auch mehr Spannung, Wucht und Dramatik wahr. Hier fügt sich einfach viel mehr Leben zusammen - nicht zuletzt auch dank der millimetergenauen Abbildung und der erhaben-luftigen, absolut selbstverständlichen Räumlichkeit.

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Die beiden Transistor-Endstufen (3) hat T+A auf die massiven Kühlprofil-Seitenwände geschraubt.
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So hoch das Niveau sein mag - die Ayre- und die T+A-Blöcke wiesen Eigenheiten auf. So punkteten die Amis etwa in "Fever", weil die Stimme von Valerie Joyce (Chesky) bei minimal reduziertem Raum etwas rauchiger und das kraftvolle Piano griffiger, substanzieller rüberkam.

Mit Ulita Knaus ("It's The City") ergab sich ein Patt, die Ayres wirkten beim Gesang wieder minimal konzentrierter, aber auch knausriger. Die T+A's stellten die großen Becken strahlender zingernd und näher beim Hörer auf.

Verstärkten Zuspruch sicherten sich die Herforder Blöcke mit Brahms' Klavierkonzerten. Mit ihrer detailversessenen Art erschienen die Ayre MX-R hie und da fast zu kleinlich und gritzelig. Bei den M 10 türmten sich die majestätischen Streicherstimmen höher und wogten freier, eindrucksvoller dahin.

Zuletzt bleibt es eine Frage des Geschmacks: Bei der Stimmenwiedergabe liegen die pedantischeren Ayres etwas vorn. Die neuen T+A-Referenzen kommen dem High Ender dafür mit etwas mehr Tatendrang und  quasi mit einem Blumenstrauß in der Hand entgegen.

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