Masters Digital Music Suite

NAD: Streaming-Kette im Test

18.2.2013 von Bernhard Rietschel und Christine Tantschinez

Zum 40-jährigen Firmenjubiläum hat NAD für die Fans ein besonderes Präsent parat: Die "Masters Digital Music Suite", ein HD-Streaming-Trio aus Player, Wandler und Speicher, steckt voller technischer wie klanglicher Überraschungen.

ca. 7:45 Min
Testbericht
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NAD Streaming-Kette
NAD Streaming-Kette
© J. Bauer, MPS, Archiv

NAD Streaming-Kette


Das Kürzel NAD steht für "New Acoustic Dimension". Genau die hatte Marty Borish im Sinn, als er an Weihnachten 1972 mit einigen europäischen Vertrieben sein Konzept für eine neue HiFi-Marke besprach. Es ganz anders zu machen als die anderen, besonders als die großen Elektronikriesen. Statt auf opulente Optik und Marketing-Gimmicks zu setzen, wollte man sich aufs Wesentliche konzentrieren und mehr Klang fürs Geld bieten. Rund um Cheftüftler Bjorn Erik Edvardsen entstanden legendäre Verstärker wie der 3020 aus dem Jahr 1975, der die Herzen der Musikfans im Sturm eroberte und NAD weltweiten Ruhm bescherte.

40 Jahre später hat NAD wieder eine Idee, es ganz anders zu machen als andere. Zum runden Firmengeburtstag hat die zur kanadischen Lenbrook-Gruppe (u. a. mit PSB) gehörende Firma eine Überraschung im Gepäck: ein großes Streaming-Rundum-sorglos-Paket namens Masters Digital Music Suite, bestehend aus drei Geräten. Zum Ripping-fähigen Streaming-Transport M50 gesellen sich der passende Universal-Wandler M51 und der extrem lautlose Musik-Datensafe M52. Zusammen kann diese Troika, die AUDIO exklusiv testen durfte, Musik aus dem Netzwerk und dem Internet streamen, CDs abspielen und rippen, Musikdatenbanken speichern und verwalten und die analog gewandelten Daten als Vorstufe direkt an einen Endverstärker weiterreichen.

NAD M50: Aufbau und Ausgänge

Anders ist, dass NAD diese Fähigkeiten konsequent auf drei Geräte verteilt und nicht in einen einzigen Musikserver zwängt. Zwar ist ein leichter Trend bei einigen weiteren Herstellern erkennbar, die Netzwerk-Verarbeitung räumlich von der Wandler-Sektion zu trennen, aber die Motive dazu sind so vielfältig wie unterschiedlich.

Bei NAD sprechen gleich mehrere plausible Gründe für die Entscheidung. Zum einen arbeitet im Streaming-Player M50 ein leistungsfähiger und vollwertiger Prozessor aus der ARM-Familie, der einen kompletten PC mit Rechenpower versorgen kann. Diesen potenziellen HF-Störenfried auf akustisch relevante Schaltkreise loszulassen, läge dann doch nicht im Sinne der Entwickler. Zum anderen bietet NAD auch eine Reihe an "Direct Digital"-Verstärkern an, wie den ebenfalls aus der Masters-Serie stammende M2 oder den jüngeren C 390DD, an die der M50 alternativ andocken kann. Und es gibt durchaus Netzwerk-Fans, die bereits einen hochwertigen Wandler besitzen und nur noch auf ein reines Streaming-Laufwerk gewartet haben.

Bildergalerie

NAD M50

Bilder: NAD Masters Digital Music Suite

Streaming-Transport: NAD M50, 2.500 Euro.

Der M50 kann dank seiner mannigfaltigen Digitalausgänge mit so ziemlich jedem Konverter anbandeln, wahlweise über AES/EBU, über die Koax- und Toslink-Outputs bis hin zur HDMI-Leitung. Letztere überträgt natürlich keine Videobilder, transportiert aber PCM-Signale mit bis zu 24bit/192kHz. Der dafür zuständige Baustein von Analog Devices übermittelt die Audiodaten als I2SStream inklusive der Taktinformationen - im Verbund mit seinem kongenialen Partner-DAC M51 die beste, weil jitterunempfindlichste Verbindungsmöglichkeit.

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Die High-Resolution-Audiodaten im WAV- oder FLAC-Format fischt sich der M50 gekonnt aus dem heimischen Netzwerk oder von den Festplatten des M52. Die Option für Auflösungen bis hin zu 24/192 fehlte dem ersten NAD-Streamer C446 noch. Und dies ist bei weitem nicht die einzige Veränderung. Wo beim C446 noch eine Streaming-Lösung vom Zulieferer Frontier Silicon die Hauptverantwortung für die Datenverarbeitung trägt, wurde im Digital Music Player der Masters-Serie das Netzwerk-Board komplett selbst bestückt - und programmiert. Ein Weg, der Mut und Investitionen erfordert und den in der HiFi-Welt bislang nur ein überschaubares Grüppchen einschlug. Allerdings auch die einzige konsequente Vorgehensweise, um als Hersteller unabhängig über Updates, Erweiterungen und vor allem die Intelligenz seiner Streamer zu entscheiden.

NAD M50: Bedienung

Gerade die Software und das Bedienkonzept sind beim M50 bemerkenswert anders. Zwar hat der Streamer auch ein vierzeiliges Display, das sich aber mit rudimentären Statusanzeigen und Infos zum gerade gespielten Song kurz hält. Vorzugsweise wird der Player über ein Apple-Tablet gesteuert, auf dem die kostenlose NAD-App läuft und die Möglichkeiten der Benutzerführung in erstaunlicher Pracht demonstriert. Gapless-Playback sowie schneller Vor- und Rücklauf sind eine Selbstverständlichkeit. Alles an der Bedienung in der App ist durchdacht, und selbst die Bitte der AUDIO-Redaktion, auch an die eifrigen Musiksammler zu denken und eine Sortierung der Alben a la "Neu hinzugefügt" zu integrieren, wurde berücksichtigt.

Die Konzentration auf eine App als universelle Steuerung macht die Handhabung effizient, schnell und komfortabel, reduziert aber die Fallback-Optionen: Die beiliegende Fernbedienung steuert die tatsächlichen Player-Funktionen wie Play oder Stop und bei Bedarf auch die Wandler-Vorstufe M51, ruft aber nicht das Netzwerk- oder Setup-Menü auf. Über einen Webbrowser am Computer kann man den M50 im Netzwerk konfigurieren, jedoch nicht in der Musikbibliothek stöbern und Titel anwählen. Wie bei allen Streaming-Geräten gilt die Devise: Alles läuft so stabil, wie das Netzwerk es zulässt. Die Investition in ordentliches Equipment beim Heimnetzwerk spart oft Zeit und schont sicherlich Nerven.

NAD-App
Nicht ohne mein iPad: Um alle Möglichkeiten des Streaming-Players auszukosten, sollte das NAD-App auf dem iPad laufen, auf iPhone und iPod wird es schon enger.
© Hersteller/Archiv

Zur Software-Intelligenz zählt auch die Schnelligkeit, mit der sich der M50 den Inhalt freigegebener Netzwerk-Musikordner aneignet. Für die Indizierung der rund 26.000 Titel starken AUDIO-Mediathek benötigte der NAD nicht mal eine halbe Stunde - inklusive Cover-Art. Dann stand sie dem Benutzer auch schon fein säuberlich geordnet zur Verfügung. Der Clou: Der M50 merkt sich ähnlich wie ein Sonos-System den Speicherort der Daten und legt selber nur Verweise ab. Da er diese Daten selbst erstellt und pflegt, ist er nicht auf externe Intelligenz angewiesen - auf der NAS muss also kein Mediaserver-Programm laufen. Auf dem AUDIO-Wunschzettel für zukünftige Updates fehlt eigentlich nur noch die Sortierung nach Ordnerstruktur, um auch unsauber getaggte Dateien schnell wieder zu finden.

Datenspeicher NAD M52

Zur Masters-Suite gehört auch eine eigene Speicherlösung namens M52. Dieser Datensafe, der mit drei jeweils ein Terabyte fassenden Server-Platten im RAID-5-Modus bestückt ist (insgesamt eine Kapazität von zwei Terabyte, entspricht rund 3.000 Stunden Laufzeit in CD-Qualität), fällt optisch garantiert nicht als Festplatte auf. Noch weniger klanglich: Selbst sensible Ohren werden keinen Mucks wahrnehmen, der annähernd in die Kategorie "lärmend" fällt. Der M52 ist in erster Linie für alle HiFi-Fans gedacht, die ihre Zeit nicht vor einem Computer verbringen und beim Hören auf keinen Fall an einen solchen erinnert werden möchten.

Er kann über das Netzwerk aber mit bereits vorhandenen Musikdaten bestückt werden und dient dem M50 als festgelegter Speicherort für gerippte CDs. Sobald der M50 per Netzwerk mit dem Internet und per USB mit dem M52 verbunden ist, startet auch schon der Ripping-Modus: CD prüfen, vier Musikdatenbanken online nach den passenden Informationen abfragen, auslesen, Files und entsprechende Metadaten auf der Festplatte speichern, CD ausspucken, fertig. Die Tracks werden in rund der Hälfte ihrer Spielzeitdauer ausgelesen und finden sich anschließend wahlweise als FLAC oder MP3 (oder auch beides, falls der MP3-Player ebenfalls bestückt werden soll) fein säuberlich in der Mediathek eingeordnet wieder - natürlich mit passender Cover-Art. Sollte diese bei einem exotischen Exemplar fehlen, lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt die Suche danach erneut starten. Ist der M50 nicht mit der externen Festplatte verbunden, spielt er die CDs einfach als Player ab.

D/A-Wandler M51

Last not least übernimmt der Universal-Wandler M51 das Kommando. Seine Verantwortung ist umso gewaltiger, weil dem Streaming-Player selbst als Transport klanglich keine so relevante Rolle zufällt. Im Vergleich mit einem per S/PDIF an einen neutralen Wandler angeschlossenen Linn Sneaky DS zeigten sich zwischen den beiden Netzwerk-Streamern, wenn überhaupt, nur marginale Unterschiede, im Blindtest kaum mehr nachvollziehbar. Die Hauptrolle beim Klang spielt im NAD-Trio ganz klar der DAC.

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Dieser ist im Modul-Konzept von NAD nicht nur einfach ein Wandler. Der M51 trägt nicht umsonst den Beinamen "Direct Digital DAC" und steht in direkter technischer Verwandtschaft zu Digital-Verstärkern wie dem M2, ebenfalls aus der Masters-Reihe. Wie der NAD-Amp transformiert der M51 eintreffende PCM- in PWM-Signale mit genügend Headroom für die Pegel-Informationen und arbeitet nicht nur als Signalkonverter für High-Bit-Resolution bis zu 24/192, sondern bedient als regelbarer Vorverstärker direkt die XLR- oder RCA-Eingänge einer Endstufe. Am M50 angedockt, ist der DAC direkt über dessen Fernbedienung kontrollierbar. Zu seiner Eingangsvielfalt zählen neben AES/EBU und S/P-DIF auch ein asynchroner USB-Eingang (mit eigenem Treiber für Windows-PCs) und zwei HDMI-Schnittstellen für HD-Signale, die beispielsweise schon ein relativ günstiger Universal-Player ganz bequem in Stereo-PCM-Form von SACD, DVD-Audio oder Blu-ray liefern kann.

Hörtest

Zusammen mit ihrem Zuspieler-Gefährten M50 musste sich die DAC-Vorstufe direkt einem ähnlich wandelbaren Gegner mit Streaming-Client, multiplen Eingängen und Vorverstärker-Qualitäten stellen: dem Linn Akurate DSM . Gewohnt kraftvoll und geschmeidig, legte der Schotte sofort die Messlatte weit hoch, kitzelte den Hörer mit feinen, gleichzeitig kraftvollen Stimm-Modulationen des Estonian Male Choir, ließ die Kontrabass-Saiten im elegant-jazzigen "Smoothie" (auf Iiro Rantalas Album "My History Of Jazz", als HD-Download bei highresaudio.de) im perfekten Timing schnalzen und verlieh dem Gitarrenspiel sowie der eigentümlichen Stimme von Robin Peck im wunderschönen "Tiger Mountain Peasant Song" der Fleet Foxes viel Ausdruck und Körper.

Das NAD-Gespann konterte mit erstaunlicher Feinheit, einer größeren Bühne und ließ den Raum deutlicher Gestalt annehmen: die Kirche, in welcher der Estische Männerchor steht; das Studio, in dem die Kontrabass-Töne verhallen. Doch fehlte es der Kombi im ersten Durchgang noch am punktgenauen, perfekten Timing des Linn. Sobald aber die Tester die Digitalschnittstelle von AES/ EBU auf HDMI wechselten und der I2SBus Wirkung zeigen konnte, änderte sich das schlagartig: Die Konturen wurden schärfer, der Bass straffer, das Tempo exakter. Der Unterschied zu einer S/P-DIF-Verbindung war selten in dieser Deutlichkeit nachvollziehbar.

Der Linn Akurate DSM machte nach wie vor seinem Namen alle Ehre, differenzierte die Stimmen im Estonian Choir mühelos, floss im Takt des Kontrabasses nur so dahin und präsentierte Stimmen als Teil der Musik, nicht als deren Gegenpart. Das NAD-Gespann hielt, über HDMI verbunden, mit seiner Auflösung und hervorragenden Feindynamik dagegen. Kurzum: ein klares Unentschieden. Für NAD und viele Streaming-Fans bedeutet die Masters Digital Music Suite aber nicht weniger als eine neue Dimension, nicht nur akustisch. Die Kombi ist jedenfalls schon vorbereitet auf Zuwachs: Die Software kann auch mehrere Clienten im Netzwerk verwalten.

Fazit

Zugegeben: Beim ersten Gespräch über die Masters Digital Music Suite war ich skeptisch. Zu groß war die Verwunderung, warum man ausgerechnet bei einem Streaming-Player die Wandlersektion auslagern und Taktfehler riskieren sollte. Doch die Skepsis wich dem Erstaunen und der Begeisterung. Nicht nur, dass NAD mit der HDMI-Verbindung und I2S-Schnittstelle zum M51 dem Jitter wirksam entgegentritt und meine erste Befürchtung zerstreute. Für mich gehört vor allem die Software-Lösung des Streaming-Players mit zu den besten auf dem Markt. Ob man den M52 dazu braucht, sei jedem selbst überlassen - aber die Kombi M50 und M51 ist eine Wucht.

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