Testbericht

Martin Logan ElectroMotion

30.9.2011 von Holger Biermann

Sehr bewegend zeigt sich derzeit Martin Logan. Die Amerikaner haben mit der neuen ElectroMotion (3200 Euro pro Paar) den Einstiegspreis für ihr Ausnahme-Programm schon wieder nach unten verschoben.

ca. 3:05 Min
Testbericht
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  1. Martin Logan ElectroMotion
  2. Datenblatt
Martin Logan ElectroMotion
Martin Logan ElectroMotion
© Archiv

Knapp über 3000 Euro kostet der Martin Logan ElectroMotion. Das ist durchaus bemerkenswert, denn der Wandler ist eigentlich die nur unwesentlich geschrumpfte Ausgabe des grandiosen Martin Logan Ethos (Test in stereoplay 11/2010). Zugegeben: Der Ethos hat etwas mehr Panel-Fläche und einen aktiven 10-Zoll-Bass, er kostet aber eben auch 8000 Euro.


Martin Logan ElectroMotion
Das neue Panel ist stärker gebogen, um weniger zu bündeln. Die Löcher wurden größer; das Panel wirkt dadurch noch transparenter.
© Archiv

Der ElectroMotion begnügt sich mit einem (passiven) 8-Zoll-Tieftöner, bringt aber ebenfalls den äußerst verwindungssteifen Rahmen (der Teil der Statoren ist), genau die gleiche Fertigungspräzision des gebogenen Panels und die gleiche Finish-Qualität mit.

Martin Logan ElectroMotion
In die ElectroMotion ist ein passiver 8-Zoll-Tieftöner verbaut
© Archiv

Seit Martin Logan die neuen Panele baut (deren Hochspannung aus einem völlig harmlosen 12-Volt-Netzteil gespeist werden) und die Folie unter Vakuum in den Rahmen zwängt, ist die Verarbeitungsqualität um Welten besser als bei den alten Holzrahmen-Modellen. Und das hat nicht nur optische Vorteile: Durch die sehr viel höhere Stabilität des Rahmens konnte auch das Verhältnis von (größerer) Loch- zu (kleinerer) Stegfläche verbessert werden. Konsequenz: Der Wirkungsgrad stieg gewaltig. Das kritische Messlabor von stereoplay kam bei den Effizienzmessungen auf 84,3 Dezibel - das ist mehr, als die meisten konventionellen Boxen zu bieten haben.

Die heikle Impedanz-Frage

Auf der anderen Seite ermittelten die Tester auch einen Impedanzverlauf, der im Hochton immer niedriger wird und bei knapp 30000 Hertz sogar unter einem Ohm endet. Das ist nicht dramatisch, verlangt aber Verstärker, die auch bei 2 Ohm noch stabil Leistung abgeben.

Der Frequenzgangsschrieb des ElectroMotion zeigt den klassisch mittenbetonten Dipol-Verlauf sowie eine erkennbare Lücke im Übergang zwischen Tieftöner und Mittelhochton-Panel.

Doch dieses "Loch" war nie wahrnehmbar, Im Gegenteil: Der Bass fügt sich absolut harmonisch in das Gesamt-Klangbild des ElectroMotion. Tiefe Männerstimmen wie die von Allan Taylor ("Isn't She Lovely?") kamen wunderbar authentisch: mit Wärme und genau den eigenwilligen Phrasierungen, die - in diesem Falle - Mister Taylor zu Eigen sind. Im tiefen Frequenzkeller zeigte der kleine Logan, was heutzutage aus einem 20-Zentimeter-Bass herauszuholen ist: warm-satte Bässe, bis hin zu gehobenen Pegeln. Wird es noch lauter, steigt der Bass nicht aus, sondern verliert einfach nur ein wenig an Schwärze.

Martin Logan ElectroMotion
Klassischer. mittenbetonter Dipol-Frequenzverlauf: leichter Einbruch zwischen Bass und ESL bei 150 Hz.
© stereoplay

Doch wer Tiefbass-Orgien feiern will, ist mit einem audiophilen Schallwandler a la ElectroMotion eh falsch beraten. Dessen Vorzüge liegen weiter oben: in dem äußerst exakten und traumhaft reichhaltigen Klangbild. Die leichte Unschärfe, die manchmal durchscheint, entsteht durch den Dipol-Charakter des Panels, das die gleiche Energie nach hinten abstrahlt und so für die - ja ebenfalls gewünschte - räumliche Großzügigkeit sorgt.

Martin Logan ElectroMotion
Über den gesamten Frequenzbereich recht wenig Verzerrungen.
© stereoplay

Bei gewissenhafter Aufstellung - ein Meter Abstand zur Rückwand ist nicht zu viel und eine Anwinkelung des Panel auf den Hörplatz nicht verkehrt - stellt sich das Gefühl ein, in der Musik regelrecht zu baden. Wer je die Brahms-Sonaten (Opus 78, 100, 108, bei Tacet) über den ML ElectroMotion gehört hat, wer von ihm eingeladen wurde, den weit aufgezogenen Raum zu nutzen und bei dieser fantastischen Aufnahme zwischen Daniel Gaede mit seiner Violine und Xueso Liu am Flügel hin und her zu gehen, der wird das nicht mehr missen wollen.

Der einzige ernstzunehmende Gegner, den der Martin Logan ElectroMotion in seiner Klasse für diese Art des Hörens hat, ist der Magnepan 1.7. Er zeigt sich in den Höhen noch etwas aufgeräumter und spielfreudiger, hat aber natürlich weniger Bass-Substanz und ist in Bezug auf die Aufstellung noch einmal kritischer.

Und so bleibt Martin Logans ElectroMotion die bislang schönste, weil kleinste und günstigste Möglichkeit, den Klangzauber der elektrostatischen Wiedergabe in den eigenen Wänden zu erleben.

Devin Zell, Produktmanager bei Martin Logan
Devin Zell, Produktmanager bei Martin Logan
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Zwei Fragen an Devin Zell, Produktmanager bei Martin Logan

stereoplay: Die Logan-Elektrostaten werden immer günstiger. Wie geht das, Mister Zell?

D. Zell: Durch Reduzierung aufs Wesentliche: Wir haben preiswertere Materialien und eine einfachere Weiche eingesetzt, es gibt nur zwei Farbvarianten. So konnten wir günstiger werden, ohne am Klang zu sparen.

stereoplay: Und dieser Prozess geht weiter?

D. Zell: Ja, aber mit gewissen Einschränkungen natürlich. Der ElectroMotion ist ja nicht nur ein weiterer Lautsprecher, sondern eine Idee, die eine Brücke zu den günstigen Modellen schlagen soll. Den ElectroMotion haben wir so abgestimmt, dass er auch mit den Centern und Rear-Speakern der Motion-Serie harmoniert. So kann ein echtes Surround-Set von Martin Logan entstehen, das gar nicht mal so teuer ist..

Martin Logan ElectroMotion

Martin Logan ElectroMotion
Hersteller Martin Logan
Preis 3200.00 €
Wertung 58.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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