Stereo-Kombi

Marantz CD 6005 & PM 6005 im Test

3.12.2013 von Johannes Maier

Dass der HiFi-Fan den neuen Amp und den Player der bewährten 6000er Serie von Marantz nicht als solche erkennt, wäre zu viel behauptet. Gut möglich aber, dass er das Verhältnis zwischen Preis, Ausstattung und Musikqualität nicht mehr fassen kann.

ca. 4:25 Min
Testbericht
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Marantz CD 6005 & PM 6005
Marantz CD 6005 & PM 6005
© Hersteller/Archiv

Pro

  • perfekte Abstimmung
  • angenehme Musikalität

Contra


Der Wunschzettel des HiFi-Einsteigers namens Nimmersatt liest sich ungefähr so: "Ich stelle mir eine maximal ausgereifte HiFi-Elektronik eines namhaften Herstellers vor, die aus besten Bauteilen besteht, Klasse aussieht, super klingt und so gut wie nichts kostet." Das Verrückteste an diesem geradezu unverschämten Begehren: Mit ihrer neuen Kombi, die aus dem Vollverstärker PM 6005 für 550 und dem CD-Player CD 6005 für 450 Euro besteht, scheint die Firma Marantz auch noch darauf einzugehen.

Die einzige Crux, die sich aber in sieben Wintern nicht optisch, sondern allenfalls bei sensiblem Befühlen verrät: Dass nur der Mittelteil der Frontplatten (die das Grosder Druckpunkt-genauen Tasten und die Drehknöpfe tragen) aus gebürstetem Aluminum bestehen. Für die geschwungenen Seitenteile musste Kunststoff reichen.

Marantz PMA 6005, Platine
Trotz seines Freundschaftspreises wartet der CD 6005 mit aus 24 Einzelhalbleitern komponierten Ausgangsverstärkern auf (rechte Platine). In deren Eingängen brillieren edle Doppel-Junction-Feldeffekttransistoren von Toshiba mit hohen Störabständen und röhrenähnlichen Arbeitskennlinien.
© Marantz

CD-Player: Marantz CD 6005

Kein Grund zum Ärgern - und so nimmt der Betrachter am CD 6005 die USB-Buchse für Massenspeicher, iPodund Konsorten mit nichts als Wohlgefallen wahr. Zumal der Player eine Funktion besitzt, die allzu schlaffe MP-3-Dateienaufplustern kann.

Pro

  • breite und prächtige Wiedergabe
  • super Preis-Leistungs-Verhältnis

Contra

Das solide Laufwerk liest derlei Patchwork nebst Begleittext gern auch von selbstgebrannten CDs. Genießt der Tonmeister die Musik über Kopfhörer, erweist sich der kräftige, mit Leistungstransistorenaufgebaute Extra-Amp, der sich über ein kleines "Level"-Potentiometerpegelregeln lässt, als Segen. Die "Volume"-Funktion des im CD 6006 eingesetzten Cirrus-D/A-Wandlers CS4398 nahmen die Ingenieure nicht in Anspruch, auch das eingebaute Analogfilterblieb links liegen.

Stattdessen offeriert der DAC die Signale so unverwandt und so rauscharm wie möglich über zweifache, differentielle Anschlüsse. Danach folgen vornehme Doppel-Junction-Feldeffekthalbleitern (Toshiba 2SK2145), die nicht nur für superbe Störabstände,sorgen, sondern auch mit röhrenähnlichenKennlinien arbeiten.

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Eine Transistor-Gardeanordnung, die Marantz selbstbewußt "High Dynamic Amplification"taufte, vollendet dann die Hochfrequenzfilterung und liefert die Musik schließlich mit Nachdruck an den Cinch-Outs ab.

Ein Blick aufs stramme Netzteil des CD 6005, auf die exquisiten Nichi-con-Super-Through-, Elna-Cerafine- und Silmic-Speicherelkos sowie auf zahlreiche Ausputz-Folienkondensatoren lassen den Schluss zu, dass auch in puncto Versorgungs-Menge- und -Reinheit nichts anbrennen kann.

Marantz PMA 6005, Rückansicht, Anschlüsse
Neben Plattenspieler und Line-Analogos dürfen nun auch Digital- Zuspieler ran. Theoretisch nimmt der PM 6005 zwei Boxenpaare gleichzeitig an die Leine - hohe Pegel wären dann aber wirklich zu viel verlangt.
© Marantz

Vollverstärker: Marantz PM 6005

Umso entspannter wendet sich Herr und Frau Nimmersatt jetzt dem Marantz-Vollverstärker zu. Donnerwetter! Dieser besitzt nicht nur vier Hochpegel-Ins, eine Tape-Schleife und Phono-Teil für MM-Tonabnehmer. Im Gegensatz zu dem 100 Euro günstigeren, in Audio 2/12 gepriesenen PM 6004 kommt der 6005 jetzt mit einer kompletten Digital-Unit und mit einem zusätzlichem koaxialensowie einem optischen Eingang daher.

Äußerst praktisch, denn bildet der CD 6005 (wie schon der CD 6004) das Einfallstor für USB-Speicher, schließt der Besitzer des neuen Sets weitere Digital-Komponenten geschwind am Verstärker an. Zum Beispiel einen für Radio genutzten Satelliten-DVB-Empfänger, der in aller Regel erst beim Betrieb mit einem externen D/A-Wandler - zum Beispiel mit dem im Marantz - akzeptabel zu klingen beginnt.

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In einer sorgfältig abgeschirmten Schatulle kommt genau der gleiche, theoretisch 24-Bit/192-Kilohertz-fähige Cirrus wie im Player zum Einsatz und ein ebensosportlicher, 26-köpfiger HDA-Transistorverein. Praktischerweise schränkt die neue, an die Hinterwand montierte Digital-Abschirmdose die Sicht auf die analoge Eingangssektion etwas ein.

Dort dominiert ein nicht so beliebtes IC, das statt mit kompromisslosen Mechanikkontakten mit Halbleitern werkelt. Es gibt eine Reihe von Relais, aber die schalten nur die Lautsprecher, Kopfhörer und Betriebsspannungen um.

Egal, der Aufwand, den Marantz im Anschluss an die Pegelregelung mit einem gekapselten Motorpotentiometer treibt, verdient Bewunderung. Von den Klangregelstufen gar nicht zu reden: Die aus über 40 Transistoren komponierten Gegentaktanordungen mit impulsschnellen Kaskoden, präzisen Stromspiegeln und dreifachen Emitterfolgern (mit Sanken 2SA1694 / 2SC4467 als Abschluss) stünden auch teureren Verstärkern wohl zu Gesicht.

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Das gleiche gilt für die Korrektur-Gegenkopplung, die statt mitleicht anfechtbaren Spannungen mithabhaften Strömen operiert. Der kernigeNetztrafo im Abschirmtopf und diestrammen Haupt-Speichelkos (2 x 10000 Mikrofarad) weisen ebenfalls über dieKlasse hinaus.

Marantz PMA 6005, Platine
Beim PM 6005 zieht zunächst der gekapselte Ringkern-Netztrafo bewundernde Blicke an. Diese wandern dann hoch zu der Abschirmschatulle, die eine Digital- Eingangssektion enthält. Der massive Kühlkörper , an dem vier kräftige Endtransistoren schwitzen, besteht ebenfalls nicht aus Pappe.
© Marantz

Hörtest

Aus alledem resultiert schließlich ein toller Klang. An allen anderen Normal-Boxen klang er aber erstaunlich kraftvoll und erwachsen - Stimmen erschienen natürlich, ohne härtlichen Rand, Bässe bemerkenswertprall und ohne Tendenz gleich zu platzen.Vor allem tönte der PM 6005 viel runderund wärmer als so manches Low-Price-Genie.

Mit sehr viel Impulsivität aber ohne die Übersicht des Marantz vermochte ein NAD C 316 BEE seinen Status als Geheimtipp geradenoch zu retten. Ging es um die Fülleuntenrum, kam selbst der illustre PM 6004 ins straucheln, der dann allerdings in puncto Räumlichkeit um einen Tickaufrechter ging.

Am Lack des neuen PM 6005 gab es aber sowieso nichts zu kratzen - und erst recht nicht, als er zusammen mit dem neuen Player zu Werke ging. Sturzmusikalisch, breiter und prächtiger - hatte das alte Set schon keine Konkurrenz zu befürchten, ging die Marantz-Kombi (die mit dem Wandler des Verstärkers etwas weicher, zurückhaltender agierte) weiter in Führung denn je. Wer die Kombi nimmt, bekommt Brot und gute Butter und macht dazu eine Flasche Champagner auf.

Fazit

Die neue Marantz-Kombi sieht (wieder einmal) schön aus, eine umwerfende technische Neuerung oder gar Glamour besitzt sie offen gestanden aber nicht. Trotzdem hat sich die Redaktion größte Mühe gegeben, denn ihr kommt es - genau so wie den Lesern mit nicht ganz so prallem Geldbeutel - nicht nur auf den reisserischen Bericht, sondern auf ein Musik-Erleben an, das sich nicht nur der Glückspilz leisten kann. Insofern bedeutet eine besser denn je klingende Marantz-Kombi eben doch eine große Sensation.

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