Lautsprecher

Magico Q3 im Test

30.9.2013 von Holger Biermann

Es gibt andere Lautsprecher aus Aluminium. Aber keine sind so stabil und resonanzarm aufgebaut wie die großen Magico-Modelle. Das macht ihren Klang einzigartig rein - wie auch die Q3 eindrucksvoll beweist.

ca. 4:30 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Magico Q3
Magico Q3
© Hersteller/Archiv

Pro

  • geschmeidiger und homogener Klang
  • setzt Maßstäbe

Contra


Der Eindruck, den die Magico Q5 im Test hinterließ, wirkt immer noch nach. Die gewaltige Vier-Wege-Konstruktion war eine der besten Boxen, die jemals bei stereoplay im Hörraum spielten. Keine traf den Ton genauer, keine klang unverfälschter und "reiner". Aber sie hatte - neben ihrem recht stattlichen Preis von 70.000 Euro - den Nachteil eines nicht gerade modernen Wirkungsgrades: Knapp 80 Dezibel in Kombination mit einem zudem sehr anspruchsvollen Impedanzgang (zum Teil 2 bis 3 Ohm) forderten die angeschlossenen Verstärker bis an die Grenzen. Die Q5 ist leider auch einzigartig anspruchsvoll.

Die hier vorgestellte Q3 ist etwas jünger als die Q5, um 30.000 Euro günstiger, deutlich kleiner und als Drei-Wege-Box technisch etwas weniger anspruchsvoll - aber ebenso konsequent penibel aufgebaut: komplett aus Aluminium. Magico-Chef Alon Wolf hat ja schon vor Jahren eine Metallverarbeitungsfirma gekauft, die ihm alle benötigten Teile mundgerecht fertigt. Im Falle der Q3 sind das 36 Innenverstrebungen, die alle verschraubt und zusätzlich verklebt sind, damit da bloß nichts wackelt oder nur in den Bereichen resoniert, an denen er auch die Resonanzen im Griff hat. Damit trotz der immensen Steifigkeit dieses Konstrukts die Resonanzen nicht überhandnehmen, bemüht Wolf ein komplexes Finite-Elemente-Simulationsprogramm, das ihm exakt aufzeigt, welche Stellen intensiv bedämpft werden müssen.

Magico, Q-Modelle, Standboxen
Das Bild zeigt den vielfach versteiften Aufbau der Q-Modelle. Alle Versteifungen sind verschraubt und verklebt, die mechanischen Verluste durch mitschwingende Teile sind hier extrem gering.
© Audio

Stabiler geht es nicht

Ein Großteil der Gehäusestabilität geht natürlich auch vom Gehäusematerial selbst aus: Aluminium ist zwar häufig ein Synonym für "leicht", aber bei einer Wandstärke von mindestens 12 Millimetern kommt auch die Q3 auf stramme 113 Kilo Gewicht. Zum Vergleich: Die Q5 wiegt 191 Kilo. Das Verhältnis von fester zu bewegter Masse (also Gehäuse- versus Membrangewicht) ist bei beiden rekordverdächtig.

Ist kleiner besser?

Normalerweise verteidige ich die These "kleiner ist besser" gern, weil man kleinere Gehäuse in der Regel einfacher stabil bekommt und die kleinere Schallwand weniger Reflexionen verursacht. "Das ist ein Mythos", konterte Wolf in unserem letzten Gespräch. "In einer großen Schallwand sind die Kantenreflexionen weiter weg vom Treiber. Das ist einfach besser." In diesem Punkt sieht er deshalb keine Vorteile für seine Q3.

Magico, Q-Modelle, Standboxen
Tief- und Mitteltöner basieren auf Modellen von Morel - mit großen, außen liegenden Magneten und gewaltigen Schwingspulen.
© Audio

Ein Gewinn von 5 Dezibel

Aber in der besseren Motorisierung der Bässe: Weil er nicht ganz den Tiefbass der Q5 erzielen musste, konnte Wolf den Antrieb seiner Tieftöner kräftiger gestalten. Das Resultat: ein um fast fünf (!) Dezibel höherer Wirkungsgrad als bei der großen Schwester - nicht übel für eine geschlossene Box.

Die erste Botschaft aus dem Messlabor lautet also: Diese kleinere Q3 lässt sich auch mit "normalen" Verstärkern betreiben. Und die zweite Botschaft: Die Verzerrungswerte gerade in den Mitten sind genauso superb wie der lineare Frequenzgang. Einzig das Impedanzminimum von 2,4 Ohm bei 80 Hertz trübt das Bild. Ganz so normal darf der Verstärker dann wohl doch nicht sein...

Das die Messtechnik hier der Q3 ein so gutes Zeugnis ausstellt, überrascht nicht, ist sie doch im gesamten Mittelhochtonbereich der Q5 sehr ähnlich: der gleiche Beryllium-Hochtöner, der gleiche Mittelton-Treiber mit der schier unverwüstlichen Nanotech-Membran. Und wie bei all seinen Lautsprechern wählte Wolf auch bei der Q3 eine elliptische Frequenzweichenschaltung, die unterm Strich eine akustische Flankensteilheit von 24 Dezibel pro Oktave erwirkt und damit die Arbeitsbereiche der Treiber scharf gegeneinander abgrenzt. Gerade bei der Q3-Serie ist die Frequenzweiche nur mit besten Bauteilen des Kölner Spezialisten Mundorf bestückt.

Magico, Q-Modelle, Standboxen
Tief- und Mitteltöner basieren auf Modellen von Morel - mit großen, außen liegenden Magneten und gewaltigen Schwingspulen.
© Audio

Der extrem saubere Ton

Im Hörraum begann die Einspielphase mit der kleinen Cyrus-Vor-/End-Kombi. Und tatsächlich: Die Q3 läuft auch an kleineren Verstärkern. Selbst bei Party-Pegeln machte das richtig Spaß.

Alon Wolf, Magico-Chef
"Ich mag auch die großen Boxen, weil ihre breite Front Kantenreflexionen in den Hintergrund treten lässt. Am besten wäre eine unendliche Schallwand." Alon Wolf, Magico-Chef
© Audio

Der potenzierte sich allerdings, als wir die Magico mit den Referenz-Endstufen Ayre MX-R verkabelten. Da ging die Sonne auf. All die Hörtest-Klassiker, die man hundertfach gehört hat, wanderten in die Lade des Players und erstrahlten wie in neuem Glanz. Etwa bei Markus Schirmers "Bilder einer Ausstellung" (Tacet): Mit welchem Druck und welcher Sauberkeit hier die einzelnen Töne kamen, wie fein und präzise sie auch wieder ausschwangen...

Was für eine Klangfarbenbreite die Magico hier anbot: wohlig satt bis in die tiefsten Register, unglaublich fein luftig nach oben heraus. Der mächtige Flügel stand präzise im Raum und hatte auch in der Tiefe eine klare Abgrenzung.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen und einwinkeln

Programmwechsel: Stimme. Linda Sharrock in "Besame Mucho" (Quinton) ist sicherlich das meistgehörte Stück über die letzten Jahre. Das prächtig aufgenommene Xylofon und ihre facettenreiche Stimme machten schnell deutlich, was ein Lautsprecher klanglich draufhat.

Die Magico kann fast alles. Die klare Stimme, das farbenprächtige Xylofon: So gut hatten wir die Aufnahme im neuen stereoplay-Hörraum noch nicht gehört. Hätte uns noch etwas überzeugen müssen, Yellos "Oh Yeah" wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Bässe kamen unaufgeregt aus dem Nichts, sauber und satt ohne zu drücken. Einzelne Sound-Teppiche legte die Q3 mit ihrer atembraubenden Räumlichkeit direkt vor unsere Füße. Dem Redakteur und Ex-Bassisten Marco Breddin war diese Sauberkeit nicht geheuer. Ihm spielte die Q3 zu glatt.

Magico, Q-Modelle, Standboxen
Die Grundlagen eines extrem sauberen Basses: Drei 18-Zentimeter-Tieftöner im geschlossenen Gehäuse, das extrem steif und schwer ist. Um die Schallwand zu verstärken, ist eine zusätzliche Platte aufgeschraubt, die man über durchgehende Schrauben auf der Rückwand lösen kann. Der 17-Zentimeter-Mitteltöner hat wie die Frequenzweiche ein eigenes Gehäuse. Jede der zahlreichen Versteifungsstreben ist gegen Vibrationen bedämpft.
© Audio

Fein oder lebendig rau?

Wo also steht die Magico? Die Arbeitsreferenz B&W 802 Diamond wirkte im Bass und in den Mitten gegen die Magico geradezu poltrig. Die ATC EL150, die in Heft 8/13 (ab Seite 36) 68 Punkte erhielt, ist eher die Kragenweite der Q3, aber von der Abstimmung ziemlich genau der Gegensatz-Entwurf: Bei all ihrer grandiosen Mittentransparenz spielt die ATC direkter, dynamischer, rauer - und erscheint so lebendiger.

Die Magico hingegen spielt wie eine gute Accu-Vorstufe: scheinbar langsamer, aber frei von Artefakten und sehr klar. Das hebt sie aus der Masse heraus.

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