Plattenspieler
Linn LP12 + Lingo + Akito + Adikt im Test
Seit 40 Jahren baut Linn den Sondek LP12. Die mittlere Ausbaustufe mit neuem Lingo-Netzteil bringt Musik warm und intensiv zum Leuchten und stellt fast die ganze Konkurrenz in den Schatten.
Obwohl ich mit AUDIO eigentlich gut ausgelastet bin, konnte ich Holger Biermanns Bitte um ein Gastspiel bei der stereoplay nicht ausschlagen. Es passt alles zu gut zusammen: stereoplay war 1995 meine erste Station als HiFi-Schreiber, und dass es überhaupt so weit kam, daran trägt wiederum Linn eine beträchtliche, wenn auch nur indirekte Mitschuld.
Es ist nicht so, dass die Schotten mich aktiv überredet haben, mein Studium schleifen zu lassen und stattdessen immer tiefer in die HiFi-Welt einzusteigen. Das Motiv einer ganzseitigen Linn-Anzeige in - logisch - stereoplay reichte völlig aus. Da sah man den LP12 mit dem gerade neu erschienenen Tonarm Ekos in seiner ganzen bulligen Solidität, dramatisch von hinten über den Lagerblock fotografiert. Kein Text. Das Bild sollte für sich sprechen, und das tat es, nachhaltig. Ich gebe zu, ich habe die Anzeige damals aus dem Heft herausgetrennt und in meiner Studentenbude über den Schreibtisch gepinnt. Leisten konnte ich mir den LP12 nicht, nach einem Ferienjob rückte dann aber immerhin sein kleiner Bruder, der Linn Axis, in greifbare Nähe.
Plattenspieler justieren - so geht's
Der Schritt von meinem Dual CS-5000 zum Axis ließ mich zum ersten Mal nachvollziehen, was Plattenspieler-Tests schon damals predigten, und was ohne eigene Hörerfahrungen bis heute schwer vorstellbar ist: Dass Laufwerk und Arm den Klang prägen - auch dann, wenn sie messtechnisch längst jenseits von Gut und Böse sind. Der Spieler in diesem Test stellt vielleicht die vernünftigste unter den vielen möglichen Varianten des Linn-Klassikers dar: Er hat die wichtigsten Upgrades bereits intus, macht aber vor den letzten, extrem teuren Ausbauschritten halt. Man kann damit jahrelang zufrieden Tausende von Vinyl-Kilometern durchpflügen. Stellt sich irgendwann unerwarteter Geldsegen ein, weiß man dennoch gleich, wohin damit.
Linn LP12: Aufbau
Die Basis ist vom Einstiegsmodell Majik bis zum Flaggschiff Radikal gleich: Hartholzrahmen, bündig eingelassene Decke aus Edelstahl, weich gefedertes, unbedämpftes Subchassis, zweiteiliger Teller aus Zink-Druckguss - Linn ist der letzte Hersteller, der dieses klassische, hochdichte und nichtmagnetische Material noch verwendet.
Test: Linn Sondek LP12 Majik/Akito
Den Antrieb gibt es in drei Varianten, von denen wir die mittlere wählen: einen klassischen Synchronmotor samt externem Oszillator-Netzteil Lingo. Diese Stromversorgung hat gegenüber der Basisversion den Vorteil mess- und hörbar größerer Laufruhe. Statt direkt den Wechselstrom aus dem Netz zu verwenden, generiert das Lingo für die beiden Motorphasen jeweils eine lupenreine Sinuswelle und verstärkt diese Signale mit zwei kleinen Transistor-Endstufen. Das Ganze funktioniert mit zwei umschaltbaren Frequenzen (50 und 67,5 Hertz für 33 und 45 Umdrehungen) und mit variabler Spannung: Nur beim Start gibt das Lingo Vollgas, dann fällt die Spannung (und damit das Drehmoment) auf Schleichfahrt-Niveau. Vibrationsärmer kann man den Motor nicht antreiben.
Tonabnehmer und Tonarm
Während Motor und Tellerlager ihren Besitzer überleben können, sind Tonabnehmer vergänglich: Im Idealfall halten Nadeln 1000 bis 1500 Stunden. Das System ist damit neben dem Riemen der einzige Verschleißposten an einem guten Spieler. Deshalb trägt unser LP12 eine exzellent klingende, aber betriebskostenfreundliche Tondose: 480 Euro kostet das MM-System Adikt, ein Nadeltausch nur 240 Euro.
Geführt wird das Adikt vom Tonarm Akito, der preislich zwischen dem im Einsteiger- Gedeck Majik montierten Pro-Ject 9CC und der superteuren Spitzenkraft Ekos SE liegt. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dem Akito je untreu zu werden: Seine Lager laufen in der aktuellen Version fast so geschmeidig wie die meines Pin-up-Motivs Ekos, und geometrisch sowie mechanisch ist der Arm so geschickt konstruiert, dass praktisch jeder Abtaster dieses Universums korrekt montier- und justierbar ist.
Linn Axis vs. LP12
Der Klang des LP12 resultiert aus den Beiträgen seiner einzelnen Komponenten, die ich am eigenen Spieler, an Test-LP12s und an Linns in meinem Bekanntenkreis hundertfach verglichen habe - mit kleineren wie größeren, neueren wie älteren, Linn-internen wie fremden Alternativen. Bis heute jedoch ist der Wechsel vom gewiss nicht schlechten Axis zum LP12 (mit der damals günstigsten "Basik"-Motorisierung) die atemberaubendste Verbesserung geblieben, die meine Anlage erfahren hat.
Zunächst nur versuchshalber transplantierte ich damals die Arm-System-Kombination des Axis 1:1 auf den LP12, erwartete nichts Dramatisches - und fand mich schlagartig in einer völlig neuen HiFi-Welt wieder. Der Zuwachs an Dynamik, Sauberkeit und Spielfreude war so überwältigend, dass ich das Laufwerk trotz seines schon damals hohen Preises sofort kaufte. Auch im aktuellen Vergleich mit anderen wirklich guten Spielern nimmt der Linn für meine Ohren eine Sonderrolle ein: enorm kraftvoll, aber nie forciert, erhaben ruhig, aber nie distanziert. Diese perfekte Balance, die den viel zitierten Swing, das legendäre Timing des schottischen Laufwerks erst ermöglicht, findet man bis heute auch in vergleichbar teuren Laufwerken nur selten.
Fru?her stärker bassbetont
Den Ruf, im Tiefton etwas dick aufzutragen, hat sich der LP12 in den ersten zwei Bau-Jahrzehnten - von 1974 bis in die frühen 90er - erworben. Linn-MCs wie das Troika waren damals etwas bassbetont, hinzu kam eine gewisse Grundton-Eigenresonanz des alten, einlagigen und verwindungsfreudigen Pressblech-Subchassis. Mit dem aktuellen, seit 1994 verbauten Sandwich aus zwei mit steinhartem Kleber verbundenen Blechlagen spielt der LP12 auch im Frequenzkeller neutral und konturiert.
Noch mehr Ordnung und Präzision bekommt, wer vom Standard-Netzteil zum Lingo wechselt. Es gibt Romantiker, die damit bis heute hadern, weil es die letzten Reste des wollig-rosigen 70er-Sounds vertreibt. Neutral betrachtet, bringt das Lingo aber nur Vorteile: Der Klang ist viel tiefer durchstrukturiert, die Ruhe in Pausen noch absoluter, die Rhythmik rastet präziser ein und das Tempo wirkt straffer und flotter.
Tonarme, made in Japan
Auch die verschiedenen Inkarnationen des "kleinen" Linn-Arms habe ich über die Jahre durchgehört: Basik Plus, Akito I (beide wurden noch in Japan gebaut), Akito II (made in Scotland) sowie diverse Exemplare des danach folgenden Akito, der mehrmals überarbeitet wurde, aber stets Akito hieß.
Der Effekt der Armwechsel war der, den ich mir anfangs oft vom Einsatz teurer Tonabnehmer versprochen, dann aber meist nicht bekommen hatte: weniger Abtastverzerrungen, mehr Transparenz, lebendigere Klangfarben, entspannte Wiedergabe "schwieriger" Platten. Was keineswegs heißen soll, dass edle MCs sinnlos wären.
Ein Akito auf heutigem Stand führt auch ein vornehmes Ortofon, Benz oder Lyra zu Höchstleistungen. Wer erlebt hat, wie ausgewogen, lebendig und souverän der bescheidene Adikt auf dem mittleren LP12 klingt, spürt jedoch keinen direkten Handlungsbedarf. LPs und Tonabnehmer wird es, so wie es aussieht, noch lange geben. Man kann es also ruhig langsam angehen lassen.
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