Streaming-Vorstufe

Linn Klimax DSM im Test

26.2.2013 von Bernhard Rietschel

Mit dem Linn Klimax DSM macht Musikhören nicht nur unglaublich viel Spaß - der aus massivem Aluminium gehauene Netzwerkplayer-DAC-Vorverstärker ermöglicht auch wunderbar geradlinige Anlagenkonzepte.

ca. 6:15 Min
Testbericht
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Linn Klimax DSM
Linn Klimax DSM
© Hersteller/Archiv

Pro

  • überlegener Streamingkomfort
  • sensationell natürlicher Klang

Contra

  • nur ein Analogeingang

Die Geräte der DSM-Familie direkt zu beschreiben, ihre Fähigkeiten und Qualitäten möglichst kompakt und vollständig aufzuzählen ist ein schwieriges Unterfangen. Ihre Qualitäten erschließen sich nicht durch die Betrachtung von Vergleichstabellen, sondern erst durch den täglichen Umgang: Wer die Welt der Musik nicht nur als Klangtapete nutzen, sondern aktiv erforschen und bereisen will, wird dazu kein besseres Vehikel finden als einen Linn DSM. Dabei ist es sekundär, ob man die Reise mit dem kleinen Kiko DSM antritt oder ob man - bei zunehmendem Budget - gleich mit einem Majik DSM, Akurate DSM oder dem hier getesteten Klimax DSM startet.

Die Modelle unterscheiden sich in der Perfektion ihrer technischen Ausführung und in ihrer Vollständigkeit - die eine nimmt mit dem Preis zu, die andere ab: Kiko kommt als Komplettsystem samt Boxen aus dem Karton; Majik und der demnächst erscheinende Sekrit DSM haben Endstufen eingebaut, überlassen die Boxenwahl aber dem Besitzer; der Akurate beschränkt sich auf Player- und Preamp-Funktionen, muss also mit passenden Endstufen und Boxen (oder Aktivboxen) ergänzt werden. Der Linn Klimax DSM schließlich entspricht in seiner Funktion dem Akurate, hat aber nur noch ein Pärchen analoger Eingänge statt derer drei, außerdem fehlt ihm der Phono-Input.

Linn Klimax DSM
Harte Schale, reicher Kern: In der abgeschotteten Kammer auf der linken Seite sitzt das Linn-eigene "Dynamik"-Schaltnetzteil. Die linke Hälfte der Hauptplatine beherbergt die Netzwerk- und Prozessorabteilung, darüber sitzt huckepack das HDMI - Board. Wandler- und Analogpart sitzen rechts.
© Hersteller/Archiv

Linn Klimax DSM: Funktionen

Das ändert freilich nichts an der enormen Flexibilität und Offenheit auch dieses DSM im Umgang mit Musik. Er dient als Player für alle gängigen und auch einige weniger gängige Digitalformate, die sich auf beliebigen UPnP-Servern im Heimnetzwerk befinden dürfen, wandelt Digitalton von Sat-Receivern und anderen Zuspielern in perfekte Analogsignale, macht sich über seine HDMI-Eingänge auch für jene hochauflösenden Disc-Formate stark, die sich aktuell noch nicht oder nur mühsam rippen lassen, spielt Musik, die Besucher auf ihrem iPhone dabei haben, direkt und in ungeahnter Qualität per AirPlay ab. Er fungiert dank Songcast-Funktion als höchstwertige Netzwerk-Soundkarte für PCs und Macs, ohne dass man auch nur über USB-Kabel nachdenken muss, und jede Quelle - digital oder analog - die am DSM angeschlossen ist, lässt sich augenblicklich auch über jeden anderen Linn-Streamer im Heimnetzwerk wiedergeben.

Die vielen Möglichkeiten wirken verwirrend - aber nur dann, wenn man sie wie hier geschehen einfach aufzählt. Lebt und arbeitet man damit, kommt einem alles ganz selbstverständlich vor. Will man einem Freund den Unterschied zwischen drei Versionen desselben Albums zeigen, lädt man mit ein paar Tipps auf dem Kontrollschirm einfach alle drei in die Playlist und kann dann beliebig zwischen den dreien hin- und herspringen - auch wenn das eine ein CD-Rip, das andere ein Hochbit-Studiomaster und das dritte ein AAC-File aus der iTunes-Bibliothek ist. Eine besonders interessante Stelle (etwa das Solo bei 5 Minuten und 30 Sekunden, das im Remaster von 1998 so anders klingt) ist sekundenschnell angesteuert, unabhängig vom Format, sekundengenau natürlich, und sooft man will. Soll die Musik umgekehrt den ganzen Abend ohne weiteres Zutun laufen, lassen sich beliebig lange Playlists - auch gemischt aus verschiedenen Formaten und Speicherorten - vorab erstellen, auf Wunsch dauerhaft speichern und natürlich auch während des Abspielens jederzeit modifizieren.

Kaufberatung: Netzwerk-Player im Test

Wer die mediale Freiheit, die ein solcher Player verleiht, einmal schätzen gelernt hat, dem kommen andere Wege zur Musik eigenartig holprig, antiquiert und eindimensional vor. Nur wenige netzwerkbasierte Systeme sind vergleichbar ausgereift, reine Disc-Player sehen ohnehin alt aus, höchstens Vinyl vermag mit seinem ganz eigenen Charme ein adäquates Gegengewicht zu bilden.

Die Befreiung der Musik von den Limitierungen ihres Mediums, die demokratische, stets optimale Wiedergabe ungeachtet ihrer Herkunft leisten alle DS-Player gleich gut. Es gibt keine künstliche Feature-Hierarchie, sondern alle DS und DSM basieren stets auf demselben, kontinuierlich und kostenlos aktualisierten Betriebssystem, beherrschen die gleichen Funktionen und erlernen neue Tricks zeitgleich per Update.

Linn Klimax DSM
Bedienung light: Neben iPad, PCs, Macs und jeglichen Android-Tablets kann auch ein iPod Touch oder ein iPhone als Controller dienen. Für Eingangswahl, Lautstärke und die Navigation innerhalb einer Songs oder einer Abspielliste liegt zudem eine IR-Fernbedienung bei. Wer per App eine bestimmte Stelle anfahren will, blendet mit einem Tipp den Uhr-Ring (rechts) ein und kurbelt sich in Sekundenschnelle ans Ziel.
© Hersteller/Archiv

Linn Klimax DSM: Aufbau

Das Argument dafür, statt 6.500 Euro für den Akurate DSM fast das Dreifache für den Klimax auszugeben, muss demnach die klangliche Performance sein - und womöglich einige weitere "weiche" Faktoren. So kann, wer auf Klimax-Klang verzichten will, getrost zum Akurate greifen - muss dann aber auf das in Schottland aus einem Block teuren, besonders reinen Aluminiums gefräste Gehäuse verzichten, das den Klimax zum klingenden Kunstobjekt macht. Vielleicht verdient Linn an den Topgeräten ja sogar ein paar Prozent mehr - auch das wäre gerecht: So würden Premiumkunden, die die geballte Kreativität und harte Arbeit Dutzender Ingenieure am intensivsten und reinsten genießen, einen Extrabeitrag leisten, der die Entwicklungen von morgen, aber auch die exzellenten Arbeitsbedingungen in der Glasgower Linn-Fabrik, das fanatische Qualitätsbewusstsein und die verblüffende Fertigungstiefe, die dort allen Produkten angedeiht, finanzieren hilft.

Andererseits findet sich unter dem dicken Alumantel auch eine fast schon spektakuläre Bauteildichte. Analoge Ein- wie Ausgänge sind über teure Lundahl-Übertrager aus Schweden vom Innenleben entkoppelt, auch an den anderen Schnittstellen erkennt man das Grundbestreben der Linn-Entwickler, den Klimax möglichst vollständig von seiner Umwelt zu isolieren.

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An den Ausgangsübertragern führen zwei komplett getrennte Signalwege für analoge und digitale Quellen zusammen. Ersterer führt in einem Nebenzweig zwar auch zu einem A/D-Wandler, damit der Klimax Analoges per Netzwerk in andere Zimmer weiterleiten kann, reicht das Hauptsignal aber selbstverständlich naturbelassen zu einem Paar in Doppel-Mono arbeitenden Regelchips (PGA2320). Digitales dagegen umgeht diese ICs, weil die Pegelanpassung mit höchster Genauigkeit bereits im Digitalfilter-FPGA stattfindet. Sogar die mehrstufige Ausgangspegel-Umschaltung, die im ähnlich zweigleisigen Akurate DSM für optimalen Rauschabstand an unterschiedlichen Endstufen-Empfindlichkeiten und Boxen-Wirkungsgraden sorgte, entfällt beim Klimax, dessen Wandlerabteilung dank nochmals verbesserter Stromversorgung auch so rauscharm genug ist.

Linn Klimax DSM
Messlabor: Unabhängig von Eingang und Signalart zeigt der Frequenzgang einen leichten Hochton-Rolloff, der mit -0,2dB bei 20kHz aber unhörbar bleibt. Hervorragend sind Störabstand (118dB via Netzwerk, 104dB analog) und Jitter (um 160ps). Mit niedrigem Ausgangswiderstand (158O) und hoher -spannung (3,4/6,8V Cinch/XLR) ist der Klimax DSM universell als Vorstufe einsetzbar.
© Hersteller/Archiv

Linn Klimax DSM: Hörtest

Im Hörraum brauchte es nur wenige Takte einer uralten Aufnahme, bis man die Sonderstellung des Klimax in der Welt der Digitalplayer erahnte: The Weavers' "Reunion at Carnegie Hall 1963" kam in einer ursprünglich als DAD veröffentlichten 24bit/96kHz-Version von der Hörraum-NAS. Und die Weavers traten mit einer fast schon gespenstischen Leibhaftigkeit vor die Lautsprecher, die mühelos mit den besten Vinyl-Versionen dieses Klassikers mithalten konnte. Drei andere Player-Preamps, funktional also sehr ähnliche Geräte, stellten sich dem Vergleich mit dem Linn: Der Atoll ST200 , der Naim NAC-N172 XS und der Linn Akurate DSM - abwechselnd direkt mit der Endstufe Ayre V-5XE verkabelt. Alle drei lieferten jeweils sehr schöne, individuell charaktervolle Vorstellungen, deren Realismus in klaren Schritten von Atoll über Naim zu Linn zunahm.

Aber selbst der Akurate DSM bereitete die Hörer nicht ansatzweise auf den Klang des Klimax vor: Absolut ruhig und unaufgeregt, opulent in alle Raumachsen ausgedehnt, mit einer Mischung aus Leichtigkeit und tiefer, glaubwürdiger Substanz, die selbst der reine Player-Verwandte Klimax DS kaum ausgewogener hinbekommen hätte. Man kann auch ohne dieses Klangniveau Musik genießen - irgendwo müssen die Musikbegeisterten, die einen Klimax kaufen, ja herkommen. Aber zugleich liefert der Hörtest eine eindrucksvolle Antwort auf die Frage, ob ein Digitalplayer wirklich 17.850 Euro kosten darf: So lange es niemand schafft, für drastisch weniger Geld besser zu klingen, einen noch freieren, ungehinderteren Zugang zur Musik zu schaffen und seine Geräte unter ähnlich vorbildlichen Bedingungen zu produzieren - warum eigentlich nicht?

Fazit

Wer sich fragt, ob Musik vielleicht noch besser klingen kann als mit dem Klimax DSM , hat nur wenige Alternativen: Die zweiteilige Kombi aus Klimax DS/1 und Klimax Kontrol gehört dazu, kostet aber deutlich mehr. Angesichts des enormen Preises beruhigen der gute Support, die seit Jahren vorbildliche Weiterentwicklung aller DS-Modelle und die Tatsache, dass mangels beweglicher Teile daran fast nichts kaputtgehen kann.

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