Lautsprecher

PMC twenty.26 im Test

13.11.2014 von Jürgen Schröder

Typisch für Lautsprecher des englischen Boxenspezialisten PMC, arbeitet auch der neue twenty.26 in Transmissionline-Bassabstimmung. Und das tut er ausgesprochen erfolgreich.

ca. 5:50 Min
Testbericht
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PMC twenty.26
PMC twenty.26
© PMC

Pro

  • dynamisches Design
  • harmonische tonale Abstimmung
  • sorgfältige Verarbeitung

Contra


Unübersehbar waren sie: die leuchtend blauen Tragetaschen, die der britische Lautsprecherhersteller PMC während der diesjährigen HIGH END großzügig an die neugierigen Besucher verteilte. Unmissverständlich aber auch die Botschaft, die sie zeigten: "twenty.26 - where a want becomes a need."

Mit diesem selbstbewusst daherkommenden Slogan stellte PMC europaweit das neue Topmodell aus der twenty-Lautsprecherserie vor. Die schlanke Drei-Wege-Standbox twenty.26 ist in drei unterschiedlichen Echtholzfurnier-Ausführungen erhältlich, das Paar kostet 7500 Euro.

Die twenty-Serie hat sich PMC sozusagen selbst zum 20-jährigen Jubiläum geschenkt. Das Besondere daran ist, dass weder Chassis noch andere Konstruktionselemente aus Vorgängerserien übernommen wurden: Die twenties stellen durchweg eine komplette Neuentwicklung dar.

PMC twenty.26
Der knapp 18 Zentimeter durchmessende Tiefmitteltöner ist ebenfalls eine hauseigene Enwicklung: Seine mechanischen und elektrischen Chassis-Parameter wurden exakt an die Transmissionline angepasst.
© Hersteller / Archiv

Auffallend ist bereits das gegenüber den Vorgängermodellen deutlich dynamischer wirkende Design: Mit rautenförmigen, nach hinten geneigten Gehäusen will PMC aber auch möglichen Eigenresonanzen wirksamer entgegentreten. Das Gehäuse-Finish ist der Preisklasse absolut angemessen.

Die handwerkliche Sorgfalt setzt sich auch im Inneren fort: So sind die innenliegenden HDF-Platten (High-Density Fibreboard), die die Transmissionline-Schallführung bilden, ebenfalls doppelseitig furniert, um sie gegen Verziehen zu schützen.

PMC bleibt seinem Prinzip treu

Ganz nach Art des Hauses arbeitet auch die twenty.26 im Bassbereich nach dem Transmissionline-Prinzip: Hierbei wird der von der Membranrückseite des Tieftöners abgestrahlte Schall in eine akustische Umwegleitung geführt, die bei der twenty.26 eine Länge von etwa drei Metern besitzt.

Ziel ist es, die ganz tiefen Töne über jeweils zwei vordere Austrittsöffnungen für eine zusätzliche Schallabstrahlung im Bassbereich zu nutzen, während die unerwünschten Frequenzen im Oberbass und in den tiefen Mitten in der Transmissionline durch gezielten Einsatz spezieller Dämmstoffe absorbiert werden - und damit keinen akustischen Schaden mehr anrichten können.

Anders als beispielsweise bei den "Tapered Tube"-Schallführungen bei Lautsprechern von B&W und Vivid Audio, die eine vollständige Absorption bewirken sollen, wird beim Advanced-Transmissionline-Prinzip (ATL) von PMC die akustische Energie der Membranrückseite also teilweise genutzt - jedoch nur bei sehr tiefen Frequenzen.

PMC twenty.26
Eine Gemeinschaftsentwicklung von PMC und dem norwegischen Hersteller Seas ist der Hochtöner: Er nutzt eine 27 Millimeter durchmessende, mehrfach beschichtete Gewebekalotte. Das gelochte Schutzgitter dient zusätzlich als Schalldiffusor.
© Hersteller / Archiv

Davon versprechen sich die Briten mehrere Vorteile: Zum einen ermöglicht das eine vergleichsweise tiefe Basswiedergabe auch bei relativ kleinem Gehäusevolumen. Zum anderen können sich durch die Bedämpfung keine Hohlraumresonanzen ausbilden, die bei ungünstiger Konstruktion von Bassreflex-Lautsprechern den Oberbass und die unteren Mitten deutlich verfärben würden.

Darüber hinaus soll die akustisch gleichmäßige Belastung von Membran-Vorder- und -Rückseite beim ATL-Prinzip den Klirrfaktor des Tieftöners im Bassbereich reduzieren, was abermals der Verfärbungsfreiheit in den mittleren Lagen zugutekommt.

Das Drei-Wege-Konzept

Um die elektrischen und akustischen Chassis-Parameter optimal an die Erfordernisse derTransmissionline anzupassen, hat PMC für die twenty.26 sogar ein spezielles Basschassisentwickelt: Der knapp 18 Zentimeter durchmessende Gusskorbtreiber verwendet eine Naturfasermembran und zeichnet sich durch seine überdurchschnittlich große Staubschutzkappe aus.

Optisch noch hervorstechender geriet jedoch die ebenfalls im eigenen Hause entwickelte satte 50 Millimeter durchmessende Mitteltonkalotte: Zweifellos inspiriert von ihren riesigen, mehrzölligen Schwestern in den Studiomonitoren von PMC, oftmals Bernhardiner-Nasen genannt, soll diese Neuentwicklung auch im Mitteltonbereich ein besonders breites Abstrahlverhalten gewährleisten - also genau dort, wo klassische Mitteltöner mit Konusmembran schon längst den Schall zunehmend bündeln.

Der Hochtöner der twenty.26 ist hingegen eine Gemeinschaftsentwicklung von PMC mit dem norwegischen Chassis-Spezialisten Seas: Dank seiner großen, 27 Millimeter durchmessenden Kalotte aus vierfach beschichtetem und versiegeltem Kunststoffgewebe (Sonolex) bietet der Ferrofluid-gekühlte Hochtöner sehr lineares Übertragungsverhalten bereits ab 2000 Hertz, was niedrige Übergangsfrequenzen ermöglicht und damit abermals eine breite Schallabstrahlung begünstigt.

PMC twenty.26
Von PMC eigens für die twenty.26 entwickelt wurde der Mitteltöner: Mit seiner stattliche 50 Millimeter durchmessenden Gewebekalotte ist er ein echter Blickfang.
© Hersteller / Archiv

Freunde von Multi-Amping-Systemen werden mit der twenty.26 bestens bedient, bietet siedoch gleich ein für drei separate Endstufen zugängliches Anschlussfeld (Tri-Wiring): Stolzverwendet sie dabei in England gefertigte, stabile Schraubklemmen, die direkt mit der dahinter angeordneten Frequenzweiche verschraubt sind: Diese unterteilt das Tonspektrum bei 380 sowie 3800 Hertz und zeichnet sich mechanisch und elektrisch durch einen kompromisslosen Aufbau mit extrem dicken Kupferleiterbahnen und edelster Bauteilebestückung aus.

Die PMC in Bestform

Bei freier Aufstellung mehr als 120 Zentimeter von Rück- und Seitenwänden entfernt, spielte die PMC eher grundtonarm, sodass das Klangbild trotz tiefem Bass insgesamt präzise, aber recht hell ausfiel und daher ein wenig farblos wirkte. Das änderte sich aber spontan, als wir sie wandnah im Abstand von etwa 60 Zentimetern ohne Einwinkeln vor die Stirnwand des Hörraums stellten.

Ein weiteres Boxengerücke erübrigte sich dann allerdings sofort, denn schon spielte dieschlanke Engländerin in Bestform. Der ehedem etwas zurückhaltende Grundtonbereich kam nun angenehm sonor und warm, dabei dröhnfrei und straff und fügte sich nahtlos zwischen dem sehr tiefen Bassbereich und den sehr plastischen Mitten ein.

Eine der herausragendsten Eigenschaften der twenty.26: Sie verband die Neutralität undUnbestechlichkeit eines Abhörmonitors mit dem Charme eines wohlklingenden HiFi-Lautsprechers und weckte damit stets aufs Neue große Lust aufs Musikhören.

PMC twenty.26
Alle drei Chassis sind für separate Speisung einzeln zugänglich (Tri-Amping).
© Hersteller / Archiv

Darüber hinaus faszinierte sie trotz wandnaher Aufstellung mit einer ausgeprägten und zudem das ganze Hörspektrum gleichmäßig umfassenden Räumlichkeit. Dank ihrer gleichmäßigen Diffusschall-Verteilung erzielte sie eine angenehm natürliche, tendenziell eher große Schallquellen-Abbildung.

Ein weiterer angenehmer Effekt war, dass die zu hohen Frequenzen leicht ansteigendeCharakteristik des Hochtöners die bei größerem Hörabstand bereits merkbare Luftabsorption perfekt kompensierte, sodass das Klangbild auch dann stets sehr schön klar blieb.

Spannend dabei, dass sie es trotz des relativ großen Hörabstands schaffte, selbst bei dynamisch anspruchsvollem und gleichzeitig tiefbassintensivem Material wie beispielsweise stereoplays Yello-CD den Raum mit entsprechender Lautstärke zu erfüllen.

Wollten wir mal ein richtiges "Brett" hören, fiel auf, dass die PMC im Bassbereich leicht in Pegelkompression ging. Allerdings tat sie das sehr gutmütig, sodass sie sich niemals überfordert zeigte, sondern exzellent am Gas hing. Dazu waren allerdings kräftige Amps nötig - mit ihren gerade einmal 80 Dezibel Kennschalldruck gehört die PMC zu den leisen Vertretern ihrer Art.

PMC twenty.26
Als Gehäuseprinzip setzt die twenty.26 auf eine gefaltete, akustische Umwegleitung. Gezielter Einsatz von Dämmmaterial absorbiert dabei unerwünschte Frequenzanteile.
© Hersteller / Archiv

Präzise, fein, detailreich

Die tonale Abstimmung der PMC verdient das Prädikat "vornehm homogen" in besterbritischer Tradition sehr harmonisch abgestimmter TDL- und IMF-Monitore. Allerdings bemerkt man bei der twenty.26 ebenso deutlich die Weiterentwicklung bei Lautsprechern, denn im Gegensatz zu ihren berühmten Vorfahren präsentiert sie sich insgesamt wesentlich präziser, luftiger und detailreicher. Schön auch, dass sie sich nervige Materialresonanzen im Test verkniff.

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Die grandiose Revel Performa F 208 ist der zierlicheren PMC tonal recht ähnlich und kann mit ihrer größeren Membranfläche die für hohe Lautstärken erforderliche Luftmenge noch ein wenig selbstverständlicher in Bewegung versetzen. Der deutlichste Unterschied zur twenty.26 ist ihre Raumabbildung: Hier geht die Revel eher in Richtung "Wall of Sound" mit mehr nach vorn gerichteter Projektion, während die Britin die akustische Darstellung eher um die Lautsprecher herum aufbaut.

Jedoch steht die PMC der Revel Performa keineswegs nach: Sie gibt sich in Sachen Maximalpegel zwar nicht ganz so dynamisch, klingt aber dafür körperhafter und stellt die Instrumente etwas dreidimensionaler dar. Keine Frage: Die PMC twenty.26 macht wirklich große Musik. Somit ist der Hersteller-Slogan "...where a want becomes a need" wahrlich nicht übertrieben.

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