Testbericht

Lautsprecher Martin Logan Vista

15.5.2007 von Redaktion connect und Wolfram Eifert

Seinem bassaktiven Vantage stellt Dipolspezialist Martin Logan den passiven Vista (4800 Euro) zur Seite. 2000 Euro billiger, aber ein Schwächling? Von wegen.

ca. 2:35 Min
Testbericht
  1. Lautsprecher Martin Logan Vista
  2. Datenblatt
Martin Logan Vista
Martin Logan Vista
© Archiv
Träume sind Schäume, sagt der Volksmund, doch bisweilen sind sie längst Realität. Etwa der Wunsch nach einer Schallquelle, die alle klangprägenden Frequenzen mit einer einzigen Membran abstrahlt, ohne Übergänge zwischen benachbarten Chassis und den daraus resultierenden Einbrüchen im Schalldruckverhalten.

Martin Logan Vista Rückansicht
Auf der Rückseite des Bassgehäuses sind Terminal und Netzbuchse untergebracht. Die Bass-reflexöffnung sitzt im oberen Teil der Kammer.
© Julian Bauer

Dieser Traum existiert und trägt einen schlichten Namen: Flächenstrahler. Ins Haus kommt er meist in Gestalt von Dipolstrahlern (beidseitig offen) mit elektrostatisch angetriebenen Folienmembranen, die zwischen gelochten Statoren dezent hin und her zucken. Auch der neue Vista von Martin Logan zählt zu dieser Gattung.

Vollflächig angetriebene Folienstrahler können prinzipiell alle Frequenzen abbilden, auch tiefste Bässe. Problematisch ist nur die geringe Beweglichkeit der hauchdünnen, meist durchsichtigen Kunststofffolien, die hohen Pegeln bei tiefen Tönen sehr enge Grenzen setzt.

Puristen lassen sich davon nicht abhalten und schwören auf Vollbereichswandler, die ohne zusätzlichen Tieftöner auskommen, etwa den Quad ESL 2905 (Test in Heft 3/2006) oder den Final 1000i (12/2006). Deren Pegelreserven erreichen allerdings nur mit Mühe das Niveau guter Kompaktboxen, was angesichts gut vierstelliger Kaufpreise (9000 Euro beim Quad) viele Interessenten abschreckt.

Deutlich mehr Pegel verkraften Hybridmodelle mit konventionellem Tieftöner; dabei ist Martin Logan unumstritten Weltmarktführer. Solche Zwitter verhalten sich ähnlich robust wie dynamische Mehrwegelautsprecher. Die Pegelreserven reichen bei den jüngsten Logan-Hybriden oftmals weiter als bei konventionellen Boxen. Gleichzeitig kommen sie mit wenigen Watt aus.

Martin Logan Vista Bassmembran
Das dynamische Basschassis ist gut 20 Zentimeter groß und verfügt über eine dunkelgraue Membran aus hochfestem Aluminium.
© Julian Bauer

Der Vista trägt das gleiche Elektrostaten-Panel wie der letztes Jahr erschienene Vantage (Heft 6/2007). Der Unterschied liegt im Bass. Im Vantage steckt eine 200-Watt-Endstufe für den Tieftonzweig mitsamt elektronischen Filtern; der externe Verstärker treibt lediglich die Folie. Der Vista ist dagegen rein passiv und damit deutlich anspruchsvoller.

Während dem Vantage schon mal kleine audiophile Vollverstärkern der 500-Euro-Klasse genügen, um seine Reize zu entfalten, fordert der Vista den Amp weitaus intensiver und zieht deutlich mehr Strom, was vor allem bei Röhren leicht zu Engpässen führt. Dem Nachteil des höheren Stromverlangens steht eine Ersparnis von immerhin 2000 Euro entgegen. Für beide Modelle gilt: Die Folienmembran ist innerhalb weniger Sekunden nach dem Einschalten vollfächig mit der nötigen Hochspannung geladen; das früher übliche tagelange "Vollsaugen" ist weder notwendig noch sinnvoll. Nach fünf Minuten ohne Signal wird die Hochspannung automatisch abgeschaltet - so wird weniger Staub angezogen.

Wie aber klingt der Vista? Kurz gesagt: Kaum minder faszinierend als der teilaktive Bruder, nur etwas anders. Obenherum und in der Mitte herrscht nahezu Gleichstand. Der Vantage steigt tiefer in den Basskeller, sein Klangcharakter ist über alle Bereiche hinweg ein wenig straffer und trockener. Doch langweilig wirkt der Vista keineswegs - im Gegenteil.

Die Elektrostaten der Martin Logan Vista
Die leichte Krümmung des Paneels dient einer breiteren Abstrahlung. Die Folien sind größtenteils durchsichtig, was feine Lichteffekte ergibt.
© Julian Bauer

Extrem aufschlussreich geriet der Vergleich mit herkömmlichen Mehrwegeboxen, auch wenn solche Gegenüberstellungen wegen des unterschiedlichen Abstrahlverhaltens stets mit Vorsicht zu genießen sind. Modelle der 5000-Euro-Klasse (etwa die Thiel CS 2.4) hatten neben dem Vista einen schweren Stand. Der Flächenstrahler spielte feiner und komprimierte weniger, seine Authentizität und Schnelligkeit war schlicht atemberaubend.

Stück 5 auf der diesjährigen HörParcours-CD (kostenlos auf Heft 5/2007, der Titel heisst "Tuva Rap", die Band melo X) nutzte der Vista für ein Freudenfeuer erster Güte. Der von Bläsern und Schlagzeug begleitete Sprechgesang kam lupenrein - von Trägheit keine Spur, auch nicht im Bass oder Grundton. Das Fazit ist wie so oft bei Martin Logan eine wohlbegründete Jubelarie: Wer keine Justagemöglichkeiten braucht und einen strompotenten Amp besitzt, kommt mit dem Vista noch günstiger als bisher in den Genuss eines hochpotenten Flächenstrahlers. Und wer das Ganze noch steigern will, bitteschön: Es gibt ja noch die größeren Modelle im Hause Logan.

Martin Logan Vista

Martin Logan Vista
Hersteller Martin Logan
Preis 4800.00 €
Wertung 58.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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