Testbericht

Lautsprecher Canton Chrono SL 530

2.9.2010 von Dalibor Beric

Mit digitalen Verstärkern, drahtloser Signalübertragung und variablen Filtern will Canton die Boxenszene aufmischen. Die Lösung ist äußerst schlau.

ca. 3:00 Min
Testbericht
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  1. Lautsprecher Canton Chrono SL 530
  2. Datenblatt
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Das neueste Produkt von Canton erscheint wie eine Wundertüte, der man nicht auf Anhieb ansieht, was alles drin steckt. WA 100, so heißt das Elektronik-Set, ist weder sonderlich platzbedürftig noch schwergewichtig.


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Sender: Der Sender ist rückseitig mit Klemmen für Cinch- und Hochpegelsignale bestückt. Durch ein Frequenz-Hopping ermittelt die Funkstrecke automatisch den besten von 32 freien Kanälen. Der Aufbau der Verbindung erfolgt ohne Zutun des Anwenders.
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Es besteht aus zwei gleichgroßen, dunkelgrauen Kästchen und einer Fernbedienung im Scheckkartenformat mit 21 Leuchtdioden und ebenso vielen Tasten. Alle Teile zusammen wiegen kaum zwei Kilogramm; Anleitung, Stecker und Kabel mitgerechnet.

Seine Funktionen lassen sich in drei Bereiche gliedern: Eine schlaue Boxenentzerrung, eine digitale Übertragungsstrecke sowie eine ultrakompakte Stereo-Endstufe. Doch was passiert da genau und warum?

Die Sendeeinheit wird per Cinch- oder Boxenkabel mit einer analogen Audioquelle verbunden, zum Beispiel den Pre-Out-Buchsen einer Vorstufe oder eines Multichannel-Receivers. Die Empfindlichkeit des Eingangs ist variabel. Die nachfolgenden Stufen digitalisieren das Signal und optimieren (falls gewünscht) das Klangverhalten der Boxen.

Der von Canton genutzte A/D-Wandler arbeitet mit 24 Bit Auflösung und einer Abtastrate von 48 Kilohertz. Sende- und Empfängermodul nutzen davon die höchstwertigen 16 Bit. Die WLAN-ähnliche Funkstrecke erzielt laut Hersteller einen Störabstand von 93 Dezibel und überbrückt Entfernungen bis zu 25 Meter in geschlossenen Räumen.

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Empfänger: Im Bereich der Kühlrippen ist der kompakte Class-D-Amp untergebracht, basierend auf Chips von Texas Instruments, dahinter die Stromversorgung. Der Standby-Verbrauch liegt unter 1 Watt. Die Elektronik ist "Made in Germany".
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Auf der Empfängerseite ist ein ultrakompakter Schaltverstärker verbaut, der den Chipsatz TAS 5342 von Texas Instruments nutzt. Kenner schätzen den Endstufentreiber wegen seiner geringen Gegenkopplung. Das zugeordnete Netzteil agiert an der Leistungsgrenze mit einer Verringerung des Spannungshubs und vermeidet so harte Verzerrungen zu Gunsten eines erheblich angenehmeren Softclippings.

Der Aufbau der Funkstrecke vollzieht sich automatisch innerhalb weniger Sekunden. Eingaben aller Art übermittelt eine Miniatur-Fernbedienung, die bauartbedingt recht umständlich zu bedienen ist und mit ihren winzigen Beschriftungen ein gutes Sehvermögen erfordert.

Doch die Mühe lohnt sich, denn die umfangreichen Filterfunktionen verleihen herkömmlichen Passivboxen eine Anpassungsfähigkeit, die sonst nur Aktivmodelle erzielen. So gibt es neben diversen vorgefertigten Klangkurven fünf in Frequenz, Güte (Wirkungsbreite) und Pegel veränderbare Filter.

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Eine Fernbedienung im handlichen Scheckkartenformat mit Leuchtdioden und Folientastatur dient der Steuerung. Mangels Display sind Eingaben recht mühselig. Ohne Blick in die Anleitung gelingen größere Justagen nur bei entsprechender Übung.
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Brave Passivboxen klingen wie Studiomonitore

Mit ihrer Hilfe lassen sich Aufdickungseffekte durch eine wandnahe Boxenaufstellung ebenso abschwächen wie raumakustisch bedingte Bassüberhöhungen oder tonale Verfälschungen durch ungewöhnliche Nachhallzeiten. Dieses universelle Klangtuning funktioniert mit Schallwandlern unterschiedlichster Art und Herkunft.

Noch interessanter ist das Set für Besitzer aktueller Canton-Boxen, deren Klang sich durch modellspezifische Filtereinstellungen perfektionieren lässt. Die zugehörigen Einstellungen sollen kurz nach Verkaufsstart des WA 100 auf der Canton-Homepage bereitstehen.

Um die Wirkung des modellspezifischen Klangtunings zu überprüfen, orderten die Tester zum WA 100 ein Pärchen Chrono SL 530 zum Paarpreis von 800 Euro dazu. Die rundum hochglanzlackierte Kompaktbox verfügt über Chassis neuester Machart mit Aluminium-Membranen.

Die digitalen Filter versprechen deutliche, teils auch gewaltige Klangverbesserungen im Bassbereich wie auch eine gesteigerte Linearität insgesamt. Die per Fernbedienung einzutippenden Korrekturen egalisieren modellspezifische Besonderheiten der Gehäuse, Weichen und Chassis, deren Ausräumung mit passiven Bauteilen zu aufwendig wäre.

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Der fernbedienbare Sender digitalisiert das kabelgebundene Quellsignal und stellt die Filterfunktionen bereit. Der Empfänger: Das WLAN-ähnlich im 2,4-GHz-Band übertragene Signal wird verstärkt auf rund 50 Watt pro Kanal an 4 Ohm.
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Die Klangkorrekturen sind eine feine Sache

Besonders vielversprechend ist die Anwendung bei Kompaktboxen, die keinen allzu tiefen Bass erzeugen. Doch auch Standboxenbesitzer dürfen gespannt sein. Je nach Konstellation gewinnt der Klang an Tiefgang und/oder Genauigkeit, etwa wenn Box und Elektronik im Team zügiger ausschwingen als der Schallwandler alleine.

Der Anwendungsvielfalt des WA 100 entsprechend verlief der Test mehrgleisig. Zunächst wurden Endstufen und Box in ihrer jeweiligen Kategorie geprüft, an Referenzgeräten. Die Wertungen finden sich in den Messwertetabellen. Anschließend verbanden die Tester die SL 530 mit dem WA 100 und aktivierten die modellspezifische Klangoptimierung.

An konventioneller Elektronik betrieben, erzielte die Kompaktbox ein preisklassenbezogen sehr feines Klangbild mit einer auffallend exakten Tiefenstaffelung und schönen Klangfarben, was Gesang und Klassik sehr angenehm gestaltete.

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Canon WA 100 Bewertung
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Am WA 100 mit ausgeschalteter Entzerrung bewies sie ein klassentypisches Verhalten: Substanzieller Tiefbass war Mangelware, dafür wirkte der Grundtonbereich überbetont. Mit Entzerrung war der Klang kaum wiederzuerkennen. Das Grundtongebrummel blieb aus, die Wiedergabe geriet erheblich erwachsener und neutraler. Die Korrektur durch den WA 100 erweist sich damit als ebenso sinnvolle wie kostengünstige Tuningmaßnahme.

Meinung

Die Wireless-System wirkt auf Anhieb ausgereift, nur die Bedienung nervt. Der Verstärker klingt trotz winziger Abmessungen angenehm satt und harmonisch, muss sich vor konventionellen Amps der Einsteigerklasse nicht verstecken. Besonders lohnt sich die Anschaffung für Canton-Boxen kleinerer Baureihen. Der Gewinn an Flexibilität, Neutralität und Bandbreite ist das Geld allemal wert. Im Bass ist der Zugewinn eklatant.

Canton Chrono SL 530

Canton Chrono SL 530
Hersteller Canton
Preis 800.00 €
Wertung 44.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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