Testbericht

Lautsprecher Cabasse La Sphere

15.12.2006 von Redaktion connect und Wolfram Eifert

La Sphere von Cabasse (120 000 Euro) ist ein neuartiger Vierwege-Punktstrahler mit volldigitaler Signalverarbeitung und acht Endstufen. Wie gut klingt dieses Technikwunder?

ca. 3:25 Min
Testbericht
  1. Lautsprecher Cabasse La Sphere
  2. Technik im Detail
  3. Vorgeschichte
  4. Datenblatt
Cabasse La Sphere
Cabasse La Sphere
© Archiv

Einer der spannendsten Trends im Boxenbau sind Punktstrahler, bei denen mehrere elektrisch eigenständige Schallquellen auf einer gemeinsamen Achse montiert sind.


Cabasse La Sphere Anschlüsse
Auf der Rückseite der Bodenplatte befinden sich die Anschlussklemmen. Die Weiterleitung erfolgt über das Rohr in der Mitte.
© Julian Bauer

Während die meisten Hersteller es bei zwei mehr oder minder aufwendig verschachtelten Treibern bewenden lassen, ist die französische Traditionsmarke Cabasse sehr viel mutiger. Das neueste Werk der Gallier ist eine 70 Zentimeter große Kugel mit 100 Kilogramm Gewicht und vier ineinander verschlungenen Schallquellen. Der vielsagende Name: La Sphere.

Der speziell für das System entwickelte Basstreiber erreicht einen Durchmesser von 55 Zentimeter und wiegt über 40 Kilo. Die untere Grenzfrequenz liegt bei 16 Hertz - so tief kommen die wenigsten Subwoofer.

Einen Grenzschalldruck von gigantischen 126 Dezibel bescheinigt das Datenblatt der Bassabteilung, selbst am anderen Ende des Spektrums werden ohrenbetäubende 108 Dezibel erreicht, bevor Limiter dem Treiben ein Ende setzen.

Fast noch beeindruckender als die grobmotorischen Werte geriet das Rundstrahlverhalten: Cabasse spricht von maximal 2 Dezibel Abweichung bei Winkeln bis zu 60 Grad bezogen auf die Hauptachse, wobei die Richtung angesichts der Kugelform keine Rolle spielt.

Pierre Yves Diquelou
Pierre Yves Diquelou, das DSP-Mastermind bei Cabasse, stellt die Sphere mit Messsystem und mehreren Mikros linealglatt auf den Hörplatz ein.
© Julian Bauer

Doch La Sphere will nicht nur frequenzlinearer und dynamischer als jedes herkömmliche System arbeiten, auch das Zeitverhalten soll Maßstäbe setzen. Durch die koaxiale Bauweise liegen alle akustischen Zentren hintereinander auf einer gemeinsamen Achse - der Weg bis zum Ohr des Hörers ist für alle Zweige annähernd gleich.

Verbleibende Verzögerungen, egal ob mechanisch bedingt oder durch Filterlaufzeiten, korrigiert der vorgeschaltete Controler, der mit einem DSP von Analog Device (Typ SHARC) bestückt ist. Nebenbei ermöglich das System eine Einmessung auf den Raum, auch Dröhneffekte durch Raummoden lassen sich damit herausrechnen - ein wichtiges Feature bei einem derart basspotenten Schallstrahler.

Den Antrieb bewerkstelligen zwischen 300 und 1000 Watt starke ICEpower-Digital-Endstufen (B&O-Entwicklung), die dank Schaltnetzteil kaum Abwärme produzieren. Wer dem Klang eine persönliche Note geben möchte, kann seine eigenen Amps einbringen, er muss sie nur im Vorfeld von Cabasse vermessen lassen. Der Kaufpreis reduziert sich dadurch um immerhin 20000 Euro.

Cabasse La Sphere acht Endstufen
Die acht Endstufen unterscheiden sich trotz gleicher Abmessungen in der Leistung. Der Controler ist deutlich breiter.
© Julian Bauer

Die Hülle der Kugel besteht aus zwei Lagen Glasfasergewebe, dazwischen liegt eine hochdämpfende Schicht aus Schwergummi. Holzplanken sorgen für Stabilität wie im Rumpf eines Segelschiffs.

Die beiden mittleren Schallquellen sind mit ringförmigen Membranen aus einem hellgrauen, sehr klangneutralen Schaumstoff bestückt. Das Basschassis arbeitet zurückversetzt im Inneren der Konstruktion, deren Volumen es größtenteils beansprucht. Sein Beitrag erreicht den Hörraum über drei Öffnungen hinter der vorgelagerten Dreiwegeeinheit.

Christophe Cabasse, Exportmanager wie auch klangliches Gewissen der Firma, und Chefentwickler Pierre-Yves Diquelou reisten höchstpersönlich zu stereoplay an, um ihr jüngstes Werk in Topform zu bringen. Im Gepäck die Lieblings-CDs der beiden, darunter "Treuer Gott ich muss Dir klagen" (BNL/Syrius B000GAL4A4).

Noch bevor die Organistin Catherine Todorovski loslegte, wurde klar, was diesen Schallwandler von anderen unterscheidet. Schon das eher fühl- als hörbare Grundgeräusch des Aufnahmeraums genügte, um klar zu machen: Wir befinden uns in einer Kirche.La Sphere meisterte das königliche Instrument mit Leichtigkeit, glockenrein und völlig ansatzlos. Dabei war es egal, ob leise oder laute Passagen angespielt wurden, ob zarteste Anblasgeräusche im Vordergrund standen oder die mächtige Autorität der tiefsten Register. Die Französin kontrollierte, ja dominierte den Hörraum wie kein Wandler zuvor.

Zwischen den Musikbeispielen zückte Monsieur Diquelou immer wieder sein Notebook, um den Controler feiner zu justieren. Und jedesmal tönten die Kugeln noch einen Tick natürlicher und raumgenauer.

Nach zwei Stunden schalteten die beiden Mikrofon und Rechner ab, denn nun spielte La Sphere unerreicht rund und stimmig - was auch diejenigen Kollegen zugaben, die sonst nur puristische kleine Zweiwegeboxen für korrekt halten.

Monsieur Cabasse, auf dessen Stirn anfangs einige Schweißperlen zu sehen waren, schien nun sichtlich zufrieden und genoss die Komplimente, die er von den herbeigeeilten Redaktionskollegen zu hören bekam.

Christophe Cabasse
Christophe Cabasse, Sohn des legendären Firmengründers George und Vordenker der Sphere, hat beim Aufbau viel Spaß.
© Julian Bauer

Die folgenden Tage waren geprägt von unzähligen Stunden intensiven Hörgenusses. Zum Beispiel mit der Cover-Scheibe von Heft 12/2006 mit Auszügen aus dem klangvollen Repertoire von Dabringhaus und Grimm. Auch die Kollegen, die Klassik normalerweise kalt lässt, bekamen leuchtende Augen: La Sphere spielte so konzentriert und punktgenau, so flink und mitreißend wie sonst nur Flächenstrahler vom Schlage eines Quad oder Martin Logan.

Dabei ist La Sphere kein  Kunstprodukt für Spezialisten, sondern ein kerngesunder, absolut  mehrheitsfähiger Schallwandler. Wenn der holländische Gitarrist Jan Akkerman auf "Focus In Time" (Patio Music) seinen vom Spiel der frühen Dire Straits inspirierten Schmachtfetzen "Am I Losing You" zum Besten gibt, bleibt kein Auge trocken und keine Magengrube unmassiert. Druckvoller (im positiven Sinne) und rassiger kann Popmusik kaum klingen.

Bei derart vielen Superlativen darf die Gretchen-Frage nicht unbeantwortet bleiben: Ist La Sphere etwa die beste Box aller Zeiten? Von denen, die stereoplay gehört hat, auf jeden Fall. Sogar mit Abstand.

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