Lautsprecher

B&W CM6 S2 und CM10 S2 im Test

2.12.2014 von Wolfram Eifert

Der britische Boxenspezialist B&W hat seine teilweise noch aus dem Jahr 2006 stammende CM-Serie überarbeitet. Unangetastet blieb nur das 2013 erschienene Topmodell CM10 mit seinem separat gelagerten Hochtöner. Den technologischen Leckerbissen gibt es nun auch in der neuen, kompakten CM6 S2.

ca. 6:45 Min
Testbericht
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B&W CM10 S2
B&W CM10 S2
© Bowers & Wilkins

Gut Ding will Weile haben, so heißt ein bekanntes Sprichwort, doch der britische Boxenspezialist B&W scheint bei seiner CM10 eine Ausnahme zu machen und bringt bereits nach nur rund einjähriger Bauzeit eine S2-Version auf den Markt.

Kunden, die die Box auch im Vertrauen auf die allgemein eher behutsame Modellpolitik des Hauses erworben haben, haben deshalb aber keinen Anlass zur Sorge, denn beim Topmodell der Serie wurde lediglich die Befestigung der Tieftöner geändert. Dass sie nun den Zusatz "S2" trägt, hat rein formale Gründe.

B&W CM10 S2: Nur optische Veränderungen

Als die Standbox B&W CM10 2013 in die CM-Serie aufgenommen wurde, waren die kleineren Modelle teilweise bereits sieben Jahre am Markt. Bei der nun vollzogenen Überarbeitung wollte der Hersteller den Eindruck vermeiden, die erst vor gut einem Jahr erschienene CM10 hätte nicht den neuesten technologischen Stand. Tatsächlich besaß die Standbox bereits 2013 alle klangrelevanten Neuerungen, die erst jetzt auch den übrigen Modellen zu Gute kommen.

Mit dem Generationswechsel wurden Zierblenden eingeführt, die an den Körben der Konustreiber die Köpfe der Schrauben verdecken. So gibt es keine störenden Einbuchtungen mehr und die Schallwand zeigt sich durchgehend glattflächig. Gleichzeitig wurde der Durchmesser der Schrauben vergrößert. Dies soll zu einem festeren Sitz der energetisch stark belasteten Konuschassis beitragen und im Verbund mit den besonders steif und klangneutral ausgeführten Schallwänden die Klangreinheit fördern.

Bei der CM10 ohne "S2" lagen die Köpfe der Schrauben noch offen, weshalb sich die ansonsten baugleichen Boxen optisch dann doch etwas unterscheiden. Die stoffbezogenen Schutzrahmen, die im Gegensatz zu manchen High-End-Boxen serienmäßig mitgeliefert werden, werden wie gehabt durch kleine versteckt montierte Magnete getragen. Dieser Kniff bringt mehr Ruhe ins Design und verstärkt den Eindruck klassenuntypischer Wertigkeit.

Während die kleineren Modelle in erheblicher Weise von neuen Treibern und besseren Frequenzweichen profitieren, blieb die CM10 akustisch unverändert, zumal das Topmodell der CM-Reihe am Markt hervorragend ankommt. Ein Indiz ihrer Beliebtheit ist sicher auch der Erfolg bei der letztjährigen AUDIO-Leserwahl, wo die Box auf Anhieb den ersten Platz in der Klasse bis 5000 Euro belegte, mit deutlichem Abstand zu den Verfolgern.


B&W CM6 S2
Genau wie das Topmodell CM10 hat auch die neue Kompaktbox CM6 S2 einen freistehenden Hochtöner.
© Bowers & Wilkins

B&W CM6 S2: Freistehender Hochtöner

Nachdem bis vor kurzem nur die größte Standbox über einen freistehenden Hochtöner verfügen durfte, gibt es nun in Gestalt der CM6 S2 auch bei den Kompakten ein hervorgehobenes Spitzenmodell mit "Tweeter on Top".

Damit wollen die Briten speziell jene Kunden ansprechen, die den anerkannt feinen und räumlichen Klang der CM10 schätzen, deren Schalldruck- und Bassfähigkeiten aber nicht benötigen oder es generell zierlicher mögen. Merkantil reizvoll ist diese Art Downsizing allemal, denn bei der CM6 S2 sparen Interessenten nahezu die Hälfte des Kaufpreises.

AUDIO hat deshalb beide Modelle bestellt und miteinander verglichen. Die neuen CM-Modelle sind wie ihre Vorgänger wahlweise aufwendig lackiert oder echtholzfurniert und mit einer Garantie über 10 Jahre ausgestattet, die bei einem Besitzerwechsel erhalten bleibt. Dieses Qualitätsversprechen ist letztlich bares Geld wert, denn es sorgt für stabile Preise bei einem eventuellen Wiederverkauf. Eine Besonderheit zeigt sich bei den Lackfarben. Die schwarzen Versionen sind glänzend ausgeführt, die weißen hingegen matt.

Neue CM-Hochtöner

Die neuen CM-Hochtöner, auch die der kleineren Modelle, verfügen über eine zweilagige Membran aus Aluminium, wobei ein Teil lediglich ringförmig ausgeführt ist. Mit diesem Kniff erzielt B&W gegenüber der bisherigen Konstruktion eine höhere Steifigkeit bei dennoch geringerem Gewicht. Als direkte Folge verschiebt sich die bei Hartmembranen übliche Aufbruchresonanz von 30 auf 38 Kilohertz und entfernt sich damit noch weiter als bisher von der oberen Wahrnehmbarkeitsgrenze.

B&W CM6 S2, B&W CM10 S2, Standbox
Die zweiteilige Membran des neuen Hochtöners (rechts) folgt der Schwingspule in der Simulation präziser und schwingt vollflächig mit nahezu gleicher Intensität, ablesbar an der konstanteren Färbung.
© Bowers & Wilkins

Durch die höhere Stabilität entwickelt die Doppelmembran ein geringeres Eigenleben und kann die Befehle der Schwingspule exakter in Schall verwandeln. Von dieser Technik profitieren alle neuen CM-Modelle bis hinunter zur kleinen CM1 S2 für 900 Euro das Paar. Bei den günstigeren Modellen ist der Hochtöner flächenbündig in die Schallwand integriert. CM6 und CM10 verfügen über eine Nobelversion, die aufwendiger gedämmt ist und frei auf dem Gehäuse lagert.

Davon verspricht sich der Hersteller Vorteile beim Rundstrahlverhalten, gepaart mit einem reineren Klang. Das rundliche Extra-Gehäuse ist weich gelagert, was sich durch vorsichtiges Anfassen leicht erfühlen lässt. Passieren kann dabei nicht viel, denn die empfindliche Membran ist durch eine klanglich vollkommen unkritische Gitterhaube geschützt, welche sich nur mit Spezialwerkzeug entfernen lässt.

Mittel- und Tieftöner

Bei den CM-Frequenzweichen folgt B&W der bei den vornehmen 800er Modellen erstmals eingeschlagenen Philosophie der zweigabhängigen Flankensteilheiten. Für Bässe und Mitten sind deshalb mehr frequenzabhängig wirkende Elemente im Einsatz als in den Höhen. Die Weichenbauteile, speziell die Kondensatoren, sind von höchster Qualität und stammen aus der Evo-Reihe der Kölner Nobelmarke Mundorf. Von der deutlich preiswerteren 600er Baureihe können sich die CM-Modelle durch anspruchsvollere Membranmaterialien und Antriebe absetzen.

In besonderem Maße gilt dies für den aufwendig von der Gehäuserückwand aus gestützten, sickenlos arbeitenden Mitteltöner der CM10, der ebenfalls die Gene der 800er Serie in sich trägt. Der Tiefmitteltöner der CM6, der ein breiteres Frequenzspektrum verarbeiten muss, ist dagegen mit einer herkömmlichen, langhubigen Randaufhängung ausgestattet.

B&W CM6 S2, B&W CM10 S2, Standbox
Bei einer Anregung mit 350 Hz (Grundtonbereich mit hoher Energiedichte) schwingt die weniger aufwendige Schallwand der preiswerteren 683 (oben) deutlich intensiver mit als die deutlich steifere Front einer CM10 S2.
© Bowers & Wilkins

Im Vergleich mit den Gehäusen der 600er Baureihe sind die CM-Kabinette deutlich steifer und klangneutraler ausgeführt. Auf eine Anregung mit Störschall reagieren sie sehr viel gelassener. Der Anwender hört so mehr von den hochwertigen Chassis und weniger Trübungen vom Gehäuse.

Als weitere Besonderheit verfügt die CM10 über drei parallel geschaltete Tieftöner mit extrem verwindungssteifen Membranen aus Papier- und Kevlar. Die gegenüber der CM6 ungleich üppigere Bestückung verhilft der CM10 zu deutlichen Vorteilen bei Empfindlichkeit, Basstiefe und Schalldruckreserven.

Hörtest

Stets um Ausgewogenheit und natürliche Klangfarben bemüht, bewies die CM10 einmal mehr ihre Eignung für akustische Klangkörper, die nur mit effektfrei arbeitenden Boxen überzeugend klingen. Auch und gerade tonal heikle Gesangstimmen und Streichinstrumente klangen mit der Dreiwegebox fein und ausdruckstark, ganz ohne Verbissenheit im Diskant.

Die ungleich zierlichere CM6 S2 stand ihrer großen Schwester bei Temperament und Geschmeidigkeit kaum nach und offenbarte zarte Verästelungen kaum weniger bereitwillig. Herrlich exakt und dreidimensional gestalteten die beiden die räumliche Darstellung, mit leichten Vorteilen für die Standbox, wo sich das Geschehen noch etwas deutlicher von den Gehäusen löste.

Das Adagietto aus der 1924 entstandenen Klaviersonate von Igor Strawinsky gelang beiden Bowers-Modellen wunderbar fließend, unaufgeregt und doch fern jeder Mattigkeit. Solange sich die Tester mit zivilen Pegeln zufrieden gaben, waren Spielfreude und Differenzierungsvermögen bei der CM6 kaum geringer.

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Doch keimte der Wunsch nach gefühlten Orignallautstärken, geriet die Kompaktbox sehr deutlich ins Hintertreffen und wirkte genervt. Andererseits wusste die zierliche CM6 S2 mit den temporeichen Housetracks des dänischen DJs Anders Trentemoller eine Menge Druck und Emotionen zu erzeugen, so dass viele Anwender den Wunsch nach einer höherwertigen Box kaum verspüren werden.

Doch das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten, und so dürfte die uneingeschränkte Freude an der CM6 nur solange anhalten, bis die CM10 mit ihrer ungleich maskulineren Spielweise auftrumpfen darf. Füttern Sie das CM-Topmodell einfach mal mit Trentemollers Album "Last Resort". Die Dreiwegebox lässt die mit komplexen Basslinien untermauerten Tracks derart variantenreich donnern, dass es jedem Technokenner Tränen der Freude in die Augen treibt.

Dass der feine Clubsound bei aller Wucht so herrlich vornehm klingt, liegt zu einem nicht geringen Teil an diesem traumhaft guten Ausnahmehochtöner, den es so günstig nur in den beiden CM-Königsmodellen zu kaufen gibt.

Fazit

Bei Lautsprechern gibt es für die Entwickler stets Spielräume bei der Feinabstimmung. Für echte Profis ist es ein Leichtes, Boxen so abzustimmen, dass spezielle Klangeigenschaften besonders deutlich hervortreten. Oft reicht zum Beispiel eine angedeutete Betonung der Mitten und schon wirkt eine Box lebendiger, doch darunter leidet die Neutralität. B&W verzichtet bei CM6 S2 und CM10 S2 vollständig auf solche Tricks. Beide Modelle sind nicht vordergründig auf Temperament getrimmt und wirken dennoch wunderbar vital. Wenn Sie Ihre Boxen wandfern stellen können, greifen Sie am besten zur CM10, ansonsten reicht die CM6.

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