Testbericht
Lautsprecher Backes & Müller BM Line 25
Wer selbst Musik macht oder die unnachahmliche Homogenität von Livekonzerten im Ohr hat, wird mit der Backes & Müller BM Line 25 (39000 Euro das Paar) schnell warm werden - und hernach wohl keine konventionelle Box mehr haben wollen.
- Lautsprecher Backes & Müller BM Line 25
- Datenblatt
Hinter der hübschen Fassade seiner neuen BM Line 25 hat der alteingesessene Saarbrücker Aktivboxenspezialist Backes & Müller ein komplexes und, wie wir gleich sehen werden, hochinteressantes Konzept versteckt, dessen tieferer Sinn sich auch Kennern der Lautsprecherszene nicht unbedingt gleich auf Anhieb erschließt.
Dass die Saarländer aus tiefster Überzeugung nur Aktivboxen mit elektronischen Filtern und eingebauten Endstufen im Programm haben, ist hinlänglich bekannt. Doch warum sieht die neue 25 so gänzlich anders aus als die weiterhin lieferbaren Klassiker BM 18 und BM 30, in deren Mitte sie sich zahlenmäßig einreiht?
Bevor wir dieser Frage auf den Grund gehen, sei jedem fortgeschrittenen Audiophilen ein Blick in die technische Beschreibung des Herstellers empfohlen. Dort heißt es: "Die BM 25 hat einen konstanten Phasenverlauf" und einen Halbsatz weiter: "Alle Frequenzen erreichen zur gleichen Zeit das Ohr des Zuhörers."
Falls sich diese für jeden Akustiker und Boxenentwickler hochbrisante Aussage als wahr entpuppen sollte, dann wäre die BM 25 einer der weltweit raren Schallwandler, dessen Bass dem restlichen Geschehen nicht in irgendeiner Form zeitlich hinterherhinkt.
Doch wovon ist die Rede? Die meisten Filter, analog wie auch digital, erzeugen neben der erwünschten Wirkung im Frequenzbereich (ohne die keine Mehrwegebox funktionieren würde) auch Phasendrehungen, sprich, sie verzögern einzelne Teile des Spektrums mehr als andere. Bemerkbar macht sich dies insbesondere im Bassbereich, ablesbar an einem deutlichen Anstieg der Gruppenlaufzeit, der visuell anschaulicheren ersten Ableitung des Phasenverlaufs.
Falls Backes & Müller Wort hält, müsste der Bassbereich der BM 25 wie auch der Klang insgesamt von ungeahnter Präzision sein, die Box müsste klingen wie aus einem Guss.
Da auch Tester manchmal ungeduldig sind, ging es gleich nach dem Auspacken ans Eingemachte. Johannes Siegler, seines Zeichens studierter Elektrotechniker und seit dem Jahre 2001 Geschäftsführer wie auch Chefentwickler im Hause B&M (siehe Interview mit Johannes Siegler) war kaum mit dem (nahezu selbsterklärenden) Aufbau seines jüngsten Werkes zu Ende, da ging es im Hörraum schon richtig zur Sache.
Von der derselben Thorens-Vorstufe befeuert, die auch bei den anderen Probanden zum Einsatz kam - externe Endstufen braucht die Box logischer Weise keine -, stand als erstes wieder der "Tuva Rap" auf dem Programm. Das charismatische, mit allerlei Schlagwerk, Blasinstrumenten und Stimmen angereicherte Stück entlarvt unpräzise, verwaschen klingende Boxen innerhalb von Sekunden.
Tatsächlich schienen die Musiker gegenüber dem für sich schon hochgenauen Blumenhofer-Horn nochmals klarer umrissen, die vielschichtigen Sprechgesänge im Hintergrund wie von Geisterhand hervorgehoben und nochmal um einiges leichter zu verstehen, obwohl sie in Relation zum Rest nicht lauter waren.
Was im Bassbereich geschah, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es ging weniger um die üblichen Attribute Volumen oder Tiefe - davon war reichlich vorhanden - als vielmehr ums Ganze. Man hatte das Gefühl, der Bass steht exakt da, wo er hingehört, perfekt eingebunden und wenn gefordert irrsinnig kraftvoll. Die herausragende Präzision könnte langjährige HiFi-Hörer anfänglich irritieren, doch wer selbst Musik macht oder die unnachahmliche Homogenität von Livekonzerten im Ohr hat, wird mit der Backes schnell warm werden - und hernach keine konventionelle Box mehr haben wollen.
Auch die übrigen Klangtalente der BM 25 waren offensichtlich faszinierend, doch vor deren eingehender Betrachtung stand die Beschäftigung mit dem Aufbau. Das jüngste Werk des 35 Jahre jungen Boxenspezialisten schmücken vier baugleiche Tiefmitteltöner mit robusten Kohlefasermembranen, die im Grundtonbereich zwischen 80 und etwa 400 Hertz parallel geschaltet sind.
Zwei sind bis rund 1500 Hertz im Einsatz, wo die Übergabe an den Hochtöner erfolgt, bei dem es sich um einen Air-Motion-Transformer aus dem professionellen Bereich handelt, der einfache Kalottensysteme an Belastbarkeit und Dynamik weit übertrifft.
Die linienförmige Anordnung (die auch den Namen der Baureihe erklärt) bewirkt eine näherungsweise zylinderförmige Abstrahlcharakteristik, was gegenüber einer konventionellen Bauweise im Stil der Bremer Stadtmusikanten (Bass unten, Hochtöner oben) vielfältige Vorzüge bringt: Fußboden und Decke werden weniger intensiv angestrahlt, was Raumreflexionen mindert und den Direktschallanteil erhöht. Gleichzeitig trägt die Box weiter, weil der distanzbedingte Pegelabfall nicht mit 6 Dezibel pro Entfernungsverdopplung erfolgt, sondern nur mit etwa 3.
An der Rückseite stecken zwei 25er-Kevlarbässe, jeweils unten und oben, die den Bereich zwischen 80 und 20 Hertz abdecken. Die Wegdifferenz zu den vorderen Chassis wird durch eine entsprechende Zeitverzögerung kompensiert.
Womit wir beim Herz der BM 25 wären, das zu den modernsten zählt, die aktuell am Markt sind. Die Signalverarbeitung erfolgt weitestgehend digital. Konventionell, sprich analog, arbeiten lediglich der (sensorgeregelte) Bassbereich wie auch die drei MOSFET-Endstufen mit einer Gesamtleistung von 1 Kilowatt, was bei externen Verstärkern mit ziemlich unförmigen Abmessungen und keineswegs unerheblichen Leistungsverlusten in dicken, passiven Filterbauteilen verbunden wäre.
Die Wandlung übernimmt ein von Siegler höchstpersönlich entwickeltes Konglomerat von A/D- und D/A-Wandlern mit einer rechnerischen Dynamik von 160 Dezibel, sodass auch im Kleinsignalbereich keine Klangverluste zu befürchten sind. Die Trennung der Zweige erfolgt mittels FIR-Filtern (Finite Impulse Response), die eine voneinander unabhängige Beeinflussung von Zeit und Frequenz gestatten.
So durchdacht wie das Konzept ist auch die Bedienung der BM 25. Dem Anwender stehen neben Subsonicfilter, Bass- und Höhenregler drei frei programmierbare Equalizer zur Verfügung, die entweder über ein kleines Display an der Rückseite oder eine komfortable PC-Software (siehe Screenshot) zu steuern sind.
In diesem Fall erhalten die Boxen die Befehle via Netzwerkkabel direkt vom Rechner, was die Sache äußerst komfortabel macht. Anwender dürfen sogar eine asymmetrische Hörposition eingehen und zum Ausgleich die nähere Box virtuell nach hinten schieben, indem sie das Signal verzögern. Ein gezielte Bekämpfung von Raummoden ist ebenso möglich wie Korrekturen bei wandnaher Aufstellung oder eine sanfte Hochtonabsenkung in halligen Räumen.
Und was hat die BM Line 25 außer physikalischer Korrektheit zu bieten? Handelt es sich möglicherweise um einen halbgaren Versuchsträger mit dem Charme eines frühreifen Technikbaukastens? Solche Fragen sind durchaus berechtigt, gelten doch ältere Backes-Modelle in audiophilen Kreisen nicht gerade als Inbegriff ganzheitlicher Musikalität.
Von diesen Vorbehalten war, um es kurz zu machen, bei der BM 25 nichts zu spüren, auch nicht im Vergleich mit technisch weniger komplexen Passivboxen wie der weithin bekannten 800 D von B&W oder dem Blumenhofer-Horn. Die beide, wenn es darauf ankam, an die Über-Alles-Klangtreue der Backes nicht wirklich heranreichten.
Die Genuin F 1 mochte im Paket mit den Thorens-Monos brutalste Erschütterungen noch ein wenig gelassener herausmodellieren, doch auch die Backes drang ohne erkennbare Anstrengung in Schalldruckbereiche vor, die das Gros der Anwender kaum nutzen dürfte.Friedemann Witeckas mit nur drei Mikrofonen eingefangene Harfenmusik (Track 4 der besagten Heft-CD aus der Ausgabe 05/2007) war nur ein Exempel für die Spielkraft der Backes. Eine Räumlichkeit wie in Stein gemeißelt und die gleichermaßen schlackenlose wie hochsensible Klangprägung, das muss der BM 25 erst mal jemand nachmachen. Was, da ist sich stereoplay sicher, extrem schwer werden dürfte.
Backes & Müller BM Line 25
Backes & Müller BM Line 25 | |
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Hersteller | Backes & Müller |
Preis | 39000.00 € |
Testverfahren | 1.0 |
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