Lautsprecher

Klipschorn AK5 im Test

29.5.2013 von Redaktion connect

Das Klipschorn wird seit 1946 kontinuierlich gebaut und widersteht allen Design-Trends. Dynamisch ist und bleibt das Eckhorn von Klipsch ohnehin eine Klasse für sich.

ca. 4:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Klipschorn AK5
Klipschorn AK5
© Klipsch

Pro

  • extrem dynamisches und direktes, dabei offen spielendes Horn
  • mit toller Ansprache, Feinzeichnung und sensationell genauer Abbildung
  • kommt mit praktisch allen Verstärkern zurecht

Contra

  • ist weniger sanft

Das müsste genügen - mit diesen handverlesenen Worten endete nach gefühlten 27 Sekunden meine erste Begegnung mit dem Phänomen Klipsch. Nun sah ich als 16-Jähriger auch nicht so aus, als wäre ich in der Lage, die paar Tausend Mark für ein Pärchen La Scala mal so eben über den Tresen zu schieben. Also muss man dem Verkäufer des HiFi-Studios Kolban in Esslingen vor allem einmal dankbar sein, dass er in einem Anfall von Mitleid den Plattenspieler für mich angeworfen hat. Es war so schön.

Den Gipfel meines Klipsch-Glücks erklomm ich Jahre später im Hörraum von stereoplay: das Eckhorn. Da standen sie nun wie zwei verunglückte Garderobenschränke von Möbel Mammut und versprühten den Charme von gediegenem Nussbaum Natur.

Die ganze Tragweite des Projekts Eckhorn erschließt sich ohnehin nur anhand von Risszeichnungen. Wie raffiniert der alte Paul Klipsch (bereits damals war er schon 78 Jahre alt) den Schall des im Gehäuse verschanzten 38er-Basses über ein hölzernes Labyrinth zu den beiden seitlichen Öffnungen bugsierte und die bessere Ankopplung an die Raumluft für hohen Wirkungsgrad ausnutzte. Wie genial er des Eckhorn-Besitzers eigene vier Wände als monströse Hornöffnung missbrauchte. Und welch überwältigenden Effekt er damit erzielte: Die Membran im Inneren muss gewissermaßen nur mit den Augen zwinkern und der Zuhörer holt sich ein posttraumatisches Bass-Erlebnis, von dem er noch lange zehren kann.

Klipschorn AK5 - Innenaufbau
Heute kaum zu glauben: Damals gehörte das Klipschorn zu den kleinen Vertretern seiner Art. Die Wände des Wohnraums dienen als Fortsetzung des Hornes selbst. Der 15-Zöller im geschlossenen Volumen spielt auf ein Labyrinth, das den Strahlungswiderstand optimal nach außen koppelt.
© Hersteller / Archiv

Ohne "h", mit viel Pegel

Während ich noch, ganz in Gedanken, nach dem verschwundenen "h" des Klipschorns fahndete, erklangen auch schon die ersten Takte Musik. Falsch: Es tobte ein orkanartiges Gewitter. Als Reaktion auf die übliche Stellung des Lautstärkereglers scheint das Eckhorn zu sagen: "Wenn Du die Antwort ertragen kannst." Und "Bring mal das Kofferradio!".

Mit gemessenen 96 Dezibel ist das Eckhorn einer der effektivsten, wenn nicht der effektivste Verwerter von Leistung. Das empfiehlt den Lautsprecher nicht nur für den blauen Umwelt-Engel, sondern auch für feinstes Röhrengerät, das sich bei 10 Watt Leistungsanforderung schon mal hilfesuchend umschaut. Ein Warnhinweis: Wie alle anderen Boxen unterscheidet auch das Klipschorn nicht zwischen Stör- und Nutzsignalen - über das Grundrauschen der Elektronik macht sich das Horn genauso gierig her wie über Musiksignale. Die Folge: ein eindringlicher Rauschteppich, wenn sich die Elektronik nicht um beste Signal-Rauschabstände bemüht.

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Gut, mit Röhren hatte man es in den 1970er- und 80er-Jahren nicht so, man war vielmehr froh, dass der Transistor erfunden war. Aber auch mit der Referenz-Endstufe Denon POA 3000 war das Eckhorn nicht nur laut. Es bewies eindrücklich, dass ein Gutteil des Live-Erlebnisses vom Unterschied des leisesten zum lautesten Ton abhängt, und davon, wie unvermittelt das beim Zuhörer auf dem Sofa ankommt.

50-Millimeter-Inverskalotte
Das sehr tief bauende und sich langsam nach vorn öffnende Mittelhochtonhorn koppelt bei rund 450 Hz an und wird von einem klassischen Druckkammertreiber befeuert. Dessen inverse 50-Millimeter-Inverskalotte besteht aus getränktem Gewebematerial und würde noch heute jeder Beschallungsbox zur Ehre gereichen.
© Hersteller / Archiv

Das "Orn" macht su?chtig

Ich hörte mich in einen wahren Klipsch-Rausch. Mit Rock und Pop und Pop und Rock. Unglücklicherweise verlangte das Hörprotokoll von stereoplay auch das Abspielen klassischen Liedguts. Die Instrumente ließen sich unterscheiden und die Celli kamen mehr von rechts und von links die Geigen.

Aber spielte das eine Rolle? Für feingeistige Klassik-Liebhaber ist Klipsch ohnehin nicht die erste Wahl, der Rest der Welt lässt sich von ihrer Klang-Vorstellung einfach mitreißen. Auch Freunde gepflegter Tiefenstaffelung mögen vielleicht anmerken, dass die Mittelhochton-Hörner eventuell ein wenig weiter entfernt von den Wänden, dem Vortrag möglicherweise eine Nuance mehr... Ab in die Ecken mit ihnen.

Sehen wir es positiv: Kein langes Herumschieben des 80-Kilo-Turms auf der Suche nach dem besten Klang. Die Hornkonstruktion verlangt nun mal die Eckaufstellung und damit hat sich die Mittelhochtoneinheit zu begnügen - im Zweifel mit großem Stereo-Dreieck.

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Daran hat sich auch in der aktuellsten Version des Eckhorns AK5 nichts geändert. Druck, Dynamik, dieser umwerfende Bass - nach wie vor eine Klasse für sich. Die Fähigkeit im Umgang mit tonalen Gegebenheiten ist jedoch mittlerweile anders: Im Laufe der Zeit haben die Klipsch-Entwickler auch das Mittelhochton-Hornduo überarbeitet und modernen Hörgewohnheiten angepasst. Wo es früher noch etwas trötig und im Grundton vernebelt klang, überzeugt heute - gemessen an anderen Wandlern dieser Pegelklasse - die hinreichende Konkretisierung.

Und der Bass? Er ist nur noch besser geworden: Bassdrum-Schläge stampfen aus dem Gehäuse, als gäbe es kein Morgen mehr! Der Marschbefehl der Klipsch-Entwickler für den Bass lautet auch in der AK5-Version: rauf bis 500 Hertz, bevor das Mitteltonhorn ins Spiel kommt - leichte Grundton-Vernebelungen sind daher auch heute noch die Folge. Aber das macht überhaupt nichts: Erschöpft, aber selig beendet das Testteam erst zu mitternächtlicher Stunde die Hörsession. Das müsste doch eigentlich genügen, möchte man meinen. Tut es aber nicht. Von diesem Horn muss man immer mehr hören.

Von Hans Martin Burr

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