Standlautsprecher
KEF R 500 im Test
Manche Boxenserien erscheinen am Markt, ohne dass es sonderlich auffällt. Bei anderen scharrt eine gut vernetzte Community bereits Wochen vor der Auslieferung mit den Hufen, als würde Apple ein neues Gadget aus dem Hut zaubern.
Die R-Modelle von KEF zählen zu dieser Gattung von Produkten, die sich vom Start weg verkaufen wie warme Semmeln, und die vermutlich noch während der Bauzeit Kultstatus erreichen werden. Dass die Serie so erfolgreich ist, ist auch für weniger mit der Materie Befasste nachvollziehbar: Design und Haptik treffen den Geschmack einer überdurchschnittlich ambitionierten Zielgruppe. Die Technik dahinter ist ebenso eigenständig wie klangstark. Dass die Fans, und nicht nur die, der Traditionsmarke die Bude einrennen, liegt vor allem am Herzstück der Serie, dem ultramodernen Uni-Q-Koaxialsystem aus dem KEF-Topmodell Blade. Der Treiber steckt mit leichten Abwandlungen - das allerkleinste Modell R 100 nutzt eine langhubigere Version, die auch satten Bass kann - in allen Typen der Serie, so auch in der R 500.
Die kleinste und günstigste Standbox der Baureihe ist ein Dreiwegesystem, bei der zwei 13 Zentimeter große Tieftöner mit hochfesten Aluminium-Membranen den Uni-Q unterhalb 500 Hertz so deutlich entlasten, dass sein Mitteltonelement (der äußere Teil) energetisch viel weniger belastet wird und dadurch auch dann noch im Beinahe-Leerlauf arbeiten kann, wenn es bei der kleinen R 100 (Test: AUDIO 8/2012) schon richtig eng wird. Der Uni-Q an sich punktet mit den bekannten Vorzügen seiner Bauform. Dank mittig angeordnetem Hochtöner gibt es zu einer beliebigen Mess- oder Hörposition im Raum keinerlei Wegdifferenzen und damit auch keine Laufzeitunterschiede. Vorteile bringt das speziell im Übernahmebereich, der bei der R 500 um 2800 Hertz herum liegt. Damit fällt es der Frequenzweiche wesentlich leichter, für alle Raumwinkel eine pegel- und zeitrichtige Addition der Signale zu gewährleisten. Bei räumlich getrennten Systemen gelingt dies nur in einem schmalen Winkelbereich, wo die Laufzeitverhältnisse gut passen.
Koax mit Vorbildfunktion
Die so erzeugte Punktschallquelle für Mitten und Höhen wird durch die Anordnung der Tieftöner ober- und unterhalb des Uni-Q in den Bassbereich hinein fortgesetzt. Da beide Chassis das gleiche Frequenzband darstellen, scheinen auch Bässe und Grundtonbereich aus dem Zentrum des Koax zu kommen. Der Grund, warum KEF all diesen Aufwand treibt, ist einfach: Die Entwickler möchten das hochgradig authentische Klangerlebnis der 25000 Euro teuren Blade (bei ihr sitzen die Tieftöner an den Seiten) so weit möglich auch zu einem Bruchteil der Kosten realisieren. Der Uni-Q fackelt nicht lange, lässt Klänge aller Art in natürlicher Reinheit und Größe leuchten und nicht wie aus Bruchstücken zusammengesetzt. Die teils schrägen, dennoch versöhnlichen Soundkaskaden in "Blood Like Lemonade" von Morcheeba wirken mit der KEF ganzheitlich und untechnisch, was auch weniger Klangversessene sofort als sehr angenehm registrieren. Das tönt locker-leicht und herrlich abwechslungsreich.
Die selten gespielten Vivaldi-Kantaten "Bellezza Crudel", die das norwegische Label 2L in 192kHz/24bit zum Download anbietet, klingen mit der KEF sagenhaft unangestrengt und räumlich. Sopranistin Tone Wik wird von der R 500 lupenrein dargeboten und lässt sich mühelos orten. Doch wirklich perfekt ist die KEF nicht, denn sie klingt bei aller Offenheit auch etwas dunkel. Triangle und Phonar erreichen zwar nicht ganz die räumliche Aussagekraft der KEF, lassen aber die Sopranstimme glanzvoller und eindringlicher strahlen. Zurück zu Morcheeba: Die R 500 arbeitet angenehm offen und leichtfüßig, doch Epos und Phonar lassen Hi-Hats energischer leuchten und verleihen den vielschichtigen Bassläufen deutlich klarere Umrisse. Die Nubert steigt obendrein noch wesentlich tiefer in den Basskeller, so dass die KEF trotz ihrer enormen Kultiviertheit am Ende der Konkurrenz den Vortritt lassen muss.
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