Testbericht

JBL Studio 4365 im Einzeltest

9.7.2013 von Holger Biermann

Der JBL Studio 4365 ist ein wahrer Orkan. Die Klarheit und Dynamik des Klangbildes ist hervorragend. Wir haben uns den Standlautsprecher genauer angeschaut.

ca. 3:25 Min
Testbericht
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JBL Studio 4365
JBL Studio 4365
© JBL

Ende 2010 hatte stereoplay mit dem JBL K2 9900 einen Lautsprecher im Test (Heft 1/11, 64 Punkte, 39 000 Euro, Vertrieb: Sun Audio), mit dem wir anfangs nicht richtig warm wurden. Er klang mit dem 15-Zoll-Bass und dem großen Mitteltonhorn bei kleinen und mittleren Pegeln etwas füllig im Bass und im Mittelhochtonbereich bisweilen sehr direkt. Eigentlich war die Sache schon abgehakt, aber dann versuchten wir es mit größerem Hörabstand. Das war viel besser.

Und als dann Testlaborleiter Peter Schüller verkündete, dass dies der mit Abstand lauteste aller bei stereoplay gemessenen Schallwandler war, versuchten wir es sehr laut. Von da an saßen wir jeden Abend (im Sicherheitsabstand von vier Metern!) im Hörraum und gaben uns die Dröhnung. Großartig waren diese Abende, faszinierend diese nahezu klirrfreie Wiedergabe. Diese Box gaben wir nur schweren Herzens zurück.

Seit letztem Jahr nun hat Harman Deutschland (macht den JBL-Vertrieb bis hoch zur Studio-Line) mit der Studio 4365 einen Lautsprecher im Angebot, der wie die jüngere, hässlichere Zwillingsschwester daherkommt: ebenfalls ein 15- Zoll-Tieftöner, der gleiche 2,5-Zoll-Mitteltondrucktreiber mit Magnesium-Konus sowie ein sehr ähnlicher Superhochtöner. Vor allem - und das verschafft der 4365 den Eintritt zu diesem Röhren-Spezial - rutscht ihre Impedanz im leistungsrelevanten Bereich bis 2000 Hertz nie unter 10 Ohm und der Wirkungsgrad liegt (wie bei der K2 9900) bei über 88 Dezibel.


Mittelhochtonhorn
Das Mittelhochtonhorn mit seinem 2,5-Zoll- Druckkammertreiber ist das Zentralgestirn der 4365. Es läuft von etwa 700 bis über 10 000 Hertz.
© Hersteller / Archiv

JBL Studio 4365 Aufbau:

Will uns JBL hier eine Wunderkiste verkaufen? Der gleiche Motor in billigem Gehäuse zu weniger als der Hälfte des Preises? Im Grunde ja. Zwar hat die "große" K2 im Bass einen sündhaft teuren AlNiCo-Magneten (4365: Eisen) und im Superhochton eine Beryllium- Kalotte (4365: Titan), aber die größten Unterschiede finden sich in den Gehäusen - beide aus furnierten, 25 Millimeter starken MDF-Platten.

Der Zugang zum Horn erfolgt bei der 4365 über ein verschraubtes Service-Brett, wie man es vom Klipschorn aus dem Jahre 1946 kennt. Auch die Spaltmaße zwischen Horn und Gehäuse gehören eher in die 1980er Jahre als ins 21. Jahrhundert. Das kann man den perfektionistischen Deutschen - zumal für 16.000 Euro - eigentlich nicht verkaufen. Oder?

Doch. Denn die technischen Werte sind durchaus zukunftsweisend. Die "kleine 4365" kommt immerhin auf einen maximalen Schalldruck von über 120 Dezibel (K2: 124 Dezibel). Sie hat einen absolut linearen Frequenzgang (auch über die Winkel) und von ihren geringen Verzerrungswerten können viele Mitbewerber nur träumen.

verdammt ähnlich
In sehr vielen Punkten verdammt ähnlich: die JBL K2 9900 für 39000 Euro. Mit 124 Dezibel führt sie die Liste der pegelstärksten Boxen an.
© Hersteller / Archiv

Wie auch von der Klarheit und der Dynamik des Klangbilds. Allerdings sollte man auch bei ihm einen Hörabstand von drei Metern nicht unterschreiten, sonst kommen die Mitten zu direkt. Unabhängig von der Distanz ist der Bass bei geringen Pegeln etwas zu saftig. Hier mussten sich die Entwickler offenkundig entscheiden: Will man bei 120 Dezibel noch einen kernigen Bass haben, muss er zwangsweise bei 90 Dezibel üppiger ausfallen. Denn mit einem kräftigen Dreh am Lautstärkeregler änderte sich der Charakter dieses Klangbilds: Der vormals etwas zu satte Bass war nun absolut richtig eingebunden.

Hörtest

Der direkte Vergleich mit der großen Schwester war uns nicht möglich. Dafür aber der mit der Arbeitsreferenz B&W 802 Diamond, gegen die auch die K2 seinerzeit antreten musste. Und auch die 4365 konnte mit der immensen Detailfülle der B&W nicht mithalten: Sie erreichte weder diese unglaubliche Leichtigkeit bei der Hochtonauflösung noch bei der Tiefenausleuchtung. Dennoch klingt sieauf Anhieb irgendwie "richtig". Selten habe ich Markus Schirmers "Gnomus" so authentisch, so kraftvoll und prägnant gehört, habe die Autorität des großen Flügels so körperlichdirekt wahrgenommen.

entscheidenden Parameter
Einer der entscheidenden Parameter für Harmonie mit schwächeren Röhren-Amps: Die Impedanz ist relativ hoch.
© Hersteller / Archiv

Die Klavieranschläge klangen völlig natürlich aus. Diese Klarheit ist womöglich ein Resultat der extrem niedrigen Horn-Verzerrungen; natürlich trägt auch der 38-Zentimeter- Bass mit seiner immensen Membranfläche von fast 900 Quadratzentimetern seinen Teil bei. Aber die 4365 beherrscht auch das Feine, stellt etwa Phasenverschiebungen wie auf Madonnas "Ray Of Light" noch genauer dar als die B&W und lässt den Zuhörer so an der Arbeit der Tonmeister teilhaben.

Ingredienzien vom Feinsten
Ingredienzien vom Feinsten: Kombiniertes Mittel- und Hochtonhorn, bestückt mit einem 2,5-Zoll-Kompressionstreiber (Magnesium- Konus) für die Mitten sowie einem 1-Zoll-Superhochton-Treiber (Titan), einem 15-Zoll-Tieftöner mit 2,5 Zoll Schwingspule. Auf der Mittelhochtonweiche sitzen auch die beiden Pegelregler.
© Hersteller / Archiv

Und sie harmoniert besser mit Röhren. An ihnen klang die 4365 noch bezaubernder, nicht mehr ganz so direkt. Dafür wurden die Klangfarben satter und feinste Hochtonverästelungen (wie in Monty Alexanders "Hurricane Come And Gone") noch freier wiedergegeben.

Dennoch muss ich einräumen, dass es Verschwendung wäre, diesen Lautsprecher an kleinen Röhren und nicht an Wattboliden wie den Referenz- Monos Ayre MX-R zu betreiben. "The Race" von Yello mit 120 Dezibel durch den Hörraum jagen zu lassen ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst und das süchtig macht - und das mit klassischem HiFi und mit Röhren selbst der 100-Watt-Klasse nicht möglich ist.

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