Surround-Set
Jamo D 500 / SUB 660 im Test
Kinoklang auf höchstem Niveau erfordert nach landläufiger Meinung mindestens fünf teure und voluminöse Boxen plus riesige Subwoofer. Dass dies so pauschal nicht stimmt, beweist Jamo mit seinem D-500-Boxenset. Was der Sixpack in Relation zu Größe und Kosten an Dynamik liefert, ist schlicht der Hammer. Hübsch sind die Teile obendrein.
Bei Puristen, die eine gut ausgestattete Stereoanlage betreiben, nehmen Boxen und Geräte im Wohnzimmer nicht selten eine ganze Wand in Beschlag. Klassischerweise parken links und rechts großvolumige, basspotente Standboxen. Den Raum dazwischen füllen Plattensammlung und Zuspielgeräte aller Art.
Doch bei Multichannel wird der Platzbedarf schnell grenzwertig, wenn dabei ebenfalls konventionelle Boxen zum Einsatz kommen. Der erste Knackpunkt ist der Center, der idealerweise klang- und baugleich zu den Wandlern links und rechts sein sollte, was in der Praxis vielfach an den Platzverhältnissen scheitert. Hinten wählen viele Fans kleinere, dynamikschwächere Boxen als vorne, doch auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, denn eine wachsende Zahl von Filmen und Musikvideos fordert auch die Rearkanäle bis zum allerletzten.
Dass ein ernsthaft lebendiges Mehrkanalerlebnis entgegen anderslautender Vorurteile auch mit flachen Boxen gelingen kann, will Jamo mit einem sechsteiligen Set beweisen, das auf den schlichten Namen D 500 hört. Seine drei Front- und zwei Rearspeaker sind dank flacher Bauweise sowohl für die Wandmontage wie auch für Regalböden geeignet, was den Stellfächenbedarf gegenüber konventionellen Boxen stark reduziert. Der zugehörige Subwoofer mit integrierter 600-Watt-Endstufe hat eine Kantenlänge von lediglich rund 40 Zentimetern und beansprucht sehr viel weniger Gehäusevolumen als es bei Passivboxen mit vergleichbaren Tiefbassfähigkeiten erforderlich wäre.
Subwoofer Jamo Sub 660
Im echten Leben endet der Wunsch nach einem hochwertigen Mehrkanalklang häufig mit einem Sammelsurium unterschiedlich talentierter Boxen, die keinen vernünftigen Raumklang zuwege bringen. Ein ganz wesentlicher Schritt hin zum kompakten, dennoch klangstarken Boxenset liegt in der Einbindung eines aktiven Subwoofers. Da Frequenzen unterhalb etwa 100 Hertz nicht richtungsortbar sind, kann der Mehrkanalreceiver alle Tiefbassanteile zu einem Summensignal zusammenfassen und einem Subwoofer mit eigener Endstufe und elektronischer Tiefbassentzerrung zuweisen. Der Hersteller muss den fünf Boxen somit keine Bassfähigkeiten antrainieren und kann sie demnach deutlich kompakter gestalten.
Praxis: Raumakustik-Messung per iPhone
Der zugehörige Sub 660 bietet Eckdaten, die jeder halbwegs bezahlbaren Passivbox die Schamesröte ins Gesicht treiben. Er überträgt Frequenzen linear bis nahe 20 Hertz und stemmt Pegel deutlich oberhalb 100 Dezibel ohne gehörmäßig störende Verzerrungen. Hartes Anschlagen, extremer Klirr oder gar Defekte durch Überlastung sind so gut wie ausgeschlossen, weil integrierte Limiter jedes Überfahren verhindern. Zugunsten einer höheren Basspräzision verzichtet Jamo sogar auf jegliche Bassreflextunnel.
THX-Lizenz
Durch diese Auslegung ist der Woofer auch für Musik der hochwertigen, audiophilen Sorte uneingeschränkt nutzbar. Damit diese Arbeitsteilung und einige andere Dinge optimal funktionieren, hat das amerikanische THX-Konsortium diverse Festlegungen eingeführt. Eine erfolgreiche Lizenzierung wird durch ein Gütesiegel dokumentiert, von dem es aktuell fünf Ausbaustufen gibt. Das Jamo-Boxenset rangiert in der zweithöchsten Kategorie, die sich THX Select 2 nennt und für Raumgrößen bis 50 Quadratmeter empfohlen wird. Die Anforderungen sind recht umfangreich und betreffen alle zentralen Lautsprechereigenschaften. Die Jamo-Satelliten verfügen den THX Vorgaben entsprechend über geschlossene Gehäuse und sind elektroakustisch so ausgelegt, dass ohne Nutzung externer Filter eine untere Grenzfrequenz von etwa 100 Hertz erreicht wird.
Satelliten-Lautsprecher
Durch eine additiv wirkende Filterung im Receiver bei derselben Frequenz soll ein sehr präziser Flankenverlauf entstehen, der exakt zum Verhalten des Subwoofers passt. Dieser wird vom Bassmanagement spiegelbildlich abgekoppelt. Bei einer Bautiefe von lediglich 13 Zentimetern lassen sich die Boxen elegant an die Wand hängen oder auf einem Sideboard parken.
Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen und einwinkeln
Trotz der platzsparenden Bauweise bieten die Frontlautsprecher Platz für fünf Chassis, darunter zwei 14 Zentimeter große Tiefmitteltöner, zwei kleinere, höherfrequenter eingesetzte Nachbarn und einen Hochtöner. Die reichlich vorhandene Membranfläche und die kräftigen Antriebe ergeben einen geringen Wattbedarf und gewaltige Pegelreserven. Die maximal erzielbare Lautstärke wurde im AUDIO-Messlabor mit satten 107 Dezibel pro Box ermittelt, was den THX-Referenzwert um zwei Dezibel übertrifft. Für die Praxis bedeutet dies eine stress- und angstfreie Nutzung selbst bei gewagtesten Actionszenen, zumal sich die Werte auf einen Strahler beziehen, so dass bei Vollaussteuerung aller Kanäle nochmals höhere Werte darstellbar sind.
Hörtest
Doch THX bedeutet mehr als knackige Bässe und markige Pegel. Die vertikale Anordnung von zwei Mittelhochtönern in den Frontboxen bewirkt weniger Decken- und Bodenreflexionen. Das führt zu mehr Direkt- und weniger Diffusschall am Hörplatz, fördert die Verständlichkeit von Dialogen und ergibt ganz allgemein einen detailreicheren Klang, speziell bei größeren Hörentfernungen. Die Rearspeaker haben die gleichen Abmessungen, sind aber als Dipole ausgelegt und abweichend bestückt. Sie tragen einen Tiefmitteltöner in der Schallwandmitte und zwei kleine Zweiwegesysteme an den Seiten links und rechts. Die Charakteristik verhindert eine bei Filmton störende Ortbarkeit der seitlichen und hinteren Audiosignale. Dass die Jungs bei Jamo und THX ihr Handwerk verstehen, spürte man von der ersten Filmsequenz an. Die bei zusammengewürfelten Boxensets häufig langwierige Suche nach den besten Einstellungen im Speakermanagment ging durch die THX-Festlegungen zügig vonstatten.
Tieffrequente Geräuschkulissen von Helikoptern oder galoppierenden Pferden besaßen eine Macht und Autorität, die der Erlebnisdichte in einem echten Kinosaal erschreckend nahe kam. Der klangliche Abstand zu den designbetonten, nicht THX-lizenzierten Systemen, die AUDIO auch bereits schon im Test hatte, waren gewaltig. Mindestens so faszinierend wie der entspannte Umgang mit Pegelspitzen aller Art war die räumliche Darstellung. Dank der völlig baugleichen, sehr neutral und lebendig klingenden Frontlautsprecher klang eine in einer Flugzeugkabine umherschwirrende Stechmücke ebenso glaubwürdig wie eine Horde vollausgerüsteter Ritter auf ihrem Weg zum nächsten Schlachtfeld.
Kaufberatung: Vier Top-AV-Receiver im Test
Ein besonderes Erlebnis ist bei guten THX-Boxen traditionell der Bassbereich und das Jamo-Set war diesbezüglich keine Ausnahme. Brachial bei Explosionen und trocken-authentisch bei akustischer Musik, ganz wie es sein soll. Wem dieser Traum an Klangkraft nicht reicht, bitteschön: Es gibt vom Jamo D 500 auch Pakete in 7.1 und 7.2.
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