Testbericht
Im Test: Tonabnehmer Lyra Kleos
Man musste kein Prophet sein, um zu weissagen, dass dem sensationellen Delos bald weitere Lyra-Tonabnehmer mit der optimierten Generator-Geometrie folgen würden. Als dann Lyra-Entwickler Jonathan Carr das nächste Modell mit dem Namen Kleos (rund 2800 Euro) ankündigte, setzten die neugierigen stereoplay-Tester alle Hebel in Bewegung, um sich ein Exemplar zu sichern.
- Im Test: Tonabnehmer Lyra Kleos
- Datenblatt
Im weltexklusiven Test wollte die Redaktion schließlich eine sehr spannende und heikle Frage klären: Kann der Neuling, obwohl nur fast halb so teuer, dem hauseigenen Topsystem - der stereoplay-Referenz Lyra Titan i - dank der Weiterentwicklung den Rang streitig machen?
Der deutlichste Unterschied zwischen Lyra Kleos und Delos zeigt sich am Systemkörper. Dieser ist auch beim Kleos aus massivem Aluminium, er besitzt aber einen erhöhten Höcker; nur in diesem Bereich ist die Montageplatte mit der Headshell verbunden. Carr glaubt, dass er mit diesem Kunstgriff und zwei an der Rückseite eingepressten, sechs Millimeter langen Hartmetallzylindern die Resonanzeigenschaften entscheidend verbessert hat.
Auch durch die schwerere 7075-Aluminium-Legierung soll der Kleos-Body übrigens resonanzärmer sein als der Körper des Lyra Delos. Die neue Generator-Geometrie und die zwei asymmetrischen Gummidämpfer des Delos übernahm Carr beim Kleos.
Die auf ein Metallplättchen mit besonders linearen magnetischen Eigenschaften gewickelte Spule aus reinem Kupfer (99,9999 Prozent) hat etwas weniger Windungen als die im Delos. Auf dem Nadelträger aus Bor sitzt aber kein Namiki-Diamant mit Micro-Ridge-Schliff wie beim kleineren Bruder, sondern eine Line-Contact-Spezies. Sie erhält bei Ogura eine Lyra-spezifizierte Form, mit Verrundungen von 3 und 70 µm. Da Carr zu recht überzeugt ist, dass Nadelträger und Diamant harmonieren müssen, ist beim Kleos auch der Nadelträger dezent anders als beim Delos.
Groß war die Spannung im Hörraum, als sich das Kleos dem Vergleich stellte. Die Redaktion schloss nicht nur die Phonostufen-Referenz Naim Superline (Abschluss 470 Ohm/5,6 nF) nebst Netzteil Supercap an, sondern auch die exklusive Lyra-Phonovorstufe Connoisseur 4-2 P SE, die mit Lyra-Abtastern hervorragend harmoniert und hier die Unterschiede zwischen den Abtastern sogar noch deutlicher zeigte.
Die Hörtests, die wir zwecks schneller Vergleichbarkeit mit zwei Tonarmen Ekos SE auf dem Referenz-Plattenspieler Linn LP 12 SE Radikal durchführten, gingen in die erste Runde: Beim Duell Kleos gegen Delos beeindruckte das Delos mit dem gewohnt kraftvoll-muskulösen Bass und seiner mitreißenden Musikalität. Das Lyra Kleos aber zeigte eine noch feinere Detailwiedergabe und ein deutlich gewachsenes Klangpanorama.
Da es zudem musikalisch genauso packend und differenziert aufspielte, war den Testern schnell klar, dass nun der Platzhirsch Titan i in den Ring musste. Doch der Newcomer ließ sich von dem Altvorderen nicht beeindrucken - selbst die Stärken des Lyra Titan i konnte das Kleos toppen. So gelang mit ihm die Ortung von Instrumenten oder Stimmen noch konturenschärfer, und bei lauten Tutti-Einsätzen gewährte es mehr Durchsicht als das Titan i.
Diese Vorteile erkaufte sich das Kleos aber nicht mit helleren Höhen - das wurde mit Scary Grand vs. Dadableep ("Crash - SG's More Mix"; LoFi Stereo 39/Kompakt) deutlich, wo das System die pluckernden Pfiep-Töne atemberaubend dreidimensional im Raum verteilte. Die Tester hatten den Eindruck, dass die Sounds aus allen Ecken kommen. Der Bass tönte ebenfalls klarer, variantenreicher, kräftiger, tiefer.
Neuer Maßstab
Hat Carr das Kleos vielleicht auf Effekthascherei gezüchtet? Keineswegs. In leisen Pianopassagen - wie etwa in der Ouvertüre von Richard Wagners Parsifal (Philips) unter der Leitung von Hans Knappertsbusch - vermittelte das Lyra Kleos nicht nur sehr natürlich die Akustik des Bayreuther Festspielhauses, es baute zudem eine so intensive Spannung auf, dass die enthusiastischen Tester "Neue Referenz" riefen - und sogar von einem neuen Kapitel in der analogen Wiedergabe sprachen.
Lyra Kleos
Lyra Kleos | |
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Hersteller | Lyra |
Preis | 2800.00 € |
Wertung | 61.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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