Testbericht

Harman/Kardon AVR-255

26.1.2009 von Redaktion connect und Bernhard Rietschel

Harman/Kardon hat offensichtlich wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Nach mehreren eher unscheinbaren Baureihen erheben die Amerikaner mit dem AVR-255 wieder unmissverständlich Anspruch auf einen Führungsplatz.

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Harman/Kardon AVR-255
  2. Datenblatt
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© Archiv

 Das spürt man schon am Gewicht: 14 Kilo sind für einen 600-Euro-Receiver ungewöhnlich wuchtig. Der AVR-255 verdankt sein Gewicht in erster Linie einem wuchtigen Netztrafo, dessen  Kupferwindungen, unterstützt durch ebenfalls reichlich dimensionierte Sieb-Kondensatoren, auf klassischem Wege üppige Stromreserven für die Endstufen bereithalten. Letztere sind nach bewährtem Rezept mit soliden Einzeltransistoren gestrickt - 14 an der Zahl, denn wie alle Kandidaten bietet der Harman eine komplette Siebenkanal-Endstufe.

Der Harman punktet nicht nur mit zweizeiliger, abschaltbarer und nur bei Bedarf weich ein- und ausdimmender Punktmatrix-Schönschrift. Auf dem Bildschirm legt er mit einstellbarer Transparenz und voller HD-Auflösung ein derart prachtvolles Menü über den laufenden Film, dass man meint, es stamme von der eingelegten Blu-ray Disc. Dieses Interface ist auf unterschiedliche Sprachen einstellbar und sehr hilfreich; etwa, wenn es bei der Zuweisung von Anschlüssen Fotos der jeweiligen Buchsen einblendet.

Generiert wird das edle GUI in einem teuren "Torino"-Chip von Faroudja, der auch bei der Umrechnung analoger Videosignale in HDMI in diesem Vergleich ungeschlagen bleibt: Die auf HD (bis 1080p) aufgeblasenen Bilder sind scharf, dabei dennoch ruhig, und bleiben auch mit schwierigen DVDs weitgehend frei von unerwünschter Stufenbildung und ausgefransten Kanten. Farbe, Helligkeit, Kontrast plus verschiedene Filter, zum Beispiel gegen MPEG-Rauschen und bei Composite-Video auftretende "CrossColour"-Farbsäume, lassen sich dabei auf Wunsch für jeden Eingang einzeln einstellen.

Selbst auf bereits per HDMI ankommendes Material setzt der 255 seinen Torino an - eine Besonderheit, die gelegentlich, etwa im Zusammenspiel mit skaliertechnisch minderbegabten Set-Top-Boxen, wertvoll ist, hier jedoch auch einen kleinen Nachteil mit sich bringt: Der Faroudja-Chip bleibt auch dann im HDMI-Signalweg, wenn das Bild-Tuning auf "Off" steht. Puristen würden sich zumindest für die Blu-ray Disc, bei der es meist nichts zu verbessern gibt, eine echte Umgehung wünschen.

Als Musik- und Filmfans sind die AUDIO-Tester begeistert von den neuen HD-Tonformaten - auch wenn sie das Testen erschweren: Nun steht neben den Hörtests in Stereo und Standard-Surround stets auch noch ein Durchgang mit HD auf dem Programm.

Von einer Betriebsart auf die andere schließen kann man dabei nicht, wie auch dieser Test sehr deutlich zeigte: Spielte ein DVD-Player Dolby Digital oder DTS zu, stand der sehr großformatig, voluminös und mit donnernder Autorität aufspielende Harman an der Spitze. Der Marantz wirkte auffallend sauber, fein und offen, ließ den Drummer aber ein klein wenig zaghafter zuschlagen und bot nicht ganz den Reichtum und die Größe des Harman-Klangs - er schien die Musik etwas schlichter darstellen zu wollen, als sie in Wirklichkeit ist.

Nach dem Wechsel zur Blu-ray Disc, genauer: zu der famosen neuen Einspielung von Wagners "Walküre" (Berliner Philharmoniker, Simon Rattle, DTS-HD Master), die der Kollege Ruhnke gerade ausgepackt hatte, zog der Marantz mühelos am Harman vorbei an die Spitze das Testfelds - und zugleich der gesamten Preisklasse. Der Harman landete mit seiner bei Stimmen aufgesetzt wirkenden Kantigkeit und fast schon übertrieben schmetternden Blechbläsern nur noch auf Platz zwei neben dem cremig-fülligen, aber doch etwas zu sehr vereinfachenden Kenwood.

Das dritte Match bestritten die Receiver mit analog zugespieltem Stereoton - dem Requiem des isländischen Komponisten Sigurd Islandsmoen (Kristiansand Symfoniorkester auf 2L; 96/24-Download über www.2l.musiconline.no). Das Ranking entsprach dem Ergebnis mit HD-Ton: sehr sauber, elegant und harmonisch der Marantz, trocken und introvertiert der Panasonic. Dazwischen lagen der seidig-dezente Kenwood und der wuchtig-herzhafte Harman als bereits sehr ordentliche Stereo-Performer.


Harman / Kardon AVR-255

Harman / Kardon AVR-255
Hersteller Harman / Kardon
Preis 0.00 €
Wertung 83.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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