Lautsprecher
Gamut Phi3 MKII im Test
"Gamut" ist eine Tonleiter, eine Skala, eine Palette. Der kleine Körper, der diesen umfassenden Musikraum darstellen soll, heißt Phi3 und wurde jetzt energetisch weiterentwickelt. Die Dänen haben Gehäuse und Weiche optimiert und die exzellenten Treiber bewahrt.
Die Lust an der Substanz ist schon lange nicht mehr die Bastion großer Boxen. Selbst mit kleinen Kompaktlautsprechern gelingt ein ansprechendes Bassvolumen, wenn man die Treiber nicht allzu sehr überreizt. Dazu gehört in der Regel eine Reflex-Abstimmung mit der richtigen Tuning-Frequenz. Doch der zeitverzögerte Pumpreflex führt gemeinhin zu einem schlechteren Impulsverhalten. Wenn jedoch die Gehäuse-Luftfeder genau auf die Resonanzfrequenz des Treibers drückt, erfährt dieser einen zusätzlichen Schub und klingt gleichsam anspringender, schneller und impulsiver.
Das Update der Phi3 sieht der für die dänische Firma Gamut freiberuflich tätige Entwickler Lars Goller als Konkretisierung der Talente. Die in Version 1 auffallende Grundtonsenke wurde beibehalten und auch die 1-kHz-Spitze ist wieder erkennbar. Prinzipiell muss diese Spitze nicht stören, gerade im relativen Nahfeld bis zwei Meter dient so ein leichter Peak der Sprachverständlichkeit. Der akustisch richtige Anschluss von 100 Hz bis 1 kHz ist wichtiger als gemeinhin angenommen, liegen doch gerade im Mitteltonbereich Distanz und Wärme von Stimmen und vor allem Saiteninstrumenten.
Das abgerundete Gehäuse hilft bei der Bekämpfung von Mitteltonresonanzen, reduziert jedoch das Gehäusevolumen ein wenig. Es handelt sich um ein einziges Volumen, ohne Trennung, allerdings mit einem kritisch positionierten Aluminium-Ring zur Kontrolle der Luftfeder. Goller spricht von einem "Resonanz-Guide", der allein dazu diene, die optimale Ankoppelung zum Pumpreflex zu gewährleisten. Im gleichen Atemzug gelang der Verzicht auf allzu viel Bedämpfung.
Holzige Note
Membranmaterial aus Holzfasern? Das kennt man doch von DALI: Ebenfalls Dänen. Lars Goller interessiert sich insbesondere für die psychoakustische Wirkung. Die 15er-Holzfaser-Membran resoniere zwar genauso wie eine Papiermembran, jedoch klänge diese Resonanz prinzipiell harmonischer. Ein Ansatz, den wir erfahrungsgemäß bejahen können. Der nun aktualisierte Basstreiber ist mit einer kegelförmigen Dust-Cap ausgestattet, weist einen höheren Kennschalldruck auf und wird tiefer getrennt.
Externe Akustik
Gewohnt hochauflösend reicht der Ringradiator bis in den Ultraschallbereich und knackt fast die 40-kHz-Marke, womit auch Hundeohren weitgehend ausgelotet werden (bis ca. 50 kHz). Menschen können auch nicht klagen, so erlebe ich im Hörraum ein äußerst feines und klar konturiertes Klangbild von hoher Kohärenz. "Priest", der zeitgemäße Fusionrock-Mozart von Nouvelle Cuisine, demonstriert nicht nur das Können der Mix- Masterminds von Quinton, sondern weist unmittelbar auf die Zeitpräzision der kleinen Phi3. Bassdrums knallen geradezu in den Hörraum - knackig, punktuell. Bässe grollen edel, präzise und konturiert. Gitarren und Blasinstrumente klingen jedoch zunächst etwas verkürzt.
Kaufberatung: Vier Kompaktboxen mit Koax-Treibern im Test
Das Problem liegt offensichtlich in der brandneuen uneingespielten Konstruktion. Zwei Tage später trennt sich Nylon von Stahl, E-Gitarren glühen auf und Bläser entkommen ihrer leicht gepressten Stringenz.
Die Phi3 öffnet ihre Bühne weit in die Horizontale und spannt eine natürliche Tiefenwirkung auf. Das Schöne daran ist, dass trotz der guten Lokalisierung immer ein rasend schnelles Trommelfeuer möglich bleibt. Den Treiber-Übergang akustisch zu lokalisieren fällt mir schwer.
Im Vergleich zur Sonus faber Venere 2.0 muss die Gamut allerdings "klein beigeben". Die Venere klingt größer und vollmundiger, skaliert weiter in die Vertikale und entwirft den tieferen Raum, ohne den Ton zu verschmieren. Schnelligkeit und direkte Ansprache bleiben jedoch herausragend. Auf "Birds and Dragons" erklingt Muriel Zoe hinreichend substanziell, jedoch eher im Raum gebunden, während die Groove-Sektion rockt. Das ist schon genug Gamut für die meisten Stilrichtungen im Musikraum.
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