Hifi-Kopfhörer
Fostex TH-600 im Test
Der Fostex TH-600 basiert auf dem Referenzhörer TH-900 - verzichtet aber auf dessen Luxusausstattung. Ob die Fostex-Konstruktion nach der Entschlackungskur immer noch überzeugt?
Der Edel-Hörer TH-900 hat es in sich: Die Hörermuscheln bestehen aus dem Holz japanischer Zierkirschen, wurden in Handarbeit zunächst mit Silberfolie verziert und anschließend mit traditionellem "Urushi"-Lack versiegelt. Bei dieser zeitaufwendigen Detailarbeit verwundert der stolze Preis von rund 1.700 Euro kaum noch. Viele Kopfhörer-Fans, die vom Klang des Fostex TH-900 überzeugt sind, wünschen sich indes eine simplere Variante: Eine Basis-Version ohne Sonderaustattung, wenn man so will, die für weniger Geld die gleiche Klanggüte bieten könnte.
Diesen Wunsch hat man auch im fernen Japan wahrgenommen und den TH-600 konzipiert, der für rund 1.000 Euro über die Ladentheke wandern soll. In dieser Preisklasse tummeln sich bereits respektable Hörer wie der Denon D7100 oder der Sennheiser HD 800 . Ob der Fostex TH-600 auch klanglich in der selben Liga mitspielt, muss der Hörtest klären.
Fostex TH-600: Aufbau
Doch zunächst der Blick auf die Technik: Als erstes fällt auf, dass sich der neue Fostex TH-600 mit einem gediegeneren Auftritt als sein großer Bruder zufrieden gibt. Das bedeutet aber nicht, dass die Verarbeitungsqualität darunter gelitten hätte: Der TH-600 ist bis ins letzte Detail akkurat verarbeitet und strotzt vor Qualität. Beim Material für die Polsterung des Kopfbügels und der Ohrkissen kommt, wie schon beim TH-900, ein mit Proteinen angereichertes Kunst-Leder zum Einsatz.
Das Material gefällt mit einer kuschel-weichen Oberfläche und soll nebenbei ein Gewichtsersparnis von rund 60 Prozent im Vergleich zu echtem Leder erreichen. Tatsächlich: Die 370 Gramm Eigengewicht des TH-600 fallen kaum auf, zumal der Hörer einen hervorragenden Tragekomfort bietet. Sogar einen Hauch kräftiger könnte sich der Fostex noch auf den Kopf drücken.
Für das Innenleben des TH-600 griffen die japanischen Entwickler ebenfalls auf die Technik des TH-900 zurück: Zwei wirkungsgradstarke Neodym-Magnete treiben die 50 Millimeter großen "Biodyna"-Treiber an. Die Membranen bestehen aus zusammengepressten Naturfasern - deshalb wohl auch das "Bio" in der Bezeichnung. Das Konstrukt aus den kräftigen Magneten und den Biodyna-Treibern soll eine dynamischere, deutlich verzerrungsärmere Tonentfaltung über den gesamten Frequenzbereich erreichen.
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Anders als beim TH-900 bestehen die Muscheln nicht aus Holz sondern aus Magnesium und sind - wie auch das restliche Gehäuse - in einem unaufdringlichen Matt-Schwarz gehalten. Im Inneren der Magnesium-Muscheln soll eine Schicht aus speziellem Dämmmaterial die Entstehung von Eigenresonanzen unterdrücken und den offenen Fostex auch gleich etwas besser vor Außenschall isolieren. Dass die Muscheln dennoch etwas mikrofonisch auf Berührungen reagieren, verwundert daher etwas. Das stoffummantelte, drei Meter lange Anschlusskabel, besitzt zwar einen guten Querschnitt - ist aber auf Kopfhörerseite leider nicht steckbar.
Hörtest
Zur Erinnerung: Der TH-900 klang derart lebendig, direkt und detailreich, dass sich ein äußerst intimes Hörgefühl einstellte. Nach den ersten Takten über den TH-600 stand fest, dass er eher auf der neutraleren Seite einzustufen war - ohne dabei aber unbeteiligt oder gar nüchtern zu wirken. Viel mehr versuchte der TH-600 Musik möglichst authentisch und akkurat wiederzugeben - vergleichbar etwa mit einem HD800. Der Japaner vermochte die untersten Register druckvoller wiederzugeben als sein deutscher Kontrahent: Die Basstrommel bei "Throw Me Away" von James Chance (Buy) wandelten die Biodyna-Treiber präzise und mit perfektem Timing - von Bassbrei keine Spur.
Der kristallklare Präsenzbereich verlieh Stimmen eine gute Durchsetzungskraft: Die Tester staunten nicht schlecht, wie einfach sie Yokoyama Kens prägnantem Gesang bei "Hideaway" (Mint Condition) trotz der durch die Blechbläser verursachten Aufregung folgen konnten. Das Klavier bei Jessica Galls Rain (Riviera) baute sich groß und imposant auf der Bühne auf und brillierte mit einer luftig-lockeren Art, die dem frischen Hochton anzurechnen war. Bei Verstärkern entpuppte sich der Fostex TH-600 anspruchslos und spielte mit den meisten Amps (etwa mit dem Fostex HP-A8C oder dem Lehmann Rhinelander) gleichermaßen gut.
Fazit
Die Abstimmung des TH-600 unterscheidet sich etwas von der seines großen Bruders: Eher neutral und technik-verliebt, gibt er Musik unaufgeregt wieder. Auch optisch tritt er mit einem deutlich gediegeneren Äußeren auf, ist aber ebenso akkurat verarbeitet wie der TH-900. Wer einen auf Neutralität getrimmten Hörer sucht, sollte unbedingt den TH-600 ausprobieren.
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