Testbericht

Focal 1027 S

6.7.2008 von Redaktion connect und Malte Ruhnke

Die Focal 1027 S sieht der 1027 Be zum Verwechseln ähnlich - klingt sie auch so fein wie die Überfliegerbox?

ca. 2:40 Min
Testbericht
  1. Focal 1027 S
  2. Datenblatt
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© Archiv

Selten schlug ein Lautsprecher im AUDIO-Test derart ein wie die Electra 1027 Be von Focal für 5500 Euro (12/05). Die Dreiwege-Box mit den eleganten Holzflanken und dem Beryllium-Hochtöner bekommt nun eine weitgehend baugleiche Schwester namens 1027 S, die für nur noch 4000 Euro die wesentlichen Zutaten übernimmt. Gleichzeitig gibt der französische Edelhersteller den Deutschlandvertrieb in neue Hände: Ab sofort sind die Utopias, Electras und Chorusse über Sintron Audio zu beziehen.

Weniger ist mehr?

Teuer und extrem aufwendig zu verarbeiten ist das Membranmaterial Beryllium. 1500 Euro spart der Focal-Fan schließlich, wenn er statt der Beryllium-bewehrten Electra-Box das S-Modell mit Aluminium-Magnesium-Töner wählt. Dieser muss nicht schlechter klingen, in der Konstruktion sind sich beide ohnehin sehr ähnlich: Die mit 19 Millimetern bewusst klein gehaltene Schwingspule treibt eine mit 25 Millimetern große Invers-Kalotte an - gibt sie doch so nach Meinung der Entwickler ihre Bewegungen schneller an die Membran weiter. 


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Schallwand wie Hochtöner-Halterung sind konvex geformt, Kantenreflexionen haben keine Chanc
© H.Härle

Auch die Form der Box selbst bleibt die gleiche: Die Schallwand ist nicht nur an den Ecken verrundet, sondern im Ganzen gebogen. Das soll für eine deutliche Reduktion von Kantenreflexionen und in Verbindung mit der tiefen Trennfrequenz von 2000 Hertz zugleich für eine breite Abstrahlung sorgen. Wiederum tief, bei 300 Hertz, übergibt der 17er-Mitteltöner an die gleich großen Bassspezialisten. Die Chassis selbst entstammen ohne Abstriche dem teureren Modell: Die Franzosen schwören auf eine Kombination aus verbackenen Glasfasermatten und einer Schaumstoffschicht.

Eine weitere Sparmaßnahme, die diesen Namen kaum verdient, betrifft das Bassreflexrohr: Es arbeitet konventionell nach hinten statt zwischen zwei aufwendigen Sockelleisten und sorgt um 40 Hertz für Dampf. Nach wie vor perfekt gelingt den Franzosen die optische Integration der lackierten Rundschallwand in die furnierten Seitenteile - die Gehäuse einiger anderer 4000-Euro-Boxen wirken dagegen fast wie Sparversionen.

Sanfte Ruhe

Selbst die exakt gleich teure, sauber lackierte Elac FS 249  wirkte da fast bieder, tönte jedoch im direkten Vergleich gänzlich anders, schlanker und detailreicher. Die anspringende, explosive Dynamik so mancher Focal-Box war bei der 1027 S zugunsten einer wärmeren Tonalität gezähmt: Das Meer in Wagners "Holländer"-Vorspiel (Nellsson, Philips) brauste und stürmte markerweichend, doch entfaltete das Orchester der Bayreuther Festspiele dessen Kraft und Dynamik eher aus den mittleren Lagen heraus.

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Focal setzt auf ein Single-Wiring-Terminal und auf ein besonders groß geratenes Bassreflexrohr.
© H.Härle

Die Elac setzte der schwelgerischen Klangmalerei der Focal eine sachlich-leuchtende, mitunter allerdings auch etwas ins Schärfelnde tendierende  Wiedergabe entgegen. Das geriet ihr zum Nachteil, wenn Stimmen wie jene der Nordland-Botschafterin Kari Bremnes ("Svarta Björn", Indigo) von der Abmischung her schon zum Zischeln neigten, überspitzte sich doch Bremnes' Artikulation dann ins Nervige. Die Focal behielt hierbei, trotz ihres etwas weniger differenzierten Grundtons, die Nerven und dämpfte die kritischen Frequenzbereiche einfach ab, was sie als Lautsprecher für historische und problematische Aufnahmen geradezu prädestiniert.

Die etwas teurere, ultimativ neutrale ME Geithain ME-150 (AUDIO 9/07) ordnete sich tonal exakt zwischen den beiden 4000-Euro-Boxen ein und markierte dann für die Focal auch das Ende der Fahnenstange. Doch das tat dem Hörspaß mit der Französin keinen Abbruch: "Elektra" über die Electra war ein Genuss der besonderen Art. Die Oper von Richard Strauss (Bychkov, Profil/Naxos) donnerte in den Orchestertutti ungemein packend, die hochdramatische Stimme von Deborah Polaski schwang sich in ungeahnte Höhen. Das Klangbild: nicht immer detailversessen und schlank wie über die Vergleichsboxen, doch von breiter Tonalität und geradezu mitreißender Dramatik.

Fazit:

Französischer Chic und eine geballte Ladung Schönklang - die Electra 1027 S bietet verdammt viel für 4000 Euro. Klanglich geht sie eigene Wege: weniger stürmisch und explosiv, dafür gefälliger als die fast baugleiche Beryllium-Version. Wer dagegen der Wahrheit näherkommen will, sollte die Electra 1027 Be wählen

Focal Electra 1027 S

Focal Electra 1027 S
Hersteller Focal
Preis 4000.00 €
Wertung 93.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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