Plattenspieler

EAT Forte + E-Go + Yosegi im Test

16.8.2013 von Andreas Günther

Die wuchtige Größe dieses Plattenspielers lässt sich schwer vermitteln: ein Riese mit überbreitem Teller und 12-Zoll-Arm. Gleich zwei Motoren bringen den 20-Kilo-Teller, verpackt in feinstem Makassar-Holz, auf Touren. Ein Fest für Augen, Bandscheiben und Freunde der Feinmechanik.

ca. 3:50 Min
Testbericht
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EAT Forte + E-Go + Yosegi
EAT Forte + E-Go + Yosegi
© Hersteller/Archiv

Pro

  • immenser Kontrast
  • knorrig und tief bis an die Grenzen des Infraschalls

Contra


Die Gewichtsangabe auf der Holzkiste, in der der EAT-Plattenspieler geliefert wird, ist beeindruckend: 80 Kilogramm. Das lässt Rückschlüsse auf die Ausmaße dieses Vinyl-Laufwerks zu. Auf den Fotos kann man die Wucht dieses Riesen nur erahnen. Was man den Top-Fotografen von stereoplay nicht anlasten kann, das liegt eher an dem Umstand, dass hier ein Gigant so elegant wie möglich erscheinen möchte.

Also ein Design-Plattenspieler? Natürlich nicht: Das wäre in High-End-Kreisen eine Beleidigung und käme fast einem Todesstoß gleich. Denn was gut aussieht, kann nicht wirklich audiophil sein. Oder etwa doch? Der EAT Forte gibt sich jedenfalls alle Mühe.

EAT Forte: Plattenteller

Das reale Lebendgewicht - ohne Verpackung - ist etwas geringer, gefährdet aber mit 65 Kilogramm noch immer die Bandscheiben, wenn man den Koloss allein stemmen will. Was den Forte optisch so leicht wirken lässt, ist primär der Plattenteller. Er wurde nicht in die Höhe getürmt, sondern in die Breite gestreckt. Der Durchmesser liegt bei 40 Zentimetern. Eine LP mit 30 Zentimetern schrumpft in den Proportionen fast auf eine EP. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch physikalisch sinnvoll - die Schwungmasse nimmt um den Faktor fünf zu. Das kann man leicht testen: ausschalten und einen Finger an den Teller halten. Das Ergebnis: Dieser Bolide lässt sich nicht ausbremsen, er läuft und läuft - ebenso schön wie gnadenlos.

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Doch wie kommt der Superteller dann auf Touren? Die Hochlaufzeit muss doch exorbitant sein. Ist sie aber nicht. Auf den Startknopf drücken, die LP aus der Hülle ziehen und die Nadel absenken - das funktioniert ohne Gedenkminute und erstaunlich flott. Die Kraft der zwei Herzen steckt dahinter. In einem externen Antriebsblock wirft EAT zwei Motoren an. Jeder Motor wird getrennt versorgt, um 180 Grad versetzt: Der eine Motor beginnt genau dann seine Schubphase, wenn die andere gerade endet.

Noch ein Dualismus: Die Füße des Chassis federn auf einem magnetischen Bett, auch das invertierte Lager nutzt die Kraft der Abstoßung. Der Tellerdruck auf die zentrale Keramikkugel lässt sich sogar über Sicherungsschrauben nachjustieren. Entlastung ist erwünscht, "schweben" soll der Forte aber nicht. Das Chassis ist bewusst wuchtig ausgelegt und hart bedämpft. Wie bei einem Sportwagen - nahe am Asphalt. In direkter Folge fallen auch die Messergebnisse exzellent aus: Das Rumpeln liegt an der Grenze des Messbaren - hier spielen auch weitere Konstruktionsmerkmale mit, beispielsweise der Materialmix aus Magnesium und Aluminium plus ein eingefräster Sorbothan- Ring auf der Unterseite.

Bildergalerie

Tonarm E-Go

Galerie

EAT Forte: Tonarm E-Go

Königsklasse aus Massachusetts: Bob Graham hat seinen Tonarm Phantom II für EAT zum "E-Go" umfirmiert. Inklusive magnetischer Azimut-Stabilisation.

EAT Forte: Tonarm E-Go

EAT hat den 40-Zentimeter-Teller mit einem 12-Zoll-Tonarm kombiniert. Das sieht von oben fast aus wie die gewohnte 30-Zentimeter-zu-9-Zoll-Konstellation. Hier aber in schönstem XXL, auch im Adelsgrad des Stammbaums: EAT hat bei Bob Graham in Massachusetts einen "Phantom II"-Tonarm gekauft. Der Name kokettiert mit dem Rolls-Royce-Modell - und trifft ins Schwarze: Das ist jenseits der Premium-Liga unter Fahrzeugen sowie Tonarmen die mythische "class of its own". Es gibt viele Besonderheiten wie zum Beispiel Magneglide: ein magnetisches Kräftefeld, das den Arm auf perfekter Azimut-Achse halten soll.

EAT Forte: Tonabnehmer Yosegi

Eine festliche Inszenierung liefert EAT auch an der Spitze. "Yosegi" nennen die Japaner diese Form von Holzmosaik - unser Begriff der "Intarsienarbeit" würde zu kurz greifen. Yosegi-Schatullen sind farbstarke Puzzle-Arbeiten, ausgeführt von feinsinnigen Händen und starken Nerven. In so eine Yosegi-Schönheit packt EAT ein bei Audio Technica in Auftrag gegebenes, maßgeschneidertes MC-System.

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Wieder einmal gilt: Das macht nicht nur ästhetisch Freude, sondern ist auch physikalisch sinnvoll - jede Holzart (amerikanische Walnuss, chinesische Zeder, gelbe Maulbeere...) verfügt über eine eigene Resonanzbedämpfung, gemeinsam ist man stark.

Tonabnehmer Yosegi
"Yosegi" - Holz um Coil: EAT lässt ein MC-System maßschneidern und verpackt es in einen Body aus acht verschiedenen Holzarten.
© Hersteller / Archiv

Hörtest

Der Mix aus Edeloptik und mechanischem Präzisionswillen ist auch hörbar. Dem stereoplay-Team war schnell klar: Hier spielt ein auf Absolutheit gerichteter Superheld. Die Finesse liegt in (vielmehr über) einem ultra-knochigen, unangreifbaren Bass. Wir haben mit unterschiedlichen Tonabnehmern experimentiert. Wer die harten Analytiker aufschraubt, verliert Tempo, das anspringende Moment guter Vinylpressungen. Das Yosegi harmoniert durch seine leichte Spielweise. Wir stellen uns vor: Der elegante Lebenskünstler (Yosegi) thront im Penthouse über dem Bankgebäude (Laufwerk/Arm).

Die Mittenpräsenz, die räumlich greifbare Gegenwart von Frauenstimmen können andere Laufwerke vielleicht direkter herausstellen. Bei EAT herrschte eher Schwärze, kombiniert mit natürlichem Glanz. Perfekt bedient Nick Cave in seinem neuen Album "Push the Sky Away" diesen schönen Schimmer. Der Titel "We Real Cool" ist ein Gradmesser: trockener Raum, dezente, aber vielschichtige Bassinformationen und diese volumenreiche, "auf Lunge" gehauchte Stimme. Die Forte-Gemeinschaft holte aus der superben 180-Gramm-Pressung (Bad Seed Ltd.) Schwarzwerte von herrschaftlicher Eleganz. Schöner kann dieser melancholische, dunkle Samt nicht ausgeleuchtet werden.

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