Wireless Aktivbox

Dynaudio Focus 200 XD im Test

7.7.2015 von Andreas Günther

Die aktive Kompaktbox Dynaudio Focus 200 XD hat Endstufen, DA-Wandler und Signalweiche bereits eingebaut. Ein Funksender schickt Musik in HiRes-Auflösung drahtlos an beide Boxen. Wie klingt das Wireless System im Test?

ca. 5:35 Min
Testbericht
Dynaudio Aktivbox
Dynaudio Aktivbox
© Dynaudio

Ein Kabel genügt für die Aktivbox Dynaudio Focus 200 XD. Das heißt, ganz genau müssen es natürlich drei Kabel sein: zwei Stromversorger für die aktive Stereo-Aufstellung, dazu aber tatsächlich nur ein Signalkabel, das aus einem CD-Player oder Streaming-Wandler kommen kann. Einzig die S/PDIF-Spezifikationen müssen erfüllt werden. Das ist bei den meisten Digitalquellen der Fall. Beispielsweise genügt ein längeres Cinch-Kabel vom Player bis zur linken oder rechten Box.

Die Lautsprecher selbst unterhalten sich per Funk: verlustfrei bis 24 Bit und 96 Kilohertz. Wer Super-HiRes-Files bis 24 Bit und 192 Kilohertz hören möchte, muss ein weiteres Kabel zwischen den Lautsprechern stricken. In beiden Fällen wird ein Lautsprecher über einen winzigen Schalter auf der Rückseite zum "Master" erklärt, der andere zum "Slave".

Fein justiert auf den Arbeitsplatz

Die Dynaudio Focus 200 XD ist ein Kompaktlautsprecher mit Endstufen, integriertem Analog/ Digital-Wandler, Funksender und dazu noch intelligenter Weiche. Das hat mit dem klassischen Bild von einem Lautsprecher nur noch die äußere Formsprache gemein. Und das auch nur bei Frontalansicht.

Auf der Rückseite lässt sich die Vielfalt der Möglichkeiten ahnen. Neben dem digitalen Eingang gibt es selbstverständlich einen digitalen Ausgang und dazu einen analogen Eingang per Cinch - für alle, die beispielsweise ihren Plattenspieler direkt per Vorverstärker zuführen möchten. Dazu noch einen überraschenden Drehknopf mit der Aufschrift "Speaker Position". Tatsächlich lässt sich darüber vorgeben, wo die Dynaudio Focus 200 XD ihren Arbeitsplatz unterhält - von der Feineinstellung "neutral" über "Wall" bis hin zu "Corner."

Die Dynaudio passt so stufenlos den Bassanteil an. Das kann man ebenso klar wie effektiv auch in unseren Messungen sehen; es sieht sogar sehr gut aus. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Regelung nicht klassisch-analog erfolgt, sondern als Steuerinformation für den digitalen Signalprozessor.


Dynaudio Regler
Über den "Speaker Position EQ" kann die Basspräsenz stufenlos feingeregelt werden, die Höhen dazu per Minischalter.
© Dynaudio

Das Spiel führt Dynaudio auch in der Höhe fort - allerdings über einen winzigen Schalter, der den Hochtonpegel um ein, null oder minus ein Dezibel verändert. Eine klare Empfehlung hier und ein Vorgriff auf den Hörtest: Die Minus-eins-Justage nimmt der 200 XD nach unserer Einschätzung die etwas zu anspringend geratene Höhe und bringt den nötigen Samt ins Spiel.

Herausragend haben die Dynaudio-Ingenieure und -Designer ein Grundproblem gelöst: Wenn ein Lautsprecher so viel kann - wie lässt sich ein Feedback-Kanal an den Benutzer einrichten? Wie lässt man den Kunden wissen, dass die Box ihn verstanden hat? Die unelegante Lösung wäre ein großformatiges, dauerleuchtendes Display. Dynaudio dagegen setzt in die obere rechte, beziehungsweise linke Ecke der Lautsprecher ein dezentes LED-Türmchen, das nur bei Knopfdruck auf die Fernbedienung aufleuchtet und so etwa über die Balkenlogik die gewählte Lautstärke visualisiert: formschön und edel.

"Echtzeit-kohärent"

Hinter den Kulissen betreibt Dynaudio enormen Aufwand. Der Signalprozessor steuert nicht nur die Lautstärke, sondern herrscht auch über die aktive Frequenzweiche. Die Entwickler nutzen kostenintensive FIR-Filter, die sogar die Option bieten, die Gruppenlaufzeit zu korrigieren. Der schöne Originaltitel lautet: "Echtzeit-kohärente phasenlineare FIR-Filter, auf vertikale und horizontale Dispersion optimiert". Die so aufbereiteten Signale erreichen zwei Endstufen mit je 150 Watt. Jedes Chassis wird mit eigener Kraft versorgt, in der Höhe eine Seidenkalotte mit 27 Millimetern im Durchmesser, in der Tiefe eine magnesiumverstärkte Polypropylenmembran.

Das kommt fast einem Spagat gleich: Von außen wirkt die Focus 200 XD wie eine "typische" Dynaudio, im Inneren dagegen revolutioniert man die Firmengeschichte. Wie steht es genetisch um die klangliche Abstammung? Provokativ: Früher klangen kompakte Dynaudios tendenziell mittenbetont, stark in der körperlichen Abbildung, smart, samtig.

Die Focus 200 XD hatte in unserem Test so gar nichts von dieser Welt. Ein komplett neues Klangideal, eher hell, offen - das erschien uns fast sogar eine Spur zu anspringend. Daher haben wir längere Zeit mit der Hochtonanhebung experimentiert. Statt "neutral" wechselten wir auf minus ein Dezibel in der Höhenpräsenz. Der Vorteil: Die Höhe der 200 XD wird nicht wirklich beschnitten, die Brillanz bleibt, doch die Raumdefinition gewinnt.

FIR-Filter
Eine Weiche? Von wegen: ein Kraftwerk mit je 150 Watt Leistungsangebot pro Chassis. Besonders spannend: "Echtzeit-kohärente phasenlineare FIR-Filter" korrigieren die Gruppenlaufzeit. Ein eingebautes Funkmodul sendet auf Wunsch einen Datenstrom bis 24 Bit und 96 Kilohertz an die Partnerbox.
© Dynaudio

Einen neuen Gradmesser für Räumlichkeit und Dynamik hat das Label Pentatone frisch aufgelegt: die siebte Sinfonie von Schostakowitsch auf SACD. Das Werk kann man mit Hammer und Sichel dirigieren oder mit dem feinen Pinselstrich. Paavo Järvi nutzt alle Werkzeuge und den ganz großen Interpretationsspielraum. Das Russian National Orchestra raunt, jagt und vollführt aberwitzige Dynamik-Entwicklungen. Die meisten kompakten, selbst hohe Standboxen kommen da an die Grenzregion der Abbildungsleistung. Die Dynaudio 200 XD schaffte das Schwerste: die Balance zwischen den Chassis. Die digitale Zeitkorrektur ist vielleicht das größte Pfund dieses Lautsprechers. Das wirkte enorm geschlossen, fulminant, druckvoll. Der Bass zeigte sich nicht ultratief, doch angenehm kantig in seinen Strukturen.

Auf dem Höhepunkt der dynamischen Entwicklung (Schostakowitsch entwirft im ersten Satz eine brachiale Bolero-Assoziation) begann die Dynaudio nur minimal zu komprimieren. Andere Lautsprecher hatten weit früher die Peaks gedrosselt. Wer mehr möchte, sollte an der Auflösung drehen - und einen Hi-Res-Stream bereitstellen. Die akademische Diskussion, welche Format-Unterschiede man wann und unter welchen Bedingungen denn hören könne - diese Fragen lassen sich trefflich anhand der 200 XD ausdiskutieren. Sie verfügt über die Analysequalitäten eines guten Studiomonitors.

Die neue Drahtlos-Generation

Die HiRes-Fähigkeit der Focus-XD-Serie war bisher auf die kabelgebundene Anschlussvariante beschränkt bzw. auf die Möglichkeit, eine Box per Digitalkabel zu versorgen und das Signal zwischen den Boxen digital hochauflösend drahtlos zu übertragen. Der bisher auch zur XEO-Serie komplatible Hub, der Musiksignale auch aus anderen Räumen überträgt, bot zwar zahlreiche Multiroom-Fähigkeiten, aber bisher nicht die Möglichkeit, in HiRes-Qualität Musiksignale drahtlos zu beiden Boxen zu senden. Diese Funktion ist jetzt im neuen Sender namens "Connect" implementiert, der die Focus XD zum ersten voll HiRes-tauglichen Wireless-System macht.

Bluetooth-Empfänger
© Dynaudio

Das kleine Kästchen nimmt digitale Musik optisch oder koaxial bis PCM 192/24 oder per USB vom Computer bis 96/24 an und sendet ein auszuwählendes Stereosignal in unkomprimiertem 96/24 an das Stereopaar Focus XD (192/24 wird intern gewandelt). Wem eine Standard-Auflösung von 48/16 genügt, der kann wie beim bisherigen System auch vier Musikstreams gleichzeitig senden und dann erst mit der Fernbedienung der Lautsprecher festlegen, welches er davon gerade hören will. Erweitert werden die Eingangsmöglichkeiten um einen Bluetooth-Empfänger (aptXund AAC-tauglich) sowie WLAN-Tauglichkeit zum Streamen per DLNA oder Spotify Connect. Eine eigene App zum Fernbedienen der Sendezentrale per iPhone ist in Planung.

Hörtest

Wirklich stark und sinnig haben die Dynaudio-Ingenieure ihr Prinzip der Raumanpassung umgesetzt - offiziell "Speaker Position EQ". Der kleine Drehknopf auf der Rückseite vermag mehr als die meisten Konkurrenzlösungen, die zu oft im Entweder-Oder verharren, also entweder Bassdruck geben oder nehmen. Die stufenlose Regelung bei der Focus 200 XD ist dagegen ein probates Mittel, um die individuellen Raumprobleme und -chancen in den Griff zu bekommen.

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Die im besten Fall wie klingt? Präzise, tendenziell brillant, offen - dabei weit über das Gehäuseformat räumlich, dreidimensional. Doch gilt diese Aussage für einen Lautsprecher-Test? Nur begrenzt. Denn im Kern erstreckt sich die Konkurrenz weiter: Die 200 XD ersetzt unser etabliertes Bild von Quelle, Verstärker und Membranen. Schlau, pflegeleicht, hoch ästhetisch und rundum gelungen.

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