Vollverstärker

Devialet 170 im Test

21.11.2013 von Jürgen Schröder

Nach dem High-Tech-Amp D Premier trumpft der französische HiFi-Spezialist Devialet nun mit der nächsten Geräte-Generation auf. Der neue Devialet 170 ist die ultimative Antwort auf die Frage "Wie viel Verstärker braucht der Mensch?".

ca. 4:40 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Devialet 170
Devialet 170
© Hersteller/Archiv

Pro

  • herausragend klarer und erhabener Klang
  • integrierter D/A-Wandler
  • hohe Konnektivität

Contra


Der neue Devialet 170 wiegt keine sechs Kilogramm und benötigt kaum mehr Raum als ein Stapel mit einem Dutzend Langspielplatten, stemmt aber dennoch stattliche 190 Watt Nennleistung an die Lautsprecher. Seinen besonderen Reiz macht jedoch die geradezu bestechende Mischung aus repräsentativem Design, hoher Leistungsfähigkeit, High-Tech-Appeal, gepaart mit einfachster Bedienung, hoher Flexibilität und individueller Konfigurierbarkeit aus. 

So kann man sich für den neuen edlen Franzosen denn auch auf unterschiedlichste Weise erwärmen: Neugierige Early Adopters und wenig Technik-affine Musikgenießer beispielsweise kaufen ihn, um sich seiner erlesenen Klangqualität zu erfreuen; highfidele Techies sind darüber hinaus fasziniert von seiner geballten Technikladung, die so schnell nicht zu übertreffen ist. Ob so oder so, in jedem Fall dürfen Devialet-Kunden ein Leben lang dem nächsten - natürlich kostenlosen - Software-Update entgegenfiebern. Mal verbessert es die Klangqualität und mal bringt es neue Funktionen oder erweitert die Konfigurationsmöglichkeiten.

So betrachtet, stellt der Devialet 170 ein Gesamtkunstwerk dar, wobei der schöne Schein keineswegs trügt. Vielmehr ist er das Sahnehäubchen auf einem auch aus highfideler Sicht absolut konsequenten Technik-Konzept.

Devialet 170
Das Abziehen der hinteren Gehäuseabdeckung ermöglicht einen bequemen Zugriff auf das Anschlussfeld. Durch die individuelle Konfigurierbarkeit aller Ein- und Ausgänge ergeben sich auch mit wenigen Buchsen reichhaltige Anschlussmöglichkeiten.
© Hersteller

Der Hörtest: ein Erlebnis der besonderen Art

Die klanglichen Meriten der Devialet-exklusiven Verstärker-Technologie zeigten sich bereits eindrucksvoll im Test des Vorreiters D Premier . Und auch der Hörtest mit

dem Devialet 170 wurde wieder zu einem Erlebnis der besonderen Art. Hierbei war der Begriff "spektakulär" durchaus angebracht, auch wenn sich das ganz und gar nicht in kraftmeierischem Auf-die-Pauke-Hauen und grobdynamischem "Tsching Bumm" äußerte. Vielmehr war es seine absolute Klarheit, das vollständige Fehlen irgendwelcher Trübungen oder Rauheiten, mit der der Devialet 170 die Zuhörer begeisterte. 

Gute Verstärker zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie - soweit die Aufnahme das hergibt - die einzelnen Teilschallquellen mit scharf umrissenen Konturen darstellen können. Den meisten hochwertigen Amps gelingt das im Mittel-und Hochtonbereich sehr gut. In Kombination mit der edlen Magico Q3 vollbrachte der Devialet 170 darüber hinaus das Kunststück, seine randscharfe Abbildung auch bei tiefen Frequenzen beizubehalten. Dadurch erfuhren selbst großvolumige Schallquellen wie Kontrabässe eine begrenzte, räumlich nachvollziehbare Ausdehnung und erschienen nicht aufgedunsen im akustischen Abbild. Dieses Phänomen, gepaart mit der außerordentlichen Fähigkeit des Devialet, Schallquellen voneinander abzugrenzen, führte zu einem stabilen, in sich ruhenden Klangbild, das sich mit dem Begriff "majestätisch" umschreiben lässt.

Individuelle Perspektiven

Das Schöne am Devialet 170 ist, dass er jedem Zuhörer eine eigene Perspektive eröffnet, um sich an seinem Klang zu erfreuen. stereoplay-Redakteur Marco Breddin beispielsweise war besonders fasziniert von der Tatsache, dass der Franzose nicht quasi im vorauseilenden Gehorsam getrieben durchs Programm hechelte, sondern sich für jeden einzelnen Klang stets das richtige Maß an Zeit nahm - mit ihm blieben sogar die Pausen spannend. 

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Ich hingegen war vor allem von der absoluten Schlackenlosigkeit angetan, für die das häufig zitierte Bild des "blank polierten Klanges" keinesfalls mehr ausreichte. Vielmehr reproduzierte der 170er wie ein perfekter Spiegel, sodass die optische Analogie zu seinem schwarz verchromten Gehäuse gar nicht so weit hergeholt erscheint.

Wollte man unbedingt ein HiFi-Klischee bemühen, so könnte man sagen: Der Devialet klingt mindestens ebenso durchlässig wie ein Top-Röhren-Amp, allerdings ohne die Glaskolben-typischen Verzerrungsbeigaben. Und genau das ist es denn auch, was der ein oder andere Musikfreund möglicherweise bei ihm ein wenig vermissen könnte, nämlich diese typische, anspringende "Reibung" im Mitteltonbereich, die etwa Stimmen einen besonders hautnahen Charakter verleiht. 

Konfiguration Devialet
Die Konfiguration des Devialet erfolgt Browser-basiert am Computer: Der Advanced-Modus bietet für alle Ein- und Ausgänge vielfältige Einstelloptionen, die selbst ungewöhnliche Einsatzfälle ermöglichen. Abschließend wird die erstellte Konfiguration per SD-Card ins Gerät geladen.
© Archiv

Unterschiede zwischen den Eingängen

In der Tat gab es leichte Klangunterschiede zwischen den verschiedenen Eingängen des Devialet: So gefiel den Hörtestern die Wiedergabe über die digitalen Pforten AES/EBU, S/PDIF und USB am besten. Über den analogen Line-Eingang spielte der 170er nur einen Hauch zurückhaltender, behielt aber seine klanglichen Tugenden im Wesentlichen bei. Optimale Ergebnisse hierbei ließen sich durch Anpassen der Eingangsempfindlichkeit im Online-Konfigurator je nach Ausgangspegel der Quelle erzielen. Das ist wichtig, weil sich das unmittelbar auf die Aussteuerung des internen A/D-Wandlers auswirkt: Zu niedrige Eingangsempfindlichkeit kostet unnötig Rauschabstand, während zu hohe Werte den integrierten Spitzenpegelbegrenzer (Limiter) auslösen, was Transienten ihre anspringende Attacke raubt.

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Zu Recht stolz ist man bei Devialet auch auf den analogen Phono-Eingang: Er erreichte zwar nicht ganz den dynamischen Schwung, die Offenheit und Feinstauflösung einer Referenz-Phonovorstufe wie der Audio Research Reference Phono 2 SE, ließ aber im Hörtest niemals den Wunsch nach einer besseren, externen Phono- Vorstufe aufkommen - was beim klanglichen Niveau des 170ers eine stolze Leistung ist. Auch hier stellten sich die besten Ergebnisse bei sorgfältiger Anpassung über den Online- Konfigurator ein.

Devialet 170
Die zentrale Baugruppe im Devialet enthält etliche Class-D-Schaltverstärkereinheiten, die pro Kanal jeweils parallel geschaltet mit einer extrem verzerrungsarmen Class-AAnalogausgangsstufe den Analog- Digital-Hybrid-Leistungsverstärker bilden. Die Class-A-Stufe liegt unmittelbar bei den Lautsprecherklemmen und wird direkt vom D/A-Wandler (PCM 1792) gespeist, dem ein patentierter Hochspannungs- I/U-Konverter nachgeschaltet ist. Der Signalweg im Devialet beträgt somit nur wenige Zentimeter. Extrem leistungsfähig und dennoch besonders störarm fällt die Schaltnetzteilbaugruppe (links oben) aus, die einen speziellen Leiterbahn-Transformator verwendet. Rechts mittig im Bild das optionale Streaming-Board.
© Hersteller

Unser Hörvergleich

Äußerst spannend und auf höchstem Niveau verlief auch der Hörvergleich zwischen dem optionalen Streaming-Modul und dem USB-Eingang bei Hi-Res-Wiedergabe. Hierbei konnte sich der mit dem XMOS-Chipsatz arbeitende USB-Eingang knapp vor der Devialet-hauseigenen AIR-Streaming- Lösung behaupten; diese klang insgesamt etwas statischer und technischer.

Die 1.000 Euro teure Streaming-Option lohnt sich dennoch. Sie ist bis Ende September kostenlos erhältlich. Da heißt es schnell zugreifen. Da es sich bei Devialet AIR sozusagen um eine Art Software- Player handelt, kann das Klangergebnis beim nächsten Update nämlich durchaus ins Gegenteil umschlagen.

8.000 Euro für einen HiFi-Verstärker sind ein stolzer Preis. Nicht vergessen darf man dabei jedoch, dass der Devialet 170 bereits einen nach heutigem Stand kompromisslosen D/A-Wandler mitbringt. Verglichen mit einem Gespann aus konventionellem Verstärker plus separatem D/A-Wandler auf gleich hohem Klangniveau, kann man ihn daher schon beinahe als "Sonderangebot" auffassen. Ein stereoplay-Highlight ist ihm jedenfalls sicher.

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