Testbericht

Dali Fazon 5 im Test

18.5.2012 von Malte Ruhnke

Standbox, Kompaktbox oder Designobjekt? Die Dali Fazon 5 ist eine Mischung aus allem. Sie verkörpert audiophile Tugenden von der Röhrentauglichkeit bis zum klassischen Zweikanal-Betrieb - einen Subwoofer hat die Alu-Skulptur nämlich gar nicht nötig.

ca. 3:20 Min
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Dali Fazon 5 im Test
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Das Wort Design-HiFi versetzt Ehefrauen nicht selten in Verzückung - und stürzt echte HighEnder in bittere Verzweiflung, denken doch beide in diesem Fall ausnahmsweise an dasselbe: an miniaturisierte Sub-Sat-Sets mit kleinen Plastik-Würfelchen, deren Größe unterhalb der Wahrnehmungsgrenze liegt.Auch wenn deren Klang mittlerweile auf hohem Niveau zu spielen vermag: Für einen echten Audiophilen scheiden sie schon wegen des oftmals kritischen Übergangs zwischen Subwoofer und Satellit aus. Einen Lautsprecher müsste es also geben, der den Designansprüchen der Dame genügt, sich von klassischen Stereoamps antreiben lässt - und trotzdem im Bass hinreichend erwachsen klingt.

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Dali Fazon 5
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Eben das tun mittlerweile zweifellos viele Kompaktboxen. Doch sind sie leider damit auch oft nicht mehr wirklich kompakt, bauen stattdessen massig in die Breite. Klangkompetente schmale Standboxen wiederum gibt es mittlerweile erstaunlich viele auf dem Markt, doch sie sind meist relativ eckig gehalten und dominieren trotz schmaler Taille optisch immer irgendwie den Raum.Was liegt also näher als eine Mischform zu konstruieren? Das dachten sich die Entwickler des dänischen Spezialisten Dali - und stießen gleich auf hohe Hürden: Um den Lautsprecher kraftvoll tönen zu lassen, braucht er Volumen und Membranfläche. Zum anderen sollte seine Grundform möglichst elegant und rund sein.Die Lösung: eine Skulptur aus einer gegossenen Aluminiumform, mit einer klassischen Schallwand auf der Vorderseite versehen. Die verrundete Formgebung verjüngt sich dabei nach unten, es gibt quasi keine parallelen Wände, was Resonanzen im Luftvolumen zuverlässig verhindert.Dali Fazon 5 - Form folgt Funktion

Während das Aluminiumkleid mit einer Hochglanzlackierung veredelt wird und sein eigentliches Material dem Auge verbirgt, zeigen Schallwand und Chassis gern, was in ihnen steckt: Die Sandwich-Front mit einer Aluminium-Trägerplatte mit aufgeklebten Bedämpfungsstoff ist über eine zusätzliche Polymerdichtung vom Gehäuse entkoppelt und soll trotz ihrer hohen Stabilität Reflexionen wie Resonanzen unterdrücken.Damit diese gar nicht erst entstehen, sind die beiden Tiefmitteltöner fast so breit wie die Schallwand, so dass ihr Schall zumindest im unteren Einsatzbereich um das Gehäuse herum gebeugt wird.Der Hochtöner wiederum ist in einem Waveguide verbaut, der den Schall sanft auf einen Abstrahlwinkel von etwa 150 Grad begrenzt, somit Kantenreflexionen ausblendet und einen bruchlosen Übergang in der Directivity zum Tiefmittelton-Duo herstellt. Die 28-mm-Gewebemembran ist federleicht und wird von einer kraftvollen Schwingspule angetrieben.Da der Hochtöner erst ab 3000 Hz spielt, sind seine rückwärtigen Kühlrippen auch eher als Vorsichtsmaßnahme zu sehen, um auf keinen Fall durch Erwärmung die elektrischen und mechanischen Parameter ins Wanken zu bringen. Viel mehr Energie verarbeiten müssen die beiden Tiefmitteltöner im 12-Zentimeter-Format: Bis 800 Hz arbeiten beide parallel, darüber spielt nur noch der obere.

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Gut gekühlt: Das Magnetsystem des Hochtöners ist mit klassischen Ferrit-Magneten ausgestattet.
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Wegen des kleinen Membrandurchmessers und der sehr tiefen Abstimmung der Box müssen beide große Luftmengen verschieben - ihre Körbe und Schwingsysteme sind deshalb mit großzügiger Hinterlüftung zwischen Magnet und Zentrierung versehen. Außerdem kommt eine Polkernbohrung zum Einsatz, die Kompressionseffekte in der Schwingspule minimiert. Als Membranmaterial wählt man bei Dali klassischerweise ein gepresstes Gemisch aus Holzfasern, das ähnliche Grundeigenschaften wie Pappe aufweist, aber stabiler bei stärkerer innerer Bedämpfung ist.Rückwärtig arbeitet bei der Fazon 5 ein Bassreflexrohr, dass bei 47 Hz seinen maximalen Arbeitsbereich hat und damit die Tiefmitteltöner effizient entlastet. Durch die sehr dünn gehaltenen Alu-Wände kann fast das gesamte Brutto-Volumen auch als Federwirkung für das Reflexsystem Verwendung finden - ausgenommen natürlich jenes im Standfuß der Box, der akustisch vom Gehäuse getrennt ist.Diese ebenfalls aus edlen Gussteilen gearbeitete Konstruktion dient neben der Standfestigkeit auch der Verkabelung: Wahlweise kann der Besitzer die Lautsprecherkabel unsichtbar intern im Fuß anbringen (was freilich nur bei entsprechend flachen Kabeln funktioniert) oder mit klassischen Bananenbuchsen außen.

Die Fazon 5 - der Bass erstaunt

Das Versprechen, tiefsten Bass aus kleinstem Volumen zu zaubern, hört man im HiFi-Bereich oft. Die Fazon gehört zu den wenigen, die das auch wirklich einlösen: Liszts wahrhaft tiefes Orgel-Adagio (Haselböck, NCO) gab die Dali mit beeindruckender Raumtiefe wieder und füllte den in diesem Punkt definitiv anspruchsvollen AUDIO-Hörraum mit einem soliden Orgelfundament.Das war nicht übertrieben fett, aber sonor, und insbesondere bei rockigen und jazzigen Klängen sogar ausgesprochen wendig. Im Gegensatz zu vielen Boxen, die aus kleinstem Gehäuse einen nicht vorhandenen Tiefbass andeuteten, blieb der Tiefton der Dali knackig und fügte sich bei Chris Jones' bassstarkem "No Sanctuary" (Stockfisch) spielfreudig ins Gesamtklangbild ein.Fazit: Auch sonst überzeugte die Dali mit audiophilen Tugenden: einem weiten Raum und einer klaren, auf den Punkt tönenden Detaildarstellung, die selbst anspruchsvolle High-Ender vor Staunen verstummen lassen dürfte. Aufgrund ihrer überragenden Spielfreude verleitet die Dali auch gern mal zum lauteren Hören - dabei kennt die Basskraft dann natürlich Grenzen, doch im Normalbetrieb verbirgt sich hinter dem Design-Kleid ein ausgewachsener, vielseitiger High-End-Lautsprecher.

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