Plattenspieler

Clearaudio Performance DC im Test

18.6.2013 von Andreas Günther

Bilderbuchauftritt: Clearaudio weiß, auf welche Reize seine analoge Zielgruppe anspringt - Eleganz verbunden mit bester Feinmechanik. Der neue Performance DC trifft da voll ins Schwarze.

ca. 3:55 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Clearaudio Performance DC
Clearaudio Performance DC
© Hersteller/Archiv

Pro

  • feinmechanische Noblesse zum günstigen Preis
  • Klangeindruck: ultra-stabil

Contra


Ein ganz gefährliches Gefu?hl. Das wir aber einmal zulassen wollen: Wo kommt dieser kulturelle Stolz her, wenn man einem Clearaudio-Plattenspieler begegnet? Ohne dass dieser auch nur den geringsten Ton von sich gegeben hat? Fu?r die Antwort muss man weder Freud noch Jung bemu?hen. Man steht vor einem Fest der Feinmechanik, staunt andächtig und wundert sich u?ber diese Kompromisslosigkeit. Ein Plattenspieler fu?r 2.850 Euro ist nicht wirklich gu?nstig, aber gemessen am Aufwand doch relativ preiswert. Um so einen Endkundenpreis zu erreichen, muss Clearaudio doch irgendwo einmal fu?nf gerade sein gelassen haben. Denn bei den anderen Kandidaten im Test sieht man hier und da auch ein Zugeständnis an den späteren Marktpreis. Nicht so beim Performance DC: Dieses Komplettpaket könnte mit einem anderen, höheren Preisschild ausgestellt werden, ohne nur die kleinste Irritation hervorzurufen.

Auch die kleinen, aber so wichtigen Punkte der weiteren Inszenierung sind perfekt gelungen: Der Clarify-Carbon- Tonarm ist vormontiert und der Tonabnehmer Virtuoso V2 ebenfalls. Zwischen der Ankunft des Paketboten und dem ersten Ton mu?ssen nicht mehr als zehn Minuten liegen. Wenn es nicht so oberlehrerhaft wäre: Die Klassenkameraden der Branche können sich von der Bedienungsanleitung und dem Verpackungskonzept mehr als nur eine Scheibe abschneiden, von der Vielfalt der Zugaben ganz zu schweigen. Clearaudio hat dem Performance eine Tonarmwaage beigelegt, eine Einstellschablone, Lageröl und ein zusätzliches Gegengewicht fu?r extraschwere Tonabnehmer. Unsere Hochachtung!

Clearaudio Performance DC
Das CMB-Lager zwingt den Teller in ein Magnet-Schwebefeld.
© Hersteller / Archiv

Clearaudio Performance DC: Aufbau

Die volle Faszination der Mikrometer- Arbeit erfährt man beim Aufsetzen des Plattentellers auf die Keramikachse - der Teller sinkt nicht, plumpst nicht, sondern braucht einige Minuten, bis das Öl die Druckverhältnisse in der Präzisionskonstruktion ausgeglichen hat. Der Teller selbst ist wuchtig, aber nicht protzig, vier Zentimeter hoch und aus schwarzem POM gefertigt: einem thermoplastischen Kunststoff, mit vollem Namen "Polyoxymethylen". Er sieht edel aus, dämpft klangschädliche Vibrationen und lässt sich per CNC (computergestu?tzte numerische Steuerung) präzisionsdrehen.

Clearaudio bringt ihn u?ber einer Sandwich-Konstruktion aus hochverdichtetem Holz zum Rotieren, das von zwei wahlweise schwarzen oder naturbelassenen Aluminiumplatten umschlossen ist - alles leicht abgerundet und eine Freude fu?r Auge und Hand. Man spu?rt den Appell an den Ästheten - und startet eine Extra-Runde Blindtests, damit die optische Kunst nicht die Trommelfelle vorkonditioniert.

Clearaudio Performance DC
Clearaudio lässt den Performance DC auf Knopfdruck auch mit 78 Umdrehungen rotieren. Selten genutzt, aber für einige Musikfreunde ein zusätzlicher Kaufanreiz.
© Hersteller / Archiv

Der Schwung kommt von einem neu entwickelten Gleichstrommotor. Details daru?ber will Clearaudio aber noch nicht veröffentlichen. Ein alter Bekannter dagegen ist das Ceramic- Magnetic-Bearing-Lager (CMB): Zwei gleichpolige Magnetfelder stoßen einander ab, die Achse aus polierter Keramik zwingt eine Form von Schwebeteppich herbei - die Reibung ist revolutionär gering. Diese Mechanik frisst aber Arbeitsstunden und Materialkosten, deshalb setzt Clearaudio das Lager primär in der Topliga des Katalogs ein. Dem bisherigen Preisbrecher, dem Concept- Laufwerk, bleibt das CMBLager versagt.

Test: Clearaudio Master Innovation und Unify 12" im Test

Eine Stufe höher setzt das Performance-SE-Laufwerk an, zwar mit CMB, aber mit dem älteren Saphir-gelagerten Satisfy- Carbon-Tonarm. Auf dem neuen Performance DC prangt dagegen der neuere Clarify- Carbon-Tonarm mit seinem reibungsfreiem Magnetlager. Und an dessen Spitze das neue Virtuoso- V2-System. Fu?r die zweite Generation hat Clearaudio den MM-Wandler mit stärkeren Magneten und einem handpolierten, komplett umschließenden Ebenholz-Gehäuse aufgewertet. Die V1-Version wirkte demgegenu?ber eher wie ein "Underdog".

Wie gesagt: Ernsthaft kann man so einem Schmuckstu?ck nur im Blindtest begegnen. Umso heftiger der Eindruck, wenn man dennoch alle beschriebenen, äußerlichen wie mechanischen Reize auch im Klang wieder entdeckt. Der Performance DC spielt wie eine Mischung aus Schönling und Ingenieur: sehr smart, elegant, in den harten Werten aber unnachgiebig. Er groovt weniger, stellt dafu?r die dynamischen Verhältnisse klar. Alles sehr unangestrengt, geradezu aufreizend souverän.

Virtuoso V2
Das Virtuoso V2 mit stärkeren Magneten und Ebenholz-Hülle
© Hersteller / Archiv

Clearaudio Performance DC: Hörtest

Immer wieder eine Qual fu?r jeden Plattenspieler: David Sylvians "Secrets of the Beehive" - ein u?berkomplexes Studioalbum aus den späten 80er-Jahren. Sylvian doppelt Basslinien und setzt die Nadel mit schwebenden Horn-Phrasierungen unter Druck. Alles nicht wirklich hyperlaut, in der Kombination aber Schwerstarbeit. Ist der Antrieb des Plattentellers zu unbeständig, bricht die Dynamik ein. Ist der Arm zu leicht, schleichen sich Nervositäten ein. Ist der Tonabnehmer zu sehr auf Show gebu?rstet, wird es wirr in den oberen Mitten.

An keinem dieser kritischen Punkte geriet der Clearaudio aus der Spur - schon dafu?r gebu?hrt ihm ein Ritterschlag. Diese Stabilität und der Extra-Kick an Transparenz erheben ihn u?ber viele Mitbewerber. Der Charme geht von der richtigen Arm-Abnehmer-Kombination aus. Ein Quertest mit unserem Referenz-MC-System Lyra Delos puschte den Performance DC zu mehr Auflösung und zu mehr Rauminformationen, nahm ihm aber die Gegenwart von etwas mehr Oberbass und damit die samtigeren Mitten. Die innere Stimmigkeit gerade bei der Wiedergabe akustischer Instrumente und Stimmen war in Verbindung mit dem vormontierten Virtuoso V2 noch ein Stu?ck weit höher.

Die Gradlinigkeit des Pakets beeindruckt. Letztlich irritiert am Performance DC nur eines: die relativ bescheidene Ziffernfolge auf dem Preisschild.

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