Kopfhörer-Verstärker

Bryston BHA-1 im Test

7.11.2013 von Jürgen Schröder

Leistungsstarke Verstärker waren schon immer eine Domäne von Bryston. Mit dem BHA-1 wendet sich der kanadische HiFi-Spezialist nun auch an die Besitzer besonders hochwertiger Kopfhörer.

ca. 3:25 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Bryston BHA-1 mit Sennheiser HD-800
Bryston BHA-1 mit Sennheiser HD-800
© Hersteller/Archiv

Pro

  • kraftvoller und klarer Klang
  • sauberer Bass
  • kann exorbitante Lautstärken liefern

Contra


Es ist sicher nicht vermessen zu behaupten, dass die Mehrzahl der Kopfhörer-Ausänge von HiFi-Komponenten eher Kompromisslösungen darstellen. Meist ist das Budget knapp und an anderer Stelle verkaufsfördernder investiert, weshalb es nur selten für wirklich hochwertige Kopfhörer-Elektronik reicht.

Zwar lassen sich auch mit Standardlösungen, so mit den gern eingesetzten OP-Verstärkerchips JRC 4556 von New Japan Radio, durchaus ordentliche Ergebnisse erzielen, an einem echten, separaten Headphone-Amp jedoch spielen hochwertige Hörer ohne Zweifel in einer anderen Liga.

Auf dem Gebiet reiner Kopfhörer-Verstärker tummelten sich bislang nur recht wenige Spezialisten. Mit dem weltweiten Boom besonders bei sehr hochwertigen Kopfhörern wird dieses Thema nun auch für größere Hersteller interessant, deren Kernkompetenz im Verstärkerbau liegt.

BHA-1 Rückseite
Mit einem optional erhältlichen Rack Mounting Kit lässt sich der BHA-1 dank seiner 19-Zoll-kompatiblen Abmessungen problemlos auch in Tonstudio-Peripherie-Racks unterbringen. Die rückseitig angeordneten Anschlüsse für die Hochpegel-Ein- und Vorstufen-Ausgänge erleichtern dabei die Verkabelung. Das enorm robuste Stahlblechgehäuse verdient das Prädikat "uneingeschränkt road-tauglich".
© Hersteller

Bryston BHA-1: Anschlüsse

Das bestes Beispiel hierfür ist Bryston. Mit dem BHA-1 (für 1.600 Euro) stellt der kanadische Spezialist nun seinen ersten, ausgemachten Kopfhörer-Amp vor. Halt, so ganz stimmt das nicht, lässt sich der BHA-1 dank regelbarer Line-Ausgänge doch ebenso als Hochpegel-Vorstufe einsetzen.

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Als Signalpforten bietet der BHA-1 drei per Kippschalter auf der soliden Aluminium- Frontplatte wählbare Analogeingänge, die alle Arten von Programmquellen vom Smartphone bis hin zum Tonstudio-Mischpult abdecken. So gibt es einen elektronisch symmetrierten XLR-Eingang, einen unsymmetrischen RCA-Eingang mit Cinchbuchsen sowie einen ebenfalls unsymmetrischen Eingang mit einer 3,5-mm-Stereo-Miniklinke für mobiles Equipment.

BHA-1 Technik
Die Schaltung des BHA-1 besteht im wesentlichen aus sechs mit Einzeltransistoren (diskret) aufgebauten Operationsverstärkern, von denen zwei als Eingangsverstärker (oben), die anderen vier als pro Kanal paarig zusammengehörige Brückenverstärker (unten) arbeiten. Das analog arbeitende Lautstärke-Potenziometer von Noble (blaues Kästchen) folgt im Signalpfad nach der symmetrischen Eingangsstufe.
© Hersteller

Bryston BHA-1: Funktionsprinzip

Das Kürzel BHA-1 steht für "Balanced Headphone Amplifier". Ebenso wie eine im Brückenbetrieb arbeitende Stereo-Endstufe, die Lautsprecher antreibt, kann auch der BHA-1 die beiden Wandlersysteme des Hörers völlig massefrei mittels zweier gegenphasig arbeitender Verstärkerzüge versorgen.

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Voraussetzung dafür ist, dass die beiden Wandlersysteme im Hörer erdfrei symmetrisch ansteuerbar sind. Auch "normale" Hörer finden mit dem üblichen, dreipoligen Klinkenstecker Anschluss an den BHA-1; in diesem Fall liefert jedoch nur die nicht invertierende Ausgangsstufe das Musiksignal.

Hörtest

Im Hörtest erwies sich der Bryston als absolut neutral, dennoch facettenreich aufspielender Vertreter mit rabenschwarzem Bass. Dank seiner gigantischen Power dürfte er selbst mit den allerleisesten Kopfhörern niemals in Lautstärke- oder Dynamiknöte kommen. Eher schmelzen die Wandlersysteme, bevor der BHA-1 verzerrt. 

Sehr interessant war der Vergleich zwischen asymmetrischem und symmetrischem Betrieb mit dem Sennheiser HD 800 , den stereoplay dank des eigens für ihn gemachten, symmetrischen Anschlusskabels CH 800 S elegant durchführen konnte.

In der asymmetrischen Betriebsart spielte das deutsch-kanadische Duo räumlich zentrierter und insgesamt ein wenig organischer und bei symmetrischer Anschlussweise - durchaus im positiven Sinne - etwas "zackiger" und noch nachdrücklicher im Bassbereich. Zudem wirkte es räumlich etwas breiter aufgestellt.

Bei symmetrischem Betrieb entstand so der Eindruck, dass die Wiedergabe insgesamt einen Tick "schneller" und explosiver ausfiel. Je nach persönlicher Vorliebe kann man beiden Anschlussarten den Vorzug geben. Bei objektiver Betrachtung muss man der symmetrischen Anschlussweise jedoch leichte Vorteile bei etwas nüchterner Interpretation einräumen, während die asymmetrische in musikalischer Hinsicht etwas mehr Gebundenheit zeigte. 

Das Tolle am Bryston BHA-1 ist, dass sich mit ihm beide Varianten realisieren lassen. Auch als Hochpegel-Vorstufe machte der Kanadier klanglich eine gute Figur; die einzige kleine Schwäche war seine sehr hohe Spannungsverstärkung, sodass man mit dem Pegelsteller eigentlich nie über die 10-Uhr-Position hinauskam. 

BHA-1 Input
Neben dem normgerecht beschalteten, vierpoligen XLR-4-Ausgang bietet der BHA-1 für symmetrisch betreibbare Kopfhörer auch die Anschluss-Alternative über zwei kanalgetrennte, dreipolige XLR-3-Armaturen. Die antreibenden Verstärkerstufen sind jedoch die gleichen.
© Hersteller

Symmetrischer Kopfhörer-Anschluss

Kopfhörer, die sich für den symmetrischen Anschluss an entsprechend arbeitenden Kopfhörer-Verstärkern eignen, erkennt man daran, dass beide Wandlersysteme, vergleichbar mit Tonabnehmersystemen, kanalgetrennt jeweils über einen Plus- und Minus-Anschluss verfügen.

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Sinngemäß muss ein symmetrisches Kopfhörerkabel also vier separate Innenleiter besitzen, die ebenfalls untereinander keine Verbindung haben dürfen. Hochwertige Kopfhörer enthalten oftmals bereits vierpolige Anschlusskabel, wobei die Minus-Zuleitungen beider Kanäle auf dem Massekontakt (hinterer, breiter Schaft) des üblichen Stereo-Klinkensteckers zusammengeführt sind.

Will man ein solches Kabel auf vollsymmetrischen Betrieb umbauen, so empfiehlt sich das Anlöten eines vierpoligen XLR-Steckers nach folgendem Schaltschema:

  • Pin 1 = linker Kanal +
  • Pin 2 = linker Kanal -
  • Pin 3 = rechter Kanal +
  • Pin 4 = rechter Kanal -

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