Testbericht

Boston Acoustics M 25 im Test

27.9.2012 von Wolfram Eifert

Mit seiner neuen M 25 beweist der amerikanische Hersteller Boston Acoustics, wie ansprechend moderne Kompaktboxen gestaltet sein können, ohne preislich gleich in der Millionärsklasse zu landen.

ca. 3:05 Min
Testbericht
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Boston Acoustics M 25
Boston Acoustics M 25
© H. Härle, Archiv

Pro

  • Vollmundiger, kultivierter und unaufgeregter Klang mit guter Durchhörbarkeit

Contra

  • Tönt an mittelprächtiger Elektronik etwas matt

Die lediglich gut 30 Zentimeter hohen Gehäuse sind bis in die hintersten Winkel mit geringsten Spaltmaßen verarbeitet. Die Seiten sind wahlweise in Walnussholz oder schwarzem Glanzlack gehalten. Der mittlere Teil ist bei beiden Versionen mit schwarzem Kunstleder bekleidet. Gleichermaßen aufwendig ist die akustische Gestaltung. Die Wände sind aus zwei verschieden starken Faserplatten zusammengefügt, dazwischen liegt eine energieabsorbierende Zwischenschicht.

Mit Hilfe aufwendiger Computersimulationen (Stichwort "Finite Elemente") und Lasermessungen gelang es, Schichtstärken und Innenversteifungen so zu optimieren, dass die Gehäuse über den gesamten Frequenzbereich kaum noch Schallanteile erzeugen. Lediglich Vorder- und Rückwand sind einlagig aufgebaut, weil hier die Aussparungen für Chassis und Anschlussfeld kaum Fläche übrig lassen.

Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht

Bei herkömmlichen Gehäusen kann der von den Wänden stammende Eigenklang in ungünstigen Fällen die von den Chassis stammenden Nichtlinearitäten übersteigen, so dass bessere Treiber sich klanglich kaum bemerkbar machen. Bei der M 25 soll der hochauflösende Klang der Treiber nicht vom "Grundrauschen" der Gehäuse verdeckt werden. Die Argumentation hat Hand und Fuß, weil heutige Hochleistungschassis viel weniger verzerren als ihre Vorbilder der letzten Jahrzehnte. So verfügt das Magnetsystem des Tiefmitteltöners über eine spezielle Geometrie, die bei komplexen Signalen den Klirr reduziert.

Boston Acoustics M 25
Mehr Kraft: Das Magnetsystem erzielt mit einem Doppelring höhere Feldstärken. Das klangneutrale Gehäuse (hier mit demontiertem Terminal) wird durch Filzmatten zusätzlich gedämmt. Die Frequenzweiche ist im Bodenbereich untergebracht.
© H. Härle, Archiv

Interessant ist die Mehrschichtbauweise auch deshalb, weil Kompaktboxen bereits mit einfachen Gehäusen häufig auffallend rein und natürlich klingen. Ihre knapp bemessenen Wandflächen und Innenvolumina führen verglichen mit Standboxen ein geringeres Eigenleben. Hörbar wird dies vor allem bei leisen Zwischentönen und bei der räumlichen Darstellung, die völlig zu Recht als Domäne kompakter Schallwandler gilt. Um Standboxengehäuse ähnlich neutral zu gestalten, ist ein sehr viel größerer Aufwand erforderlich. Daher erreichen Standboxen die Feindynamik und Natürlichkeit guter Kompakter erst in deutlich höheren Preisklassen.

Boston Acoustics M 25: Hörtest

Der Tiefmitteltöner der M 25 ist nur gute 13 Zentimeter groß, dafür aber sehr aufwendig ausgestattet. Seine hellgraue Membran aus gutmütig-klangneutralem Polypropylen wird von einem sehr linear ausgelegten Doppel-Ferrit-Magnetsystem angeschoben. Beim Hochtöner setzen die Amerikaner auf einen Ringstrahler mit einer an ihren Rändern innen und außen fixierten Membran aus feinem Textilgewebe. Die Bauweise erlaubt eine äußerst kontrollierte Membranbewegung und eine hohe Bandbreite bis weit über die Hörgrenze hinaus.

Der Klang der knubbelig-kleinen Boston wirkt samtig und sehr kultiviert, wobei man sich im ersten Moment nicht sicher ist, ob man damit so richtig glücklich wird, denn ihr Temperament scheint anfänglich nicht sehr ausgeprägt. Die Box von PSB wirkt um einiges zupackender und rückt Einzelstimmen weiter nach vorn. Doch nach kurzer Gewöhnung wird klar, dass die Deutlichkeit der PSB zu Lasten der Ausgewogenheit geht. Dann stellt man fest, dass die Boston auch ohne tonale Betonungen extrem gut auflöst und tierisch viel Spaß macht. Das soulige, mit Afro-Klängen durchsetzte "Living Darfur" der britischen Formation Mattafix verarbeitet die M 25 sagenhaft satt, räumlich weit aufgefächert und emotional überaus mitreißend. Die helle, eingängige Solostimme des Leadsängers hebt sich klar vom übrigen Geschehen ab, wirkt aber nie aufdringlich. Ähnlich prall und kraftvoll klang in dieser Runde höchstens die Chario, die aber beim Hören mehr Konzentration verlangt, weil sie Details nicht ganz so freigiebig darbietet.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen

Selbst im Bassbereich leistet die Boston Überdurchschnittliches und differenziert einzelne Läufe sehr exakt. Klar fehlt der letzte Tiefgang, aber Präzision und Durchhörbarkeit sind beachtlich. Kenner der Genres werden die Boston lieben. Zumal auch die Verarbeitung stimmt und der Preis auf dem Teppich bleibt.

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