Bluetooth-Kopfhörer

Beats Studio Wireless im Test

14.7.2014 von Fritz I. Schwertfeger

Beats by Dr. Dre hat einen wahren Kopfhörer-Hype ausgelöst. Die Marke gilt als cool, der Klang wurde dagegen häufig kritisiert. Der Beats Studio Wireless gibt sich anspruchsvoll und will mit Klischees aufräumen. Wir haben den Bluetooth-Kopfhörer einem Praxistest unterzogen.

ca. 8:40 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Beats Studio Wireless
Beats Studio Wireless
© Apple

Pro

  • bequeme Ohrpolster
  • lange Akkulaufzeit
  • ausgeglichene, dynamische Spielweise
  • bassstark

Contra

  • funktioniert trotz Kabel nicht mit leerem Akku
  • leichtes Rauschen des Noise Cancelling ohne Musik

Funkkopfhörer galten einst als der Inbegriff der Uncoolness. Seinerzeit waren drahtlose Kopfhörer meist zu finden bei Herrschaften älteren Semesters, mit Vorliebe auf Funk- bzw. Ladestation thronend. So konnte auch zu später Stunde das Fernsehprogramm lautstark zu Gemüte geführt werden, ohne die halbe Nachbarschaft aus dem Schlaf zu reißen.

Von Ladestationen, Antennen oder sonstigen Dingen will der Bluetooth-Kopfhörer Beats Studio Wireless gar nichts wissen und macht deutlich, dass er mit seinem durchdachten Bedien-Konzept und seinem schlichten Design im Grunde als "godfather of cool" durchgehen will. Unübersehbar auch, dass Beats mit dem Studio Wireless mit alten Klischees aufräumen will. Statt ein wenig Farbe aufzutragen und medialen Hype zu verströmen, ist man mit sichtbar ehrgeizigen Ansprüchen angetreten.

Dafür legt der neue Beats auch einiges in die Waagschale: Der Over-Ear Kopfhörer findet kabellos per Bluetooth Anschluss an digitale Zuspieler, aber auch kabelgebunden (Kabel im Lieferumfang) wenn es mal ein wenig "Vintage" sein darf. Aktives Noise Cancelling ist ebenfalls an Bord, Rufannahme und Musiksteuerung per Bluetooth oder per am Kabel angebrachter Fernbedienung natürlich auch. Der drahtlose Kopfhörer gibt sich also enorm vielseitig, was schon mal positiv gefällt.

Beats Wireless Studio
Der Beats Studio Wireless wirkt elegant und wie aus einem Guss.
© Apple

Beats Studio Wireless: Der Auftritt

Ordentlich Eindruck macht zunächst die durch ihre signalrote Farbe mehr oder weniger unübersehbare Verpackungsbox des Kopfhörers. Besagter roter Karton gibt, nachdem man ihn ohne viel Kraftaufwand hinfortgehoben hat, den Blick auf eine zweite, in dezentem schwarz gehaltene Innenbox frei. "The Original Remastered" steht zu lesen, sehr beeindruckend - nun aber weg damit. Ist auch dies erledigt, wendet sich der Blick einem kompakten schwarzen Hartschalenetui mit mittigem, roten Beats-Signet zu. An dessen Oberseite, direkt hinter dem leichtgängig laufenden Reißverschluss angebracht, findet sich eine kleine Schlaufe.

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Spätestens, als das mitgelieferte Zubehör - bestehend aus Ladegerät, USB-Kabel und zwei bei Bedarf einsetzbaren 3,5 mm Klinkenkabeln (das Rote mit Fernbedienung/Mikrofon, das Schwarze gibt sich ganz puristisch) von einem Karabinerhaken komplettiert wird, erschließt sich deren Funktion. Der Over-Ear-Kopfhörer lässt sich platzsparend zusammenklappen und ist somit in seiner Transportbox vor den Widrigkeiten des Alltags geschützt. Unterwegs, beispielsweise am Rucksack angebracht, ist der Hörer im urbanen Umfeld stets schnell zur Hand.

Beats Studio Wireless: Die Optik

Der in dezent mattem schwarz gehaltene Over-Ear-Kopfhörer spielt mit einer elegant-vornehmen aber gleichzeitig futuristisch anmutenden Designsprache. Drahtig und sehnig, wie aus einem Guss wirkend, bilden Kopfband und die Aufnahme der Ohrmuscheln eine durchgehende Einheit. Angenehm weich und ausreichend die Polsterung des Kopfbandes. Der leicht laufende, mehrstufige Ausziehmechanismus samt Klappscharnier erlaubt eine individuelle und schnelle Anpassung an seinen Träger. Technisch versiert umgesetzt ist die unsichtbare Integration des Ganzen im Kopfband, keine Schraube oder hervorspringende Aufnahmevorrichtung stört die Ästhetik der fließenden Linien.

Die Ohrmuscheln sind angenehm weich gepolstert, zumal weiches Leder mit festem Anpressdruck den Bereich um die Ohren umhüllt. Während in der linken Ohrmuschel der optional nutzbare 3,5mm-Kopfhöreranschluss untergebracht ist, finden sich in der rechten Ohrmuschel Ein- und Ausschalter, Signalleuchte und ein Micro-USB-Anschluss zum Aufladen. Beinahe unsichtbar hat Beats die Elektronik, das adaptive Noise Cancelling und die Akkus in dem Over-Ear untergebracht.

Statt zusätzlicher Tasten bringt der Beats Funktionen wie Lautstärke, Skip, Rufannahme etc. in dem um das Firmensignet angebrachten, beweglichen Zierring der linken Ohrmuschel unter. Ein unterhalb des Ein-Ausschalters angebrachtes LED-Lichtband gibt Auskunft über den Ladezustand des Akkus. Das ist nicht nur informativ, sondern gibt dem Studio Wireless auch einen recht progressiven Touch.

Insgesamt betrachtet, macht der Beats Studio Wireless in Puncto Verarbeitung und Haptik eine erstklassige Figur. Der Kopfhörer besticht ferner durch seine schnörkellose, ansprechende Formensprache.

Beats Wireless Studio
Ein Druck auf das Beats-Logo stellt die Bluetooth-Verbindung her.
© Apple

Beats Studio Wireless: Das Handling

Hält man den Kopfhörer in der Hand, ist man zunächst über das geringe Gewicht erfreut. Schließlich handelt es sich um einen Over-Ear-Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling, Funkmodul und Akkus. Das Koppeln via Bluetooth ist per Knopfdruck auf das Beats-Logo der linken Ohrmuschel unkompliziert zu bewerkstelligen.

Der Kopfhörer bringt zahlreiche Annehmlichkeiten mit, die man unterwegs und auch zu Hause nicht missen möchte, hat man sich erst einmal an sie gewöhnt. Dazu zählt vor allem auch das aktive Noise Cancelling. Per Mikrofon nimmt der Kopfhörer Außengeräusche wahr, um sie mit dem gegenphasigen Signal zu eliminieren. Wird mal das Geschehen um einen herum zu bunt, lässt sich der Kopfhörer auch ohne Musik als "Schalldämpfer" einsetzen.

Kopfhörertypen: Welcher Kopfhörer passt für wen?

Freisprecheinrichtung? Bitte, der Studio Wireless übernimmt diese Aufgabe quasi im Nebenjob. Ist er per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, nimmt er Anrufe per Tastendruck entgegen und erlaubt auch die Steuerung des Musikprogramms auf diesem Wege.

Positiv zu erwähnen ist außerdem die lange Laufleistung der Akkus. Bei moderater Musiklautstärke hielt der Over-Ear tatsächlich nonstop bis über die 10 Stunden-Marke hinaus durch. Im kabelgebundenen Betrieb waren sogar 19 Stunden locker drin. Neigen sich die Kräfte des Akkus ihrem Ende zu, signalisiert ein rotes Licht den Willen zur Stromaufnahme. Ein Manko dabei ist, dass der Beats stumm bleibt, wenn der Akku mal leer sein sollte. Auch der kabelgebundene Betrieb ist dann nicht möglich. Erfreulicherweise sind die Aufladezeiten gering - nach etwas mehr als einer Stunde steht die fast volle Leistung wieder an.

Beats Wireless Studio
Der Kopfhörer lässt sich zusammnklappen und so leicht transportieren.
© Apple

Beats Studio Wireless: Der Klang

Zunächst am MacBook Air per Bluetooth verbunden, zeigte sich der Beats Studio Wireless bei "Little Black Numbers" von Kathryn Williams (Old Low Light) von einer besonnen akkuraten Seite. Die angezupften Bass-Saiten klangen aufgeräumt, fein umrissen und mit wohlig breitem Fundament unterlegt. Mit unkapriziöser, eleganter Hand führte der Beats durch das im Apple Lossless Format (ALAC) vorliegende Stück und lieferte ein erfreulich hohes Maß an Rauminformationen mit, die der Musik angenehme Tiefe und Struktur verliehen. Die Stimme von Kathryn Williams schwelgte in farbenfrohem, warmem Timbre, füllig, angenehm nuanciert und frei von jeglicher Schärfe. Ebenso klar und  präsent auch das ominöse, geheimnisvoll anmutende Geigenspiel zum Ende des Stücks. Der Beats webte das Zusammenspiel der Instrumentierung und der stimmlichen Präsenz der Künstlerin zu einem ausbalancierten Gefüge und ließ die Musik frei und entspannt auf den Hörer wirken.

Bauweise von Kopfhörern erklärt

Mit feinem Spiel in den oberen Lagen, einer souverän gelassenen Breitbandigkeit im kritischen stimmlichen Bereich und ordentlich Schub in den unteren Lagen erklang "Tell Me A Tale" von Michael Kiwanuka (Home Again). Mit Dynamik und Elan brachte der Kopfhörer das Stück dar und ließ es lebendig und mit Spielfreude an die Ohren.

Mit dem Stück "Gimme Some More" aus dem 98er Genießer-Album "Extinction Level Event: The Final World Front" von Busta Rhymes dokumentierte der Over-Ear, dass er neben seiner akkuraten Spielweise auch mit ordentlichem Tiefgang aufwarten kann. Mächtig einerseits, aber auch kultiviert und bar jeglicher Übertreibung lieferte der Over-Ear sich zu Kaventsmännern auftürmende Basswellen aus seinen Treibern. Die Kooperation mit dem Sprach-Sperrfeuer-Zulieferer Mystikal in "Iz They Wildin Us & Gettin Rowdy Wit Us" erklang erdig, wuchtig und mit unbändiger nach vorne treibender Rhythmik, die ein Stillsitzen praktisch unmöglich machte.

Beats Wireless Studio
Die Ohrpolster sind weich und angenehm zu tragen.
© Apple

Beats Studio Wireless: Kabelgebunden

Per Kabel an ein iPad Mini angeschlossen und vom Musikstreaming-Dienst WiMP mit Flac-Material versorgt, gab der Studio Wireless mit "Fever" von Buddy Guy (This Is) eine imposante Darbietung zum Besten. Groovig und mit jeder Menge Funk im Gepäck führte er mit weitem Panorama in die Tiefe des live eingespielten Songs. Verstand es dabei, seinen Ehrgeiz in Zaum zu halten und die oberen Lagen des Songs nicht über Gebühr in den Vordergrund drängen zu lassen.

Wurde aus reiner Neugier der mobile Kopfhörerverstärker A 200 p von beyerdynamic ins Spiel genommen, bot der Kopfhörer die musikalische Kost mit einem Zugewinn an Souveränität und Struktur dar. Bläser wurden nun körperhafter, vitaler vorgetragen. Die vormals vorherrschende, leichte Nervosität im Hochtonbereich verschwand und der Beats blieb seiner Linie treu, überzeugte mit ausgeglichener, dynamischer Spielweise.

Wieder per Bluetooth an ein eigentlich schon betagtes iPhone 4 gekoppelt, lieferte der Beats - ebenfalls von WiMP mit klassischer Musik versorgt - auch hier eine bemerkenswerte Darbietung. So zeigte sich der Wireless bei dem Stück "Mystical Circles Of The Young Girls" aus Stravinskys Le Sacre Du Printemps (Columbia Symphony Orchestra) keinesfalls irritiert oder teilnahmslos, sondern bot eine stimmungsvolle, von ansprechender Durchzeichnung und Dynamik geprägte Performance. Fein und zart die Streicher, frei von jeglicher Überbetonung oder unwirscher Gangart. Die Instrumentierung reihte sich als Gesamtgefüge schlüssig ineinander, der Kopfhörer  verstand es, den Instrumenten ihren Schmelz, ihr Feuer zu belassen und sorgte damit und mit viel Tempo für eine direkte, kraftvolle Spielweise.

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Ging es zupackender zur Sache, wie beim anschließenden Stück "The Summoning Of The Ancients" feuerte der Beats klar umrissene Paukenschläge mit erfreulicher Kompromisslosigkeit aus seinen Treibern, dass es eine Freude war.

Beats Studio Wireless: Noise Cancelling

Angenehm auch das adaptive Noise Cancelling, das die laute Umgebung beim musikalischen Genuss außen vor lässt. Dadurch wird ein intimeres Eintauchen in die Musik möglich. Leise Passagen wirken authentisch, lebensecht und benötigen keinen Dreh am Lautstärkeregler, um ihre Wirkung voll zu entfalten.

Der Beats Studio Wireless kann zwar ohne Schwierigkeiten auch sehr laut aufspielen. Mit  Rücksicht auf nachhaltigen Musikgenuss - Stichwort Hörschutz - sollte dies jedoch mit Bedacht zum Einsatz kommen.

Fazit

Der Studio Wireless von Beats ist ein erfreulich kultiviert aufspielender drahtloser Over-Ear-Kopfhörer, der keine Kompromisse in Sachen Funktionalität und Tragekomfort eingeht. Er vermag mit fein aufgelöster, farbenreicher und zupackender Spielweise zu begeistern. Hintergründig drängte sich lediglich das leichte Rauschen des Noise Cancelling ohne anliegendes Musiksignal in den hörbaren Bereich. Dieses Rauschen verschwand jedoch, sobald ein musikalisches Signal anstand. Das aktive Noise Cancelling, sowie die Geräuschminderung von Außen durch die gut anliegenden Ohrpolster greifen wohltuend in den lauten Alltag ein. Die Filterung scheint in tiefen Frequenzen einen Tick besser zu wirken als in höheren Bereichen.

Der Beats Studio Wireless versteht es, seine Muskeln gekonnt in Szene zu setzen und seine schön definierte Bassfülle mit Kontrolle und Verve zum Einsatz zu bringen. Freunde des angenehm timbrierten, bassstarken aber dennoch klaren Sounds werden ihn vermutlich kaum von den Ohren nehmen wollen. Dank seines unkomplizierten Handlings und der Noise Cancelling Funktion macht er sich zum idealen Begleiter auf Reisen oder im stressigen Alltag.

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