Testbericht

B&W 683

12.8.2010 von Redaktion connect

Mit der neuen 6er-Reihe will B&W die Klangqualität seiner teuren Referenzlautsprecher bezahlbar machen.

ca. 3:15 Min
Testbericht
  1. B&W 683
  2. Datenblatt
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© Archiv

Die Kunst eines Boxenherstellers liegt darin, einen Schallwandler zu bauen, der in tunlichst vielen Zimmern eine ordentliche Performance hinbekommt - mit einer akustischen Spannbreite, die musikalische Stilfacetten nicht ausgrenzt.

Im Lichte der 8er-Reihe

Einer, der sich dieses Ziel auf seine Fahnen geschrieben hat, residiert in England. Bowers & Wilkins zählt zu den absoluten Giganten im Nischenmarkt der High-End-Manufakturen. Statt eines Facelifts entschlossen sich die B&W-Ingenieure jetzt zu einer totalen Neukonstruktion. Voila, die neuen 6er sind da, und allen voran das Flaggschiff der Serie, die Standbox 683.

Dass gespart werden musste, fällt beim ersten Rendezvous mit der 683 nicht auf. Piekfeines Furnier ziert den Korpus, die Schallwand weist eine handschmeichlerische Soft-Touch-Beschichtung auf. Nicht ein Schräubchen, das andernorts die Chassis im Gehäuse verankert, trübt den sehr positiven Eindruck. Na ja, das edle Holzkleid entpuppt sich doch als Folien-Gewand, und nach vorsichtigem Entfernen der Zierringe aus Kunststoff finden sich ebenso die obligatorischen Schrauben. Gleichzeitig sieht man jetzt auch, dass B&W es ernst meint.


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Die Gusskörbe sind achtfach verschraubt
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Sparen, aber richtig

Die Schallwand hat gegenüber der alten 6er an Stärke zugelegt - sie wuchs von 15 Millimeter auf stattliche 20. Und die feisten Schrauben bohren sich nicht ins MDF (Mitteldichte Faser), sondern in Gegengewinde ein. Schließlich die Chassis: Sie lassen den Kenner mit der Zunge schnalzen. Geradezu sensationell in dieser Preisklasse: der sickenlose Mitteltöner mit seiner genialen Membran aus Kevlar (der nur im Topmodell 683 seine Dienste verrichtet). Darüber thront der Hochtöner, nunmehr ausstaffiert mit einem kräftigen Neodym-Magneten und dem typischen Nautilus-Rohr nach hinten.

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Der Hochtöner ist gesteckt und im Handumdrehen getauscht.
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Die Trennfrequenz vom Mittel- zum Hochtonspektrum beträgt überraschende 4 Kilohertz. Mit dieser Zucht-Maßnahme will man dem Ideal der punktförmigen Schallquelle recht nahe kommen. Löblich, denn Stimmen, ob ausgebildete oder unausgebildete, männliche wie weibliche, überträgt der Mitteltöner quasi im Alleingang. Schraubt man ihn heraus, so entdeckt das Auge, dass die darunter angesiedelten zwei Tieftöner in einer separaten, hermetisch abgedichteten Kammer schuften. Nur wer Chassis selbst entwickelt und von Anfang an auf den Einsatz in eigenen Boxen-Konstruktionen programmiert, kommt mit einer spartanischen Frequenzweiche aus. Gegenüber dem Vorgängermodell war es B&W glatt möglich, auf zwei Drittel der Bauteile zu verzichten. Seien Sie immer skeptisch, wenn Ihnen Bauteile-Massengräber als audiophile Weisheit angepriesen werden - auf dem Weg vom Verstärker zu den Tönern fressen diese "Stationen" nur Energie.

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Der sonnengelbe sickenlose B&W-Kevlar-Treiber arbeitet messtechnisch nahezu klirrfrei.
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Hörtest

Gespannt versammelte sich die Jury im Hörraum, um das akustische Resultat zu begutachten. "AUDIO pure music Vol. 1" rotierte im Accuphase DP-78. Der äußerst energisch vorgetragene Trauermarsch beim Tode Siegfrieds aus der "Götterdämmerung" ertönte. Und den Testern dämmerte es auch: Die B&W 683 parierte die Dynamikoffensive des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB) auf durchaus ungewöhnliche Art. "Stören" bisweilen harte, geradezu metallische Unter- und Zwischentöne diese Darbietung über andere Lautsprecher, blieb die Bowers & Wilkins auch in den kritischsten Passagen eher sanft und gutmütig.Mit "langweilig" hatte das nichts zu tun. Gleichwohl polarisierte diese Klang-Charakteristik die Redaktion. Die eine Fraktion klatschte Beifall, die andere blieb skeptisch - eigentlich haben beide Recht.

Ein Oldie aus den 1960er Jahren? Null problemo, funktioniert. Eine schnell nervtötende Sopranistin aus der Jetztzeit? Klasse, wie die Dame auch die höchsten Töne schafft. Die neue 683 grenzt Musik nicht aus, sie konzentriert sich auf das Wesentliche in ihr. Und sie macht Mut, auf Entdeckungsreisen zu gehen.

Denn bei aller Sanftheit und Ausgeglichenheit - die B&W 683 bewahrt den Kontext in der Musik. Alles fließt im richtigen Tempo, Spannungsbögen bauen sich auf und ab. Man vergisst die Technik und gibt sich einfach nur der Musik hin.Zu den kritischen Stimmen: Ja, verschiedene Mitbewerber lösen komplexe Klangtumulte differenzierter auf - auch Schallwandler, die gleich viel oder gar weniger kosten. Nach dem Motto: Hört her, diesen Fitzelton kann ich aber toller wiedergeben. Doch in der Preisklasse der 683 machen sie das doch eher wie Streber, die in Mathe was draufhaben und in Deutsch keine drei Sätze unfallfrei über die Runden bringen.

Passende Partner

Diese einzigartige Homogenität, kombiniert mit mehr echter Auflösung, findet sich schon - in weitaus höheren Preisklassen. Zum positiven Gesamteindruck der 683 passt, dass sie in Sachen Verstärker recht genügsam ist. Ein guter integrierter Amp von Rotel, Creek oder NAD dürfte in den meisten Fällen ausreichen. Allenfalls wird der theoretisch zu erzielende Maximalpegel mit diesen Partnern nicht realisiert. Dank ihrer Verzerrungsarmut kann die 683 gigantische Lautstärken entfachen - aber dafür bräuchte der Besitzer schon solche Boliden wie die Krell Evolution 900.

B&W; 683

B&W; 683
Hersteller B&W;
Preis 1400.00 €
Wertung 77.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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