Testbericht
Ayre DX-5 im Test
Ja, es stimmt, der Ayre DX-5 ist ein Universal-Spieler mit Genen des Oppo BDP-83. Doch außer dem Laufwerk und der sagenhaften Schnelligkeit des Oppo ist im Ayre nicht mehr viel übrig. Und das ist auch gut so.
Wenn es so etwas wie ein sagenumwobenes, legendäres Phantom der Unterhaltungselektronik gibt, dann ist das der Universal-Player Oppo BDP-83. Phantom, weil er offiziell nicht in Deutschland vertrieben wird, nur über dunkle (Internet-)Kanäle und jenseits deutscher Garantiebestimmungen seinen Weg in hiesige Wohnzimmer finden würde. Sagenumwoben, weil er für rund 630 englische Pfund (soviel verlangt momentan der britische Amazon-Ableger), also umgerechnet 770 Euro ohne Versand und Steuer, so ziemlich jede Scheibe abspielen soll, die in seinem Laufwerk Platz findet. Dazu gehören -neben Blu-ray-Discs, CDs und DVDs auch die SACD und sogar das lebende Fossil DVD-Audio. Natürlich lecken sich nach so einer Wundermaschine auch HiFi-Tester die Finger; doch vor dem Online-Shopping ohne Rückgabe-Recht schreckt auch so mancher Verlag zurück. Der Popularität des Oppo tut das allerdings keinen Abbruch.
Genau diese Mischung aus überzeugender Vielseitigkeit und erschwerter Verfügbarkeit macht den Oppo nicht nur für Endkunden interessant. Nicht wenige HiFi-Hersteller, unter anderem Cambridge, ließen sich vom US-amerikanischen Unternehmen im OEM-Auftrag eigene Universal-Player anfertigen. Warum auch nicht - die Konstellation sieht ja nach einer perfekten Symbiose aus: Oppo bietet das Ausgangsmaterial, die Anpassung an die lästigen europäischen CE-Normen sowie Vertrieb und Support übernehmen die Auftraggeber.
Ayre DX-5: Aufbau
Insofern ist es alles andere als skandalös, wenn auch eine amerikanische High-End-Schmiede sich den Oppo als Nährboden für die Universal-Player-Zucht auserkoren hat. Höchst ungewöhnlich allerdings ist die Vorgehensweise. Anstatt sich bei Oppo die passenden Teile zu bestellen, kauft Ayre einfach den kompletten Player, nimmt ihn auseinander und lässt außer dem Laufwerk und der Video- und Kontrollplatine kein Schräubchen wie und wo es war. Charles Hansen selbst - der Kopf hinter Ayre - gibt in US-amerikanischen Internet-Foren freimütig zu, dass ihn das Konzept des PDB-83 überzeugt habe und er nicht glaube, dass es eine bessere Universal-Player-Plattform geben könnte. Doch bei Oppo den Player so zu bestellen, wie er ihn eigentlich gern gehabt hätte, wäre noch um einiges teurer geraten als das manuelle Auseinandernehmen und nach eigenen Wünschen wieder zusammen setzen.
Denn was da in den heiligen Stätten in Boulder, Colorado, mit dem schnöden Oppo-Player passiert, ist mit den Begriffen "Tuning" oder "Modifikation" nicht annährend beschrieben. Vielmehr erlebt der Oppo eine Art buddhistische Reinkarnation als höheres HiFi-Wesen. Streng nach den Hansenschen Geboten: Du sollst keine Gegenkopplung verwenden, du sollst nicht regeln und hochfrequente Störfelder jeder Art meiden. So wurde der Oppo bis auf Laufwerk und Video-Platine ausgeweidet, ihm anstatt der sündigen, streuenden Schaltnetzteile zwei saubere Trafos und eine eindrucksvolle Batterie an Elkos eingebaut, die über analoge Spannungsregler sogar die verbannten DC-DC-Konverter auf der Videoplatine ersetzen. Das analoge Audio-Board gleicht einem akribisch angelegten Zen-Garten. Und es gibt Platz im neuen Voll-Aluminium-Gehäuse für zwei zusätzliche Platinen: ein weiterer HDMI-Ausgang und eine USB-Schnittstelle.
Ayre-DX-5: USB-Schnittstelle
Letztere dient im Gegensatz zu den bereits im Oppo vorhandenen zwei USB-Eingängen einzig und allein als akustische Nabelschnur zu PC oder Mac - natürlich nicht zufällig mit der gleichen Sorgfalt bestückt wie jene im reinrassigen USB-DAC QB-9. Dort implementierte Ayre als eine der ersten HiFi-Firmen eine Software-Lösung, die über den Asynchron-USB-Transfer-Modus die eigene Clockfrequenz als Takt vorgeben kann anstatt sich, mit steigender Jitter-Gefahr, der ungenauen Computer-Clock zu beugen.
Einzige Einschränkung: Der QB-9 verarbeitet nur Audiodaten bis maximal 96 Kilohertz. Ein vernachlässigbares Handicap: Erstens schlummern ohnehin selten genug Aufnahmen mit bis zu 192-Kilohertz Samplingrate auf der Festplatte. Zweitens unterstützen bisher wenige bis keine Betriebssysteme nativ die Wiedergabe derartig hoher Datenraten über USB - weil schlicht und ergreifend weder Soft- noch Hardware für den dazu nötigen "High Speed Mode" implementiert ist. Seitdem Apple aber ankündigte, sein neuestes Betriebssystem Mac OS 10.6.2 tatsächlich schnell genug zu machen, sind die Ayre-Ingenieure in Alarmbereitschaft.
So bietet der frisch geschlüpfte DX-5 denn auch prompt einen kleinen Kippschalter auf der Rückseite, der USB von Class 1 "Full Speed Mode" auf den schnelleren Class 2 "High Speed Mode" umschaltet und theoretisch nun 192 Kilohertz-Dateien verarbeitet. Theoretisch, weil der Ayre-Player immer noch dem Soft- und Hardware-Stand der meisten gegenwärtigen Rechner (so auch dem AUDIO-Test-PC) hoffnungslos voraus ist. Viele USB-Ports, die sich so zahlreich auf Laptops und Desktop-Rechner tummeln, unterstützen die rasanten Datenraten gar nicht. Wer aber auch mit maximal 96 Kilohertz-Abtastfrequenz auskommt, kann den DX-5 von jedem Wald- und Wiesen-PC aus mit Musik-Kost füttern (es empfiehlt sich, für PCs einen sogenannten "ASIO Treiber" zu installieren, um den penetrant mitmischenden "K-Mixer" von Windows zu umgehen). Weil es im Oppo-Betriebssystem keinen Modus für den DAC-Betrieb gibt, bekommen die eintreffenden USB-Daten kurzerhand Vorfahrt: Bei aktiviertem Audio-USB-Betrieb übernimmt die Ayre-Firmware die Kontrolle, reißt die Herrschaft über Player und Display an sich und legt alle anderen Funktionen lahm. Bricht der USB-Datenstrom ab oder wird das Kabel entfernt, fällt der DX-5 kurzerhand in einen Dornröschenschlaf, um im normalen Betriebsmodus wieder zu erwachen.
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Klanglich erlebt man über USB ein ähnliches Phänomen, wie es schon der QB-9 zaubern konnte: fast schon unheimlich transparent und sauber, zeitgleich schwerelos und kraftvoll. Tatsächlich schaffte es der DX-5, gegenüber seinem kleineren DAC-Bruder druckvoller, leicht cremiger zu wirken, ohne an Struktur einzubüßen. Diese faszinierend körperhafte Abbildung brachte sogar den Linn Akurate DS erstmals in Bedrängnis - als Netzwerk-Player durchaus ein geeigneter Sparrings-Parter. Dieser konterte aber mit der so faszinierenden wie unerklärlichen Eigenart, Musik derart selbstverständlich zu spielen, dass vormals wichtig erscheinende Fragen nach Glanzlichtern oder Bassfundament einfach in den Hintergrund rücken und der Hörer nur noch eines tun kann - lauschen.
Ayre DX-5: HDMI-Ausgang
Wer nun aber glaubt, dass die USB-Technik kompliziert ist, kann sich auf die HDMI-Modifikationen im DX-5 freuen. Für die Bilddaten zeichnet ausschließlich die HDMI-Schnittstelle des Oppo verantwortlich. Deren Qualität ist übrigens mit einem Wort schnell beschrieben: sensationell. Dem ohnehin als momentan bestem Videoprozessor gehandelten Anchor Bay ABT 2010 schadet die stabilere Stromversorgung sichtlich nicht; Videobilder, auch jene der DVD, strotzen nur so vor Plastizität.
Theoretisch gibt besagter HDMI-Ausgang auch Audiosignale weiter, wenn diese Funktion nicht - wie in den Werkseinstellungen des Ayre - deaktiviert wird. Diese Aufgabe fällt nach Ansicht der Ayre-Macher besser der zweiten HDMI-Schnittstelle zu, die auf einer eigenen, galvanisch entkoppelten Platine sitzt und mit den normalen HDMI-Ausgängen nicht mehr viel gemeinsam hat. Zum einen treten Bitstream-Audiosignale über diese separate Schnittstelle nur gewandelt als PCM ihre Reise an. Zum anderen werden sie von einem schwarzen Videobild in der Auflösung 720 x 1080 Pixeln begleitet.
Der Grund für diese geheimnisvolle Prozedur findet sich im verhängnisvollen Abschnitt "Audio" der HDMI-Spezifikation: Weil man dort davon ausgeht, dass Audio ja ohnehin nur in Verbindung mit einem Videobild sinnvoll über HDMI übertragen wird, wurde den sensiblen Audiosignalen nicht einmal ein eigener Kanal für den Auslesetakt eingeräumt. Statt dessen wird jener in einer mathematischen Gleichung in Abhängigkeit zum Videoreferenztakt auf der Empfängerseite errechnet. Was im Umkehrschluss bedeutet: Je konstanter das Verhältnis von Audio- und Videotakt, desto synchroner. Um dem gefürchteten Jitter entgegen zu wirken, entschied man sich bei Ayre, so wenig Unbekannte wie möglich in der Gleichung zu führen. Das Videobild mit 720p-Auflösung dient als Transport-Container für den Audioinhalt, die PCM-Signale selbst werden in definierten Takteinheiten übertragen: Stereo-Ton darf als Zweikanal-Signal übersetzen, Mehrkanal-Spuren werden stets zu 7.1 gebündelt; selbst wenn bei nur sechs vorhandenen Kanälen zwei Plätze freibleiben.
Ayre DX-5: Hörtest
Tatsächlich hatte man beim neugierigen Sofort-Vergleich mit dem naturbelassenen HDMI-Ausgang den Eindruck, die modifizierte Variante böte mehr Konturenschärfe und Struktur. Der Quercheck mit dem Cambridge Azur 650 BD, auf Basis eines Oppo gebaut und mit identischer Digitalplatine bestückt, lieferte einen ähnlichen Eindruck, besonders, wenn über dessen HDMI-Ausgang PCM statt des undekodierten Bitstreams dargereicht wurde. Über den Ayre gerieten die Percussion-Künste von Drummer Stewart Copeland in "Wrapped Around Your Finger" auf der Live-Blu-ray "Certifiable" - der ersten und wahrscheinlich einzigen von The Police - so deutlich eindrucksvoller, Stings Bassakkorde so deutlich präziser gezupft, als hätte ein Starfriseur die ausgefransten Strähnen eines Alt-Hippies zurechtgestutzt.
Aber: Wer hört in der Praxis schon PCM über HDMI, wenn mittlerweile so viele AV-Verstärker die passenden Dekoder für Hochbit-Formate bieten? Tatsächlich vermochte man beim Dolby-TrueHD-Datenstrom über den Cambridge nur noch verhalten die -Qualitätsunterschiede zum PCM-Ton des Ayre auszumachen. Und als der Universal-Player Denon DVD-A1UD zum finalen Duell antrat, wurde dessen präsente, mitreißende Darbietung gegenüber unverbindlicher wirkenden PCM-Künsten des DX-5 bevorzugt. Zumal selbst die cleveren Ayre-Ingenieure wohl einen Nachteil der Oppo-Basis nicht ausschalten konnten: Der darin verwendete Signalverarbeiter konnte 192-kHz-Bitstreams in Dolby TrueHD oder DTS HD-Master nur in 96 Kilohertz-PCM umrechnen - genau so übrigens der ebenfalls mit dem Oppo-Chip bestückte Cambridge Azur 650 BD. Beim Zweikanal-Ton wiederum klappte es problemlos mit der höheren Samplingfrequenz.
Test: Naim Uniti 2 Dem Mehrkanal-Fan bleibt beim Ayre indes nur der digitale Audioweg, denn analog konzentriert der DX-5 seine Fähigkeiten einzig auf die Zweikanal-Wiedergabe: symmetrisch per XLR oder unsymmetrisch über Cinch. Das gilt auch für die SACD; wer gerne die Multi-Channel-Variante genießt, schaltet am besten auf DSD-Wiedergabe über HDMI. Die gelingt dem DX-5 nämlich geradezu grandios: Wer immer noch meint, digital klinge alles gleich, müsste sich nur mal das Duell zwischen Ayre und Cambridge zu Gemüte führen. Da fügten sich bei ersterem die Instrumente im Raum zu einem exakt und zugleich herrlich lustvoll aufspielenden Ensemble zusammen, während zweiterer die Zügel bei Abbildung und Genauigkeit eher schleifen ließ. Denons Universal-Spieler blieb in dieser Runde erstmal außen vor; er vermag DSD-Signale nur über den proprietären Denon-Link weiter zu reichen.
Bei der analogen Zweikanal-Umsetzung der SACD aber durfte der A1UD wieder mitspielen. Zur großen Überraschung der Tester gelang ihm eine präsentere und unmittelbare Darstellung, er versetzte den Hörer direkter ins Geschehen. Was aber nicht an fragwürdigen Analog-Fähigkeiten des Ayre generell liegen dürfte: Gab man dem DX-5 statt dessen eine schnöde Audio-CD (oder schaltet man um auf die überragende USB-DAC-Funktion), wendete sich das Blatt sofort. Denn so, wie der Ayre dann aufspielte, der CD auf fast unheimliche Weise eine dreidimensionale Tiefe verlieh, Raum und Klangkörper so perfekt kombinierte, war die SACD-Stereo-Leistung schnell vergessen. Besonders, wenn man dem DX-5 als Spielkameraden die gleichermaßen konsequent symmetrisch, gegenkopplungsfrei aufgebaute Kette aus K5-XE Pre-Amp und V5-XE Endstufe zur Seite stellte.
Fazit
Der Ayre ist schnell, universell und so unbestritten besser als der Original-Oppo, dass man darüber keine Worte mehr verlieren muss. Und er ist mit knapp 11.000 Euro nicht gerade billig. Aber wer mit diesem Player liebäugelt, sollte dafür möglichst nicht seinen Sparstrumpf opfern müssen, sondern ihn standesgemäß einer entsprechend hochwertigen Anlage voranstellen. Dort wird er seine Überlegenheit richtig entfalten können - gegenüber alten und kommenden Oppo-Tunisten.
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