Testbericht

AV-Vorstufe Crestron PSPHD im Test

7.12.2011 von Raphael Vogt

Der Installer-Spezialist Crestron schickte der Redaktion seine Surround-Vorstufe. Können die Amerikaner damit auch highendige Musik zaubern?

ca. 4:50 Min
Testbericht
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AV-Vorstufe Crestron PSPHD im Test
AV-Vorstufe Crestron PSPHD im Test
© Julian Bauer

Wer bis vor wenigen Jahren hierzulande an installierte Beschallung dachte, der konnte sein Vorurteil vom quäkigen, in die Decke eingelassenen Billig-Car-HiFi-Lautsprecher leicht bestätigt sehen. Das änderte sich in jüngster Zeit.

In den USA, der Heimat der Home Automation, wie es dort heißt, gelten gut gemachte Festinstallationen ohnehin seit langem als High End. Der Marktführer Crestron liefert dazu neben den Touchscreens, Signalverteilern, Dimmern und so weiter auch die passende Elektronik. Nur Lautsprecher gibt's im Portfolio nicht.


Crestron PSPHD
Crestron PSPHD
© stereoplay

Seit den Röhrenprojektoren ist Heimkino in den USA schon angesagt, und so wundert es eigentlich kaum, dass Crestron seit Jahren auf der HIGH END in München einen Stand mietet. Im Frühjahr 2010 stellte Crestron dort einen Eyecatcher aus, an dem auch stereoplay nicht vorbeikam: die fette Surround-Vorstufe PSPHD mit allen Decodern, komplett symmetrisch und zwei riesigen Displays. Die passenden Endstufen mit bis zu 400 Watt pro Kanal bietet Crestron natürlich dazu - und sogar einen Blu-ray-Server.

Crestron PSPHD
Crestron PSPHD - Bewertung
© stereoplay

Zum Schnuppern bestellte stereoplay die Vorstufe in die Redaktion. Sie ist für die Systemintegration gedacht, kommt also ohne Fernbedienung. Eine solche gibt es von Crestron aber in dutzendfacher Ausführung, von preiswert mit Tasten bis zum Touchscreen. Man kann jedoch auch andere Produkte verwenden, etwa Apples iPad. Das Einrichten läuft per USB-Kabel mittels Apple oder Windows-PC. Sind die entsprechenden Programme und Datenbanken installiert, kann die Konfiguration losgehen. Das ist dann für Surround-Fans ein echtes Fest. Kein den Testern bekannter AV-Prozessor lässt sich so genau und in so vielen Parametern derart punktgenau konfigurieren und kalibrieren.

Doch zurück zur Hardware, denn sie ist genauso ungewöhnlich. Schon im Karton verblüfft das geringe Gewicht für diese Preis- und Leistungsklasse. Das liegt daran, dass die PSPHD auf Leichtbau getrimmt ist, damit sie problemlos im 19-Zoll-Rack verbaut werden kann.

Schon aus Neugier öffneten die Tester den leichten Aludeckel, der mit gut 30 perfekt bündig versenkten Schrauben montiert ist. Innen fanden sie sauberste Hightech-Platinen in vier Etagen und ein aufwendiges Schaltnetzteil. Zwei riesige Ventilatoren belüften das Ganze, sie drehen nach dem Start aber so langsam, dass sie wirklich niemanden stören.

Die Verarbeitung erinnert an Flugzeugbau

Auf der Rückseite imponieren die immerhin 13 Ausgänge mit XLR-Buchsen. Die Zahl erklärt sich aus sieben Hauptkanälen plus drei Subwoofern. Hinzu kommen ein weiterer Stereo- und ein Mono-Ausgang, deren Inhalte sich frei bestimmen lassen, etwa zur Nebenraumbeschallung oder zur Ansteuerung eines Körperschallübertragers am Sitzmöbel für physisch fühlbare Effekte. Digital und analog stereo kommt man je einmal per XLR in die PSPHD hinein. Neben den sechs HDMI-Eingängen gibt es bei Crestron keine analogen Videoanschlüsse mehr. Wer so etwas noch braucht, der benötigt einen der vielen Videoconverter oder -switcher des Herstellers, der sich dann nahtlos in die Handhabung integrieren lässt.

Von vorne betrachtet, enttäuscht der PSP ausgeschaltet beim ersten Anblick - alles Plastik? Nein, die Amis bringen nur das Kunststück fertig, das Aluminium so sauber zu verarbeiten und dann grau zu eloxieren, dass es sich erst bei taktilem Kontakt zu erkennen gibt. Unter dem Namen der Serie, "Procise", lässt sich die Maschine über wenige, klar strukturierte Tasten mit sauberem Druckpunkt und Dreh-/Drück-Regler handhaben. Die beiden grafischen Displays informieren wahlweise über die Eingangssignale, das Prozessing sowie über die Pegel oder das Spektrum aller Kanäle.

Zur Raumanpassung steht im PSPHD das Audyssey MultEQ XT in voller Ausbaustufe zur Verfügung. Dazu gehört ein getrennt zu erwerbender Einmesskoffer mit dem kalibrierten Messmikrofon, Entkopplungsspinne, Galgenstativ und Kabeln. Den Koffer kann der geneigte Anwender erwerben, oder der Händler hat ihn für die Einrichtung des Systems. Als Anschluss dient eine Mini-XLR-Buchse unter der tieferen Frontabdeckung.

Die Kalibrierung erfolgt dann auf 0,1 dB und 0,1 ms genau - und damit fünfmal präziser als üblich. Der Frequenzgang wird auf eine von drei Norm-Zielkurven hin korrigiert. Wer noch feintunen möchte, dem stehen pro Kanal noch je ein grafischer und ein parametrischer EQ zur Verfügung. Wer hier also kei-nen sinnvollen Frequenzgang herausbekommt, der hat ein echtes Problem.

Überhaupt lässt sich mit der Konfigurations-Software ungeheuer exakt bestimmen, was mit welchem Signal zu geschehen hat - und das so übersichtlich, dass man dafür kein Entwicklungsingenieur sein muss. Allenfalls das Webinterface der großen Denon-Komponenten bietet Ähnliches. Hinzu kommt die Möglichkeit, über den Computer verschiedene Setups zu speichern und abzurufen. Der PSPHD stellt wirklich ein echtes Profiwerkzeug dar.

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Crestron PSPHD

AV-Vorverstärker

Crestron PSPHD

Der Installer-Spezialist Crestron schickte der Redaktion seine Surround-Vorstufe. Können die Amerikaner damit auch highendige Musik zaubern?

In der Praxis bewährte sich der Preamp dann auch schnell mit seiner klaren Bedienung. Einmal eingerichtet, lässt er sich eher noch simpler handhaben als die meisten Mitbewerber. Nur zwei Auffälligkeiten zeigten sich beim Testen respektive Messen. Die Analogeingänge sind mit 1,95 Volt maximaler Aussteuerung für einige High-End-Geräte, die bis zu glatte 2,0 V ausgeben, etwas knapp bemessen.

Und mit DTS-HD und Dolby TrueHD bleiben bei 192 kHz die Ausgänge stumm. PCM verdaut der Bolide mit dieser Frequenz. Verarbeitet werden in jedem Fall alle Signale bis 96 kHz. Ein Videoprocessing findet nicht statt, dafür versteht sich der PSPHD auf beschleunigtes, nahtloses Umschalten zwischen HDMI-Geräten - QuickSwitch HD nennt Crestron das.

Kompakter Raum - aber ein gutes Taktgefühl

Schnell hatten die Tester den PSPHD auch an die Gegebenheiten im Hörraum angepasst. Und nach dem eindeutigen Beleg, dass diese Surround-Vorstufe wunderbar dynamisch, stressfrei und präzise klingt und dabei bruchlos eine 360°-Abbildung beherrscht wie wenige andere High-End-Modelle vor ihr, kam der Stereo-Durchgang ohne weiteres Prozessing dran. Schon in Surround war klar geworden, dass die Crestron mit etwas Glück auf dem Niveau der McIntosh MX 150 (Test 10/10) spielen könnte. Also packten die Tester abermals die altgediente Cello Encore 1 M als Referenz ins Rack.

Die sehr unterschiedlichen Charaktere erschwerten eine schnelle Einstufung, aber das machte die Sache nur spannender. Während die Cello sehr akzentuiert spielte und manche Details wie Transienten bereits etwas überbetont darstellte, leuchtete sie den Raum bis in die letzte Ecke klar aus. Im Gegensatz zur sehr gefällig abgestimmten McIntosh klang die Crestron eher nüchtern, keineswegs aber emotionslos. Sie repräsentiert eher das Ideal eines guten Studiogeräts, agierte ausgesprochen musikalisch, schön trocken und präzise, ohne zu übertreiben. Allenfalls einen etwas engen Raum könnte man bekritteln; den bildet sie aber schön scharf gezeichnet ab.

Nicht billig, aber ein echt cooles Gerät ist die Crestron PSPHD, mit spektakulären Displays und schlüssigem Bedienkonzept, superflexibel und -präzise zu konfigurieren und zu kalibrieren. Schließlich klingt sie auch noch gut.

Fazit

Als bekennender AV-Liebhaber muss ich Crestron für diese Vorstufe absolut loben: Eine derart komplexe Maschine so zu strukturieren, dass sie sich auch noch gut beherrschen lässt, das ist echte Entwicklerleistung.

Crestron PSPHD

Crestron PSPHD
Hersteller Crestron
Preis 14400.00 €
Wertung 63.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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