Vor-End-Kombi
Audiolab 8200AP + 8200X7 im Test
Mit 3D-fähigem HDMI hat Audiolab seine Surround-Vorstufe 8200AP auf den aktuellen Stand gebracht. Wie schlägt sie sich in Kombination mit der Endstufe 8200X7?
Audiolab besitzt eine bewegte, fast 30-jährige Geschichte. Die Komponenten wurden in Deutschland lange unter dem Namen Camtech verkauft. TAG McLaren erwarb 1998 die Firma, und dann entstanden auch die ersten Surround-Komponenten.
Die Grundlage des Testduos aus dem AV-Verstärker Audiolab 8200AP und der Mehrkanal-Endstufe 8200X7 bilden die TAG McLaren AV30R und 700:7R. Die wurden vor rund zehn Jahren eingefu?hrt, zu einer Zeit, als es weder High-Definition-Bilder noch digitale Multimedia-Schnittstellen gab, der Blu?tezeit der DVD mit Dolby Digital und "normalem" DTS.
Seit 2003 heißt die Marke wieder Audiolab und gehört zur International Audio Group (IAG) in Shenzhen (China), genau wie andere renommierte Marken, etwa Quad, Mission, Wharfedale, Castle Acoustics und Luxman. Und so ganz langsam kommen auch wieder eigenständige Entwicklungen und u?berfällige Modernisierungen bewährter Modelle aus der englischen Entwicklung.
Audiolab 8200APund 8200X7: Aufbau
Die 8200X7 mit ihren kräftigen sieben Endstufen hat dabei kaum eine Modernisierung erfahren - das hat sie auch kaum nötig. Pfiffig: Sie besitzt keinen Einschalter. Entweder bekommt sie von der Vorstufe ein Schaltsignal (Trigger) oder man nutzt die zweistufig in ihrer Empfindlichkeit verstellbare Sensorik, die das Kraftwerk hochfährt, wenn Musik kommt, und nach einigen Minuten des Stillschweigens wieder schlafen legt, ähnlich wie das bei Subwoofern u?blich ist.
Test: Vor-/End-Kombi: Cayin SC10/Cayin 880
Bei der Vorstufe hat sich beinahe alles geändert, was nicht zum reinen Audiopfad gehört, und das ist gut so. In der Vorgängerversion des Testgeräts verlor sie bereits die analogen Videosignale. Da die alte Platine aus DVD-Zeiten nicht HD-tauglich war, musste sie weichen. Das einzige Relikt aus analogen Videozeiten ist der OSD-Ausgang, auf dem lediglich das On-Screen-Display zu sehen ist. Dafu?r besitzt die aktuelle Version des 8200AP die zweite Generation einer HDMI-Platine mit vier Eingängen und einem Ausgang. Das du?rfte in der Praxis fu?r fast jeden potenziellen Anwender reichen. Wer hat heute noch mehr als ein Gerät mit rein analogen Videosignalen in der Kette? Es ist sicher kein Problem, dieses dann mit seiner Bildleitung direkt mit dem Fernseher zu verbinden und nur den Ton an den Audiolab anzuschließen, sei es analog oder digital.
Wer sich das Datenblatt des 8200AP anschaut, dem fällt auf, dass er keine HD-Audioformate von Dolby oder DTS beherrscht, sondern nur Standard Dolby Digital und -DTS und natu?rlich auch die Kanalvermehrer Dolby ProLogic IIx und NEO:6. Aber das Fehlen von DTS-HD und TrueHD stört in der Praxis nicht, denn alle aktuellen Blu-ray- Player decodieren das selbst. Man muss nicht einmal etwas im Player-Menu? einstellen, via HDMI meldet der Audiolab, welche Formate er beherrscht, den Rest erledigt der Player und liefert hochauflösendes PCM. Trotz seiner schon betagten Basis verarbeitet der Brite in Surround bis zu 96 kHz und in Stereo 192 kHz.
8200AP: Funktionen
Vor zehn Jahren war der Prozessor CS 494003 von Cirrus Logic das Modernste, was es gab, und er muss sich bis heute nicht verstecken. Neben den genannten Surround-Formaten offeriert er auch HDCD-Decoding, DTS 96/24, die 6.1-Formate Dolby Digital EX und DTS-ES. Ein Lip Sync Delay korrigiert die in Kombination mit der Bildverarbeitung in digitalen Fernsehern und Projektoren entstehende Asynchronität. Das flexibel einstellbare Bassmanagement adaptiert auch exotische Boxen-/Subwoofer-Kombinationen, und wer dann den Sound noch feintunen möchte, der darf zwei Filtercharakteristika fu?r die Digitalfilter der D/A-Wandler wählen. Wer einfach geradlinig analog verstärken möchte, dem stehen Direct-Modi zur Verfu?gung, beim analogen 7.1-Eingang sogar mit justierbaren Pegeln. Einzig wirklich verzichten muss man auf einen Einmess-Computer. Bei Audiolab sind, wie von Profis ohnehin bevorzugt, Pegelmeter, Bandmaß und Sachverstand gefragt.
Die Fernbedienung ist schlicht und besticht durch logische Tastengruppierung und Handlichkeit. Nur zwei Kleinigkeiten könnte man ihr ankreiden: Zum einen du?rften die Lautstärketasten auffälliger sein, und fu?r ein Heimkinogerät fehlt die Tastenbeleuchtung. Aber selbst wer im dunklen Kino vor der Leinwand sitzt, kann die Fernbedienung gut handhaben, denn die schwarzen Tasten heben sich von dem silbernen Korpus gut ab.
Im Hörraum fiel den Testern nur eine Äußerlichkeit negativ auf: Die Vorstufe ist erstaunlicherweise drei Millimeter schmaler als die Endstufe.
Hörtest
Der Gesichtsausdruck der Tester wandelte sich sofort mit den ersten Takten aus den Lautsprechern. Der Klangcharakter des englischen Paares lässt sich am ehesten mit dem Wort "spritzig" umschreiben, so spielfreudig und dabei spielerisch gelassen, wie es mit großen Dynamikspru?ngen und feinsten Details umging, als wäre es nichts.
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Die Taktregeneration der HDMI-Schnittstelle scheint hervorragend zu funktionieren, kaum ein Klangunterschied war zwischen Cinch- oder optischer Digitalleitung und der Multimedia-Schnittstelle auszumachen. Gleiches gilt fu?r das Bassmanagement, das klanglich keinen gefu?rchteten Dynamikeinbruch gegenu?ber dem ungefilterten Signalweg spu?ren ließ.
Die Audiolab-Dinosaurier aus der DVD-Zeit beweisen sich dank u?berlegter Evolution mit neuem HDMI-Board mehr als u?berlebensfähig im Blu-ray-Zeitalter und zeigen in ihrer Schlichtheit und ohne den Funktionswahnsinn moderner AV-Receiver eine erholsame Alternative mit vollem und frischen Klang.
Audiolab 8200AP: Das On-Screen-Menu?
Das Bildschirmmenu? des Audiolab 8200AP ist ein Überbleibsel der Analog-Video-Sektion der Ur-Vorstufe. Es wirkt schlicht, aber dadurch auch leicht verständlich und u?bersichtlich. Leider spricht es nur Englisch. Die meisten Parameter lassen sich u?ber das wunderbar kontrastreiche Front-Display abrufen, aber eben nicht alle fu?r die Einrichtung notwendigen Menu?punkte. Das Menu? kommt wahlweise in PAL oder NTSC als analoges Videosignal aus der OSD-Cinchbuchse. Eigentlich ist es als Overlay konstruiert, also Überlagerung auf ein laufendes Videosignal. Nachdem dieses nicht mehr kommen kann, steht es allein. Problem: Nun kommt auch kein externes Synchonsignal mehr und es gelang den Testern weder, das OSD auf einem digitalen Fernseher oder Projektor, noch u?ber den analogen Eingang eines Marantz-AV-Verstärkers darzustellen. Erst ein alter Röhrenfernseher vermochte das.
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