Testbericht
Arcam FMJ D33 im Test
Es gibt Geräte, bei denen man geneigt ist, sofort seine Garderobe zu wechseln, um nicht unstandesgemäß zu erscheinen. Beim Arcam FMJ D 33 etwa greift man quasi intuitiv zum Tweed-Jacket und einer sandfarbenen Hose aus feinstem Cord von Brisbane Moss - nicht zu vergessen natürlich die Gummistiefel von Wellington.
Selbstredend dürfen Shortbread und ein Tässchen Earl Grey nicht fehlen. So gewappnet kann man Arcam entspannt und mit einer in vornehmer Zurückhaltung geprägter Erwartung entgegentreten. Schließlich hat man es ja nicht mit irgendeinem gesichtslosen Wandler unklarer asiatischer Herkunft zu tun - sondern sozusagen mit einem Vertreter des höheren britischen HiFi-Adels.
Black Box aus Cambridge
Arcam blickt auf eine mittlerweile über 35-jährige Tradition zurück. Und die Engländer aus Cambridge waren mit der erste Hersteller, der in den 80er Jahren der eher verhaltenen Darbietung der in den damaligen CD-Playern vorhandenen D/A-Wandler mit einem neuem Konzept entgegentrat.
Praxis: Alles über D/A Wandler
Mit der Vorstellung der "Black Box" war der erste externe D/A-Wandler geboren - und stellte eine bedeutsame Weiterentwicklung des digitalen Klanges dar. Dieses Erbe tritt nun der FMJ D 33 an und untermauert seinen hohen Anspruch allein schon nach der ersten Betrachtung. Säuberlich aufgeräumt ist nicht nur die massive Frontplatte, die zwar kein Display vorzuweisen weiß, aber dafür ihre Linsenknöpfe ähnlich fein aufreiht wie die Grenadier Guards ihre acht Knöpfe über dem Uniformgürtel.
Arcam FMJ D33: Aufbau
Was das Set-up betrifft, bleibt der Arcam einfach zu bedienen, zeigt sich trotz des fehlenden Displays informativ - und im Innenaufbau frei von Kompromissen, Gleich zwei massive Ringkerntransformatoren versorgen jeweils getrennt ihr analoges bzw. digitales Arbeitsfeld. Beide Domänen residieren auf einer akribisch gelayouteten, vierlagigen Platine, gegenseitige Störungen sind aber schon deshalb nicht zu erwarten, weil Arcam potentielle Schleichwege sorgfältig abgekoppelt hat.
Bei der Auswahl der beiden kanalgetrennten DACs haben die Arcam-Ingenieure offensichtlich nicht zu den neuesten, angesagtesten Chips gegriffen, sondern zu den für ihr Vorhaben optimal geeigneten: Die PCM1792 von Burr-Brown sind zwar schon ein paar Jahre auf dem Markt, gehören klanglich wie preislich aber nach wie vor zur Elite. Genutzt wird nur der eigentliche Wandlerteil, den internen Digitalfilter umgeht Arcam zugunsten eines leistungsfähigeren externen FPGA (Field Programmable Gate Array) von Xilinx.
Wer eines Tages nicht nur seinen in die Tage gekommenen CD-Player durch den Arcam veredeln möchte, kann die auf der Festplatte eines PCs oder Macs schlummernden musikalischen Schätze per asynchronem USB an den Arcam leiten. Hier ist der D33 topaktuell, verarbeitet Samplingraten bis 192kHz und macht seine eigene Präzisions-Clock zur Herrin des Datentransfers.
Kaufberatung: Digitale Vorverstärker im Test
192/24 darf natürlich auch zu den aus dem Studiobereich entlehnten, symmetrischen AES/EBU-Eingängen und zu den klassischen Cinch-Inputs hereinströmen. Über die optische TOSLink-Buchse geht's immerhin bis 96/24 - hier wird meist ein Sat-Receiver angeschlossen - wer mal Radio über DVB-S und externen Wandler gehört hat, versteht, warum.
Eine weitere interessante Option ist der iPod-Anschluss, bei dem der Arcam sich direkt um die Wandlung kümmert - so findet bei Bedarf eine verlustfreie, höchswertige Anbindung der iGeräte statt.
Arcam FMJ D33: Hörtest
Der Arcam zeigte sich im anschließenden Hörvergleich als besonders feinfühlig, leichtfüssig agierender Wandler.
Bill Callahans Stimme in "Blood Red Bird" (aus "Red Apple Falls", Drag City) intonierte er mit eindringlicher Verve und zartem Schmelz. Er öffnete eine beinahe grenzenlos breite Bühne und intonierte mit einer Eindringlichkeit, dass man das Gefühl hatte, sich nicht vor der Musik zu befinden, sondern schlicht mittendrin.
Besonders wenn die Filterstellung 2 des Arcam-eigenen Digitalfilters in Verwendung kam, gewann der Bassbereich an Kontur und Tempo, stillsitzen war dann quasi unmöglich. Zwar wurde der Hochtonbereich dadurch ein wenig gedeckelt, aber dies führte lediglich zu einem sanfteren Gesamtbild, ohne das auch nur ein Quentchen an Information verloren ging.
Bei Sujfan Stevens' "The Age of Adz" aus dem gleichnamigen Album (Rough Trade) verlor der Arcam nie die Übersicht, sondern blieb stets kontrolliert und stellte die gigantische, permanent in Bewegung befindliche Kullisse aus unzähligen Instrumentierungen mit stoischer Ruhe und gleichzeitiger piekfeiner Tiefenstaffelung dar.
Bemerkenswert, wie die Stimmwiedergabe von der Fähigkeit des Arcam profitierte, ein tiefreichendes, voluminöses und dennoch akkurates Bassfundament bereit zu stellen. Auch bei Bill Callahans "Drover" (von "Apocalypse") bewies er seine Klasse, als er mit groovendem Tiefbass und einer frappierenden Rhythmik dem Autor ein seliges Lächeln auf das Gesicht zauberte.
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