Testbericht

ADAM Audio Column MK 3

20.10.2009 von Redaktion connect und Malte Ruhnke

Wir alle kennen den Reiz, in der eigenen HiFi-Anlage eine Technik zu nutzen, die nicht jeder hat, seien es Röhren oder Plattenspieler. Beim Lautsprecher , wo dynamische Chassis dominieren, bilden die Magnetostaten das berühmte gallische Dorf wider den Mainstream. Etwa bei ADAM Audio.

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. ADAM Audio Column MK 3
  2. Datenblatt
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© Archiv

Magnetostaten mit Folienmembran sind sozusagen die verfeinerte Variante der Bändchen: Um Impedanz wie elektromagnetische Feldstärke zu erhöhen, wird eine mehrfach gewundene oder geschwungene Leiterbahn auf eine nichtleitende Membranfolie aufgebracht, im Regelfall geklebt. So kann der Töner mehr in die Breite bauen und profitiert dennoch vom geringen Gewicht und dem gleichmäßigen Antrieb - Piega und Infinity sind prominente Verfechter dieser Betriebsart. Die freilich weitere Herausforderungen in punkto Anbringung der Magneten (diese müssen gleichmäßig nah an den Leiterbahnen sein) und Eigenbündelung (die Membran darf nicht zu groß werden) beinhalten.

Die Quadratur des magnetostatischen Kreises, sprich die Kombination aus einer großen angetriebenen Membranfläche und einer kleinen, dem Rundstrahlverhalten zuträglichen Schallabstrahlfläche, gelang in den 1970ern dem Physiker Oskar Heil: Er faltete eine große magnetostatische Membran mehrfach und ließ sie ziehharmonik-ähnlich schwingen. Bekannt gemacht hat dieses Konzept vor allem Elac mit ihren JET-Hochtönern. Der deutsche Boxenspezialist ADAM setzt das Heil'sche Prinzip nicht nur beim Hochtöner ein, sondern auch im Mitteltonbereich.

Das ist deshalb ein Wagnis, weil hier die Schwingungen langsamer vonstatten gehen und mehr Luft verschoben werden muss. In der neuen Column Mk 3 kommt deshalb ein deutlich vergrößerter, mit groberem Zickzack-Raster versehener X-ART-Mitteltöner bereits ab 800 Hertz zum Einsatz, der in etwas verfeinerter Form bereits in der High-End-Aktivbox Tensor Delta (AUDIO 6/09) spielt. Apropos aktiv: ADAM-Chefentwickler Klaus Heinz ist seit Jahr und Tag ein Verfechter des aktiven Prinzips, bei dem jeder Weg eine eigene Endstufe erhält. Die Column Mk 3 gibt es deshalb natürlich auch als vollaktive Version mit eingebauten Endstufen, was im Bass dank der besseren Abstimmbarkeit noch einige Hertz Tiefgang und insgesamt noch etwas mehr Präzision bringen soll.

Um auch die passive Variante zu optimieren, ist der Bassreflexkanal sehr tief abgestimmt, was ein großes Gehäusevolumen notwendig macht. Die beiden 17-Zentimeter-Töner aus einem speziell verbackenen Membran-Sandwich müssen zudem bis in den Mitteltonbereich parallel arbeiten. Darüber übernimmt erst der große, dann der kleine X-ART, beide übrigens zugunsten eines gleichmäßigen Rundstrahlverhaltens mit leichten Schallführungen versehen.

Trotz ähnlicher Gene setzte sich die hochgewachsene Adam Column klanglich eine Spur von den bereits getesteten Vertretern der Tensor-Serie ab: Sie erreichte in den Chorpassagen von Lehars "Eva" (Bosic, CPO) nicht ganz die analytische Auflösung der halbaktiven Delta, klang dafür eine gute Portion runder und unaufgeregter. "Keine Angst vor Monitoren!" möchte man dem auf Homogenität und klangliche Wärme schielenden HiFi-Fan zurufen, zeigte doch gerade die Column, dass ein hohes Maß an Präzision nicht zwingend zulasten des Genusses gehen muss. Tonal und charakterlich schlug sie damit in dieselbe, unbestechlich neutrale Kerbe wie die ME Geithain ME 150 (AUDIO 9/07), ohne allerdings deren lässige Raumtiefen und präsente Konzertsaal-Atmosphäre erreichen zu wollen.

Das war wohl auch gar nicht das Entwicklungsziel: Die ADAM richtet sich eher an Hörer, die es direkt und intim mögen, die die atmende Unmittelbarkeit einer Studioaufnahme der etwas zügellosen Weiträumigkeit einer Liveaufnahme vorziehen. Faszinierend war es etwa, den Sound-Tüftlern von Whitetree ("Cloudland", edel; 6/09) buchstäblich bei der Arbeit an jedem Regler und jedem kurzen Sample zuhören zu können. Die Geithain versuchte, diesen Sounds Echtheit und Raum einzuhauchen, was nicht immer gelang, während die ADAM sie lieber als das darstellte, was sie sind: geniale Soundtüfteleien, die ihre musikalische Atmosphäre gerade aus einer gewissen Künstlichkeit beziehen. Dynamisch war die Column dabei über jeden Zweifel erhaben: Michael Jacksons "Thriller" tönte zwar im Bass betont nüchtern und kontrolliert, sprühte aber ansonsten nur so vor Dynamik und Antritt.


ADAM Column Mk 3

ADAM Column Mk 3
Hersteller ADAM
Preis 5600.00 €
Wertung 96.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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