Testbericht

Accuphase M-6000

15.5.2008 von Redaktion connect und Malte Ruhnke

Die Monoblöcke M-6000 markieren fortan die Leistungsspitze im Accuphase-Portfolio. Und haben das Zeug, selbst nüchterne Hörer zu verzaubern

ca. 3:10 Min
Testbericht
  1. Accuphase M-6000
  2. Datenblatt
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© Archiv

Die Tugenden der japanischen Kraftwerke können selbst für nüchterne Zeitgenossen nicht zur Debatte: Stabilität bis zum Gehtnichtmehr bürgt dafür, dass selbst an kritischen Boxen das Klangergebnis nicht durch eine Wechselwirkung mit dem Amp verfälscht wird; Leistungsreserven jenseits von Gut und Böse kitzeln auch wirkungsgradschwache Schallwandler aus ihrer Reserve. Monat für Monat werden die neuesten HiFi-Geräte im AUDIO-Hörraum vorstellig. Eine Endstufe, die immer und unter allen Umständen stabil arbeitet, ist da als Vergleich pures Gold wert.


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Oben die massigen Siebkondensatoren, in der Mitte der Accuphase-eigene Trafo, seitlich die Kühlkörper.
© Foto: H.Härle

Da capo

Apropos Wert - darin scheint der größte Unterschied der beiden Accuphase-Monos zu liegen: Musste man für die alten M-8000 noch 38000 Euro pro Paar berappen, bieten die M-6000 für 24000 Euro nun ähnlich vielversprechende Reserven. Das ist immer noch unglaublich viel Geld für ein Endstufenpärchen, doch nicht mehr ganz so viel, wenn man sich Wertstabilität und Fertigungsqualität einer Accuphase-Komponente vor Augen führt.

Verändert hat sich äußerlich wenig, nur die in den 8000ern noch dezent versteckten Ausstattungsmerkmale wanderten selbstbewusst auf die Front: die schaltbare Eingangsempfindlichkeit, die absolute Phasenlage und die Eingangswahl zwischen symmetrisch und asymmetrisch.

Vorspiel mit technik

Im Innern gibt's dagegen für Accuphase-Maßstäbe geradezu gewaltige Veränderungen: Statt bipolarer Transistoren sorgen nun Feldeffekt-Modelle, landläufig als MOSFETs bekannt, für die allerletzte Verstärkung. Während konventionelle Transistoren der bipolaren Bauart einen kleinen Basisstrom zu verstärken suchen, arbeiten die MOSFETs vergleichbar einem Tunnel für die Elektronen. Dessen Breite und damit Durchflussmenge wird nur von einem elektrischen Feld geregelt - das Bauprinzip erinnert eher an eine Röhre, weshalb viele High Ender den MOSFETs auch einen röhrenähnlichen Klang attestieren. 

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16 MOSFETs arbeiten pro Gehäuseseite im Gegentaktbetrieb -
© Foto: Hersteller

Statt auf eine reine Class-A-Schaltung, bei der alle Endtransistoren permanent die Hälfte der Maximalleistung als nutzlose Wärme verfeuern, setzt Accuphase in den großen Monos auf eine Gegentakt-Schaltung im A/B-Betrieb. Eine Batterie von jeweils 16 MOSFETs übernimmt die Verstärkung der Signalanteile unter der Nulllinie, eine andere kümmert sich um die Anteile darüber.

Bei einer solchen Topologie - zudem noch einer mit 32 Transistoren - drohen genau an der Nulllinie Übernahmeverzerrungen. Deshalb teilen die Accuphase-Ingenieure die Transistoren in zwei parallele Gruppen zu je 16 und befeuern sie mit zwei Treiberstufen und Gegenkopplungsschleifen. Diese Ansteuerung nennt Accuphase "Double MCS" ("Multiple Circuit Summing-up"). Sie soll besonders genau, besonders sanft Eingangs- und Ausgangssignale miteinander vergleichen - und damit für beste Rauschabstände sorgen. Das alles geschieht durchgehend vollsymmetrisch, um negative und positive Halbwellen unabhängig von der Masse bearbeiten zu können.

Im Labor lieferten die Monos nahezu perfekte Werte - und doch könnten sie noch mehr. Auch an einem Ohm Last und darunter soll die Spannung vollkommen stabil bleiben, zwei Monos können zudem per Brückenschaltung zum Einkanaler mutieren und dann 2400 Watt mobilisieren.   

Grande Finale

Mit Bernhard Rietschel und Lothar Brandt ergründetten zwei erfahrene Verstärkertester die subtilen Unterschiede zwischen den Accuphase-Amps und den als Referenz herbeigerufenen Monoblöcken Audionet Max (AUDIO 3/08). Gerade unter dem Aspekt der Klangschönheit erschienen die Audionets den vier Expertenohren zunächst unschlagbar. Feinauflösend, zart, dabei doch natürlich, so charakterisierten sie die Klänge von Dvoraks 8. Sinfonie (AUDIO pure music one, Bose). Den M-6000 bescheinigten sie eine breitere, doch auch im Höhenbereich sehr korrekte, nicht ganz so schwelgerische Spielweise. Eine Geschmacksfrage? Möglicherweise, und doch würde ich als Lautsprechertester stets die etwas volleren Accuphase-Monos vorziehen. Ihnen mussten die Kollegen attestieren, der tonalen Wahrheit ein minimales Stückchen näherzukommen.

Das bestätigte sich, als mit "Snow (Hey Oh)" von den Red Hot Chili Peppers ("Stadium Arcadium", Warner) zusätzlich Kontrolle und Stabilität gefragt waren. Keine Millisekunde ließen die M-6000 Zweifel aufkommen, dass sie von ihrer satten, dynamisch kontrollierten und dennoch unendlich transparenten Spielweise auch nur einen Mikrometer abweichen würden. 

Erst recht, wenn mit der historischen Isophon Vertigo (AUDIO 2/94) und ihren 1 Ohm Minimalimpedanz ein wahrer Verstärker-Killer elektrisch an den Klemmen zog. Dass dieser Alte Held tonal nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist, offenbarten die Accuphase-Monos in Strawinskys "Sacre du Printemps" (Sir Simon Rattle, EMI). Auch die schwer zu kontrollierenden Bandpass-Tieftöner der Vertigo schienen durch eine geradezu autoritäre Führung gebändigt und spielten trocken und klar die zahllosen Pauken-Eruptionen. Mit einer solchen Box machen  die gigantischen Leistungsreserven der Accuphase-Monos durchaus Sinn - die großen VU-Meter auf der Front können per "Peak hold"-Funktion den lautesten Ausschlag dokumentieren, der im AUDIO-Test über 50 Prozent lag.

Accuphase M-6000

Accuphase M-6000
Hersteller Accuphase
Preis 24000.00 €
Wertung 130.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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