Selbstlöt-Teflonkabel

Ratgeber Anlagen-Tuning

15.4.2005 von Redaktion connect, Dalibor Beric und Johannes Maier

Beim routinemäßigen Durchforsten von Katalogen entdeckte stereoplay ein viel versprechendes Industriekabel. Mit etwas Geschick und den richtigen Steckern wird es zur High-End-Cinchverbindung für unter 100 Euro.

ca. 5:35 Min
Ratgeber
Selbstlöt-Teflonkabel
Selbstlöt-Teflonkabel
© Archiv

Die Funkamateure und -profis, die bei Friedrich Kusch und seiner Tochter Katja Kabel bestellen, interessieren sich weniger für Klang. Es sind eher Parameter wie Hochfrequenz-Dämpfung und Wetterfestigkeit, die diese Klientel bewegen, pro Meter etwa des 14,6 Millimeter starken  Ecoflex 15 bis zu 4 Euro auszugeben.

Die nur halbzentimeterdicke Koaxleitung mit dem schönen Namen RG 142 B/U aus der Normreihe MIL-C-17 D+E erscheint in den einschlägigen Listen allerdings wie ein Fremdkörper. Sie weist rund fünf Mal so hohe Dämpfungsverluste auf (zirka 30 Dezibel bei 100 Meter Länge und 400 Megahertz statt rund 6 dB) und kostet trotzdem 6,20 Euro. Woraus der High-Ender aber nicht unbedingt auf Unverschämtheit schließt und schon mal einen Stereometer-Preis von 12,40 Euro errechnet.

Er ahnt dann auch bald, dass dieses Kabel in moderaten - HiFi-typischen - Längen bei Installationen eingesetzt wird, wo es auf allerhöchste Sicherheit ankommt, also zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt. Deswegen der 0,94 mm dicke, extrem reißfeste Stahl-Innenleiter, der - zwecks Leitfähigkeit und Korrosionsschutz - in einem mühsamen Verfahren eine Kupferplattierung und diese wiederum eine hochreine Silberauflage erhält. Deshalb auch das besonders dicke doppelte Abschirmgeflecht, das aus 224 versilberten Drähtchen besteht. Und deshalb die Isolation aus teurem Teflon, das nicht nur bei Raumtemperatur optimale mechanische und elektrische Eigenschaften garantiert, sondern sicherstellt, dass die Werte sich auch bei einer Hitze von 200 Grad noch nicht nennenswert verändern.

An dieser Stelle sollte der HiFiist, selbst wenn er sich wie stereoplay bereits entschlossen hat, ein paar Meter RG 142 zur Probe zu bestellen, ruhig auch mal an die Wunder der Chemie denken. Etwa daran, dass es sich bei den üblichen Isolations-Kunststoffen um Kohlenwasserstoffe handelt, bei denen der Luftsauerstoff nach einer Initialzündung - unter Ausbildung von Kohlendioxid und Wasser sowie Energie -  nur zu gerne mit der einen und der anderen Komponente anbandelt.

Nicht so beim Teflon, sprich Polytetrafluorethylen. Dort wird die das Kunststoffgerüst bildende Kohle eng von Fluoratomen umklammert. Die denken wegen ähnlicher negativer Polarisierung nicht im Traum an eine Sauerstoff-Allianz, außerdem sorgen sie entschieden dafür, dass Oxidantien jeder Art nicht zu ihrem Träger vordringen können. Die Sache hat nur einen Haken: Die mechanische Verarbeitung des Chemie- und Hitze-störrischen Teflons zu einer Koax-Isolation erfordert beträchtlichen Aufwand.

"Rekordträchtig", notierte das stereoplay-Labor denn auch zu den elektrischen Werten des RG 142. Der immense Isolationswiderstand (was sich bei den Kabelparametern durch eine gegen 0 tendierende parallele Ableitung Gp ausdrückt) ließ selbst bei einer Länge von zehn Metern und einer Frequenz von 100 Kilohertz noch nicht nach.

Und dann entdeckten die Laboranten noch ein anderes, bis dato nie beobachtetes Phänomen. Während übliche Kabel - weil ihre Induktivität zu höheren Frequenzen hin einen zunehmenden Widerstand bildet - die Höhen gegenüber den Bässen deutlich benachteiligen, verhält sich das RG 142 gegenüber oberen und unteren Anteilen des Hörspektrums ausgeglichener.

Wofür es nur eine Erklärung gibt: Während die Bässe den ganzen Querschnitt des Innenleiters in Anspruch nehmen und daher relativ viel Stahl durchwandern müssen, drückt der Skin-Effekt die Höhen nach außen in Richtung des besser leitenden Kupfers und Silbers, was gleichzeitig zu einer Verminderung der Induktivität führt. Und zur Folge hat, dass dieses Kabel die sonst unvermeidlichen Höhenhemmnisse teilweise kompensieren kann. Keine Frage, dass nach dieser Erkenntnis nicht nur bei hochfidelen Jungredakteuren, sondern auch bei den Oldies sofortiger Bedarf nach Hörtests entstand. Es kamen auch keine Debatten mehr auf, wie und warum der Mensch Kabelunterschiede hören kann.

Ob zu Hause oder in diversen Ketten in der Redaktion ausprobiert, ob mit diesen oder jenen Steckern: Unisono hieß es bald, das Kabel klingt gut. Und in gar keinem Fall technisch, sondern effektfrei ausgeglichen. Interessanterweise verliebte sich dann ausgerechnet die Hörerfraktion (inklusive Laboringenieur Peter Schüller), die Kabel-Einflüsse sonst zurückhaltend betrachtet, in das RG 142. Diese lobte das völlige Unangekratztsein der Höhen, die Sauberkeit der Mitten und die locker-freien Bässe als besondere Vorzüge. Bei dem perlenden, kristallklaren Glanz und dem Fluss von Klavierläufen traf das Teflonkabel ihrer Meinung nach auf eine geradezu edel-erhabene Weise genau auf den Punkt, während andere Edelstrippen ein wenig mehr Verve, aber obenrum auch ein Schärflein an Unwirschem ins Spiel brachten. Schließlich fiel auch der langjährige stereoplay-Leser Gerald Michl, der RG 142 schon seit längerem für sich entdeckt hat und im Vorschau-Foto 4/05 mit Freude erkannte, per E-Mail in den Chor der Teflon-Freunde ein (www.high-tune.de) .

Dass RG 142 zu alledem für eine ehrliche Räumlichkeit sorgt und nicht wie manche Leitungen versucht, die Instrumente spektakulär zu verbreitern, gaben schließlich auch die Popjünger zu. Ihnen fehlte bei dem Eigenbau im Vergleich zu ihren Lieblingsstrippen allerdings ein wenig Saturiertheit im Grundton und Bass. Außerdem erschien ihnen ein mitreißender, heißer Rhythmus etwas zu sehr an der langen Leine, ein wenig zu teilnahmslos.

Als Moral der Geschichte bietet sich sowieso keine abschließende Wertung an, wohl aber ein Schlusskommentar: 1) Dass sich das RG 142 für die highendige Bändigung guter, aber vielleicht etwas zu rasant tönender Anlagen unter Umständen prima eignet. 2) Dass es sich, um zu höheren Abstimm-Weihen vorzustoßen, unbedingt lohnt, löten zu lernen (siehe Fotoserie). Die Tester freuen sich schon auf die nächste Entdeckung und auf die nächste Tuning-Geschichte.

Der Stereoplay Lötkurs


Stereoplay Lötkurs
© Julian Bauer

Wie so oft im Handwerk beginnt auch gutes Löten mit gutem Werkzeug. Eine Abisolierzange, ein Seitenschneider, ein Messer und ein "dritter Arm" (Helping Hand mit Krokodilklemmen) vereinfachen die Konfektionierung. Und natürlich ein guter Lötkolben. Der Weller WS 51 (rund 210 Euro) mit Temperaturregelung ist da ein heißer Tip. Er ermöglicht nicht nur den Wechsel der Lötspitzen (beim Selbstbaukabel die Spitze 2.4 mm ET-B verwenden), sondern zudem eine feine Temperaturregelung, was bei unterschiedlichem Lötzinn sehr sinnvoll ist. Denn auch hier gibt es Klangunterschiede. Ein Lot mit Silberanteil klingt immer etwas offener als ohne, benötigt aber in der Regel eine etwas höhere Löttemperatur (rund 350°) als die klassische Mischung aus 60% Blei mit 40 % Zinn (310°) mit Kolophonium-Flussmittel (Ersin 262), das aber am harmonischsten klingt.

Stereoplay Lötkurs
© Julian Bauer

Als erstes befreit man das RG 142 von seiner Teflon-Außenhaut. Dazu sollte man diese mit einem Messer nur leicht anritzen und dann durch Biegen aufreißen lassen. Das ist nötig, damit keine Äderchen der Abschirmung abgeschnitten werden. Danach kann man mit einer Metallbürste die Verflechtung aufkämmen und verzwirbeln. Nach dem Abisolieren des Innenleiters ist das RG 142 nun fertig für die Lötung.

Stereoplay Lötkurs
© Julian Bauer

Als erstes sollte die Abschirmung angelötet werden. Dabei hilft es, wenn diese und der Stecker leicht vorverzinnt werden. Unmittelbar vor dem Löten ist es sinnvoll, ein wenig Lot auf die Lötspitze zu geben, damit diese sogleich Wärmekontakt mit der Lötstelle aufnimmt. Der Lötvorgang selbst sollte so kurz wie nötig sein, gerade so lange, bis das Lötzinn geflossen ist.

Stereoplay Lötkurs
© Julian Bauer

Danach biegt man das Kabel um und lötet den Innenleiter fest. Auch hier gilt: Kürzer ist besser, langes Braten verkocht den Klang! Bei guten Lötungen glänzen die Lötstellen und umhüllen gleichmäßig die Leiter.

Stereoplay Lötkurs
© Julian Bauer

Selbstverständlich haben auch Stecker einen klanglichen Einfluss. stereoplay empfiehlt als günstige Variante die Neutrik Cinch-Stecker (25 Euro pro Paar), die nicht nur mit gefederten Massekontakten störungsloses Stecken ermöglichen, sondern auch mit feinem, offenem Klang mit vielen Details beeindrucken.

Druckvoller geben sich die mit vergoldeten Kupferkontakten versehenen WBT 0110 CU Next Gen (51 Euro pro Paar), die aber nicht ganz die Feinauflösung der Neutrik-Version bieten.

Die Spitze bilden die WBT 0110 AG (84 Euro pro Paar). Denn diese Silberkontaktstecker vereinen die druckvolle Spielweise des kleineren Modells mit einer sogar noch detaillierteren Wiedergabe als bei den Neutriks. Da sie zudem eine extrem genaue Ortung bieten, sind sie die zwar teuerste, aber klanglich beste Lösung.

Nächste passende Artikel

image.jpg

Ratgeber

Netzwerk für alle
image.jpg

Ratgeber

Multimedia-PC im Selbstbau
Xiaomi Summer Sale Rabattaktion

Online-Aktion

Xiaomi Summer Sale: Rabattaktion gestartet
Teufel Airy TWS

20 Prozent Rabatt

Flash-Sale im Teufel-Onlineshop: Kopfhörer stark…
Zwei Fußballer machen ein Selfie

Aktionswoche

Google Days: Die besten Angebote bei Mediamarkt im…
1&1

Tarifänderung

1&1: 5G Allnet-Flat Max wird teurer und langsamer
Xplora Kinder-Smartwatches

Prime Day 2023

Xplora Kinder-Smartwatches im Angebot bei Amazon
Realme 11 Pro 5G Prime Day

Schnäppchen-Deals im Überblick

Prime Day 2023: Realme-Smartphones zum Spar-Preis
Überrasch’ mich!
mehrweniger

Mehr zum Thema

InAkustik Referenz

Report - stereoplay on Tour

Handgemacht - Kabelherstellung von in-akustik.

Hinter den Kulissen: Audio-Zulieferer WBT

Report - Europas Zulieferer

Hinter den Kulissen: Audio-Zulieferer WBT

Jürgen Reis - mbl

Report - Masterminds

Mit Hirn, Charme & Melone: Jürgen Reis - Chefentwickler…

image.jpg

Report

3D-Audio - Surround-Formate

Welcher Lautsprecher passt wann?

Ratgeber

Welcher Lautsprecher passt wann?

Weiter zur Startseite