Ratgeber

Die ideale Anlage mit der Martin Logan Summit X

11.2.2010 von Redaktion connect und Holger Biermann

Gegen viele Bedenken kombiniert ein Stuttgarter Händler elektrostatische Lautsprecher mit Röhren-Endstufen - und schafft damit traumhaft luftige Klangbilder.

ca. 6:15 Min
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Stereoplays Lautsprechertester Wolfram Eifert neigt nicht eben zu Begeisterungsausbrüchen, aber nach dem finalen Testdurchgang zur Martin Logan Summit X leistete er sich doch einen und verstieg sich zu der These: "Wer nach dem Hören der Summits noch was gegen Elektrostaten hat, dem ist nicht zu helfen." Entsprechend euphorisch fiel die Einstufung des großartigen Hybrid-Elektrostaten aus.

Vorausgegangen war allerdings eine lange und zeitweise entnervende Suche nach passender Verstärkerelektronik. Klar, an den Referenz- (Röhren-)Monos Thorens TEM 3200 (1/06, 19_000 Euro) klangen die Flächenstrahler wunderbar. Aber bei der Suche nach kleineren Verstärkern für den Quercheck fiel das klangliche Ergebnis oft so stark ab, dass wir dachten, da wäre etwas kaputt. Und dann kam die Frage auf: Wie lösen Händler diese Problematik? Womit kombinieren sie diese Elektrostaten? Mein Anruf beim örtlichen Martin-Logan-Dealer, HiFi Studio Wittmann, beantwortete diese Frage viel umfassender als erhofft.


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Für den Aufbau von Heimkinos und Video-Installationen hat Wittman seine Experten. Das Bild links zeigt ihn mit Service-Fachmann Gyula Gombosch und AV/Installing-Spezialist Fabian Krämer.
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Die beste Vorführung

Denn Studio-Inhaber Oliver Wittmann hatte gerade erst eine Summit-X-Vorführung am Wochenende über die Bühne gebracht und meinte, rein von der Besucher-Zustimmung her wäre das wohl eine der besten gewesen, die er je gemacht habe. Seine Erklärung: "Die Summit X ist einfach geil, und die McIntosh 275er Röhrenendstufe passt dazu wie die Faust aufs Auge." Das klang spannend. Denn eigentlich war für mich die alte These, dass Röhren besonders gut mit Elektrostaten harmonieren (Röhren geben hohe Spannungen ab, Elektrostaten arbeiten mit hohen Spannungen) längst widerlegt. Die vielen Versuche, die wir schon im Hörraum unternommen hatten, endeten alle ähnlich: Für Vollbereichselektrostaten wie den Quad ESL 2905, den Final 1000 oder den Martin Logan CLX reicht die Leistung der meisten Röhren einfach nicht.

Oft sind Röhren zu schwach

Mit den üblichen 30, 50 oder 70 Watt lassen sich gerade mal Zimmerlautstärken erreichen - und dafür ist der Spaß zu teuer. Zudem fallen die Impedanzen der Elektrostaten oft unter die 1-Ohm-Marke, was zu einer sehr "milden" Hochtonwiedergabe führt. Das gefällt nicht jedem. Aber Wittmann wusste ja nichts von all unseren schlechten Erfahrungen und hatte hier offensichtlich den Gegenbeweis angetreten: Wir fuhren hin.

Und wurden freundlichst empfangen. Der Chef hatte Zeit und Lust zu plaudern. Wie er auf die gewählte Kombination gekommen sei? Ach, da gebe es doch diese These, dass Röhre und Elektrostat so gut... Dass es aus seinem reichhaltigen Röhrenprogramm nun gerade die MC 275 AC wurde, war eher dem Umstand geschuldet, dass McIntosh im Moment für sehr viel Interesse sorgt. Er führte uns in den Demo-Raum, wo besagte Anlage spielte - und zwar so fein, luftig und musikalisch richtig, dass uns erst einmal die Spucke wegblieb. Aber dazu später.

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Wittmann: "Man kann auch kleinere Logans wie die Spire mit der MC 275 spielen. Der Zauber bleibt der gleiche!"
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Die 2 Gesichter der Summit

Die Summit X ist wie das Gros der Logan-Lautsprecher ein Hybrid. Die elektrostatisch angetriebene Fläche, die nach vorn und hinten abstrahlt, spielt nur oberhalb 270 Hertz; darunter übernimmt ein aktiver Subwoofer mit zwei konventionellen 10-Zoll-Bässen. Diese Aufteilung hat zwei Vorteile: Die Fläche muss keine großen Hübe ausführen (geringere Verzerrungen), um echtenTiefbass zu erzeugen. Und die angeschlossene Endstufe der Anlage muss nicht allzu stark sein, da der leistungsintensive Bassbereich von der internen 200-Watt-Endstufe optimal befeuert wird.

75 Röhrenwatt reichen locker

Anders als bei Vollbereichs-Elektrostaten würden hier die etwa 75 Watt, die eine MC 275 AC aus ihren vier Leistungsröhren (Typ KT 88) holt, also reichen. Dennoch nimmt Wittman zwei davon - als gebrückte Mono-Endstufen liefern sie fast 150 Watt und "bringen mehr Durchzug".

Ein wesentliches Grundübel aber konnten die Martin-Logan-Entwickler auch ihrer neuen Summit nicht austreiben: Das Elektrostaten-typische Impedanzminimum liegt bei 0,8 Ohm (bei 34 Kilohertz) und erfordert stabile Endstufen. Aber so, wie das hier klang, scheint die MC 275 AC genau diese Eigenschaft mitzubringen...

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"Ich mag das Besondere. Mainstream wie Marantz ist bei mir nicht zu finden." (Wittmann)
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Vorstufe und Quelle...

... passen dank ihrer wuchtigen Erscheinung bestens zueinander und waren beide schon bei stereoplay im Hörraum. Die mächtige Röhrenvorstufe C 2300 AC gefiel im Test zwar "nur" gut, aber Wittman schwört darauf, dass ihr Sound die Sache erst so richtig abrundet. Am Player MCD 500 AC hingegen  hatten auch die Tester nichts zu kritteln; vor allem seine SACD-Wiedergabe gehört mit zum Feinsten, was diese Gerätegattung je hervorgebracht hat.

Im richtigen Zubehör...

...steckt die meiste Arbeit, wie Wittman seufzend zugibt. Bis zur klanglich perfekten Verkabelung vergingen etliche Hörsitzungen. Letztendlich landete er beim holländischen Spezialisten Siltech, genauer bei dessen Classic Anniversary 550 L für die Verbindung zu den Lautsprechern und dem Classic Anniversary 550i als Interconnect zwischen Player und Vorstufe. "Die Siltechs haben so was Geradliniges, Detailreiches, Schlackenloses. Sie bringen die Präzision", sagt Wittman und empfiehlt die Holland-Kabel auch für die Stromzuleitungen. Das kostet aber nichts extra: Den McIntosh-Geräten in der AC-Version (steht für den Vertrieb Audio Components) sind die Siltechs bereits beigelegt.

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"Die Geräte müssen Gänsehaut erzeugen. Sonst taugen sie nicht."
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Bezaubernd feiner Klang...

...empfing uns ja schon beim Eintreten in den Vorführraum Wittmanns. Jetzt, nach kurzem Einhören, wurde deutlich, wie großartig diese Kette musiziert. Das Beeindruckendste war die fast kathedralenhafte Räumlichkeit. Ich mag so etwas, zumal im Falle dieser Anlage die Darstellung nicht einfach nur "riesig" und diffus wurde, sondern die einzelnen Stimmen und Instrumente erstaunlich exakt ortbar bleiben und eine sehr realistische Abbildungsgröße behalten. Beispiel: Die Misa-Criolla-Einspielung mit Jose Carreras (in der K2HD-Version bitte). Ich habe das Gefühl, inmitten der riesigen Kirche zu sitzen. Die Pauke zu Beginn des ersten Stücks steht ziemlich weit weg von mir, aber ihre Schläge haben dennoch genau die richtige Wucht und Schwärze. Und plötzlich beginnt Herr Carreras direkt vor meiner Nase zu singen. Ich höre jede Silbe, jedes Atemholen, jeden Schmatzer. Puh. Großartig. So plastisch mitreißend, das muss ich freimütig bekennen, kann das nicht einmal die stereoplay-Referenzanlage. Und dann holt Kollege Beric noch diese obskure Lautenmusik aus seinem CD-Köfferchen. Ich bin kein Fan dieser Musik, verfalle ihr aber trotzdem. Weil die Aufnahme so plastisch ist, und weil diese Kette den Ton so genau trifft: Ich meine hier das Holz des Instruments zu hören: warm, knorzig, hölzern, echt. Ganz offensichtlich ist die Kombination der klangfarbenstarken Mac-Geräte mit der eigentlich etwas nüchternen Logan genau die richtige Mischung, weil sie auch durch ihre Leichtigkeit begeistert. Die Saiten der Laute scheinen fast zu glänzen und schwingen traumhaft mühelos aus; das ganze Klangbild wirkt - das kennt man in dieser Form von McIntosh gar nicht - wunderschön feinsinnig.

Ein Blick in die Runde: Den Herren Wittman und Beric geht es wie mir. Jeder ist ganz in der Musik, keiner spricht. Bevor hier noch einer einschläft, lege ich das Master der Titel-CD mit den aufgemotzten Yello-Stücken auf. Es spricht immer noch keiner, aber die wuchtigen E-Bass-Schläge zaubern sofort ein Grinsen in ihr Gesicht, und die Füße der beiden bewegen sich flott im Takt des groovenden Synthie-Pops. Diese Kette kann jede Art von Musik, auch weil, und das zeigt die Yello-Scheibe trefflich, der Bass perfekt ins Klangbild eingebunden ist. Trotz des anderen Prinzips ist absolut kein "Bruch" zwischen dem konventionellen Tieftöner und elektrostatischen Dipol-Fläche zu hören. Das liegt sicher an der Qualität der Logans. Aber auch die satte Spielart der McIntosh-Geräte, allen voran der MC 275, tragen ihren Teil dazu bei. Es gibt sicher Anlagen, die noch etwas präziser abbilden und einzelne Details noch schneller und besser auf den Punkt bringen. Aber zum Musikhören, zum Schwelgen, zum sich darin Verlieren, da liegt diese Kombination ganz weit vorn...

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"Die Resomamz der Besucher auf diese Kette aus McIntosh plus Logan war überwältigend." sagt Wittmann
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Das wichtige Feintuning...

...ohne das diese Anlage nicht ihr ganzes Potenzial ausspielen könnte. Das Wittman-Team hat hier viel Zeit und Mühe lohnend investiert und kam zu einer Lösung, die unterm Strich nicht mal teuer ist. Vorstufe und Player stehen in einem Creaktiv-Rack (Midi Reference). Eine Entkopplung der beiden Komponenten mittels HRS-Gummi-pucks (Harmonic Resolution System) unter den Gerätefüßen brachte deutlich mehr Stabilität und "Ruhe" ins Klangbild. Die Endstufe klang auf dem Creaktiv-Rack mit oder ohne HRS-Füßchen ein bisschen matt, nicht so dynamisch-zupackend wie möglich; hier brachte zu guter Letzt die Justin-Basis von Timetable die nötige Energie.

Kein billiges Vergnügen

Wohl wahr. Die gesamte Kette kostet über 35_000 Euro. Aber Wittmann ist Schwabe und hat natürlich auch günstigere Varianten durchgespielt: Mit der 220er Mac-Vorstufe, dem 201er CD-Player, der kleineren Martin Logan Spire und einer MC 275 AC klingt es seiner Aussage nach auch schon ziemlich gut, und man spart fast 10_000 Euro. Das Wichtigste aber, sagt Wittmann, ist die Kombination von einer guten Logan plus MC 275. "Das macht den Zauber."

(Weitere Abbildungen der Geräte finden Sie in der Bildergalerie "Martin Logan + McIntosh")

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