Raumakustik

HiFi-Anlage aufstellen - Tipps für schwierige Räume

20.9.2016 von Roland Kraft

Aufstellung und Raumakustik bestimmen den Klang stärker als so manche Komponente. So stellen Sie die HiFi-Anlage richtig auf: Wir geben Tipps für schwierige Räume.

ca. 9:05 Min
Ratgeber
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Raumakustik
Raumakustik
© Hersteller

Die Frage, wie viel Prozent Anteil an der Klangqualität welche Komponente hat, ist unter HiFi-Fans so alt wie sinnlos. Wenn auch nur ein Teil schlechte Qualität liefert, kann das Gesamtergebnis naturgemäß kaum HiFi-Niveau erreichen, denn eine Kette ist bekanntlich nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und in vielen Fällen sind es nicht die Elektronik-Komponenten und schon gar nicht die Kabel, die klanglich über Wohl und Wehe entscheiden, sondern eine problematische Raumakustik oder eine suboptimale Aufstellung.


Raumaufteilung
Warum nicht so? Auf einer schrägen Raumachse gewinnt man Distanz zu den Boxen.
© Weka/ Archiv

Etliche HiFi-Fans dürften jetzt aufstöhnen: "Okay, aber mein Wohnzimmer soll ein Wohnzimmer bleiben und nicht mit Absorbern und Eierkartons zugehängt werden. Und Lautsprecher mitten im Raum will meine Ehefrau nicht!" Eine Sorge, die viele dazu bewegt, die Raumakustik und die Aufstellung der Anlage zu vernachlässigen.

Raumakustik analysieren

Doch die Bedenken sind unbegründet: Die Raumakustik und die Raumform zu analysieren und dann Lautsprecher, eventuell Subwoofer und das Rack mit den Elektronik-Komponenten zunächst einmal grundlegend richtig aufzustellen, verdirbt die Optik nicht und verspricht doch, den Klang erheblich zu verbessern - vor allem, wenn vibrationsempfindliche Gerätschaften wie Plattenspieler und Röhrenverstärker im Signalweg liegen.

Raumaufteilung
Lösbares Problem: Schaffen Sie mit einem Regal eine "Wand" neben der rechten Box...
© Weka/ Archiv

Auch die Kosten sind kein Argument, denn eine durchdachte Aufstellung und das Beherzigen der wesentlichen raumakustischen Grundlagen bei der Positionierung kosten im Zweifelsfall nichts. Am Anfang unserer neuen Ratgeber-Serie steht deshalb die grundlegende Frage: Was für einen Raum habe ich? Und wohin mit den Hauptkomponenten der HiFi-Anlage?

Und damit sind wir mitten im Thema dieses Ratgebers: Erstaunlicherweise wird fast immer, zumindest in jedem rechteckigen Raum, irgendwie automatisch oder vielleicht auch mehr oder weniger instinktiv eine schmale Seite ausgewählt, um dort eine Anlage zu positionieren (wir sprechen jetzt nicht von 100-Quadratmeter-Wohnhallen).

Raumaufteilung
Die sehr nahe "Kopfhörer"-Position kann in akustisch schwierigen Räumen eine gute Lösung sein.
© Weka/ Archiv

Ebenso automatisch wandert das Rack an dieselbe Wand, links und rechts davon werden die Lautsprecher hingestellt. Und das war es dann auch schon. Denn seltsamerweise wechselt der HiFi-Fan ungefähr zehnmal die Verstärker (oder die Kabel), bevor er seine Boxen oder sein Geräte-Regal auch nur einen Meter verrutscht...

Mit dieser sehr weit verbreiteten Aufstellungsvariante lassen sich durchaus halbwegs brauchbare Ergebnisse erzielen. Aber es ist keineswegs die beste aller Optionen. Tatsächlich, so beweist die Erfahrung, klingt ein- und dieselbe Installation deutlich besser, wenn wir die Geräte nicht so nahe bei den Lautsprechern und nicht mitten in deren (Tiefton-)Schallfeld platzieren. Und das ist auch alles andere als ein Wunder. Ich vermute, dass wir HiFi-Fans den "Altar"-Aufbau so sehr gewohnt sind, dass wir ihn einfach nicht mehr in Frage stellen.

Raumaufteilung
Probierenswert: Die Boxen werden extrem angewinkelt und strahlen quasi "vor" dem Hörer vorbei.
© Weka/ Archiv

Umdenken ist angesagt!

Simpel betrachtet, sollte man dem sich ausbreitenden Schallfeld doch besser "Platz" lassen, anstatt es durch frühzeitige Beugung und Brechung schon unmittelbar neben den Schallwandlern zu beeinträchtigen; die Wände kommen früh genug. Und es ist doch ein Witz, wenn sich ein Lautsprecher-Entwickler die größte Mühe gibt, seine Gehäuse entsprechend zu "tunen", nahe bei der Box aber ein großes, eckiges, kantiges Regal mit Geräten steht. Deren Entwickler sich die größte Mühe gab, durch Luftschall oder über den Boden verbreitete Vibrationen von der Elektronik fernzuhalten.

Röhrenversträrker
Röhrenverstärker (hier die 300B von Acoustic Plan) sind, abhängig von der Bauweise ihrer Röhren, mehr oder weniger Mikrofonie- empfindlich. Sie mögen weder Direktschall noch Vibrationen.
© Weka/ Archiv

Wie sinnvoll es nun ist, etwa einen Plattenspieler oder einen Mikrofonie-empfindlichen Röhrenverstärker einen Meter neben einem oder mehreren Tieftönern oder gar neben einem in der Lautsprecher-Ebene platzierten Subwoofer "durchzurütteln", kann sich wohl jeder HiFi-Fan einigermaßen vorstellen, nicht wahr?

Abschied vom Altar-Aufbau

Der beste Platz für unsere Geräte ist in der Regel zunächst einmal der, der am weitesten entfernt von den Lautsprechern ist. Und zwischen den Lautsprechern herrscht am besten Leere! Also sperren wir den alten "Altar"-Aufbau doch bitte endgültig in die Mottenkiste, wo er hingehört.

Raumaufteilung
Normalfall: Das Rack steht zwischen den Lautsprechern, der Hörplatz ist vor der Wand.
© Weka/ Archiv

Die schönsten Beispiele für "Altar"-Installationen sehe ich regelmäßig auf Fotos von asiatischen Messen. Da stehen dann superteure Großlautsprecher unmittelbar neben (Lautsprecher-hohen) Groß-Racks. Zehn Zentimeter Distanz zwischen den Innenseiten der Lautsprecher und einem Verstärker, einem CD-Player oder gar einem Tonarm! Besitzen die Boxen dann noch nach innen strahlende, große Tieftöner, hat man nichts weiter gebaut als einen sündhaft teuren Rütteltisch für ebenfalls sündhaft teure Elektronik. Mit anderen Worten: rausgeschmissenes Geld!

Raumaufteilung
Besser: weiter in den Raum hinein mit den Lautsprechern. Zirka-Faustregel: 1/3 Raumtiefe.
© Weka/ Archiv

Verstärker zurück ins Rack

Mono-Endverstärker wurden nicht deshalb erfunden, um sie am Boden unmittelbar neben den Lautsprechern durchzuvibrieren. Sondern vielmehr, um die maximal mögliche elektrische Kanaltrennung zu gewährleisten. Auch unsere Monos wandern deshalb dahin, wo sie am wenigsten (Klang-)Schaden nehmen: zurück ins Rack. Und das Rack bauen wir an einer der beiden Seitenwände auf, wie es unsere Illustrationen zeigen.

Raumakustik
Viel besser: Keine Wand im Rücken, das Rack steht weit weg von den Lautsprechern.
© Weka/ Archiv

Die Rückwand hinter dem Hörplatz ist dabei nur die zweitbeste Variante, aber immer noch viel besser als der alte "Altar"-Aufbau. Dass eine nahe liegende, aber unpraktische Lösung darin besteht, Quellen-Komponenten und Verstärker in einem anderen Raum aufzubauen, sei hier nicht verschwiegen...

Wenn es gar nicht anders geht, als unser Rack vor derselben Wand wie unsere Lautsprecher aufzustellen, dann versuchen wir immerhin, die Boxen möglichst weit weg in den Raum hineinzustellen.

Raumaufteilung
Ebenso möglich: Das Rack steht "hinten" links. Ein Vorteil: Man muss weniger weit laufen.
© Weka/ Archiv

Natürlich gibt es Fälle, in denen es schlicht nicht machbar ist, das Geräteregal relativ weit hinten im "Hörraum" zu positionieren. Ich persönlich würde eine Seitenwand neben (also rechts oder links neben der Lautsprecherebene und dem Hörplatz) aber auch dann vorziehen, wenn das Rack nur zwei Meter entfernt von einer Box stehen würde.

Das leidige Thema Kabel

Den entsetzten Aufschrei der Kabelfreaks habe ich jetzt womöglich schon überhört... 50 Zentimeter Superkabel zwischen den Verstärkerklemmen und dem Lautsprecher wären das Optimum, so die Kabelfraktion. Das stimmt. Leider bringt das nicht einmal entfernt so viel Klang, wie eine grundlegende Fehl-Installation der gesamten Kette zunichte macht.

Bleiben wir also bitte "auf dem Teppich": Gute Kabel sind klangliche i-Tüpfelchen auf einer guten Installation. Nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich verwende sage und schreibe acht Meter Lautsprecherkabel, die sich erfahrungsgemäß noch nie als Klangverhinderer erwiesen haben. Ich kaufe mir lieber eine bezahlbare Zehn-Meter-Rolle "zweimal Vierquadrat" im Baumarkt, bevor ich das Rack zwischen die Lautsprecher stelle.

Hochformatiges Rack
SituHochformatige Racks bringen Plattenspieler auf Bedienhöhe. Da sich in Betondecken keine Schwingungen via Spike "einleiten" lassen, dienen die spitzen Füße vernünftigerweise nur der "Wackelfreiheit".
© Weka/ Archiv

Ach ja, kommen wir kurz zurück auf die schon erwähnten Monoblöcke neben den Lautsprechern: Einige Meter NF-Kabel zum Endverstärker wirken sich nach meiner Erfahrung klanglich viel krasser aus als längere Lautsprecher-Strippen.

Zimmer und Wände - Kreativität ist gefragt

Alle Theorie ist grau, denn nun kommt die (Wohn-)Realität. Und womöglich der sogenannte WAF (Wife Acceptance Factor). Wenn die HiFi-Anlage trotzdem toll klingen und eine lohnenswerte Investition darstellen soll, ist Kreativität gefragt. Unsere Grafiken zeigen dazu einige Vorschläge und berücksichtigen auch schwierige Raumverhältnisse.

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Die Aufstellung der Lautsprecher über eine schräge Raumachse ist sehr selten zu sehen, kann aber nicht nur klanglich von Vorteil sein, sondern wegen des dann auch schräg stehenden Sofas einen Raum optisch größer und interessanter wirken lassen. Probieren Sie es doch mal aus!

Lässt es sich nicht vermeiden, die Installation auf eine Raumhälfte zu beschränken, hilft uns eine verkleidete Regal-Rückseite als künstliche Wand neben einer Box, die Klangbalance bleibt so erhalten. Die Bastelei hält sich je nach den Ansprüchen in Grenzen.

Raumaufteilung
In großen, quadratischen Räumen, die viele harte Raummoden verursachen, fährt man mit der "Schrägaufstellung" oft sehr viel besser. Auch hier gilt: Weg mit dem Rack von den Lautsprechern.
© Weka/ Archiv

Kann man eine Anlage in einem Zimmer nur auf sehr begrenztem Platz aufbauen oder ist der Raum extrem klein, ist die sogenannte "Kopfhörer"-Positionierung der Lautsprecher ein gangbarer Weg. Hier sind der Abstand zwischen Hörplatz und Lautsprechern sowie der Abstand zwischen beiden Boxen sehr gering: etwa im Bereich von zwei Metern oder sogar noch knapp darunter. Abgesehen davon, dass dann kleine, stark eingewinkelte oder sogar voll auf den Zuhörer gerichtete Monitor-artige Lautsprecher die bessere Lösung darstellen, finden viele Hörer diese Art der Aufstellung sehr reizvoll, denn sie eröffnet ein unerwartet großes, virtuelles Schallfeld, das sich subjektiv weit hinter der Lautsprecher-Ebene auftut.

Refugien unterm Dach

Ein weiterer Vorschlag betrifft ums Eck gehende, also L-förmige Räume mit Dachschräge, die etwa in kleineren Häusern oder Reihenhäusern recht häufig anzutreffen sind (die ausgeschnittene Grundfläche stellt das Treppenhaus dar). Die strichpunktierten Linien stehen für den Dachfirst und die Kniestöcke.

Raumaufteilung
Der L-förmige Raum unter den Dachschrägen ist akustisch sehr schwierig. Probieren Sie es doch einmal so, wie hier eingezeichnet!
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Solche Refugien unterm Dach sind für HiFi-Fans reizvoll, aber akustisch meist nicht zu meistern. Stellt man über den längeren Raumteil auf, befinden sich die Lautsprecher und der Hörplatz nämlich präzise unter der nahen Dachschräge. Zudem ist dieser Teil des Raums oft zu schmal, und damit stünden die Lautsprecher zu eng zusammen.

Hier kann auch wieder eine Schrägaufstellung in Relation zu den Raumachsen eine Lösung sein. Zwar steht dann, wie auf unserer Zeichnung zu sehen, die linke Box nahe unter der Dachschräge. Doch diese Situation ist erfahrungsgemäß verschmerzbar und durch einen Absorber oder Diffusor an der Schräge "vor" der Box (etwa in Höhe von Mittel- und Hochtöner angeordnet) gut abzumildern. Zumindest ist diese Aufstellung immer ein Experiment wert. Die Alternative heißt ja oft: gar kein Hörraum oder den Platz teilen mit Esstisch, Schrankwand und Gummibaum.

Raumaufteilung
Ausdrücklich für extrem wandnahe Aufstellung gedachte Lautsprecher sind eine Lösung für "Schlauch"-Räume. Eine leicht asymmetrische Aufstellung ist hier kein großes Problem.
© Weka/ Archiv

Zu guter Letzt kommt der "Schlauch"-Raum. Hier benutzen wir die lange Wand und setzen uns nahe an die Lautsprecher. Notgedrungen unmittelbar hinter dem Hörplatz dient ein halbgefülltes Regal als Diffusor. Das kann sehr gut funktionieren. Unsere Faustregel bei schwierigen Räumlichkeiten: Nicht aufgeben, sondern das Experiment einfach machen!

Autor Roland Kraft: Fazit

Da wir in dieser Geschichte ein paar heilige Kühe schlachten und ein paar alte Zöpfe abschneiden - unter anderem steht ja der beliebte "Altar"-Aufbau und das (Reiz-)Thema Kabel zur Diskussion - sollten wir uns vielleicht etwas besser kennenlernen...

Mein Name ist Roland Kraft. Ich schreibe nun seit anderthalb Jahren für die stereoplay. Und ich darf zu meinem Glück privat und beruflich HiFi-Fan sein. Meine ersten Experimente mit der Stereofonie - einschließlich Lautsprecher- und Verstärker-Selbstbau - datieren bis in die 70er-Jahre zurück. Während des Studiums jobbte ich natürlich auch bei HiFi-Händlern: Vorführung, Aufbau beim Kunden, Reparaturen.

Roland Krafts Rack
Audio-Tester müssen schnell umbauen können. Das Geräte-Rack des Autors ("Die Bank" von der Firma LignoLab) steht deshalb schräg vor einer Wand - in genau einem solchen L-förmigen Dachraum, wie er in dieser Geschichte beschrieben wurde.
© Weka/ Archiv

Als (HiFi-)Autor und Tester arbeite ich seit 1984, hauptberuflich seit 1990. In diesen vielen Jahren gingen jede Menge Geräte durch meine Hände (oder "über" meine Ohren) und es gab entsprechend viele komplette "Installationen" - der (ab)gehobene Begriff für HiFi-Anlagen - aufzubauen. Ich hatte so im Laufe der Zeit sehr viele Gelegenheiten, ganz verschiedene Anlagen zu hören. Wenn ich dabei etwas verinnerlicht habe, dann ist es die Regel, dass es keine Regeln gibt. Ich habe superteure, aber völlig uninspirierende Ketten gehört. Aber auch sehr preisgünstige Anlagen, mit denen man sofort auf die einsame Insel gehen könnte.

Deshalb mein Tipp: Probieren Sie einfach alles aus!

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