Ratgeber

Unsichtbare Lautsprecher

26.3.2010 von Redaktion connect und Raphael Vogt

purSonic baut Lautsprecher, die man als HiFi-Enthusiast nicht für möglich hält: Sie werden eingemauert und machen unsichtbar angenehme Musik.

ca. 3:25 Min
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Manchmal bilden sich sehr fruchtbare Allianzen, indem sich zwei Partner mit extrem unterschiedlicher Herangehensweise perfekt ergänzen. Im Falle purSonic ergab sich das aus dem Isolier- und Baustoff-Hersteller puren GmbH und dem Elektronikkonzern Siemens. Letzterer suchte vor gut zehn Jahren einen Hersteller von Flachmembranen für die Pläne, einen Hightech-In-Wall-Lautsprecher zu entwickeln. Aus der Kooperation entsprang das puren-Tochterunternehmen purSonic (88662 Überlingen, 07551/8099-155, www.pursonic.com), das nun die Lautsprecher weiterentwickelt und erfolgreich vermarktet, obwohl Siemens schon vor Jahren ausschied.


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Die purSonic Soundboards, wie die unsichtbaren Lautsprecher heißen, vollbringen für HiFi-Lautsprecherchassis quasi Undenkbares. Sie werden eingemauert und funktionieren trotzdem, der Antrieb bringt ganze Mauerteile in kontrollierte Schwingung, selbst eine geflieste Wand kann plötzlich Musik spielen - und zwar, so konnte sich stereoplay vor Ort überzeugen, ganz und gar nicht schlecht. Das Geheimnis dahinter: eine Kombination aus der Lautsprechersorte "Biegewellenschwinger" (NXT), besonders cleveren Antrieben (Exciter) dafür, einem Sandwich-Membranmaterial, einer extrem kompakten, effizienten Dämmung und einer individuellen Entzerrung.

Know-how aus dem Bau

Das Interessante ist die Herangehensweise von purSonic an die Integration der Lautsprecher, denn da können die Experten vom Bodensee ihre Erfahrung aus der Bauakustik voll einsetzen. Verbaut man nämlich ein Soundboard in einer Wand, wird dieses fester Bestandteil der Mauer. Gipste man es einfach ein, dann spielte anschließend das gesamte Bauwerk, und das auch beim Nachbarn, der sicher lieber seine eigene Musik hören möchte. Aber die Mannschaft von purSonic-Chef Wolfgang Schlott entwickelte clevere Einbaurahmen und Isolationen, die den rückwärtigen Schall und auch die Übertragung der Schwingungen über den Rand des Soundboards hinaus effizient mindern.

So schwingt nur ein eng begrenzter Bereich der Wand, und drum herum bleibt es still. Dabei benötigen die Soundboards keine großen Höhlen in der Wand, vielmehr genügen schon 30 Millimeter Tiefe. Wie jeder andere Lautsprecher mit einer Membran arbeitet auch das 5 mm starke NXT-Panel als Dipol. Der Platz dahinter muss gerade mal ausreichend tief sein, um das Board, den Exciter und eine knapp zwei Finger dicke Schicht des hocheffizienten, breitbandigen Dämmmaterials Basotect aufzunehmen.

Schlott berichtet sogar von antiken Holzvertäfelungen, hinter denen heute purSonic-Lautsprecher ihre Dienste verrichten; der alte Hohlraum zwischen Mauer und Holz reichte bereits aus, und dem Denkmalschutz war Genüge getan.

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"Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!" purSonic-Chef Wolfgang Schlott "zeigt" die verbauten Soundboards hinter Putz.
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Biegewelle statt Kolbenhub

Das eigentliche Soundboard besteht aus einer Polyurethan-Sandwich-Flachmembran. purSonic bietet Größen von etwa Postkarte bis über einen Quadratmeter an. Das Material zeichnet sich neben seiner Beständigkeit und Robustheit akustisch durch seine extrem hohe Schallschnelle aus. Und die braucht es, um die Antriebskraft des Exciters möglichst simultan umzusetzen.

Ein weiterer Vorteil: Die Membranen lassen sich auf der Baustelle mit einem simplen Teppichmesser gegebenenfalls noch zuschneiden, um beispielsweise eine Dachschräge optimal zu nutzen. Für maximale Kraftübertragung kommen die Soundboards wahlweise mit einem Haftgrund beschichtet, denn ein gutes klangliches Ergebnis hängt von der einer maximal großflächigen Anbindung der Membran ab, beispielsweise an den Putz.

Der Exciter wird großflächig auf die Membran geklebt. Der Antrieb ist eine spezielle Ganzmetall-Variante des NXT-Exciters von Elac, exklusiv für purSonic gefertigt. Er erreicht einen breiten Frequenzgang und lässt sich dank seiner 8-Ohm-Schwingspule mit praktisch jedem herkömmlichen HiFi-Verstärker problemlos antreiben. Doch je nach Oberfläche und Einbauort kann sich der Frequenzgang recht dramatisch verbiegen. Im Heimkinobereich machte purSonic gute Erfahrung mit den integrierten Entzerrerlösungen wie Audyssey. Für alle anderen Anwendungen empfiehlt sich ein Amp mit Entzerrung, wie ihn purSonic als Systemverstärker anbietet. Der leistet je nach Ausbaustufe bis zu 4 x 80 Watt, beinhaltet A/D- und D/A-Wander mit 96 kHz / 24 Bit und entzerrt mit frei programmierbaren FIR und IIR-Filtern. Zudem lassen sich mehrere Systemverstärker vernetzen, mit je 10 Presets für verschiedene Einsätze vorprogrammieren und das Ganze per übersichtlicher PC-Software konfigurieren und steuern.

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Auch wenn die Soundboards bereits pur gut funktionieren, sollte für Musikwiedergabe eine Entzerrung eingeplant und vom Fachmann durchgeführt werden.
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Des weiteren arbeitet purSonic mit dem Allgäuer Hersteller DeToma zusammen, der erstaunlich kompakte und dennoch leistungsfähige Endstufen mit digitaler Entzerrung anbietet, die sich auch nahtlos in B&O- und Bose-Netzwerke integrieren lassen.

Der Klang: rund und warm

Im Überlinger Demoraum konnten sich die Tester überzeugen, dass die Soundboards tatsächlich prima Musik machen, hinter Putz und Farbe, Tapete oder Fliesen, hinter einem Teppich und einer Fahrstuhlwand aus Messingblech, als frei stehendes Element und sogar als klingender Spiegel. Der Klangeindruck genügt sicher keinem echten High-End-Anspruch, überraschte aber mit einem durchweg warmen Timbre, etwas zurückhaltender Präsenz und ausreichend feinen Höhen. Sicher, die verbauten Panels sind keine Auflösungswunder, klangen aber nie harsch, und die größeren NXTsspielten auch ohne Subwoofer mit erstaunlichem Pegel und ausreichend Tiefgang. Das macht die Soundboards tauglich als unsichtbare "Boxen" neben dem Flachbildfernseher, verborgene Surroundstrahler, witterungsbeständige Terassen- oder wasserfeste Badbeschallung - praktisch eben für jede größere Oberfläche, die gerne ein Lautsprecher wäre.

Bilder und nähere Beschreibungen finden Sie in unserer Bildergalerie.

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