Ratgeber

Surround - Director's Cut

6.3.2010 von Redaktion connect und Raphael Vogt

Es ist kein Hexenwerk, praktisch jede Aufnahme auf bis zu 7.1 Kanäle aufzublasen. stereoplay erklärt, wie es funktioniert und welche Vorteile es bietet.

ca. 3:10 Min
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Echten Highendern stehen die Haare zu Berge, erwähnt man auch nur, man habe eine CD (schlimmer noch: eine LP) in Surround wiedergegeben. Das kann aber in einem guten Heimkino echte Vorteile bringen. Ein guter Decoder fügt der Musik nichts hinzu, und er nimmt auch nichts weg, er verteilt nur das vorhandene Signal und verwendet dafür die gleichen Beziehungen aus Phase und Pegel des Klangereignisses, mit denen auch das Gehirn zur Raumabbildung arbeitet, nur eben mathematisch quasi perfekt.


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Der verbreitetste Decoder ist auch klanglich einer der besten, und der universelle "Music"-Modus kommt mit fast jeder Aufnahme klar.
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In der Folge verteilt sich das Signal auf mehr Verstärker und Lautsprecher, die jeweils weniger Information und Pegel verarbeiten müssen und daher leichteres Spiel haben. Dafür stimmt nun die räumliche Abbildung physisch genauer - das Gehör hat es leichter, Präzision und Dynamik steigen.

Im Gegensatz dazu fügen Klangfeldprozessoren, die meist "Stadion", "Jazz-Club" oder ähnlich heißen, der Aufnahme künstlichen Raumanteil zu. Nein, es geht um die Algorithmen, die lediglich das vorhandende Signal umverteilen. Aktuelle Surround-Decoder vollbringen im Vergleich zu früheren Varianten wahre Wunder. Zu dieser Gruppe gehören Dolby Pro Logic II, Neo6, Logic7, Circle Surround II und Neural Surround. Beispielhaft soll die Produktfamilie von Dolby erklärt werden, die sich in jedem Surroundverstärker wiederfindet, und davon die Decoder Pro Logic II und Pro Logic IIx, gerne PL II und PL IIx abgekürzt. PL II erzeugt 5.1 und PL IIx bis zu 7.1 Kanäle, und beide bieten je einen "Movie"- und den "Music"-Modus. Die klanglichen Ergebnisse alter ProLogic-Decoder (ohne "II") sind vergleichsweise bescheiden.

 

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Der Matrix-Decoder von DTS erlangte nie Popularität, verbreitet sich nur durch die Zwangsverbandelung mit DTS-Digitalton.
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So funktioniert's

Die Funktionsweise ist eigentlich simpel, aber die Umsetzung komplex. Hören wir eine 2-Kanal-Aufnahme, etwa eine CD in Stereo, bilden sich zwischen den Boxen scheinbar Schallereignisse ab, etwa die Stimme des Sängers. Die positioniert unser Gehör dort, weil sie aus beiden Lautsprechern gleichlaut und gleichzeitig eintrifft. Genau so erzeugt der Decoder das Centersignal: Er positioniert dort alles, was er identisch aus dem linken und rechten Kanal erhält.

Ähnliches passiert mit der Darstellung von Raum. Was wir ungefähr gleichlaut, aber mit ungleicher Phasenlage aus den Stereolautsprechern hören, empfinden wir als Raum, und tatsächlich beinhaltet das den Hallanteil des Aufnahmeraums. Der Dolby-Algorithmus verlagert den ungleichphasigen Anteil der Signale in die Surroundkanäle.

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Schon seit Anfang der 90er Jahre kann Circle Surround 5.1-Kanäle aus Stereo extrahieren, und CS II kann das nun sogar mit 7.1.
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Stellt Pro Logic II dazu noch eine Korrelation zwischen dem linken oder rechten Frontkanal und dem Surroundsignal fest, verschiebt er die Balance des Raumanteils in den passenden Surroundkanal. Dies bewerkstelligt er übrigens einige tausend Mal pro Sekunde, und so kommt es, dass beispielsweise Applaus von einer CD erstaunlich plastisch und stereophon aus den Surroundkanälen klingt. PL IIx gewichtet zusätzlich noch eine Abbildung weiter seitlich, weiter hinten oder diffus über alle Surroundboxen.

ProLogic IIx kann darüber hinaus auch aus bereits mehrkanaligen Aufnahmen stets die vier Surrounds einer 7.1-Anlage nutzen. In diesem Falle entscheidet der Algorithmus an Hand der Pegel- und Phasenbeziehungen der Surrounds einer 5.1-Aufnahme, ob ein Signal eher seitlich oder eher hinten zu lokalisieren sei, und verschiebt es entsprechend. Dabei ist die Decodierung mit bereits für 6.1-Wiedergabe codierten Aufnahmen (Dolby EX, DTS-ES) kompatibel.

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Noch steht hier THX im Logo, nun erwarb DTS die Lizenz. Klingt mit entsprechend codierter Musik verblüffend authentisch.
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Bleibt noch die Frage, wieso es einen "Movie"- und einen "Music"-Modus gibt? Der Movie-Modus ist für Surround-codierte Inhalte bestimmt, decodiert stur nach Schema und erreicht so maximale Kanaltrennung. Der Music-Modus von Dolby passt sich permanent dem Inhalt an und erreicht damit maximale Kompatibilität, seine Kanaltrennung hängt von den Phasenbeziehungen der Aufnahme ab. Übrigens: Der UKW-Rundfunk benötigt für Stereowiedergabe ähnliche Voraussetzungen für seine Matrix - was sich gut sendet, decodiert auch Dolby wunderbar.

Zusätzlich lassen sich bei den meisten Verstärkern für den Music-Modus verschiedene Parameter an Geschmack, Anlage und Aufnahme anpassen. Alte Aufnahmen im Surroundmodus neu entdecken macht Spaß, probieren Sie es aus.

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