Ratgeber

Raumkorrektur-Prozessoren

10.4.2009 von Redaktion connect und Raphael Vogt

Die neuesten Equalizer richten nicht nur einfach Frequenzgänge, sie korrigieren auch Zeitfehler. stereoplay hat sich zwei Geräte mit persönlichem Service kommen lassen, den Audiodata AudioVolver II (5000 Euro) und den Audyssey Sound EQ (3000 Euro).

ca. 4:35 Min
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© Archiv

Erst seit wenigen Jahren reicht die Rechenleistung von DSPs und CPUs, um wirklich komplexe Berechnungen für Klangkorrekturen in hoher Auflösung und Präzision in Echtzeit umzusetzen. Entsprechend jung und noch teuer sind die Technologien, dies umzusetzen. stereoplay hat sich zwei Highend-Nachrüstsysteme demonstrieren lassen: den Audyssey Sound Equalizer und den AudioVolver II von Audiodata.

Den Beginn machte Hartmut Bayer, der den Audyssey Sound Equalizer brachte. Audyssey als Firma entstand 2002 als Spin-out einer staatlich finanzierten US-Forschergruppe, deren technologische Leitung kein geringerer als Prof. Tomlinson Holman inne hat, der unter anderem in den 80ern mit der Entwicklung der THX-Normen Heimkino im heutigen Verständnis erst ermöglichte.


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Audyssey Sound Equalizer: Das "EQ"-Zeichen ist der Bypass-Schalter.
© Raphael Vogt

Neben den "kleinen" Audyssey-Systemen, wie sie namhafte Surround-Verstärker in Lizenz nutzen, gibt es dieses Highend-Installerprodukt auch in symmetrischer Version. Es besitzt und verarbeitet 8 Kanäle via analoge Ein/Ausgänge und positioniert sich zwischen Vor- und Endstufen. Mit der per Laptop vernetzten Software MultiEQ Pro legt man fest, welchem Zweck welche der 8 Kanäle dienen, etwa 4x Stereo oder 7.1 oder 5.1 plus 1x Stereo.

Im Hörraum-Versuch testete stereoplay ein 5.1-Setup. Bayer  stellte die Mimik mit geeichter Mess-Vorverstärker/Mikrofon-Kombi auf und startete seine Mess-Serie, ähnlich, wie es auch die vollautomatischen Systeme handhaben. Bis zu 32 Hörplätze können so aufgenommen und sogar gewichtet werden. Als erstes Ergebnis spuckt die Software Vorgabedaten für die Konfiguration des Bassmanagements des Surroundverstärkers aus, die man tunlichst so eintragen und anwenden sollte. Daraufhin gibt das System eine Vorauswahl verschiedener Zielkurven nach klanglichen, psychoakustischen und Normen für Tonstudios et cetera zur Auswahl, mit aggressiveren und weniger heftigen Korrekturen, die gleich verwendet oder weiter editiert werden können, wie Bayer mit routinierten Mouseclicks demonstriert.

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Mit dem Messmikro erfasst und gewichtet Audyssey bis zu 32 Hörpositionen nacheinander.
© Raphael Vogt

Gesagt, getan: ein wenig mehr Wärme als neutral in die Wunschkurve, und dann bitte endlich Hören: 32 IIR-Filter plus Zeitkorrekturen für die 5 Hauptlautsprecher und 256 Filter alleine für den Subwoofer verfehlten sogar im akustisch mit Absorbern bereits stark neutralisierten Hörraum ihre Wirkung nicht. Obwohl hier keine besonders asymmetrische Aufstellung oder ausgeprägten Raummoden zu korrigieren waren - die Paradedisziplinen für Equalizer -, tat sich im Klangbild einiges. Wie die Amerikaner es fertigbringen, mit IIR-Filtern und einer Latenzzeit unter 10 Millisekunden die Gruppenlaufzeiten zu kompensieren, wird ihr Geheimnis bleiben; zu hören ist es offenkundig. Stimmen, die unkorrigiert etwas nuschelig und diffus übergroß im Raum standen, verloren ihren Sprachfehler und bildeten sich fokussierter ab.

Saxophon von der DVD-Audio "XXL" der Big Phat Band schien beim Abschalten der Korrektur förmlich in Einzelteile zu zerplatzen; ein Druck auf die große, rote "EQ" Taste, und es spielte wieder wie ein einziges Instrument. Überhaupt baute sich das gesamte räumliche und tonale Zusammenspiel viel eher wie aus einem Guss zusammen, während beim Zurückschalten auf Bypass eher einzelne Lautsprecher zu tönen schienen.

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Vom Computer keine Spur: Der AudioVolver handhabt sich für den Anwender so leicht wie ein D/A-Wandler mit wenigen Tasten.
© Raphael Vogt

Keine Frage, das war schon der Fortschritt, den man gerne haben möchte, und auch Bedenken, eine analog angeschlossene Digitalmimik in den Signalweg zu schleifen, zerstreuten sich angesichts der offenkundigen Klangfortschritte.

Ein paar Tage später traf Peter Schippers, der Kopf hinter dem Aachener Lautsprecherhersteller Audiodata, mit dem AudioVolver II ein. Auch der ist das Ergebnis langjähriger Forschung diverser Universitäten und Institute und wäre von einer kleinen Highendfirma nicht zu stemmen. So erwarb Audiodata die Vermarktungsrechte für den HiFi-Sektor und verpasste der Hard- und auch der Software mit seinem Know-how aus dem Boxenbau, der Psychoakustik und Highend-Elektronik den audiophilen Schliff.

So besitzt der AudioVolver II getrennte, großdimensionierte Netzteile für den integrierten Linuxrechner und die Audioelektronik, die der Studiotechnik entstammt. Das Erbe aus dem Studio macht sich in Form von XLR-Ausgängen und einem zweistufigen Groundlift gegen Brummstörungen bemerkbar. Zu stereoplay brachte Schippers noch das letzte Exemplar der ersten Serie; die neu ausgelieferte Hardware besitzt neben einem Paar Cincheingängen gleich drei Cinch-Digitaleingänge und einen Netzwerkanschluss für zukünftige Netzwerkplayer-Anwendungen.

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© Archiv

Wieder hieß es "erst mal messen", dieses Mal an einer Position, dem Haupthörplatz, wo sich das Mikrofon pro Kanal einen einminütigen Gleitsinus von 10 Hz bis 22,5 kHz anhört. Die Software "Acourate" analysiert hieraus den Frequenzgang, die Nachhallzeiten und die Sprungantwort der Lautsprecher. Letztere entlarvt die Konstruktion der verwendeten Lautsprecher Elac FS 68 mit zügig reagierendem Hochtöner, leicht verzögerndem Mitteltöner und gut sechs Millisekunden anlaufendem, invertiertem Tieftöner-Duo - ein typisches Bild für einen Mittelklasselautsprecher. Die Software berechnet nun eine Korrektur für den Frequenzverlauf sowie die Sprungantwort und berechnet dafür ansonsten manuell unbeherrschbare 64_000 (in Worten: vierundsechzigtausend) FIR- und IIR-Filter pro Kanal. Die Dublette mit den IIR-Filtern benötigt man für kurze Latenzzeiten - circa 6 Millisekunden - für Videoanwendungen, um Bild und Ton synchron zu halten, auch wenn die Sprungantwort dabei nicht korrigiert werden kann.

Die FIR-Filter machen aus dem Lautsprecher eine im Rahmen seiner mechanischen Möglichkeiten ideale Box mit perfektem Impuls- und Phasenverhalten. Für diese Berechnungen benötigt allerdings sogar die schnelle CPU des AudioVolvers II volle 600 Millisekunden.

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© Archiv

Auch die Acourate-Software ermöglicht nach einer nüchtern-neutralen Vorberechnung die Anpassung der Parameter an Raumsituation, Hörgewohnheiten und Präferenzen. Zwei Korrekturen lassen sich im AudioVolver II unterbringen und umschalten, etwa eine zum Laut- und eine zum Ganzleisehören. Den Datentransfer zum AudioVolver erledigt ein simpler USB-Speicherstick.

Was dann zu hören war, hielt die Versprechungen durchaus: Wieder verloren Stimmen ihr leichtes Lispeln, gewannen Instrumente an Kontur, Körper und Abbildung. Interessanter Weise war bei Soloinstrumenten der Effekt gar nicht so groß, bei breitbandigen, komplexen Arrangements aber unüberhörbar, wenn etwa bei Quincy Jones' "Birdland" von der CD "Back On The Block" plötzlich Ordnung und Fokus, Tiefe und deutlich mehr musikalischer Fluss in die Band kam. Je länger die Tester hörten, desto spürbarer wurde dieser Effekt, und desto grausiger klang es im Bypass-Modus. Die Qualitätssteigerung der perfektionierten Sprungantwort mit den FIR-Filtern war faszinierend; die nur den Frequenzgang entzerrenden IIR-Filter des Video-Modus wirkten immerhin noch halb so positiv.

Fazit:

Audyssey Sound Equalizer und Audiodata AudioVolver II können mehr als nur den Frequenzgang geradebiegen: Sie verbessern mit Korrekturen auf der Zeitachse die Musikalität und die Abbildung erheblich.

Allerdings sind die Systeme so komplex, dass man ihre Justage dem Fachmann mit seinem Messequipment und seiner Erfahrung überlassen muss. Daher kann man beide auch nur zusammen mit dieser Dienstleistung erwerben. Für den Einsatz dieser Systeme sprechen die klanglichen Ergebnisse und vor allem die Kontrolle darüber.

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