Selbstgebaut

Ratgeber Media-Server

4.1.2010 von Redaktion connect und Jörg Witzsch

Ein selbstgebauter RipServer unter dem Weihnachtsbaum? Kein Problem mit diesem stereoplay-Ratgeber - vom "Aufbohren" des Heim-PCs bis zum kompletten HomeServer.

ca. 8:05 Min
Ratgeber
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  1. Ratgeber Media-Server
  2. Schritt 1: Die Server-Hardware
  3. stereoplay - schon gehört: Linn Majik DS I
  4. Schritt 4: Dateipflege vor & nach dem Rippen
  5. Schritt2: Die Server-Software
  6. Schritt 3: Ripping-Software
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© Archiv

Chestnuts roasting over open fire" - wie wär's, wenn Sie diesen Weihnachts-Klassiker von Mel Torme und Bob Wells vor echtem (oder von DVD abgespieltem...) Kaminfeuer nicht von Platte oder CD, sondern vom selbstgebauten Musikserver hören, über einen Netzwerkplayer, den Sie sich selbst zu Weihnachten geschenkt haben? "Gute Idee" sagen Sie, "aber wie mach ich's?" Wie Sie Maroni rösten, finden Sie auf der Seite www.chefkoch.de , das Rezept für den Musikserver-Selbstbau jetzt und hier in stereoplay.

Natürlich gibt es auch komplett vorkonfigurierte Server, meist auf Linux-Basis mit einer passenden Twonky-Installation. stereoplay geht diesmal allerdings einen anderen Weg: Wir schlagen Ihnen vor, auf den Windows Home Server zu setzen, sozusagen eine Art "Windows XP" speziell für Serveranwendung. Dazu: passende Hardware und das Ganze so angelegt, dass auch Leser, die nur ihren Heim-PC "aufbohren" wollen, diesen Ratgeber ebenfalls nutzen können.


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Schnell, ausbaufähig und anschlussfreudig: der SQA 5 H.
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Schritt 1

Damit sich der Selbstbau-Aufwand in vertretbaren und nachvollziehbaren Grenzen hält, empfehlen wir Ihnen bereits zusammengebaute Hardware. Acer zum Beispiel bietet mit dem H 340 ein interessantes Einsteiger-Gerät, das bei stereoplay-Redakteuren zu Hause schon zur vollen Zufriedenheit funktioniert. Dennoch haben wir uns hier für ein etwas teureres Modell entschieden, den SQA 5 H 2000 von TranquilPC (ab 650 Euro, Vertrieb: Serverstudios Kolbe ).

Egal ob Acer oder TranquilPC: das Betriebssystem Windows Home Server, kurz WHS, ist schon vorinstalliert und muss nur noch nach einer leicht verständlichen Anleitung fertig konfiguriert werden.

Hier wird der Server-Laie zum ersten Mal mit einer Besonderheit von WHS konfrontiert: Ein solcher Server hat weder Tastatur noch Maus und Bildschirm - "headless", "kopflos" nennt das der Fachmann.

Schritt 2

Die Konfiguration von WHS geschieht über einen Laptop oder PC, der über einen Router im Heimnetzwerk drahtlos oder per Ethernet-Kabel auf WHS zugreift. Da Sie für Netzwerk-HiFi ohnehin einen Router und eine entsprechende Netzwerk-Infrastruktur benötigen, stellt diese "Kopflosigkeit" kein Hindernis dar. Übrigens: ein Windows Home Server eignet sich auch perfekt als "Datentank" für die ganze Familie: Egal ob Bilder, Dokumente, Videos oder andere Daten - nichts muss mehr doppelt oder dreifach gespeichert werden, sondern ist zentral verfügbar. Eine Benutzerverwaltung stellt sicher, dass Daten mit Namen und Passwort geschützt werden können.

Als nächstes machen Sie Ihren Windows Home Server fit für Audiostreaming - mit einem Windows-tauglichen Audioserver-Programm. Twonky hat eine lange Tradition, hat sich aber leider in den letzten Jahren nicht auf die wichtigen Ansprüche von Musikliebhabern eingelassen und ist im Funktionsumfang deutlich hinter die Konkurrenz zurückgefallen. Das derzeit beste Audio-Server-Programm auf dem Markt: Asset uPnP von dBpoweramp (www.dboweramp.com​ ).

In der Grundversion kostenlos, empfiehlt stereoplay Ihnen die registrierte Bezahlvariante (16 US-Dollar). Internetradio und spezielle Playlistfunktionen sind dann auch nach der 30-Tage-Testphase nutzbar. Fürs Rippen Ihrer CDs bleiben wir in der Familie und empfehlen die Rip- und Konvertiersoftware dBpoweramp Reference R 13 (36 Dollar).

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Die Konfigurationsoberfläche der WHS-Installation.
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Sie bietet gegenüber dem kostenlosen und ebenfalls sehr guten EAC (www.exactaudiocopy.org , Konfigurationstipps unter www.stereoplay.de ) die bessere Abfrage der so wichtigen Metadaten ("Tags") über vier Datenbanken, darunter die professionellen Anbieter AMG und GD3. Von Künstler, CD-Titel, Cover bis hin zu Genre- und sogar Stil-Einordnung (z. B. "adult contemporary singer/songwriter") haben die Profis gegenüber der kostenlosen "freedb"-Datenbank die Nase vorne. Nach einem Jahr werden zwar weitere 5 US-Dollar für diese Dienste fällig - die Investition zahlt sich aber aus!

Asset uPnP kommt (wichtig!) in der WHS-Installationsvariante auf den SQA 5 H. Jetzt lernen Sie zum ersten Mal die "Windows Home Server Konsole" kennen: Damit greift Ihr PC auf den Server zu, und damit starten Sie auch die Installation und Konfiguration von Asset uPnP.

Keine Angst: Auf der Webseite von dBpoweramp findet sich direkt neben dem Download-Link für Asset uPnP ein weiterer Link zu einer gut illustrierten Anleitung - auch hier zeigt sich wieder, wie benutzerfreundlich WHS programmiert worden ist. Die Rip- und Konvertiersoftware dBpoweramp Reference R 13 allerdings installieren Sie direkt auf Ihrem PC bzw. Laptop. Dort rippen und konvertieren Sie ihre CDs und kopieren Sie anschließend über das Netzwerk in den Musik-Ordner Ihres Windows Home Servers.

Für Fortgeschrittene ist es durchaus möglich, Reference R 13 auch direkt auf dem HomeServer zu installieren (per "Remotedesktop") und an diesen über USB ein externes CD/DVD-Laufwerk anzuschließen - Rip- und Konvertieraufgaben würden dann vom PC/Laptop nur noch "ferngesteuert". Da fehlt dann doch eigentlich nur noch wenig zur vollautomatischen Variante, bei der Sie wie bei der stereoplay-Referenz RipNas die CD ins Laufwerk schieben, und der Rest geht von alleine? Dieses RipNas Essentials inklusive speziellem Rip-Laufwerk bleibt leider Käufern aus England, USA und Kanada vorbehalten...

Für Sie hat der Weg über Reference R 13 aber einen unschätzbaren Vorteil - Sie haben damit auch gleich die hochklassige Audio-Konvertiersoftware von dBpoweramp komplett mit an Bord. Und die Erfahrung hat gezeigt, daß die "Handarbeitsvariante" oft genug große Vorteile mit sich bringt: Manchmal werden selbst von den Profidatenbanken CDs nicht oder falsch erkannt, und beim noch folgenden "Tagging" ist eine gut überlegte und überprüfte Dateneingabe für die spätere Katalogisierung deutlich vorteilhafter als vollautomatisches Rippen.

Schritt 3

Der jetzt folgende Abschnitt ist auch für diejenigen stereoplay-Leser nützlich, die Ihre CDs "nur" für den iPod oder die Wiedergabe per Computer und Soundkarte rippen wollen.

Einer der Vorteile, den Ihnen dBpoweramp Reference R 13 bietet, sind die hervorragenden Rip-Funktionen. Hervorzuheben ist vor allem die "Secure-Rip" Option. Hier wird mit diversen technischen Mitteln versucht, Ihre Audio-CDs bitgenau auszulesen. Zunächst wird ein erster, durchgängiger Rip des jeweiligen Tracks mit der "Accurate Rip"-Internet-Datenbank verglichen. In ihr sind die Ripping-Ergebnisse anderer Nutzer gespeichert. Stimmen diese Daten überein, heißt das: "Rip perfekt". Da der Lesekopf des CD-Laufwerks dabei nicht wie z. B. bei EAC permanent hin und her springen muss, ist das eine für das Rip-Laufwerk sehr schonende und vor allem schnelle Prozedur.

Bei unterschiedlichen Pressungen oder Fehlern auf der CD werden stufenweise weitere Auslesemodi hinzugeschaltet, in der Sektionen bis hinunter zu kleinsten Einheiten mehrfach gelesen und miteinander verglichen werden ("secure rip"). Auch so kann - selbst ohne Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Rips - noch eine 1:1 Kopie sichergestellt werden. Ein Verfahren, das EAC eingeführt und das sich weltweit bewährt hat. Bei noch gröberen oder nicht mehr korrigierbaren Fehlern können Sie selbst entscheiden, ob Sie die CD oder den Track mit nicht 100-prozentiger Genauigkeit abspeichern wollen.

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Einige Konfigurationspunkte von dBpoweramp im Detail: die "secure rip"-Optionen und die Einstellungen für das Leselaufwerk - dBpoweramp erkennt sie teils automatisch.
© Archiv

Schritt 4

Haben Sie das Rip-Laufwerk richtig konfiguriert und sich entschieden, in welchem Format die gerippten Dateien auf den Computer kommen sollen (stereoplay empfiehlt Ihnen Flac oder Apple Lossless), kommt ein Schritt, der für die spätere Verwaltung der Daten unabdingbar ist: das "Tagging". Für die technische Qualität des Rips ist er nicht mehr ausschlaggebend, Freeware wie EAC würde uns bis hierher ähnlich gute Ergebnisse liefern.

Beim "Tagging" werden die gerippten Dateien mit entsprechenden Informationen über Interpret, Titel etc. versehen. Diese werden in den Dateien selbst abgespeichert - im Prinzip trägt also jede Datei jetzt ein eigenes Inhaltsverzeichnis mit sich. Bei dBpoweramp funktioniert sogar das Tagging von WAV-Dateien, das bislang nicht möglich war. Egal, ob Sie sich also zum Abspeichern Ihrer Musik für WAV, FLAC oder Apple Lossless entscheiden, dBpoweramp kann Ihnen in Verbindung mit Asset uPnP immer genau sagen, was sich hinter dieser Musikdatei verbirgt.

Aber nur, wenn Sie von Anfang an möglichst viele Informationen einpflegen, werden Sie später erfolgreich Ihre Musiksammlung durchsuchen können. CD-Titel, Song-Titel und Künstler sollten Ihnen also nicht genügen - irgendwann werden Sie wissen wollen: Wer hat diesen Titel noch gesungen, wer hat das Libretto zu dieser Oper geschrieben, wer ist der Originalinterpret dieser Coverversion, welches Orchester spielt unter welchem Dirigenten diese Sinfonie?

dBpoweramp hat mit seiner vierfachen Datenbank-Abfrage den Vorteil, dass eine Vielzahl an wichtigen Metadaten bereits geliefert und gespeichert wird. Überprüfen Sie aber die Vorschläge von dBpoweramp; Falsches oder Fehlendes sollten Sie vor dem Rip in den entsprechenden Feldern manuell beheben.

Alles, was sie jetzt erledigen, nutzt Ihnen später. Anfangs werden Sie sich sicher etwas intensiver mit den vielen Optionen von dBpoweramp beschäftigen müssen. Sehen Sie's als Investition für später, sonst kommt irgendwann der Punkt, an dem Sie erkennen, daß Ihnen wichtige Informationen fehlen - hunderte von Songs nacharbeiten macht nicht wirklich Spaß...

Letzte Konfigurationsarbeit: Sie legen fest, wo die Dateien gespeichert werden. Sprich: Sie überlegen sich eine Dateistruktur. Bewährt hat sich: ein Ordner "Album-Interpret", darin ein Unterordner "Album-Titel". In ihm die einzelnen Songs im Format CD-Nummer - Titelnummer - Songtitel. Klassikfans sei geraten, Alben nach Komponisten zu sortieren und Unterordner für Interpret und Album zu schaffen. Für Filmmusik, Musicals oder Hitparaden-CDs hilft ein extra "Compilations"-Ordner (Tipps, wie Sie das automatisieren, gibt es im Forum von www.dbpoweramp.com ). Diese Ordnung hilft Ihnen, Dateien auf dem Computer wiederzufinden, für das spätere Abspielen im Musikserver ist sie unerheblich - Asset uPnP findet Titel nicht nach einer Dateistruktur, sondern über die in den Dateien abgespeicherten "Tags".

Nach all dieser Vorarbeit rippen Sie Ihre erste CD und kopieren die Daten übers Netzwerk auf den Server. Sofort beginnt Asset uPnP anhand der gespeicherten Tags mit der Katalogisierung. stereoplay-Empfehlung: Rippen Sie CDs auf die Festplatte im PC. Erst danach übertragen Sie alle Dateien auf den HomeServer - das ist sicherer, schneller und macht Asset-uPnP die Katalogisierung leichter.

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© Speichernutzung immer im Blick - hier bei einem mit 4x1 TB bestückten Windows Home Server.

Um die Musik-Dateien dann abzuspielen, benötigen Sie ein letztes Stückchen Software, über die Sie die Musik auswählen und die diese Information an Netzwerkplayer und Server weitergibt. Beispiel Linn: "Kinsky Desktop" ist ein kostenloses Programm, das Sie auf PC/Laptop installieren (Spezialversion für PocketPCs und bestimmte Handies in Entwicklung, www.linn.co.uk ). Oder, falls Sie einen iPod Touch oder ein iPhone besitzen: Sogenannte Apps wie "Songbook", "Plugplayer" oder "Kollector" übernehmen dann diese Steuerfunktion.

Asset uPnP arbeitet aber auch mit vielen anderen Netzwerkplayern und Steuersoftware zusammen - wichtig ist nur, dass diese  den sogenannten "uPnP-Standard" unterstützen.

Genau jetzt werden Sie auch merken, wie wichtig Ihre gut gepflegten "Tags" sind: Bei der Musikauswahl wird Ihnen Asset uPnP über "Kinsky" oder "Songbook" verschiedenste Such- und Sortierungsmöglichkeiten anbieten. Einfache - geordnet nach Album oder Interpret - oder aufwendige - nach Genre, Komponist, Orchester oder Stil. Das Gute bei Asset uPnP: Diese "Suchbäume" können Sie selbst mit einfachen Klicks anpassen. Und: Wenn Sie als Asset-Profi voll vertraut sind mit dem Programm, können Sie sogar Ihre ganz individuellen Tags kreieren und durchsuchen - vielleicht sind Aufnahmeort oder Toningenieur für Sie wichtig, oder Sortierung nach Solo-Instrument?

Aber schon in der Grundinstallation werden Sie einen Punkt namens "Style" finden: Unter dem Stichwort "Holiday" oder "Christmas" sind dann auch die auf dem offenen Feuer röstenden Maroni zu entdecken- viel Spaß mit den "Chestnuts roasting over open fire" und Ihrem selbstgebauten Audioserver!

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