Welcome to the Machine

Die Automobile des Pink Floyd Drummers Nick Mason

5.5.2014 von Stefan Schickedanz

Er spielte mit Pink Floyd in Pompeji und er startete bei den 24 Stunden von Le Mans auf einem Rennwagen-Klassiker: Nick Mason, der Drummer der Supergroup, die mit "The Endless River" im Oktober ein neues Album veröffentlicht, erlebte, wovon andere nur träumen können. Trotzdem erwies sich der Brite als charmanter Gastgeber, als wir ihn dort trafen, wo er sich mittlerweile am wohlsten fühlt: Inmitten seiner Sammlung von über 40 Ferrari, Maserati und Aston Martin.

ca. 7:55 Min
Ratgeber
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Pink Floyd Drummer Nick Mason
Pink Floyd Drummer Nick Mason
© Harmann (Foto: Benjamin Pichelmann)

Aus dem guten Dutzend Lautsprechern des 1.280 Watt starken JBL Pro Sound-Systems des Ferrari FF ertönt die remasterte Version des Pink-Floyd-Klassikers "Echos". Der hat Überlänge - genau wie die Fahrt raus aufs Land nach Süd-West-England zum abseits gelegenen Fuhrpark von Nick Mason. Das passt perfekt in jeder Hinsicht. Nach einer stundenlangen Odyssey im Linksverkehr mit einem Rechtslenker aus Maranello geht es weiter im Takt mit Pink Floyd und Ferrari - nur ein paar Nummern bombastischer. Nick Mason war der Schlagzeuger der vielleicht bedeutendsten Supergroup des 20. Jahrhunderts.

Nachdem Pink Floyd 1973 mit "The Dark Side Of The Moon" ein Weltbestseller- Album vergönnt war, konnte sich der talentierte Mr. Mason seinen Traum vom Rennenfahren erfüllen. Allerdings gelang es ihm nie, sich auf ein bestimmtes Auto festzulegen. So entstand nebenbei eine der imposantesten Autosammlungen auf diesem Planeten mit etlichen Ferrari-Meilensteinen wie dem 62er 250 GTO, dem teuersten Auto überhaupt. Autosammler: Das Wort hört er nicht gerne. Sollte dem angenehm leger auftretenden Besserverdiener dennoch etwas womöglich Missverständliches in Richtung Sammeln herausrutschen, was angesichts von über 40 legendären Sportwagen schon mal vorkommt, folgt postwendend eine Art vorauseilender Rechtfertigung. Mason lässt den Racer raushängen: "Jedes meiner Autos fährt Rennen", womit er ganz in der Tradition seines Vaters steht, der ihm auch seinen würdevoll gealterten Kompressor-Bentley vermachte.


Blick in die Autosammlung von Nick Mason
Any Colour you like: Im Hangar von Nick Mason parken automobile Pretiosen der Rennsportgeschichte.
© Harman (Foto: Benjamin Pichelman)

Wie sehr dem Briten diese feine, aber essenzielle Unterscheidung am Herzen liegt, verdeutlicht exemplarisch der Beginn seiner gemeinsam mit dem Rennfahrer Mark Hales veröffentlichten Liebesgeschichte "Passion for Speed", in der er seinen bedeutendsten Auto-Schätzen huldigt. "Ich versuche generell, das Wort ,Sammlung' zu vermeiden, um meine Autos zu beschreiben. Es klingt zu sachlich, zu leidenschaftslos", prangt dort gleich zu Beginn in fetten Lettern über der Einleitung. Ja, da blitzt er kurz zwischen den Zeilen auf, der nonkonformistische Rockstar. Ansonsten kommt der zurückhaltende, ergraute Gentleman eher wie eine Schauspielgröße, wenn nicht sogar wie der Bruder von Michael Caine herüber.

Kaum vorstellbar, wie alles anfing: Zottelige, lange Haare, seitlich heruntergezogener Porno-Balken, verschwitzte Unterhemden, psychedelische Klänge, wilde Trommelsoli - und wenn man Dokus über die im Londoner Underground groß gewordene Band betrachtet, waren im Umfeld von Pink Floyd auch immer Drogen im Spiel. Wenn man wie bei meinem letzten Besuch das Vergnügen hatte, mit ihm zu speisen und angeregt Benzin zu reden, ist man bei Dokus über die frühen Jahre, wie sie unlängst auf Arte liefen, versucht zu denken: "Aber sicher nicht der Nick, der war bestimmt ein braver Junge. Und wenn, dann hat er garantiert nicht inhaliert..."

Hippie-Look und Porno-Balken war gestern

Wenn er Freunden die alten Fotos aus den 60ern und 70ern zeigt, dürfte dem rüstigen 70-Jährigen ähnliches Gekicher blühen, wie den meisten von uns, wenn sie ihren Führerschein vorzeigen. Nur dass er sich genau in diesem Hippie-Look als Rockheroe in unser kollektives Gedächtnis gebrannt hat. Das lässt den Charakterkopf heute nicht einfach älter wirken wie die Opas von den Rolling Stones oder seinen Bandkollegen, den Gitarristen David Gilmour, mit dem er gerade am ersten Pink-Floyd-Studioalbum seit 20 Jahren bastelt. Titel: "The Endless River". Heute wirkt Mason selbst an den Drums wie ein komplett anderer Mensch, der allerdings selbst sportlich elegant gekleidet noch immer eine besondere Aura ausstrahlt - wenn auch nicht unbedingt die eines Rockstars.

In einer Zeit, in der Berühmtsein zum Selbstzweck verkommen und oftmals völlig losgelöst von jeglicher Leistung ist, wirkt einer wie Nick gleich mehrfach überzeugend. Er trommelte sich unter Abwesenheit von Casting Shows, YouTube oder Facebook vom Architekturstudium durch die Clubs nach oben, gibt inzwischen perfekt den Gentleman, glänzt durch unterkühlten britischen Humor, brilliert als Connaisseur exquisiter Automobile. Man nimmt ihm unbesehen ab, dass er auf der Rennstrecke schnell unterwegs ist. Zudem wirkt es nicht ganz so schnöselig, wenn er unbekümmert erklärt, dass du praktisch alles an einem Auto reparieren kannst, solange es nicht auf dem Grund des Meeres liegt. Deshalb seien auch die Versicherungsprämien für Rennen in Übersee so teuer, weshalb er inzwischen mit der Teilnahme an Festivals wie Pebble Beach hadert. Dagegen bedeute nicht einmal ein Feuer das endgültige Aus für einen Klassiker. Er weiß, wovon er redet. Schließlich besitzt er den Ferrari 512S aus dem Rennfahrer-Epos "Le Mans" mit Steve McQueen. Der mit einem 5-Liter-V12 bestückte Wagen gammelte nach einem Feuer bei den Dreharbeiten acht Jahre in Paris vor sich hin, bevor ihn Mason kaufte und in Stand setzte.

Bildergalerie

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Welcome to the Machine

Die Automobile des Pink Floyd Drummers Nick Mason

Die Autosammlung von Pink Floyd Drummer Nick Mason birgt viele Meilensteine von Ferrari über Maserati bis Bentley. Wir besuchten Mr. Mason in seinem…

Diese Story höre ich beim zweiten Besuch bereits zum zweiten Mal. Eine witzigere Anekdote über ein weiteres Filmauto lässt er abermals aus. Die sollte dann bei einem anschließenden Abendessen in London der Star-Produzent Steve Levine ("Culture Club") zum Besten geben: Irgendwo in den unendlichen Weiten seiner Hangars auf einem ehemaligen Weltkriegsflugfeld im Herzen von Nirgendwo, die genaue Lage möchte Mason auch nicht in der Öffentlichkeit breittreten, hortet er ein uraltes Clown Car aus Stummfilm-Ära: Durch Prä-Digitale-Spezialeffekte kann es einige Karosserieteile auf Kommando abwerfen. Schade, dass ich das nicht eher wusste. Dann hätte sich Quick Nick auch die Frage gefallen lassen müssen, ob er es ernst meint, unbedingt mit jedem Auto auf die Rennstrecke zu gehen.

Miami Vice lässt grüßen

Trotz dieser verborgenen Ausnahme merkt man ihm an, dass die Rennleidenschaft nicht nur vorgeschobene Effekthascherei ist. An einem vermutlich unbezahlbaren Bugatti, dessen matte Lackierung eine gewisse Patina ausstrahlt, klebt noch Schlamm von einem Rennen, das wohl entweder im Kies- beziehungsweise Flussbett geendet haben muss, oder gleich auf unbefestigten Wegen stattfand. An einem weiteren, in der französischen Rennfarbe Hellblau gehaltenen Bugatti T35B von 1927 hängt noch der Lorbeerkranz am Kühlergrill. Vor allem aber prangen an vielen Wagen die Namen sämtlicher Damen der Familie Mason. Ehefrau Annette verewigte sich beispielsweise auf dem gelben, rennmäßig zurechtgetrimmten Ferrari 356 GTB/4 Daytona. Und wer sich in der Halle umsieht, stößt des Öfteren auf die Namen seiner beiden Töchter Holly und Chloe. Das muss man sich mal vorstellen. Viele Autonarren kriegen schon die Krise, wenn ihre bessere Hälfte mal die Alltagskutsche fahren will und er schickt seine Frau mit dem einige Millionen Euro teuren, aus der TV-Serie "Miami Vice" bekannten, Flitzer mit Vollgas auf die Piste. Den unbezahlbaren 250 GTO durfte sie auch schon scheuchen. Das sind dann die Momente, wo wir Normalos mal kurz schlucken und trotz aller Umgänglichkeit merken, dass wir einfach nicht annähernd auf Augenhöhe sind - und nie sein werden.

Ferrari Daytona from Nick Mason revving up

Quelle: Stefan Schickedanz
Ferrari Daytona from Nick Mason revving up

Trotz solcher Dämpfer bringt der stille Genießer dich dann wieder mit seiner jungenhaften Unbekümmertheit zum Grinsen. Etwa, wenn er mit britischem Understatement, beinahe ein wenig schüchtern wirkend erwähnt, dass er kürzlich überraschend ein verschollenes Auto wiederfand. Fast so wie einer von uns, der seine Brille verlegt hat. Ausgerechnet die Rennversion des McLaren F1 - er kostete bereits bei seiner Einführung als Straßenauto Mitte der 90er über 1,5 Millionen Mark - war verschwunden, aber offenbar kein Grund zur Panik. "Ich dachte, der wäre im Werk zur Überholung. Aber meine Tochter hatte ihn sich ausgeborgt. Dabei glaubte ich, sie hätte einen Alfa mitgenommen." Oder war es anders herum? Mason wirft beim Rundgang so schnell so viele skurrile Anekdoten ein, dass man kaum nachkommt, alle festzuhalten. Festhalten lassen sich auch nicht die Zeiger meiner Uhr, die mir sagt, dass ich schleunigst zurück nach London fahren muss, zum Abendessen mit dem nächsten Star, Steve Levine.

Nick Masons Ferrari Daytona
Welcome To The Machine: Nick Mason öffnete für NOBLE SOUNDS den Hangar mit seiner unglaublichen Autosammlung.
© Harman (Foto: Benjamin Pichelmann)

Ja, das sind die Luxussorgen, die eine solche Tour de Force mit sich bringt, weil uns Ferrari und UE-Riese Harman Gelegenheit geben wollten, die Produkte vom Tonstudio mit Studer, JBL und Soundcraft bis zur JBL-Pro-Anlage im Ferrari FF "im normalen Alltagsgebrauch" zu erleben. Klar, so ein Kurzbesuch in der Garage des netten Herrn Mason oder ein Abendessen mit Steve Levine sind für einen weitgereisten Journalisten fast so selbstverständlich wie die Sammlung, Pardon, der eigene Rennstall, für Nick Mason. Mehr noch: Der Sponsor liefert mir gleich noch eine Anekdote, einen Authentizitätsbeweis und einen Ausstieg für meine Story. Natürlich will ich zum Abschied noch wissen, was der Gastgeber über Super-Sound-Systeme im Auto denkt.

Gewöhnlich wäre jetzt mit einer PR-Sprechblase zu rechnen. Doch was macht Nick? Der erinnert höchstens an den ulkigen Italiener aus der berühmten Kaffee-Reklame "Aber ich habe überhaupt kein Audioradio. Das sind ja alles Rennwagen" Das war eben der geradlinige Mr. Mason. Dann folgt nach einer winzigen Denkpause der auf sympathische Art entrückte, bisweilen unfreiwillig witzige Nick: "Doch, in einem davon, (dem original belassenen modernen Ferrari 599 GTO) ist tatsächlich eine Anlage drin." Dabei runzelt er die Stirn und dreht die Augen nach oben, dass man ihm die dahinter stehende Gedächtnisleistung ansieht. Offenbar reitet der Sammler wider Willen auf einer anhaltenden Glückssträhne: Erst findet er mal eben zufällig einen kleinen McLaren-Rennwagen wieder und jetzt hat er in seiner über 40 Pretiosen umfassenden Sportwagen-Kollektion auch noch ein Exemplar mit Sound-System entdeckt. Wollte ihn auch schon bemitleiden, denn ich kann mir im Ferrari FF (für Mason ist er fast schon zu vernünftig) gleich "Money" und "Us And Them" von Pink Floyd in Beinahe-Konzertlautstärke ohne Nachbarn reinziehen. Jetzt müssen wir nur noch unseren Heimweg finden. Aber wie heißt es so schön: Der Herr gibt es den Seinen im Schlaf.

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