HiRes-Audio-Portale im Check

Hochauflösende Musik via Download und Streaming

19.11.2014 von Andreas Günther

Ist die Silberscheibe im Plattenschrank noch zeitgemäß? Millionen Songs und Alben sind als Stream und Download per Internet verfügbar. Ein Füllhorn - mit dem Trend zum immer besseren Klang. Wir geben eine Übersicht und haben 6 Portale getestet.

ca. 8:25 Min
Ratgeber
iTunes, Apple
iTunes, Apple
© Apple

Das ist nicht nur ein Trend: Hinter allen Download und Streaming-Musikdiensten steht ein gesellschaftlicher Wandel, dem man sich kaum entziehen kann. Der US-amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rifkin hatte das schon im Jahr 2000 erkannt und sein Buch "Access" genannt. Die Kernbotschaft: Besitz schwindet, Verfügbarkeit ist alles.

Die Grundideen von Jeremy Rifkin sind entscheidend dafür, wie wir mit Musik und dem Konsum überhaupt umgehen. Der moderne Mensch möchte alles "just in time" und wird dafür nach dem Prinzip "pay as you use" bezahlen. Wobei der Untertitel von Jeremy Rifkins Buch interessant wird: "Warum wir weniger besitzen und mehr ausgeben werden."

Sinn und Strategie

Die Musikindustrie hat ebenso ein Interesse an diesem Szenario wie der Anwender daheim und vor allem der moderne Anwender unterwegs. Der freut sich darüber, dass viele Tracks per Knopfdruck verfügbar sind. Zudem steigt die Lust am Finden neuer Lieblingsmusik - und man löst sich im besten Fall von den Grenzen des alten CD-Formats bei 44,1 Kilohertz und 16 Bit. Die Labels schließlich kommen ohne einen Hauptkostenfaktor aus: Die Vertriebskosten der CD vom Presswerk bis zur Ladentheke fallen weg. Mitunter übernehmen die Künstler auch selbst den Vertrieb ihrer Tracks.

Davon profitiert der Konsument: Es lohnt sich, auf den offiziellen Homepages seiner Lieblingsmusiker zu recherchieren. Manche Links führen zu Amazon, iTunes und den etablierten Download-Portalen. Doch gerade im Bereich der Klassischen Musik vertreiben manche Orchester die Mitschnitte ihrer jüngsten Konzerte auch direkt. Wie die Berliner Philharmoniker, die ihr eigenes Label gegründet haben.

Der Trend heißt Vielfalt

Der Haken: Die meisten Nutzer möchten möglichst ohne großen Recherche-Aufwand ein maximales Angebot von Musik verfügbar haben. Und wie so oft im High-End-Geschäft sind die Freunde der höchsten Auflösung eher in der Minderheit. Was iTunes für den großen Markt der Download-Musik ist und Spotify für die Abo-Stream-Dienste, ist im High-End-Sektor noch nicht wirklich etabliert.

Lothar Kerestedjian, der Besitzer von HighResAudio, bringt es auf den Punkt: "Für die großen Labels ist das Thema noch zu speziell." Andere sollen sich an die Pionierarbeit wagen - auch die Kunden selbst.

Im Bereich der hochauflösenden Musik gibt es verschiedenartige Angebote, verschiedene Preise und oftmals auch unterschiedliche regionale Spielregeln. Ein Paradebeispiel: hdtracks.com listet den berühmten Solti-"Ring" von der Decca auf, kurz vor der Ablage in den digitalen Warenkorb erscheint jedoch der Hinweis: "This product is not currently available" aufgrund von "region restrictions".

Das heißt: Trotz der globalen Web-Welt halten sich viele Labels noch an regionale Verkaufsgrenzen. Auch ein Grund, warum hdtracks die deutsche Dependance hdtracks.de gegründet hat.

Die Kernunterschiede

Zwei Verkaufskonzepte kennt der Markt: den Download von Musiktiteln zur zeitlich weitgehend unbegrenzten Nutzung sowie den Stream gegen eine monatliche Abo-Gebühr. Endet das Abo, endet die Nutzung.

Bislang wurden beide Geschäftsideen von verschiedenen Anbietern hochgehalten. Der französische Konzern Qobuz setzt nun auf eine Art "Hybrid"- Lösung: Streaming plus Download aus einer Hand, in der maximalen Ausbaustufe bis zum Download in Studio- Master-Qualität in 24 Bit/192 kHz, zum Teil auch in Multikanal und bald auch in DSD. Das stachelt die Mitbewerber an: Vertreter der Download-Portale überlegen schon, einen flankierenden Streaming-Dienst einzurichten.

Im direkten Vergleich fällt auf: Die Streaming-Dienste geben sich schicker, bunter, jugendlicher. Der Weg zum Abo wird dem Kunden leicht gemacht. Aber auch mit kritischen Tendenzen: So hatte Spotify lange Zeit auf einem Facebook-Account als Voraussetzung für eine Erstanmeldung bestanden. Mittlerweile ist das eine Option. Aber ein Zeichen für eine vernetzte Social-Community-Welt, in der Freunde sehen sollen, welche Musik man gerade hört.

Zudem unterstützen Hardware-Hersteller ausgewählte Streaming-Anbieter: So gab Harman auf der IFA 2014 bekannt, dass alle JBL-Authentics-Wireless-Home-Audio-Komponenten nun über eine Spotify-Connect-Anbindung verfügen. Und Samsung kombiniert seine Wireless/Multiroom-Systeme mit einem Freiabo für Deezer.

Die HiRes-Download-Portale können auf so starke Partner bisher nicht zählen. Nur Linn profitiert von der Doppelrolle als Hard-/Software-Anbieter. Doch die Schotten wollen fortan nur noch Musik des eigenen Labels über ihren Download-Store anbieten.

Die Bezahlformen

Grundsätzlich machen es alle Anbieter dem Kunden leicht, den Warenkorb zu füllen und die Kreditkarte zu zücken. Zudem wird stets PayPal als Bezahloption akzeptiert, bei den deutschen Anbietern auch das Konzept der Sofortüberweisung.


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Danach wird es komplex: Die Stores bieten ein Download-Programm auf Java-Basis an, das erstmalig installiert werden muss. Die passgenauen Anleitungen und detaillierte Frage-Antwort-Beispiele für die unterschiedlichen Plattformen (wie Windows und Mac) finden sich auf den Webseiten.

Die Download-Geschwindigkeit hängt in der Regel vom Tempo des eigenen Internet-Anschlusses ab. Paradebeispiele sagen hier wenig aus. Streaming-Freunde sollten bedenken: Wer über sein Smartphone unterwegs Musik empfängt, nutzt das vereinbarte Datenkontingent des Mobilfunk-Anbieters - und das kann Folgekosten verursachen.

Die Qualitäten

Alle haben den Trend zum besseren Klangformat erkannt. Auch die Streaming-Anbieter lassen ihre Nutzer wissen, dass es nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität geht. WiMP hat sich dabei zum "besten Musik-Streaming-Dienst mit verlustfreier Soundqualität" ausgerufen.

Statt auf komprimierte Klangformate setzt WiMP auf volle CD-Auflösung bei 16 Bit/44,1 kHz. Das gilt noch nicht als HD, steht aber für den positiven Trend. Die Anbieter haben auch erkannt, dass High-End- Fans Hintergrund-Informationen zur Aufnahme und zum Mastering schätzen; vorbildlich übernimmt HighResAudio die Dokumentation.

Die Aussichten

Download- sowie Streaming-Anbieter werden sich einander annähern. Wer die größere Vielfalt auflistet, gewinnt am Ende den Kampf um die Konsumenten. Der Nutzer wird sich individuell entscheiden, welche Klangauflösung für ihn ideal ist - und im besten Fall mehr ausgeben. Es bleibt die Frage, ob man einen Datensatz besitzen will oder seine Musik lieber im Abo nutzt. Für HiRes-Freunde gibt es hochauflösendes Material aktuell nur im Download. stereoplay listet auf den folgenden Seiten die Marktführer und spannende Newcomer auf.

Download: hdtracks

HDtracks
HDtracks
© HDtracks

Groß im Geschäft, mit großen Namen im Hintergrund: David und Norman Chesky von Chesky Records haben dieses Portal gegründet: sauber strukturiert und unterstützt von vielen Labels, aber mit unterschiedlichen Rechten für regionale Märkte. So eröffnete erst kürzlich der deutsche Store hdtracks.de. Das klingt nach einem maßgeschneiderten Konzept für die deutschen HD-Fans, birgt aber noch Verbesserungspotenzial.

hdtracks

  • hdtracks.de
  • Preisbeispiel: Bob Dylan "Blonde On Blonde", FLAC (96/24) - 18 Euro
  • Formate: AIFF, ALAC, FLAC, WAV (44,1 kHz / 16 Bit bis 352 kHz / 24 Bit)
  • Bezahlformen: Kreditkarte (Visa, MasterCard, American Express), PayPal

Die Übersetzung wurde Google überlassen. Korrektes Deutsch kommt dabei eher nicht heraus. So wird das Album des Super-Organisten Cameron Carpenter "If You Could Read My Mind" zu "Wenn Sie könnten meine Gedanken lesen". Darüber huscht ein Banner mit Werbung für Einspielungen der Deutschen Grammophon Gesellschaft, deren Titel für den deutschen Markt aber nicht verfügbar sind. Dafür gibt es echte Schnäppchen: etwa die frühe Komplettaufnahme der Beethoven-Sinfonien unter Karajan mit dem Philharmonia Orchestra in 96 kHz und 24 Bit für 25 Euro.

Download: HighResAudio

HighResAudio
HighResAudio
© HighResAudio

Auf dem deutschen Markt ohne wirkliche Konkurrenz: Über hundert Labels sind vertreten, darunter die audiophilen Vorreiter wie Stockfisch. Was zudem gefällt: umfassende Dokumentationen zum Ausgangsmaterial, verbunden mit der Qualitätsgarantie vom Firmenchef Lothar Kerestedjian: "Die hochauflösende Musik, die Sie bei uns erwerben, ist garantiert natives (originalgetreues) 24 Bit Studio Master Material... Hochgerechnetes oder konvertiertes Material nehmen wir bzw. bieten wir nicht an." Alles blitzsauber unterteilt in Genres, Labels, Neuheiten und Sonderangebote. Die Kommentare zu den Aufnahmen sind schlau, aber nicht geschwätzig anpreisend.

HighResAudio

  • highresaudio.com
  • Preisbeispiel: Cream "Disraeli Gears", FLAC (192 kHz - 16 Euro)
  • Formate: FLAC (stets 24 Bit, 44,1 bis 352,8 kHz), Surround, DSD
  • Bezahlformen: Kreditkarte (VISA, MasterCard), PayPal, giropay, Sofortüberweisung

Hier und da verteilt HighResAudio helfende Sticker wie "Must have". Wirklich clever: Viele originale Booklets hat HighResAudio - vor der Kaufentscheidung - zum ersten, schnellen, vertiefenden Blättern per Bildschirm hinterlegt.

Download: HD-KLassik

HD-Klassik
HD-Klassik
© HD-Klassik

Pur ausgerichtet auf Klassik-Freunde - jedoch gut vernetzt mit den klangstarken, unabhängigen Labels wie Divox, MDG und Harmonia Mundi. Das neuste Lieblingsprojekt des Firmenchefs und gefragten Toningenieurs Ingo Schmidt-Lucas: 3D-Aufnahmen in binauraler Kunstkopftechnik.

HD-Klassik

  • hd-klassik.com
  • Preisbeispiel: Mahler, Symphonie Nr. 5, Bayerisches Staatsorchester, Zubin Mehta, FLAC (24 Bit / 48 kHz), 5.0 Surround - 20,90 Euro
  • Formate: FLAC (16 Bit /44,1 kHz bis 24 Bit / 96 kHz), Stereo bis 5.1, DSD
  • Bezahlformen: Kreditkarte (VISA, MasterCard), PayPal, Sofortüberweisung

Der Katalog lebt auch vom Mut zur besonderen Klangaufstellung, bis hin zu 8.0-kanaligen "Aurophonie"-Aufnahmen nach der 2222plus-Philosophie des Labels MDG. Als Alleinstellungsmerkmal unter den Download-Portalen bietet hd-klassik auch greifbare Tonträger "on demand" an. Statt Download erreicht dann eine CD, eine DVD-Audio oder ein USB-Stick den Kunden.

Download: Primephonic

Primephonic
Primephonic
© Primephonic

Der Newcomer mit Potenzial: Zum einen stehen die Studiochefs und Tontechniker des Pentatone-Labels hinter diesem Portal, zum anderen zeigt primephonic, wie schmuckvoll die Ästhetik der Streaming-Portale auch bei Download-Anbietern funktionieren kann. Das ist schick und strategisch schlau gemacht im Hinblick auf Einsteiger, die nicht sofort wissen, welches Format für sie das beste ist. Hier hilft der Klick auf ein Video.

Primephonic

  • primephonic.com
  • Preisbeispiele: WAV - ab 15,50 Euro; FLAC (24 Bit / 96 kHz) - ab 21,50 Euro; DSD - 26,50 Euro
  • Formate: WAV, FLAC (24 Bit / 96 kHz), Stereo und Surround, DSD.iso
  • Bezahlformen: Kreditkarte (VISA, MasterCard), PayPal

Im Kern staffelt primephonic die Auflösungslogik der SACD: Der Kunde kann entweder die CD-Spur als Stereo-WAV-Dateien ordern oder den konvertierten SACD-Layer im FLAC-Format mit 24 Bit/ 96 kHz, wahlweise in Stereo oder Multikanal. Für die "Master"-Qualität verspricht primephonic den Download des DSD.iso-Formates - Stereo und Multikanal inklusive.

Stream & Download: Qobuz

QOBUZ
QOBUZ
© QOBUZ

Hier kommt ein neues Geschäftsmodell: Qobuz vereint Abo-Stream und Download. Schon innerhalb des Abomodells stellt Qobuz seine Qualitätsansprüche heraus. Jeder der MP3/320-kbps-Titel sei auch als FLAC in 16 Bit/44,1 kHz verfügbar. Unter den Downloads stehen nach eigenen Angaben mehr als 12.000 Qobuz Studio Masters bereit, feingerastert bis 24 Bit/192 kHz.

Qobuz

  • qobuz.com
  • Preise Stream: MP3/320 kbps: 9,99 Euro im Monat (beschränkte "Basic"-Version: 4,99 Euro) FLAC (16 Bit / 44,1 kHz): 19,99 Euro im Monat (eigene Rubrik für Klassikhörer: 14,99 Euro im Monat)
  • Download-Beispiel: Michael Jackson: Thriller (Edition Studio Masters, 24 Bit/176,4 kHz), 10,49 Euro
  • Bezahlformen: Kreditkarte (VISA, MasterCard), PayPal

Um die Ambitionen zu unterstreichen, zeigt das französische Unternehmen auf seiner Website die Edel-Hardware eines weiteren französischen Unternehmens: Mit Devialet-Komponenten steckt Qobuz bereits optisch die Zielgruppe unter den High-End-Nutzern ab. Wie steht es um die Vernetzung zwischen Abo und Download? "Alle durch Qobuz erworbenen Inhalte werden in der Qobuz Cloud gespeichert, damit man sie bei Verlust schnell wiederfinden und auf allen mobilen Geräten streamen kann."

Kritisch: Wer Kontakt sucht oder Fragen/Anworten einsehen möchte, muss sich einen Account zulegen.

Stream:WiMP

WIMP
WIMP
© WIMP

Hinter WiMP steht ein ursprünglich norwegisches Unternehmen, das über Dänemark und Schweden mittlerweile auch Deutschland erreicht hat - und bereits den Markt in England und USA anvisiert. Das herausragende Merkmal: In der höchsten Abo-Rate gibt es den Großteil des Katalogs auch in CD-Auflösung mit 16 Bit/44,1 kHz.

WiMP

  • wimp.de
  • Preisbeispiel: 25 Millionen Songs; Basic: 4,99 Euro pro Monat (PC/Mac), Premium: 9,99 Euro (alle Endgeräte, Offline-Funktion...), WiMP HiFi: 19,99 Euro (44,1 kHz/16 Bit in ALAC/FLAC)
  • Bezahlformen: Kreditkarte (VISA, MasterCard), PayPal

WiMP streamt seine Songs über PC, Mac, Handy, Tablet und direkt an Sonos, Simple Audio, Squeezebox, Apple TV, Raumfeld und Bluesound. Über www.hifisoundtesten.de kann jeder ausprobieren, ob "WiMP HiFi" mit seiner HiFi-Kombi harmoniert. Apple-Komponenten nutzen das ALAC-, alle anderen Player das FLAC-Format.

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