Ratgeber

Great Music II - Die 70er

6.7.2008 von Redaktion connect, Lothar Brandt und Malte Ruhnke

AUDIO und Bose lassen fünf Jahrzehnte HiFi- und Musikgeschichte aufleben. In dieser Folge: die Dekade von Hardrock, Disco, Plateauschuhen und Schlaghosen

ca. 3:10 Min
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Alles eine Frage der Perspektive. Auch, ob man die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, so man sie "live" miterlebt hat, als tolles oder fürchterliches Jahrzehnt erinnert. Dem einen mögen sich das palästinensische Olympia-Attentat 1972 und der dramatische "deutsche Herbst" 1977 eingebrannt haben, der andere denkt eher mit Freuden an den deutschen Fußball-WM-Sieg 1974 oder auch an den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von Camp David 1979 zurück.

In High Fidelity und Musik waren die Anlässe weniger weltbewegend, die Erinnerungen sind aber vielleicht ähnlich gespalten. So mag der eine mit wohliger Wehmut seiner ersten "Kompakt-Anlage" in Pultform gedenken, der andere noch immer den Kopf schütteln, wie er den Lautsprecher XY bloß jemals gut finden konnte.  

Rock & Pop

Die Rock-Szene fuhr zunächst die Ernte der Sixties ein. Hardrock, Artrock, Progressive Rock, Jazzrock - diese Stile und viele Mischformen wurzelten in den späten 60ern. In den 70ern standen sie in voller Blüte. Bands wie Deep Purple, Genesis, Yes, King Crimson, das Mahavishnu Orchestra: Sie alle legten in der ersten Hälfte des Jahrzehnts bahnbrechende Alben vor. 


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Die kommerziell erfolgreichste Pop-Band der 70er waren die Schweden ABBA.
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Doch der Drang ins Artifizielle erzeugte eine Gegenbewegung. Im Glam-Rock mit seinen Protagonisten T. Rex, Sweet, Slade, Suzie Quatro fanden einfachere Gemüter stupide Stampfrhythmen, Mitgröl-Refrains und schrille Kostüme zum Reiz-vollen, schnellen Konsum - und nicht zuletzt den Soundtrack für lebensfrohe Teenager-Partys. "No Future" war noch weit.

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Linn entwickelte mit dem LP 12 einen puristischen und bis heute gebauten Klassiker der Vinyl-Geschichte.
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In Deutschland fiel 1972 endlich die Preisbindung für das Kulturgut Langspielplatte.  Jetzt wurden die schwarzen Scheiben langsam auch für Taschengeld erreichbar, auch die entsprechenden Abspielgeräte standen in dem einen oder anderen Jugendzimmer. inen oder anderen Jugendzimmer. Der Siegeszug des Transistors und die rege Exporttätigkeit Nippons machten es möglich. "Made in Japan" prangte auf immer mehr und immer besseren Geräten. Doch noch konnten sich deutsche und schweizerische Traditionsfirmen am Markt bestens behaupten.  Auch eine US-Firma fasste immer besser Tritt auf deutschem Boden. Bose konnte die Geschwister der damals schon fast legendären 901, die voluminöse 501 und die kompakte 301, prima verkaufen. 

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Die Revox B 77 markierte einen Höhepunkt in der Tonbandtechnologie.
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HiFi wurde zur Boom-Branche - denn Anfang der 70er war erst ein Viertel der deutschen Haushalte mit einer Stereo-Anlage ausgerüstet. Doch der kaufwillige Verbraucher sollte gleich weiter aufrüsten: Vier Boxen in den Raumecken statt zwei im Stereodreieck, nur das brächte wahren Raumklang bei Klassik oder coolen Rundum-Sound bei Pink Floyds "Dark Side Of The Moon", beschwor die Industrie die Möglichkeiten der Quadrophonie.

Systemkriege

Von Anfang an erschwerte aber ein Systemkrieg deren Einführung, allein beim Tonträger LP stritten drei miteinander unverträgliche Systemwelten um die Vorherrschaft. Dank der Marktmacht von Firmen wie CBS oder EMI erlangte das stereokompatible SQ-System schnell eine breite Bedeutung. Hartgesottene Quadro-Fans blieben wegen der mangelnden Kanaltrennung skeptisch und propagierten neben Tonbändern das auch als Quadradisc bekannte CD-4-System von JVC und RCA. Das wiederum war zu kompliziert: Saubere Wiedergabe erforderte neben einem ultraschalltauglichen Tonabnehmer eine genaueste Justage. 

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Mit dem schillernden "Dark Side Of The Moon" beamten Pink Floyd einen Fixstern der Popkultur in die Umlaufbahn.
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Obwohl Künstler wie Pink Floyd, Santana, Frank Zappa und Herbert von Karajan sich stark für die Mehrkanaltechnik einsetzten, hatte die Mehrheit der Musikhörer vom Format-Hickhack genug und wandte sich wieder der Zweikanalwelt zu. Die Mehrkanaltechnik wanderte ab 1977 ins Kino: Mit "Star Wars / Krieg der Sterne" begann das Dolby-Surround-System seinen Siegeszug als Filmton-Format.

Doch auch in der Musikwiedergabe wirkten die Rundumklang-Ideen weiter: So versuchte Bose mit der stetig verfeinerten Direct/Reflecting-Technologie oder dem "Spatial Expander", räumliche Klänge auch aus Stereo-Quellen im Hörraum zu generieren.

Raumklang

Am Urgestein 901 entwickelten die Amerikaner munter weiter. Ab Series III (1976) hielt die "Akustische Matrix" Einzug: Nur das Gehäuse-Äußere bestand noch aus Holz, im Inneren erhielt jedes der neun Einzelchassis - jetzt  mit der hochkant gewickelten "Helical"-Schwingspule - seine eigene Kunststoff-Kammer. Ergebnis: ein verbesserter Wirkungsgrad - die 901 kooperierte jetzt auch mit schwächeren Verstärkern.

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Die Bose 301 machte die "Direct/Reflecting"-Technologie erschwinglich - sie wurde zum Verkaufsschlager.
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 Die Musikwelt erlebte derweil einen gewaltigen Lärmschub. Diskotheken fuhren mit der damals aktuellen Tanz-Mucke immer infernalischere Pegel. Und seit Ende 1976 dröhnte eine neue Radau-Musik aus England herüber. Punk fegte innerhalb kürzester Zeit die meisten alten Langweiler ("Boring Old Farts") des Rockgeschäfts aus dem Ring.

Doch die Alten Herren schlugen zurück. Die besonders heftig attackierten Pink Floyd standen zum Jahrzehntwechsel 1979/80 weltweit ganz oben - die meisten Punks waren da schon Geschichte. Wie man das heute findet: Auch das ist eine Frage der Perspektive. 

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